vor einiger Zeit erhielt ich von euch sehr nette Hilfe zu meinem Thema, wie eine Mindestanforderung an ein geliefertes PDF aussehen sollte, wenn man nicht weiß, wo und wie der Kunde so überall drucken wird.
Nun arbeite ich in einem aktuellen Projekt mit vielen Farben und Flächen, die sich auch überlagern. Und da taucht nun natürlich automatisch die Frage nach Überdrucken und Überfüllen auf.
Wie gesagt, ich liefere nur eine Grafik, alles weitere klärt der Kunde direkt mit einer Druckerei / Werbeagentur. Aber ich will natürlich so gut es geht, etwas Vernünftiges abliefern.
Gilt also hierbei folgendes vor der Erstellung des PDFs: 1) Rein schwarze Flächen immer in AI auf Überdrucken stellen? 2) Alle anderen Farben, auch dunklere wie Dunkelgrau, lieber nicht auf Überdrucken stellen? (man weiß ja nicht, worauf überall gedruckt wird) 3) Unter/Überfüllen lieber immer der Druckerei überlassen? (so habe ich das zumindest recherchiert als Daumenregel)
Tut mir leid, wenn das eine zu allgemeine Anfängerfrage ist... Peter
Überdrucken als Standard für unbekannte Verwendungen
Ist sinnvoll – aber keine Regel ohne Ausnahme. Wenn Du eine Situation wie im Screenshot hast, kann sich das Überdrucken auch negativ auswirken.
Alle Farbflächen nicht auf Überdrucken stellen. Der Kunde könnte ja auf die Idee kommen, Dein PDF auf einer Farbfläche zu platzieren.
Wenn Du durch Überdrucken allerdings bewusst Mischfarben erzeugen willst, dann natürlich die obere Fläche auf Überdrucken stellen. Pech, wenn der Kunde dann Dein PDF auf einer Farbfläche platziert.
Überlasse ich immer der Druckerei. Ausnahmen sind evtl. Teilflächen bei speziellen Druckveredelungen, bei denen von der Druckerei dann spezielle Anforderungen zu erfüllen sind.
Viele Grüße Peter •------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- iMac 27" Retina 5K, i7, macOS 13.6.7 Ventura, Acrobat Pro, Illustrator CC2023, CC2024, Affinity V2
danke für deine ausführliche und wieder sehr hilfreiche Antwort :) !
Auch dein Tipp zu 1) ist nützlich und ich werde ihn auf jeden Fall beherzigen. Ich hatte eben bei meiner autodidaktischen Recherche viel erfahren über die berühmten Blitzer, die man natürlich mit Überdrucken vermeiden will. Aber wie ich das nun sehe, ist das eigentlich eher mit Überfüllen zu vermeiden, was am Ende auch (nicht nur, aber auch) im Verantwortungsbereich der Druckerei liegt?
Und: Klassischer Fall für Überdrucken-Einstellung im PDF ist aber wohl z.B. schwarze Schrift, die sich vollständig innerhalb einer helleren farbigen Fläche befindet? Oder ist das mit den Blitzern heute gar nicht mehr so aktuell?
PS: Nein Mischfarben will ich nicht erzeugen. Es ging mir beim Überdrucken nur um die Blitzer-Vermeidung.
Überdrucken als Standard für unbekannte Verwendungen
um Blitzer zu vermeiden stelle ich in Illustrator alle Konturen, Flächen und Schriften die mit 0-0-0-100 Schwarz gefärbt sind auf Überdrucken (von Ausnahmen abgesehen).
In InDesign ist das wieder etwas differenzierter. In den InDesign-Voreinstellungen kann man 100% Schwarz automatisch überdrucken lassen (das ist auch die Standardeinstellung).
Ich habe vor einigen Tagen gelesen (Quelle weiß ich leider nicht mehr), dass es ganz aktuelle Druckmaschinen gibt, die so präzise sind, dass man gänzlich ohne Überfüllungen auskommen würde. Hoffentlich weiß das Papier das auch.
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Das Folgende sage ich mal unter Vorbehalt, weil meine Detailkenntnisse in Sachen InRIP-Überfüllung/Unterfüllung nicht ausreichen, und stelle das zugleich mal zur Diskussion:
1. Was passiert, wenn man der Druckerei keine überdruckenden Schriften mit 100% Schwarz liefert ? Dann würde bei der InRIP-Überfüllung Buchstabe für Buchstabe überfüllt werden.
2. Was passiert, wenn man der Druckerei überdruckende Schriften mit 100% Schwarz liefert ? Dann würde bei der InRIP-Überfüllung keine Überfüllung vorgenommen.
3. RIPs können 100% schwarze Objekte automatisch überdruckend ausgeben.
4. RIPs können mittels Trappingzonen unterschiedliche Überfüllbreiten für Texte und andere Objekte ermöglichen.
Viele Grüße Peter •------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- iMac 27" Retina 5K, i7, macOS 13.6.7 Ventura, Acrobat Pro, Illustrator CC2023, CC2024, Affinity V2
Überdrucken als Standard für unbekannte Verwendungen
ich empfinde es nicht als Schande, wenn ich zugebe, dass mein Detailwissen in einem bestimmten Bereich nicht ausreicht und dies zur Diskussion stelle. Ich möchte ja auch noch etwas lernen. Ich helfe wo ich helfen kann, und habe niemals behauptet, dass ich Allwissend bin.
Du hast offenbar nicht besseres zu tun, als darauf zu warten, dass ich irgendwo einen Fehler mache.
Ich bin offen für Kritik von Jedem in diesem Forum, aber Deine Kommentare werde ich künftig einfach ignorieren.
Letzte Grüße Peter •------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- iMac 27" Retina 5K, i7, macOS 13.6.7 Ventura, Acrobat Pro, Illustrator CC2023, CC2024, Affinity V2
Überdrucken als Standard für unbekannte Verwendungen
Nörgler gibt es immer. Natürlich muss man heute keine schwarze Schrift mehr überdrucken, damit es keine Blitzer gibt, das kann man genauso mit Unterfüllungen im RIP lösen. Die Frage ist aber, ob das Resultat immer befriedigend ist. Wenn man eine fette schwarze Schrift hat (wo die Überfüllung optisch nicht ins Gewicht fällt), und die auf eine mittelgraue Fläche druckt, die nicht nur aus Schwarz besteht, wirkt diese Schrift wesentlich flauer, wenn das Schwarz nicht überdruckt, weil sonst die darunter liegende Farbe das Schwarz dunkler macht. Das kann je nach Motiv gut oder schlecht sein. Ich denke, es ist gerade im Bereich Illustration nicht sinnvoll, überhaupt von einen Standard auszugehen. Man kommt nicht umhin, sich bei der Frage Überdrucken oder nicht genau zu überlegen, wer mit dem Endprodukt was machen kann und soll. Sinnvollerweise dokumentiert man das entsprechend und die Dokumentation wird mit ausgeliefert. Leider macht das so gut wie niemand, daher durfte ich schon öfter Illustrator-Logos nachbearbeiten, weil in der Endkontrolle vor dem Druck aufgefallen ist, das die Überdrucken-Einstellung falsch war – wobei es natürlich besonders auffällt, wenn die Einstellungen auch noch inkonsistent sind (schwarze Schrift überdruckt, schwarze Linien aber nicht),
Markus Markus Keller Grafik - Satz - Bild Schongau
Überdrucken als Standard für unbekannte Verwendungen
danke für die Infos - wenngleich für mich nichts Neues dabei war. Ich denke aber es hilft dem Fragesteller bei seinen weiteren Überlegungen bei dem undankbaren Job, „Dateien für unbekannte Verwendungen aufzubereiten“.
Das kann ich wärmstens empfehlen. Das erspart zumindest spätere Reklamationen eines möglicherweise unerfahrenen Kunden.
Viele Grüße Peter •------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- iMac 27" Retina 5K, i7, macOS 13.6.7 Ventura, Acrobat Pro, Illustrator CC2023, CC2024, Affinity V2
Überdrucken als Standard für unbekannte Verwendungen
schaue gerade nach ein paar Tagen hier nochmal rein und sehe, dass die Diskussion noch weitergegangen ist :). Also, Peter und Markus, für eure konstruktiven Beiträge nochmals vielen Dank!
Mein Fall ist ja in der Tat so "undankbar". Ich liefere ein Logo und kenne natürlich nicht alle zukünftigen Verwendungen. Aufgrund der räumlichen Entfernung wird der (Kleinst-)Kunde für alle weiteren Schritte vor Ort mit Agentur oder Druckerei reden. Daher muss es ja doch so einen Standard geben, was Überdrucken angeht. Ich stehe noch relativ am Anfang bei diesen Dingen. Daher will ich einfach vermeiden, dass ich etwas offensichtlich Quatschmäßiges abliefere. Zuerst habe ich mir über Überdrucken und Überfüllen gar keinen Kopf gemacht, dann las ich dazu einiges und dachte, dass ich das bisher ganz vergessen habe und man diese Einstellung immer hinterlegen muss, zumindest bei Schwarz oder "Dunkel auf Hell". Und nun bin ich dank euch wieder etwas schlauer und weiß, dass es zumindest keine Riesenpanne ist, wenn man diese Einstellungen eben nicht hinterlegt. Denn wenn das Über/Unterfüllen in Druckereien heute so weit ist, dass Überdrucken kein Muss mehr ist, freue mich mich natürlich :). Mal sehen, ob ich dann Schwarz trotzdem überdrucke, wenn es vollständig vor hellerem Hintergrund steht.
PS: In der Rechnung schreibe ich übrigens auch einen "Bitte beachten"-Satz zu Farben und Überdrucken.
Überdrucken als Standard für unbekannte Verwendungen
ein "bitte beachten" auf der Rechnung ist wenig sinnvoll, da der Kunde das ganze vielleicht gar nicht versteht und die Rechnung bestimmt nicht an seine Dienstleister weiterreicht. Mach eine "ReadMe.txt", die du mit dem Logo auslieferst, und schreib deinem Kunden, er soll die Logo-Datei(en) nur zusammen mit dieser Datei ausliefern. Am besten verpackt du ihm einfach alles in eine ZIP-Datei, die er weitergeben kann.
Markus Markus Keller Grafik - Satz - Bild Schongau
Überdrucken als Standard für unbekannte Verwendungen
Nachtrag: Falls du AI-Dateien auslieferst, speichere sie so, dass man sie auch mit älteren AI-Versionen öffnen kann. Nicht jede Druckerei hat immer die neueste Version installiert! Markus Keller Grafik - Satz - Bild Schongau
Überdrucken als Standard für unbekannte Verwendungen
danke nochmals. Ja, das ist ein guter Tipp - wobei der Kunde sicherlich auch die Readme-Datei übersehen kann. Ich schreibe in der E-Mail zur Lieferung auch immer noch einen Hinweis auf den Hinweis in der Rechnung :).
Bzgl. AI habe ich weniger ein Problem, weil ich zwar in AI arbeite, aber dann nur PDF liefere (und PNG/EMF). Aber im PDF kann man ja auch das Überdrucken ablesen.
Da du geschrieben hattest, dass man das eben nicht als Standard pauschal beantworten / ausliefern kann: Wenn ein Grafiker aber ein Logo liefert, dann kennt er doch nie alle Verwendungszwecke / Druckmaterialien in der Zukunft? Speicherst du dann eine Version mit und eine ohne Überdrucken und lieferst einen ganzen Druck-Guide mit?
Wie gesagt, mir scheint es noch am transparentesten, wenn man die Überdrucken/Überfüllen-Einstellung gar nicht vornimmt, und wenn nur für Schwarz.
Überdrucken als Standard für unbekannte Verwendungen
ich liefere für Druck in der Regel CMYK-Daten, Schwarz überdruckt. Das passt in 90% der Fälle. Zusätzlich eine RGB-Version für Screen und Office-Programme.
Zwar gibt es bei den meisten Print-Produkten keinen Grund mehr, Schwarz zu überdrucken, weil eh überall dünne farbige Schriften verwendet werden, die eine exakte Passung voraussetzen. Aber das heißt noch nicht, dass diese Erkenntnis auch bei den Leuten angekommen sind, die die eingehenden Daten prüfen.
Überfüllung ist heutzutage ausschließlich Sache des weiterverarbeitenden Dienstleisters.
Markus Markus Keller Grafik - Satz - Bild Schongau
Überdrucken als Standard für unbekannte Verwendungen
Zwar gibt es bei den meisten Print-Produkten keinen Grund mehr, Schwarz zu überdrucken, weil eh überall dünne farbige Schriften verwendet werden, die eine exakte Passung voraussetzen. Aber das heißt noch nicht, dass diese Erkenntnis auch bei den Leuten angekommen sind, die die eingehenden Daten prüfen.
Das verstehe ich nicht. Beziehungsweise so, als ob Du damit sagen wolltest: Wenn ich ein farbiges Komma einbaue, dann müssen die sowieso so genau passgenau drucken, daß auch bei schwarzer Schrift auf farbigem Hintergrund auch aussparend kein Überfüller mehr nötig ist, aber meistens sind die zu doof das Komma zu finden...
Ich glaube jetzt nicht, das Du das damit gemeint hast, magst Du deshalb mal genauer erklären?
Bei Digitaldruck (Laser und Tinte) ist fehlender Überfüller (genauer Passer) in aller Regel kein Problem - ob Schwarz da überdruckt oder nicht ist neben ungleicher Flächenproblematik, jedenfalls bei Brotschrift höchstens hinsichtlich des Gesamtfarbauftrags relevant, der allerdings meißtens (immer?) eh "gedeckelt" ist durch den RIP. Von Belang (je nach Motivsituation) ist das Thema bei Sieb- und Offsetdruck, bei Tiefdruck bin ich mir da gar nicht mal so sicher, ob angewandte Überfüllung da nicht sogar kontraproduktiv ist, weil eh gröbere Unpasser auftreten, weiß das vielleicht jemand genauer?
Überfüllung ist heutzutage ausschließlich Sache des weiterverarbeitenden Dienstleisters.
Nicht das ich sagen möchte, das stimmt so nicht, ist schon richtig: Über- und Unterfüllung sollte der Druckerei überlassen werden, aber mit pauschalen Verallgemeinerungen tue ich mich immer schwer, es kann durchaus auch hier Ausnahmen geben, am besten also im Zweifel vorher abklären...
Gruß,
Ulrich
(Dieser Beitrag wurde von Ulrich Lüder am 30. Mär 2016, 12:05 geändert)