Guten Morgen!
Wir haben in meiner letzten Agentur auch ein Vierteljahr mit Hybridlogos experimentiert, ich kann nur abraten. Das andere System – eine Datei für einen Zweck – ist ein bisschen sicherer, nicht mehr und nicht weniger (ich rate ein bisschen weniger ab).
Hybrid-Logos aus Spotfarben mit manuell angepassten CMYK-Werten geht schief, wenn nicht alle Mitarbeiter der Agentur und nachfolgende Dienstleister 100% firm in Farbmanagement sind, und es nicht "den" CMYK-Wert für alle Zwecke gibt, wie macbookmatthes schon schrieb. Der eine Reinzeichner hats eilig und konvertiert dann nach CMYK im verknüpften Logo (natürlich mit Speichern), weil er im Hinterkopf hat, in der Logodatei sei ein brauchbares CMYK hinterlegt, im nächsten Dokument nimmt er den Pantoneton aus der Farbtafel und konvertiert dann das Farbfeld, weil er es letztens im Logo ja auch so gemacht hat, und schon haste zwei CYMKs im Rennen, und ein Jahr später wird das Dokument recycelt, die Farben gar nicht mehr konvertiert, weil, is ja schon CMYK... Und der nächste wundert sich, warum in der Pantonedatei nur CMYK drin ist... alles gesehen und erlebt.
Besser bin ich damit gefahren, je ein Logo für jeden Zweck zu machen. Bei Wechsel des Druckverfahrens haben wir dann einfach die passende Datei platziert, bzw. der Reinzeichner konnte anhand des Dateinamens schon in der Verknüpfungspalette sehen, was im Logo drin ist. Weil keine Profile dran waren, gabs auch keinen Ärger mit ungewollten Farbkonvertierungen, so dass auch unsere Nicht-Farbmanagement-Kundigen eine farblich taugliche Reinzeichnung machen konnten. Die Dateien hießen dann:
kunde-logo-2c-Lab.eps (Masterfile mit Lab-Farben)
kunde-logo-2c-coated.eps (Pantone whatever)
kunde-logo-2c-coated-metallic.eps (ggf.)
kunde-logo-2c-uncoated.eps
kunde-logo-4c-cmyk_coated_F39.eps
kunde-logo-4c-cmyk_coated_F27.eps
kunde-logo-4c-cmyk_uncoated_F47.eps
(usw., jeweils als EPS/Illu8, AI/Illu10-ohne-Schickschnack, Druck-PDF-ohne-X)
Diese Systematik ist flexibel, ausbaufähig und im Finder/Explorer sortierbar. Und ist geeignet, die Produktionssicherheit zu erhöhen. Für uns als Corporate-Design-Agentur lag es nahe, diese Systematik auf auch auf den Anwenderkreis "Kunde" auszuweiten, also:
...Für Screenanwendungen und Internet:
kunde-logo-sRGB-150px-trans.png
kunde-logo-sRGB-150px.jpg
kunde-logo-sRGB-150px.gif
(und das Ganze nochmal für 250px und 600px)
..und für Office:
kunde-logo-sRGB-5cm.tif
kunde-logo-sRGB-5cm-grau.tif
kunde-logo-sRGB-5cm-strich.tif
(bei 600ppi und das Ganze nochmal für 10cm und 20cm)
Das Ganze haben wir dann dem Kunden auf Silberscheibe im attraktiven DVD-Cover mit kompletter Doku in zweifacher Ausfertigung ausgehändigt. Die Doku erläutert den DVD-Inhalt in einfacher Sprache von zwei Seiten: einmal wofür die einzelnen Dateien jeweils gut sind, und einmal, welche Datei der Kunde nehmen soll, wenn er Briefbögen/Anzeigen/LKWs/Kafeetassen/etc. drucken will – und dass er bei allen anderen Dingen uns jederzeit anrufen kann und im Zweifel seinem Dienstleister die ganze DVD gibt, und wenn das zeitlich nicht reicht, soll er die F39- und die 2c-Pantone-Datei per Mail verschicken. So haben wir uns das gedacht, und dass wir damit die Welt retten, natürlich.
So eine DVD-Hülle sieht geil aus im Regal, der Kunde "hat sein Corporate Design in der Hand" – aber es hat gefühlt nie ein Kunde oder Dienstleister gelesen. Regelmäßig ein dreiviertel Jahr nach Einführung des neuen CD kam dann die Anfrage per Mail, ob wir dem Kunden nochmal sein Logo senden können – ohne Angabe, wofür... oder wir sahen seine Word-Anzeige mit verpixeltem Logo in schreienden Farben in der Zeitung...
Meine Moral von der Geschicht: Auch "eine Datei pro Zweck" ist nicht für alle Lebenslagen gut. Man einige sich hausintern auf eine Konvention, wie mans machen will, aber gebe es auf, mit einem "System" die Welt retten zu wollen.
Schönes Wochenende!
Carsten.
als Antwort auf: [#455593]