Hallo Tim,
da Deine Frage viele Teilaspekte tangiert, fange ich mal mit ein paar einzelnen Teilaspekten an, ohne Anspruch auf Vollständigkeit...
Barrierefreiheit ist keine handgestrickte Sonderlocke für bestimmte Personenkreise, sondern eine technische Grundlage um Informationen bzw. Inhalte, die von manche Personen (immer oder unter bestimmten Bedingungen) nicht ohne weiteres gefunden oder wahrgenommen werden können, möglichst weitgehend zugänglich zu machen. Das Ergänzen nicht-textlicher Informationen/Inhalte durch eine Textentsprechung ist hierbei nur ein Teil der erforderlichen Vorkehrungen.
Diese technische Grundlage insgesamt kann dann u.a von speziellen Werkzeugen genutzt werden, um einer bestimmten Person einen besseren Zugang zu den Informationen/Inhalten in einem Dokument zu ermöglichen. Der Klassiker ist der sog. Screenreader, mit dem Personen mit wenig oder gar keinem Sehvermögen Dokumente konsumieren. Hier gibt es mehrere Produkte, mit umfangreichen jeweils unterschiedlichen und weitgehend konfigurierbaren Einstellungen (man muss sich als Blinder die Alternativ-Texte nicht vorlesen oder auf der Braille-Zeile ausgeben lassen, wenn man das nicht will; andersherum wird es schwieriger: wenn keine Alternativ-Texte vorhanden sind, kann man sie sich auch dann nicht vorlesen lassen, wenn einem das gerade wichtig wäre). Übrigens: "die Blinden" sind im Prinzip die kleinste Gruppe unter den Personen, die ohne Einsatz spezieller Technologien Dokumente nicht oder nur stark eingeschränkt konsumieren können.
Bei Alternativtexten entscheidet letztlich der Autor des Dokumentes, für welche nicht-textlichen Inhalte ein Alternativtext vorhanden sein soll, und wie er beschaffen sein soll. Das Ziel ist, allen Lesern (s)eines Dokumentes einen gleichwertigen Zugang zum Dokument zu ermöglichen.
Zu Acrobat: die Vorlesefunktion funktioniert auf dem Mac seit Jahren praktisch gar nicht, verschwende keine weitere Zeit darauf, sie auszuprobieren.
Meines Wissens gibt es auf Mac keine ausgereifte Screenreader-Technologie für PDFs (das eingebaute VoiceOver hat insbesondere bei Nutzung mit PDF-Dokumenten via Vorschau-Programm zu viele Einschränkungen).
Du könntest ersatzweise das getaggte PDF mit Hilfe von pdfGoHTML (kostenloses Plug-In für Adobe Acrobat) als HTML im Browser öffnen, und dann mit VoiceOver das HTML vorlesen lassen (das dürfte ganz gut funktionieren, und entspricht sehr weitgehend dem, was auf Windows ein Screenreader-Nutzer erhält, der NVDA, JAWS oder ähnliche Werkzeuge für das Lesen von PDF-Dokumenten einsetzt).
Olaf
als Antwort auf: [#558758]