Wenn ich eine Datei geliefert bekomme, die ein Bild beinhaltet, was für den Tiefdruck separiert wurde, jedoch mit ISOcoated geprooft wurde, dann wird in der separierten Belichtung für den Druck eine verfälschte Tiefdrucksseparation abgebildet. Dies ist grundsätzlich falsch und muss in der Bilddatei berichtigt werden. Also in diesem Fall von einem (angehängten Profil) in den Zielfarbraum konvertieren. Erst jetzt kann ich davon ausgehen, dass im Druck das gleiche Bildergebnis erreicht wird, wie es der verbindliche Proof anzeigt.
Bei Bildern in einer Datei, an denen kein Profil angehängt wurde, muss man davon ausgehen, dass der Anwender nicht unbedingt ein Profi in PSH gewesen ist. Hier gibt es zwei Möglichkeiten, dem Farbraum, in dem das Bild vorliegt auf die Spur zu kommen:
1. Anwender anrufen, nach PSH Farbeinstellungen fragen und sich erkundigen welche Schritte der Anwender bei der Bildbearbeitung hinsichtlich der Farbkonvertierung gegangen ist.
oder
2. Raten, welche PSH-Einstellungen und Verarbeitungswege das Bild durchlaufen hat.
Abhilfe:
1. Proof erstellen, das Bild dabei im Originalzustand belassen
2. Proof mit konvertiertem Bild (von vermutetem Profil oder hinterfragten Arbeitsfarbraum des Kunden nach ISOcoated) erstellen und mit dem ersten Proof vergleichen
Vermutungsansatz:
1. Kunde ist absoluter Laie, arbeitet mit einer älteren Version von PSH, dann kann man davon ausgehen, dass die Farbeinstellungen unverändert seit der Installation geblieben sind, als Standard für WEB-Grafiken (sRGB/SWOP).
2. Kunde hat Version 7 oder höher und die Farbeinstellungen nicht verändert, dann wird Adobe RGB und das CMYK-Profil "Euroscale coated" eingestellt sein.
3. Bild wurde auf einem Trommelscanner der älteren Bauart erstellt (meist bei sog. "alteingesessenen Reproanstalten" der Fall und vom Farbrechner des Scanners in CMYK separiert. In diesem Fall ist es unwahrscheinlich, dass man ein Quellprofil von der Reprobude erhält und sollte beim Öffnen das Bild in den Arbeitsfarbraum (normalerweise ISOcoated) konvertieren. Das Ergebnis im Proof und im Druck ist hier jedoch nicht mehr kontrollierbar.
Die Vermutungsansätze 1 und 2 können an einem kalibrierten Monitor als Quellprofil ausprobiert und beurteilt werden. Dabei kann die Wahrscheinlichkeit, in welchem Arbeitsfarbraum das Bild zuletzt vorlag eingegrenzt oder sogar entschieden werden (sofern keine weiteren Informationen vom Kunden zu erhalten sind)
Bleibt nur die Hoffnung übrig, dass sich das verbindliche Handling von Farbe im Workflow auch in "professionellen Reprostudios" durchsetzt.
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Bei Licht betrachtet ist auch der Leithammel nur ein Schaf
als Antwort auf: [#123599]
(Dieser Beitrag wurde von Rumo am 18. Nov 2004, 17:02 geändert)