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CMS in Photoshop

Renate
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19. Sep 2003, 13:46
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@Michel

Hallo Michel, habe Deinen Artikel "Wenn es zu bunt wird" gelesen und habe noch Fragen dazu:

1. Helmut Kraus hat in seinem Buch "Scans, Prints & Proofs" davon abgeraten, eingebettete sRGB-Profile in Adobe RGB umzuwandeln, weil es im folgenden bei der CMYK-Umwandlung zu unangenehmen Überraschungen kommen kann (das Beispiel-Bild war rötlich verfärbt). Du schreibst, dass es richtig sei, Bilder mit dem kleinen sRGB-Profil in den größeren Adobe RGB Farbraum umzuwandeln. Was ist jetzt richtig bzw. wann ist was richtig?

2. Du schreibst, RGB-EPSe können kein ICC-Profil enthalten. Im Photoshop besteht die Möglichkeit, beim "Speichern unter" und der Auswahl "Photoshop-EPS" das ICC-Profil anzuwählen. Was bedeutet diese Einstellung, wenn EPS-Dateien keine ICCProfile beinhalten können? Die Option "Postscript-Farbmanagement", die im folgenden auswählbar ist (beim Speichern unter als EPS) habe ich immer abgewählt (ebenso in Illustrator), weil ich irgendwo in diesen Foren gelesen habe, dass das zu Fehlern kann (z.B. im Zusammenhang mit Indesign).

3. Was genau ist der Unterschied zwischen "Dokumentfarben in den Arbeitsfarbraum konvertieren" und "Profil zuweisen" ? Wird bei der Konvertierung in den Arbeitsfarbraum nicht auch ein Profil zugewiesen, nämlich das im CMS eingestellte?

Danke für deine Antwort,
herzlichen Gruß,
Renate

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Michel Mayerle
Beiträge gesamt: 1047

19. Sep 2003, 15:25
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Renate

Das Konvertieren von einem sRGB-Farbraum in den Adobe-RGB-Farbraum darf im Normalfall keine Probleme verursachen, da ich ja von einem kleineren in einen grösseren Farbraum transformiere. Solange dies und nicht umgekehrt der Fall ist, kann eine solche Farbraumtransformation bei korrekter Durchführung keine Qualitätsverschlechterung mit sich bringen. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass der sRGB-Quellfarbraum auch wirklich ein sRGB-Farbraum war, und nicht einfach ein Profil, welches man mit der Methode Handgelenk mal PI dem Bild zugeordnet hat. Korrekt zugewisene Quellprofile sind die Voraussetzung für gute Farbraumtransformationen. Sie können dieses Spiel ja selber einmal durchspielen, indem sie ein sRGB-Bild nach Adobe RGB transformieren und anschliessend in den CMYK-Farbraum.Am besten spielen Sie dies mit einem Testbild mit mehreren geeigneten Messtönen von den Lichtern bis in die Tiefen durch, am besten in allen Farbbereichen. Sie werden feststellen, dass die resultierende Farbraumtransformation in den CMYK-Farbraum genau diejenigen Werte erreichen wird, die auch zu erwarten sind.Im Falle eines neutralen Graus zum Beispiel die Werte C55 M42 Y42 K9. Dis ist eine korrekte Graubalance.

Es ist in der Tat so, dass EPS-Dateien keine ICC-Profile enthalten können. Wenn Sie in Adobe Photoshop ein Bild mittels PostScript-Farbmanagement abspeichern, spielen sich im Hintergrund komplexe Vorgänge ab: Da kein ICC-Profil in die EPS-Datei geschrieben werden kann, müssen diese Informationen mit einem äquivalenten Befehl umschrieben werden. Dies wird realisiert, indem das Quellprofil in einen sogenannten CSA geschrieben wird (Color Space Array). Diese CSA-Informationen beinhalten an und für sich alle Angaben, die ein ICC-Profil machen kann, es handelt sich jedoch in diesem Fall um kein ICC-Profil mehr sondern um reine Informationen, die nur im POstScript-Grafikmodell ab POstScript Level 3 korrekt umschrieben werden können. PostScript-Farbmanagement wäre auch mit PostScript Level 2 möglich, doch in der Druckvorstufe nicht praktikabel, weil eine CMYK zu CMYK-Farbraumtransformation nicht möglich ist. Die PostScript-Dateienmit den SCA-Informationen können jetzt entweder direkt auf einen RIP geschickt oder in eine PDF-Datei konvertiert werden. Sofern die PDF-Erstellung mittels des Distillers 5 oder 6 erfolgt, können diese CSA-Informationen wieder in ein ICC-Quellprofil umgerechnet werden, sofern sich das zugrunde liegende Profil auf der Festplatte befindet. Falls das Profil nicht zur Verfügung steht, wandelt der Distiller das Bild zu LAB um! Distiller 4 wandelt EPS und POstScript-Daten mit CSAs immer in LAB um! Falls die PS- oder EPS-Datei mit den CSA-Informationen auf ein RIP geschickt wird, werden diese CSA-Informationen - sofern von RIP möglich - ausgewertet und in einen entsprechenden Zielfarbraum (CRD) transformiert. Leider wissen die wenigsten Besitzer eines RIPs, welches CRD sich auf ihrem RIP befindet. Ausserdem ist das Ergebnis einer solchen Farbraumtransformation im RIP nur sehr schwer im Voraus kontrollierbar. Im schlimmsten Falle bemerkt man einen Fehler erst dann, wenn die Daten schon geript sind, was natürlich nicht optimal sein kann. Daher empfehlen wir ganz klar, auf den EInsatz von PostScript-Farbmanagement zu verzichten. Unterlassen Sie es auch, EPS mit POstScript-Farbmanagement zu speichern. Sie riskieren damit nicht nur eine unvorhersehbare Farbraumtransformation sondern auch noch die Möglichkeit, dass ein reines Schwarz nach der Farbraumtransformation plötzlich mit 4 Farben aufgebaut wird! Zum Beispiel dann, wenn es sich um ein In-RIP-Farbraumtransformationsfähiges PostScript Level2-RIP handelt.

Der Unterschied zwischen dem Zuweisen eines ICC-Profiles und dem Konvertieren in ein ICC-Profil ist folgender: Wenn Sie einem Bild ein ICC-Profil zuweisen, dann wird dieses Profil dem Bild lediglich angehängt. Die Farbwerte des Momentanen Bildes ändern sich im aktuellen Farbraum nicht. Bei einer Profilkonvertierung werden die Farbdatenallerdings direkt in den entsprechenden Farbraum transformiert. Dadurch ändern sich natürlich auch die Farbwerte des Bildes im aktuellen Farbraum.

Für weitere Fragen stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Herzliche Grüsse
Michel Mayerle
http://www.ulrich-media.ch

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Renate
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19. Sep 2003, 16:33
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Hallo Michel,
danke für Ihre ausführliche Antwort. mir ist aber noch einiges unklar:

1. was meinen Sie mit "korrekt zugewiesene Quellfarbräume"? was kann man hierbei falsch machen? ich dachte, ich kann entweder ein richtiges oder ein falsches oder gar kein Profil zuordnen ... Den empfohlenen Test werde ich wirklich einmal machen. Mich würde schon interessieren, wie Herr Kraus zu seinem Ratschlag kommt, solche Konvertierungen zu unterlassen.

2. Was mir in Sachen EPS speichern in Photoshop nicht klar ist, ist, dass man ja "ICC-Profil speichern" anwählen kann (ist standardmäßig ausgewählt beim "speichern unter" als EPS). Für was ist das gut, wenn es doch nichts bringt? wie gesagt, Postscript-Farbmanagement wird nicht gewählt.

3. was bedeutet, ein Profil wird einem Bild "lediglich angehängt"? Was macht das für einen Sinn?

danke schon mal und liebe Grüße,
Renate

CMS in Photoshop

loethelm
  
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20. Sep 2003, 14:04
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angehängt bedeutet, dass Photoshop sagt, dieses Bild liegt im Adobe RGB Farbraum vor (z.B.).
Beim erneuten öffnen wird das Bild so behandelt, wie ein Bild Im Adobe RGB-Farbraum auszusehen hat.
Ist das angehängte Profil falsch (nämlich falsch zugewiesen) werden die Farbinformationen auch falsch interpretiert und damit falsch dargestellt.
Weisen Sie doch mal einem Bild, was in Euroscale Coated v2 vorliegt, Printer Neutral CMYK zu. Dann sehen Sie, was ich meine.

Falls ich jetzt etwas völlig falsches gesagt habe, berichtigen Sie mich bitte, Herr Mayerle.

CMS in Photoshop

Renate
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20. Sep 2003, 16:37
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sorry, vielleicht steh' ich bißchen auf der Leitung, aber mir ist immer noch nicht der Unterschied klar zwischen in einen anderen Farbraum konvertieren, also das alte Profil verwerfen und ein anderes zuordnen, und eben "anhängen". Heißt letzteres, dass das eigentliche Profil erhalten bleibt und nur die Darstellung mit dem angehängten Profil erfolgt? Wenn ja, wo liegt denn der Nutzen und wie kann ich denn erkennen, was jetzt das eigentliche Profil ist?

Grüße und schönes Wochenende noch,
Renate

CMS in Photoshop

loethelm
  
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21. Sep 2003, 16:15
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Hallo,

die Zuweisung eines Profils bedeutet, dass ich definiere, welche Lab-Koordinaten die Farbe 0R0G0B hat. z.B. 0L0a0b bei profil 1.icc (und natürlich weitere Farben)
Bei profil 2.icc kann der selbe RGB-Wert aber
10 L 1 a -2 b sein. Bei einer Konvertierung von profil 1 in profil 2 wird der RGB-Wert unter Berücksichtigung von RenderingIntent und CMM verschoben, bei einer Zuweisung wird der Wert einfach ersetzt, ohne Rücksicht auf Farbverschiebungen.
Liegt unser 0R0G0B (also schwarz) jetzt in einem Profil für Zeitungsdruck vor, so ist der LAB-Wert sicherlich heller als läge unser schwarz für Tiefdruck auf 100 g LWC vor.
Bei der Zuweisung speichere ich quasi ab, dass mein schwarz ein dunkles grau ist (im Fall von Zeitung). Will ich ein ursprüngliches Tiefdruck-schwarz im Zeitungsoffset drucken, muss ich dahin konvertieren. Dies geht aber nur, weil ich durch vorherige Zuweisung weiß, dass mein schwarz ein dunkles Tiefdruck-schwarz ist, was ich also in ein helleres überführen muss.
Zuweisung=Farbbenennung oder Farbdefinition
Konvertierung=Farbverschiebung

ich hoffe das das so verständlich ist

CMS in Photoshop

Renate
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21. Sep 2003, 16:53
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ja, herzlichen Dank, das hilft schon mal.

noch eine Frage: wie kann man sich solches Spezialwissen aneignen und ist das für korrektes Farbmanagement in Photoshop unerläßlich, dass ich das alles weiß?

Grüße, Renate

CMS in Photoshop

gpo
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21. Sep 2003, 17:44
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Hi Renate....

diese letzte Frage läst darauf schließen, dass du quereinsteigst???

es ist ja so...

die Fotografen haben....Bilderwissen
die Grafiker....machen DTP
die Litholeute...bauen alles schön zusammen
na und die Drucker, sollen den Käse dann aufs Papier bringen:))

...wenn nun alles zusammen wächst, durch den Computer, müssen zwangsläufig eine Menge Leute ihr Wissen erweitern, damit die Kette nicht abreißt!

....das wird hier im Forum gepflegt, nur alles läst sich nicht mit drei Absätzen erklären, schließlich haben manche Leute dafür drei Jahre gelernt und viele weitere Lehrgänge/Bücher/Infos usw sich reingefressen:))

also hau rein, kann ja nicht schaden:))
Mfg gpo

CMS in Photoshop

Renate
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21. Sep 2003, 19:07
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hallo gpo,
du hast recht, bin begeisterter Quereinsteiger, kenne aber einige Profis, die vor Jahren ihre Ausbildung beendet haben ... die stehen bei den neuen Entwicklungen auch nicht selten auf'm Schlauch ...

ich wollte auch nicht in drei Sätzen das komplette CMS etc. erklärt haben, nur wissen, inwieweit ich in die Tiefe gehen muß, um einen möglichst sicheren Workflow z.B. mit Indesign und PDF auf die Reihe zu bekommen ...
interessieren tut mich das alles ja schon, ist auch sicher hilfreich, kostet aber eben auch Zeit, die mir meistens fehlt, da ich noch ein paar andere Baustellen habe.

Gruß, re

CMS in Photoshop

loethelm
  
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22. Sep 2003, 11:39
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Hi Renate,

aneignen kann man sich solches Wissen, in dem man entweder Druck und Medientechnologie studiert oder indem man bei http://www.color.org regelmässig vorbeischaut (und natürlich auf anderen dementspr. Seiten).
Wissen musst du so etwas für Photoshop, sobald du Fremddaten verarbeitest oder für verschiedene Ausgabemedien arbeitest.

CMS in Photoshop

Renate
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22. Sep 2003, 11:51
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hallo Loethelm, danke für den Tip.

Grüße, re