Guten Abend Roger,
stell Dir eine weiß und eine rot grundierte Leinwand vor. Auf beide willst Du jetzt die japanische Nationalflagge malen. Auf die weiße malst Du also mit roter Farbe einen Kreis. Das ist stark vereinfacht das Prinzip der additiven Malerei, der rote Kreis ist eine additive, also hinzugefügte Fläche. Jetzt nimmst Du die rote Leinwand, klebst eine Schallplatte darauf und bemalst die ganze Fläche mit weißer Farbe. Danach entfernst Du die Schallplatte wieder und auch jetzt siehst Du einen roten Kreis. Den hast Du aber nicht aufgetragen, sondern durch das Übermalen der ganzen Leinwand zum Leben erweckt, Du hast also die rote Fläche außerhalb der Plattenfläche mit der weißen Farbe sozusagen abgetragen und wegen der Platte am Ende auch eine japanische Flagge erhalten, mit einem roten Kreis, der aufgrund dieser Maltechnik als subtraktive Fläche bezeichnet werden kann.
Übertragen wir das Beispiel noch etwas vereinfachter auf Illustrator. Zeichne ein schwarzes Quadrat, das ist die additive Fläche. Zeichne nun vier schwarze Rechtecke so angeordnet, daß sie einen Rahmen für eine weißes Rechteck (Papierfarbe) bilden. Nun möchtest Du diese subtraktive Fläche, die im technischen Sinn aber gar kein Flächenobjekt ist, mit einer Farbe füllen. Da die weiße Fläche eben kein Objekt ist, kannst Du sie auch nicht mit einer Farbe füllen, also muß zunächst ein deckungsgleiches Objekt her. Klar, in diesem einfachen Beispiel wirst Du schnell ein entsprechend großes Rechteck aufziehen und die Sache ist erledigt. Handelt es sich aber bei den subtraktiven Flächen um komplexe unregelmäßige Formen, geht es nicht mehr ganz so leicht von der Hand, das entsprechende Objekt für die Füllung zu erstellen. Und dafür sind dann die in den letzten Beiträgen beschriebenen Methoden nützlich, sie nehmen Dir diese zeitaufwendige Arbeit ab. Also, zurück zu den vier schwarzen Rechtecken. Wende darauf den Pathfinder-Befehl "Fläche aufteilen" an (beachte, daß der beschriebene Punkt in den Pathfinder-Optionen deaktiviert ist). Das ist auf den ersten Blick keine besonders aufregende Sache, denn viel scheint sich bzgl. der subtraktiven Fläche nicht verändert zu haben. Ein Blick in die Ebenenpalette zeigt aber, daß bei dieser Operation ein zusätzliches Objekt hinzugefügt wurde, und zwar genau in den Außmaßen und in der gleichen Position wie die zuvor "fiktive" Fläche. Und die kann jetzt natürlich ganz normal gefüllt werden.
Das Ganze klappt auch wie beschrieben mit Konturen und um den Nutzen noch zu verdeutlichen, stell Dir ein wirres Netz vor, das sich aus tausenden von geschlängelten Einzelkonturen zusammensetzt. Aus irgendeinem Grund sollen jetzt die subtraktiven Flächen, die von den Konturen begrenzt sind, mit unterschiedlichen Farben gefüllt werden. Per Hand bräuchtest Du alleine für die Konstruktion der Objekte eine halbe Ewigkeit, mit dem Pathfinder wäre es eine Sache von ein paar Sekunden.
Mit freundlichem Gruß
Kurt Gold
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