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Stauchen oder andere Type?

Wolfgang Reszel
Beiträge gesamt: 4170

19. Mai 2003, 13:24
Beitrag # 1 von 13
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Hi,

Sagen wir mal es gibt den Fall, dass eine lange Headline groß auf schmalen Raum gesetzt werden soll. Nun ist leider kein Condensed-Schnitt der Schrift (z.B. Frutiger) vorhanden, was haltet ihr für typografisch vertretbarer:
1. Man verwendet den Bold-Schnitt und staucht ihn im Programm
2. Man nimmt einen Condensed-Schnitt (z.B. Helvetica Condensed Bold) einer ähnlichen Schrift

Wolfgang
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Stauchen oder andere Type?

donkey shot
Beiträge gesamt: 1416

19. Mai 2003, 14:37
Beitrag # 2 von 13
Beitrag ID: #35872
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Wer sagt, daß es die Frutiger nicht in condensed gibt? Das sind die Schnitte mit der Sieben am Ende. Also, z.B. 47 Light Condensed.

Schriften würde ich grundsätzlich nicht nicht-proportional Skalieren, daß ist ein ziemliches Sakrileg. Das Problem, ist, daß der Charakter der Schrift einfach sehr darunter leidet. Schließlich hat ein Schriftgestalter mal sehr lange daran gesessen, eine Schrift so zu gestalten, daß sie in den Strichstärken optisch ausgeglichen wirkt - eine Arbeit, die oft Jahre dauert und die Du dann mit einem Mausklick zunichte machst.

Ich würde mich wirklich für eine andere Schrift entscheiden, was oft nicht einfach ist. Aber für solche Aufgaben gibt es ja eben Designer. ;)

Wenn Du den gestalterischen Freiraum hast, kannst Du ja auch eine kontrastierende Schrift wählen. Z.B. eine Serifenschrift zu einer Serifenlosen. Das sieht manchmal sehr viel besser aus, als wenn man krampfhaft nach einer passenden Schrift aus der gleichen Schriftfamilie sucht, die dann ähnlich (aber eben nicht ganz) aussieht. Da ist ein bewußter, deutlicher Bruch besser, als eine Irritation ("Hä, warum hatter da denn jetzt ne etwas andere Schrift genommen?")

grüsse

Christof


als Antwort auf: [#35860]
(Dieser Beitrag wurde von donkey shot am 19. Mai 2003, 14:38 geändert)

Stauchen oder andere Type?

otis
Beiträge gesamt: 459

19. Mai 2003, 15:47
Beitrag # 3 von 13
Beitrag ID: #35876
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wenn es überhaupt nicht passt, dann würde ich einen anderen schriftschnitt nehmen.

fießtext (8-10pt) unterschneide ich bis maximal -0,3pt aber dieses auch nur, wenn eine zeile unbedingt so enden muss wegen zb. hurenkindern ,schusterjungen oder einfach ein hässliches loch im text.

in headlines kann man zb versuchen leerschläge zu unterschneiden oder bei buchstaben wie Va, Te wo eh hässliche löcher entstehen.


als Antwort auf: [#35860]

Stauchen oder andere Type?

Wolfgang Reszel
Beiträge gesamt: 4170

19. Mai 2003, 16:07
Beitrag # 4 von 13
Beitrag ID: #35881
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Hi Christof,

klar weiß ich, dass es die Frutiger auch Condensed gibt, es war nur so ein Beispiel um halbwegs ähnliche (nein, nicht schlagen) zu nennen. Mir ist auch klar, dass starkes Stauchen eine 'Todsünde' ist. Doch leider gibt es manchmal eben keine Wahl. Das mit einer stark abweichenden Schrift klingt logisch, doch was ist, wenn ein Kunde das nicht will. Also ich habe mal ein kleines Beispiel bereit gestellt. Die Schrift im Textblock ist die Frutiger.

http://www.rumborak.de/hds/stauchen.gif oder besser
http://www.rumborak.de/hds/stauchen.pdf (110 k)

Wolfgang


als Antwort auf: [#35860]

Stauchen oder andere Type?

donkey shot
Beiträge gesamt: 1416

19. Mai 2003, 16:49
Beitrag # 5 von 13
Beitrag ID: #35886
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Spontan gefällt mit das erste Beipiel (erstaunlicherweise) am wenigsten. Die anderen sind besser, aber zur Frutiger passen sie nicht so.

In dem Beispiel läßt sich aber mit der Spationierung (und ein ganz wenig weniger Zeilenabstand) noch ne ganze Menge machen. Was ist es denn eigentlich? Eine Anzeige, ein Zeitschriftenlayout?

Meine Fragen wären erstmal noch: Könnte man die Headline-Schrift nicht noch ein wenig kleiner machen?
Muß die zentriert sein? (Würde linksbündig kompakter wirken)
Läßt sich da redaktionell noch was machen? (Kürzere und prägnantere Headlines/limitierte Wortanzahl als redaktionelle Vorgabe)

Und noch ein Hinweis: Die Spalten sind auch für anständigen Blocksatz schon verdammt schmal.

Was bemerkenswert ist: Die gestauchte Frutiger sieht nicht mehr aus wie eine Frutiger, sondern fast wie eine bestimmte andere Schrift (weiß gerade nicht ob Block Cond., Berliner Grotesk oder Erbar).

Das Problem ist übrigens auch, daß man den negativen Effekt des Stauchens am Bildschirm oft gar nicht sieht, sondern erst im Ausdruck. Und dann aber gewaltig.

grüsse

Christof


als Antwort auf: [#35860]

Stauchen oder andere Type?

Wolfgang Reszel
Beiträge gesamt: 4170

19. Mai 2003, 17:16
Beitrag # 6 von 13
Beitrag ID: #35890
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Hi,

also wir hatten mal eine schmale Anzeige, wo das Problem war, dass dort ziemlich lange Fachbegriffe verwendet wurden, welche sich schlecht trennen ließen. Leider habe ich da keinen Zugriff auf die Anzeige und weiß auch nicht, wo sie zu finden ist, deswegen habe ich mal kurz versucht ein kleines Beispiel mit Illustrator zu stricken. Ich habe da eigentlich keine Feinarbeit reingesteckt, ich wollte es nur verdeutlichen.

Das schwirrte mir immer wieder im Kopf herum, weil ein Mitarbeiter die Impact verwendet hatte, Chef und ich aber für die gestauchte Variante waren. War aber nicht ganz nicht so stark gestaucht, wie in meinem Beispiel. Da sieht sie ja fast aus wie die Antique Olive.

In der GIF-Version habe ich die Schriftgröße etwas erhöht, damit die Buchstaben noch als Frutiger durchgehen, deswegen wirkt die Spalte so schmal. Optimierbar ist das Beispiel, keine Frage.

Im Grunde wollte ich ja nur, dass das Typo-Forum auch gleich mit Typo-Themen startet und sich nicht nur mit "Welche Schrift ist das" füllt. ;)

Wolfgang


als Antwort auf: [#35860]

Stauchen oder andere Type?

Christoph Grüder
Beiträge gesamt: 1929

19. Mai 2003, 22:56
Beitrag # 7 von 13
Beitrag ID: #35953
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Hallo Wolfgang,

wie Christof schon sagte: Eine Schrift darf auch einmal in einer kleineren Schriftgröße angewandt werden. Ich starte je nach Medium und Plakativität der Headline mit 14-24 pt. Da jede Schrift unterschiedlich gut lesbar ist, hilft es meistens nicht wirklich viel, die Schrift zu stauchen oder die Spationierung zu verringern. Bei allzu vielen Print-Beispielen fällt mir eine übergroße Headline zu allererst eher negativ auf. Soll denn der Leser wirklich angebrüllt werden?
Condensed-Schnitte helfen nur bedingt. Aus umfangreichen Tests musste ich erfahren, dass eine Condensed nicht wesentlich mehr Text aufnehmen kann (zumindest in einer Headline) und die elegantere Lösung darin liegt, typografische Vorgaben zu machen, an die sich der Redakteur halten soll um handlichere Headlines zu formulieren. Wenn es sich dabei um wissentlschaftliche Texte mit langen Fachbegriffen handelt, würde ich auch die Spaltenbreite ein wenig großzügiger halten.

herzliche Grüße,
Christoph Grüder

("David Carson ist die Akne der Typografie" – Erik Spiekermann)


als Antwort auf: [#35860]

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donkey shot
Beiträge gesamt: 1416

20. Mai 2003, 05:29
Beitrag # 8 von 13
Beitrag ID: #35963
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>> ("David Carson ist die Akne der Typografie" – Erik Spiekermann)

Also ich fand den Carson an sich eigentlich nicht in allem so schlecht. Aber alle die tausende, die ihn plötzlich nachgemacht haben, könnte man als Akne bezeichnen. Naja. Leider gibts kein Clearasil gegen schlechte Typo. }:(

grüsse

Christof


als Antwort auf: [#35860]

Stauchen oder andere Type?

Christoph Grüder
Beiträge gesamt: 1929

20. Mai 2003, 07:57
Beitrag # 9 von 13
Beitrag ID: #35974
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Hi Christof,

also wie es zum Zitat kam: Erik Spiekermann sinnierte darüber, dass sich die Typofgrafie seit der Erfindung des Desktop-Publishing neu erfindet. Demnach seien wir jetzt (es war 1998) in der Pubertät angelangt, also zu Zeiten des David Carson war die Typografie nach seiner Rechnung ca. 15 bis 17 Jahre alt.
Nun, heute sind wir also ca. 23, ein wenig reifer?

herzliche Grüße,
Christoph Grüder


als Antwort auf: [#35860]

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Ulrich Schiemann
Beiträge gesamt: 350

21. Mai 2003, 14:23
Beitrag # 10 von 13
Beitrag ID: #36239
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Ja, auch ich bin für Condensed-Schriften. Aber nur bis zu einer gewissen Satzbreite, soll ja auch noch leserlich sein. Was mich aber immer wieder ärgert: Condensed-Schriften werden zusätzlich noch mit einem Wert auf bis zu 75% zusammengedrückt.

Lest ihr ab und zu noch die guten "Hausfrauen"-Zeitschriften? Früher war die Cooper Black als Überschrift in solchen Zeitschriften sehr beliebt. Da wurde die Schriftbreite schon mal auf oben genannte Werte reduziert. Ich nannte das dann immer eine "Gummi-Grotesk".

PS: Finde es klasse, dass es dieses Forum nun gibt.


als Antwort auf: [#35860]

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Wolfgang Reszel
Beiträge gesamt: 4170

21. Mai 2003, 16:45
Beitrag # 11 von 13
Beitrag ID: #36262
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Hallo,

ich wollte mich mal für die vielen Beiträge hier bedanken, haben mir auf jeden Fall etwas weitergeholfen.

Wolfgang


als Antwort auf: [#35860]

Stauchen oder andere Type?

Jens Naumann
Beiträge gesamt: 5170

22. Mai 2003, 16:54
Beitrag # 12 von 13
Beitrag ID: #36462
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Ein bisschen Senf will ich auch noch dazu geben.

In der Zwischenzeit gibt es so wahnsinnig viele verschiedene Schriften und Schnitte, dass wohl angebrachter ist, einen entsprechende Schrift mit geeignetem Charakter zu finden als die dazugehörige Schrift übermäßig zu manipulieren. Das sei mal die Grundsatzaussage. Ein bisschen tricksen ab und an - am besten so, dass man es nicht bemerkt - ist die Kunst der Gilde, oder?

Grüßle,
Jens

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j.naumann@verlag-straubinger.de


als Antwort auf: [#35860]

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donkey shot
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22. Mai 2003, 17:03
Beitrag # 13 von 13
Beitrag ID: #36464
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>> Ein bisschen tricksen ab und an - am besten so, dass man es nicht bemerkt - ist die Kunst der Gilde, oder?

Zum Glück nicht nur. Es gibt ja auch Leute, die Schrifen entwerfen, wenn andere ihren Ansprüchen nicht genügen. ;)

grüsse

Christof


als Antwort auf: [#35860]
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