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AI-Grafiken mit/ohne ICC-Profile mit/ohne Transparenz und PDF-Ausgabe

Yann Borg
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15. Okt 2003, 13:32
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Hallo,

ich bin mir nicht sehr schlüssig welches Format/Einstellung ich verwenden sollte wenn ich Vektorobjekte aus Illustrator in InDesign platzieren möchte und als PDF/X ausgeben soll.

Ausgangsbasis ist Illustrator 1.0.3 (CMYK Farbmodus), mit CMM aktiviert und InDesign 2.0.2 mit identische CMM Einstellungen. Wenn aus InDesign gedruckt/exportiert wird, dann wird immer im Dokumentfarbraum ausgegeben.

Zusammenfassung meiner Tests:

Grafik als .ai ohne Profil -> InDe als PDF gedruckt -> CMYK-Farbe
Grafik als .ai mit ICC-Profil -> InDe als PDF gedruckt -> ICC Profilfarbe, PostScript CSA Profil
Grafik als .ai mit ICC-Profil -> InDe als PDF exportiert -> CMYK-Farbe

Dann verwende ich Transparenz und stelle die Grafik auf 99% Deckkraft:
Grafik als .ai mit ICC-Profil -> InDe als PDF gedruckt -> CMYK-Farbe.

Ich verstehe 2 Dinge nicht so recht:
- Wie unterschiedliche Farbraum Ergebnisse durch unterschiedliche Ausgaben zu Stande kommen, wobei die CMM-Einstellungen dort identisch eingestellt sind?
- Warum die Transparenzreduzierung zu Farbkonvertierung führt?

Vielen Dank für jeden Hinweis!

Gruss,

Yann Borg

(Dieser Beitrag wurde von Yann Borg am 15. Okt 2003, 13:33 geändert)

AI-Grafiken mit/ohne ICC-Profile mit/ohne Transparenz und PDF-Ausgabe

Robert Zacherl
Beiträge gesamt: 4153

15. Okt 2003, 17:37
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Hallo Herr Borg,

ein schwieriges Thema.

Um das Folgende im speziellen Fall eines Adobe Illustrator Format Imports besser verstehen zu können muss man wissen, was die Option "ICC-Profil einbetten" im Speichern-Dialog Illustrators bewirkt wenn im Illustrator-Format zusammen mit aktivierter Option "PDF-kompatible Datei erzeugen" gespeichert wird. Es ist nämlich nicht so, dass jedes Seitenobjekt bzw. dessen Farbraum ein ICC-Profil angehängt bekommt. Es ist vielmehr so, dass im generierten PDF (in dem die AI-Datei eingebettet ist) ein sog. "Default Color Space" gebildet wird. Dieser wird einfach als zusätzliche Resource in die PDF-Datei geschrieben, aber keinem einzigen Seitenobjekt explizit zugewiesen. Je nach Art der Weiterverarbeitung kommt diese geräteunabhängige Farbbeschreibung dann entweder zum Einsatz oder wird schlichtweg ignoriert. Bei der normalen PostScript-Ausgabe aus Adobe InDesign finden Default Color Spaces in den platzierten AI/PDF-Dateien Berücksichtigung. Beim nativen PDF-Export dagegen nicht.

Fall 1 ist klar und muss nicht weiter erläutert werden. Wenn Sie geräteabhängiges CMYK anlegen und importieren kommt natürlich auch geräteabhängiges CMYK hinten raus.

Fall 2: Hier platzieren Sie geräteneutrale Farbe in Form von ICC-profiliertem CMYK (durch den eingebetteten Default Color Space). Als Ausgabeformat wählen Sie jedoch PostScript welches kein ICC-basiertes Farbmanagement unterstützt. Aus diesem Grund sieht sich Adobe InDesign gezwungen die ICC-Profilierung durch das PostScript Gegenstück zu ersetzen. Das ist ein sog. PostScript CSA (Color Space Array) in dem die Kalibrierungsinformation und der Grundfarbraum (CMYK) enthalten ist.
Im Acrobat Distiller mit dem Sie PDF aus dem PostScript-Code machen, ist seit Version 5 ein Mechanismus eingebaut welcher es dem Distiller erlaubt aufgrund bestimmter Informationen im CSA zu rekonstruieren, welches ICC-profil ursprünglich Basis der Kalibrierung war. Wenn er das passende ICC-Profil auf dem Rechner findet, ersetzt er in der generierten PDF-Datei das CSA durch das ICC-Profil. Wenn er das Profil nicht findet resultiert ein PostScript CSA profilierter PDF-Farbraum.

Fall 3: Hier haben Sie die gleiche Ausgangsbasis wie in Fall 2 geben dann aber über den nativen PDF-Export aus. Hierbei ist alleinig entscheidend wie Sie Ihre Exporteinstellungen gewählt haben. In diesem Fall müssten sie gelautet haben:
Farbe: "CMYK" oder "Unverändert lassen"
ICC-Profile einschließen: Nein

D.h. es erfolgt effektiv bei der Ausgabe entweder eine Farbraumtransformation in den DeviceCMYK-Farbraum, welcher über die Wahl der ICC-Profiloption darunter bestimmt wurde oder die platzierten Farben bleiben unangetastet (in Ihrem Fall DeviceCMYK, weil sie so laut PDF-Code definiert sind und der Default Color Space bei einem PDF-nach-PDF-Workflow unberücksichtigt bleibt). Der entstehende Farbraum wird nicht durch das Anhängen eines ICC-Profils getaggt (siehe zweite Option) und bleibt somit geräteabhängig.

Wenn Sie nun noch zusätzlich Transparenz ins Spiel bringen dann verwirft Adobe InDesign offensichtlich den Default Color Space des platzierten PDFs und verarbeitet es im momentan gewählten Transparenzreduzierungsfarbraum. Dies kann man als Schwäche oder als Bug bezeichnen. Adobe InDesign 3 wird sich jedenfalls in dieser Hinsicht voraussichtlich schon wieder anders verhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Robert Zacherl

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