Hallo GPO,
Was soll ich sagen...
für die Tagesproduktion mach ich einen weiten Bogen um ICC gestütztes CMM!
Oder anders gesagt, wenn ich den roten Faden selber gefunden hätte, der sich wirklich von vorne bis hinten durchzieht, hät ich's wahrscheinlich schon zum Besten gegeben.
Es ist aber nunmal so ,das es erstens noch nicht wirklich durchgehend funktioniert und das wenn man mal einen Parcour auf die Beine gestellt hat, auf dem man für einen konkreten Fall heil hindurchkommt, ist der auch nicht per 3-5 Profile zusammenklicken in irgendwelchen CMM Menues erledigt.
Es entstehen hochsensible Workflows die auf genau eine Weise zuverlässig funktionieren, mit dem Unterschied zu früher (da war der Workflow auch von vorne bis hinten durchgemessen und kalibriert), kann man nun an zig stellen rumfutteln und alles vermurksen.
M.E. ist CMM zur Zeit weder eine Vereinfachung noch erhöht es die Produktionssicherheit.
Was das häufigere einklinken angeht... auch meine Kunden meinen mit CMM in der Vorstufe was zu sparen, also muss ich mir nebenbei auch noch meine Brötchen verdienen.
Allerdings verlange ich inzwischen für jedes angelieferte Bild in dem ein falsches Profil (SWOP bei CMYK oder SRGB bei Scanns) steckt, das selbe wie für einen Scann.
Wenn ich mir dann threads durchlese wie den mit deinen Messingfarben... Kopfschüttel!
Wie kann man ohne Referenz einfach auf irgendwelche Profile von der Stange zurückgreifen, ohne das ganze dann auch mal zu proofen?
Das soll jetzt nicht heissen das ich das ganzer CMM für Unfug halte. Das Konzept per Profil die v0orkommenden Farbräume zueinander in Relation zu bringen und Aus und Eingabegeräte über das selbe Werkzeug zu kalibrieren macht durchaus Sinn. Wer aber glaubt ohne Kalibration bzw. per Adobe Gamma und dem mitgelieferten Druckerprofilen zu einem Soft- und Hardproof tauglichen Workflow zu kommen, der kann auch gleich glauben das alle Drucker und Monitore per se verbindlich sind.
Isocoatedsb.icc beinhalted letztendlich nur zweierlei
1. Eine Separation, also Wandlung von RGB nach CMYK mit 350% max Flächendeckung, 100% Max Schwarz, schwarz Länge von 9 und Breite von 5 wie man es sich in Printopen selbst nachbauen kann. Desweiteren enthält das Profil eine Lab Definition für normgerecht angefertigte Offsetdrucke auf Papiertyp 1 oder 2 mit 115g bei 60er Raster, von knapp 1500 verschiedenen CMYK Wertekombinationen. Aus dieser Auswahl wird ein Profil berechnet, das dann jede der 16,7 Mio möglichen RGB Kombinationen in CMYK Werte wandelt.
Das bedeutet, das einzige was dieses Profil verbindlich leistet, ist das man für die 1500 CMYK Kombinationen einen Lab Wert hat. Alles weitere hängt schon wieder von Arbeitsfarbraum, Konvertierungsmodul, Renderingintent, Quellfarbraum, und allen sonstigen irgendwo verdrehbaren Optionen ab.
Im Zusammenspiel mit einem ordenlichen Monitorprofil das die RGB Signale so verbiegt das definierte Lab Werte auf der Mattscheibe erstrahlen, kann ich durch die Konbination dieser beiden Profile auf dem Monitor den Lab Wert für eine CMYK Kombination erzeugen, den auch der normgerechte Druck aufweist.
Komplizierter wird es dann bei der Proofer-Anpassung, denn die geht über drei Instanzen, Nämlich Linearisierung des Gerätes, Kalibration des Geräts und anschliessender Farbanpassung, wobei die sich nochmal über einige messtechnische Durchgänge und ein anschliessendes optisches Tuning unterteilt.
Grundsätzlich beruhen sämtliche Kalibrationen auf dem selben Procedere.
Man nehme eine Referenz (die uns die Fogra nun seit einem 3/4 Jahr für ISO coated vorenthält)
Das bedeutet praktisch, das man mal 'ordentlich' die Altona Testform nach bestem Wissen und gewissen druckt, und zwar solange bis man einen hat, der zumindestens mal bei 99% der Messfelder, den Lab Werten die in der ISOcoatedsb hinterlegt sind entsprechen. (merkst du was?)
Jetzt hast du erstmal das Ziel wo du hinwillst.
Als nächstes wird der Drucker Linearisiert, das heist es wird geprüft, wieviel Farbe die Farb- Drucker-Papier Kombination überhaupt aushält, und ob die Farbabgabe von 0 bis 100% (nicht zu verwechseln mit den Prozentwerten bei CMYK) gleichmässig und linear ist. Das heißt der Drucker fängt an bei 1 Farbe abzugeben und bei 99 sich noch von 100 zu unterscheiden(Das 1% ist zB. eines der großen Mankos der Laserdrucker, da sich das gemeine Tonerpartikel nicht allein aufs Papier traut. da gehts dann erst bei 4 oder 5 Prozent los, wenn sich mehrere zuzsammenrotten können). Dazwischen wird eine Relation erstellt inwiefern 60% das doppelte von 30% ist. Bei Conbsumer Druckern scheitert man hier schon daran das man den Drucker garnicht roh angesprochen bekommt, ohne das nicht schon irgendwas an den Düsen rumoptimiert.
Jetzt kommt der Schritt der Kalibration des Druckers. Das ist eigentlich nicht zwingend nötig, ist aber Voraussetzung dafür das Profile zwischen gleichen Druckern ausgetauscht werden können, bzw. erlaubt die Schnelle Kontrolle nach Wartungs und Reparaturarbeiten oder neuen Materialmargen, abzuklopfen ob sich der Drucker überhaupt noch im korrekten Grundzustand befindet.
Absolut unverzichtbar wird dieser Schritt wenn auf einem Proofer mehrere Farbsimulationen nebeneinander verwendung finden sollen. Wäre er nicht Kalibriert, so wären alle Anpassung erneut fällig, wenn sich irgendwas am Gerät/Material ändert. Dank kalibrierung wird nach einer Änderung per Kalibration dafür gesorgt, das der selbe Ausgangzustand wiederhergestellt wird und alle Anpassungen funzen wieder :-)
Der 3 und Arbeitstechisch aufwendigste Schritt ist nun die Farbanpassung.
Es wird die als Referenz vorliegende Testform im kalibrierten Zustand gedruckt. Diese wird per Spektralphotometer ausgemessen und mit denen der Referenz verglichen. Aus den Differenzen zwischen soll und ist wird ein Korrekturprofil errechnet, das quasi für jedes Messfeld eine Korrektur zur Referenz hin enthält. Dieses Profil wird für den nächsten Proof verwendet und das jetzt hoffentlich schon näher an der Referenz liegende ERgebnis erneut vermessen und wieder mit den Referenzwerten verrechnet. Das hab ich hier bis zu 12 mal je Anpassung durchexerziert. Denn irgendwann kommt man in bereiche wo man meint das man spinnt, da man die Toleranzbereiche von Papier, Farbe, Drucker aber auch Messgerät und Messaufbau erreicht, und die Werte sich nicht mehr wirklich verbessern lassen.
Anschliessend muss man dann trotz Messtechnischen Optimalerten noch unterschiede zwischen Referenz und Proof zeigen. Das ist in erster Linie auf unzulänglichkeiten des Lab Systems zurückzuführen, da bestimmte Farben (Papierweiss, Grauachse) nämlich unterhalb Delta E= 1 doch noch zu unterscheiden sind, und Metamerien die im Messgerät einen anderen Farbeindruck erzeugen als im Auge. Gute Profilsoftware erlaubt nun das Tunen indem z.B. das Papierweiss trotz korrekter Messwerte auf einen optisch ansprechenden Wert verbogen wird (inkl. oder exkl. der Beinflussung der gedruckt Farben, deren Farbeindruck ja auch von der Farbe des Bedruckstoffs beeinflusst werden).
So jetzt reichts mir erstmal.
Was die Verständlichkeit meines Geschreibsels angeht: Ich bin kein Schriftsteller, noch Sachbuchautor und schreibe dieses Beiträge aus dem Kopf (greife nur bei konkreten Werten wie der obigen Separation für ISOcoatedsb auf Literatur zurück) und habe am Anfang eines Postings (aber auch nicht am Ende) ein Konzept. Dises vermisse ich aber auch in der kompletten Literatur zu diesem Thema, das mir bis jetzt in die Hände gefallen ist. Gebe aber auch zu, das mir für dieses komplexe Thema bis jetzt keines eingefallen ist, um es dem Laien schonend beizubringen.
MfG
Thomas
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