Hallo Kobold,
die Aussage des Heidelberg Technikers in Ehren, aber ich halte diese für sehr gewagt! Zum einen ist nicht jede PDF-Datei eine Prepress-taugliche PDF-Datei, da zum einen mit jeder weiteren PDF-Version neue Funktionen und Objekttypen hinzu kommen, die einerseits im Prepress-Umfeld die Möglichkeiten von PostScript überschreiten (Transparenz, JBIG2-Kodierung, Printer Marks Annotations, BX/EX-Konstrukte usw.) und zum anderen oftmals überhaupt nichts mit Prepress-Anwendung zu tun haben und somit mangels Erfahrungswerten niemand mit Gewißheit voraussagen kann, wie sich ein bestimmtes Ausgabesystem dann verhält. Nicht umsonst haben sich viele schlaue Köpfe über Jahre hinweg Gedanken gemacht, in wieweit man das PDF-Datenformat beschneiden muss, um daraus ein sicheres und einschätzbares Produktionsdatenformat zu machen (Stichwort PDF/X).
Transparenz ist nicht gleich Transparenz. Mir ist bislang kein nicht-Adobe Produkt bekannt, welches echte, laut PDF 1.4 definierte Transparenz bei der PDF-Ausgabe nutzt (echte PDF-Transparenz nur bei der nativen PDF-Ausgabe entstehen). Dinge wie Linseneffekte oder ähnliches führen zwar auch zu einem visuellen Transparenzeffekt haben aber nichts mit der PDF 1.4 Transparenz zu tun. Schon gar nicht wenn sie bei der PostScript- oder EPS-Ausgabe verwendet werden.
Wenn ein auf einem Adobe-Interpreter basierender RIP vollkommene PDF 1.4 Kompatibilität verspricht, dann muss er auf den aktuellen 3015.10x bzw. 3016.10x CPSI Interpretern basieren. Diese sind aber noch so neu, dass viel zuwenig Erfahrungswerte existieren, um eine 100%ige Kompatibilität zu garantieren.
Wenn es tatsächlich lizenzrechtliche Einschränkungen in Bezug auf die Schrifteinbettung im PDF-Umfeld gibt, dann treten diese bereits beim Erzeugen der PDF-Datei auf und nicht erst bei der Ausgabe. Wenn Sie einem PostScript 3 Ausgabegerät nativ eine PDF-Datei vorsetzen (also in den RIP-Hotfolder legen), dann ist es aus Gründen der Produktionssicherheit absolut erforderlich, dass bereits alle Fonts im PDF eingebettet sind, denn soetwas wie einen Fontdownload beim Drucken gibt es ja dann nicht mehr. Sollte die Schrift nicht im PDF eingebettet sein, muss sie alternativ im RIP zu finden sein. Hier gelten sie selben lizenzrechtlichen Bestimmungen wie im PostScript-Bereich, weil es ja nicht darum geht im RIP eine PDF-Datei mit den nachträglich eingebetteten Fonts zu erzeugen (was evtl. rechtlich problematisch wäre), sondern darum die Seite(n) auszugeben.
Auch die Aussage, dass ein RIP x jede Schrift rippt ist in doppelter Hinsicht unlogisch. Denn einerseits wird eine Schrift nicht gerippt, sondern interpretiert und zum anderen gibt es genügend Beispiele dafür, dass in zugegebenermassen seltenen Fällen auch in einem PDF-Workflow Schriftprobleme auftreten können. Diese können von nicht unterstützen CID-kodierten Fonts bis hin zu defekten, eingebetteten Fonts reichen.
Mit freundlichen Grüßen
Robert Zacherl
************************
IMPRESSED GmbH
http://www.impressed.de