Hallo issnix,
diese doppelte Zuweisungsmöglichkeit ist tatsächlich verwirrend und, wie ein Adobe inDesign wunderschön aufzeigt, auch absolut unnötig (wenn man in Adobe InDesign direkt auf ein Gerät augibt, dann die Auswahlmöglichkeit der PPD ausgegraut, weil diese ja bereits dem Gerät zugeordnet ist).
Die Zuweisung auf Treiber-Ebene (früher unter Mac OS 8/9 in der Auswahl heute unter Mac OS X im Print Center)dient zum einen den nicht-professionellen Programmen die selbst keine PPD-Wahlmöglichkeit bieten und sich bei der PostScript-Ausgabe auf die Fähigkeiten des Betriebssystems verlassen und zum anderen der Auswahlmöglichkeit gerätespezifischer Funktionen die meist nur auf Treiberebene zugänglich sind (Duplex-Druck, Kasettenanwahl, usw.). Basierend auf dieser PPD werden dann z.B. die PostScript-Codes die zur Bestimmung des Ausgabeformats benötigt werden, ausgelesen und in die Druckdatei geschrieben. Andere wichtige Informationen sind der PostScript Level den die PPD widerspiegelt, der Standardfarbraum (Graustufen, RGB oder CMYK) die Liste der residenten Fonts, das Vorhandensein (oder eben nicht) eines TrueType-Rasterizers um TrueType-Fonts ohne Konvertierung ins Type 1 Format ausgegeben zu können.
Wenn nun sowohl der Treiber als auch die Applikation die Einstellung eines bestimmten Features bieten, kann es durchaus auch zu unschönen "Kollisionen" kommen. So kam z.B. der Wert für die Ausgabeauflösung in einem QuarkXPress 3, 4 und 5 nie zum Zuge, weil er durch den vom PostScript-Treiber selbst ausgegebenen Wert überschrieben wurde (weil dieser weiter hinten im PostScript-Code zu finden ist).
Wenn man den PostScript-Code analysiert, werden Sie einen Abschnitt finden in dem geballt gerätespezifische Einstellungen definiert werden, diese stammen dann vom PostScript-Treiber. Dieser Setup-Bereich könnte z.B. folgendermassen aussehen:
%%BeginSetup
[{
%%BeginFeature: *InstalledMemory 6MB
%%EndFeature
} stopped cleartomark
[{
%%BeginFeature: *Resolution 1200x1200dpi
<</HWResolution [1200 1200]>> setpagedevice
%%EndFeature
} stopped cleartomark
[{
%%BeginFeature: *ManualFeed False
<</ManualFeed false>> setpagedevice
%%EndFeature
} stopped cleartomark
[{
%%BeginFeature: *PageSize A4
<</PageSize [595 842] /ImagingBBox null>> setpagedevice
%%EndFeature
} stopped cleartomark
...
Die professionellen Layoutprogramme leiten ebenfalls gewisse Fähigkeiten des Ausgabegeräts (Standardfarbraum, PostScript-Level, TrueType-Ausgabe, Auflösung, Rastereinstellungen, usw.) aus der ausgewählten PPD ab und setzen diese in Form von Standardwerten in den Eingabe- und Auswahl-Feldern des Druckdialogs um bzw. entscheiden explizit, wenn es keine Einstellmöglichkeit für ein bestimmtes Feature gibt, welcher PostScript-Code zu generieren ist.
Somit ist es immanent wichtig, das beide PPDs korrekt gewählt werden, wobei die im Druckdialog ausgewählte letztendlich die wichtigere von beiden ist.
Wenn Sie ein TIFF-Bild in einem Layoutprogramm platzieren und dann auf PostScript-Ebene ausgeben, muss dieses Bildformat zwangsläufig einer Konvertierung unterworfen werden, da es keine TIFF-Bild Unterstützung in PostScript gibt. Das Ergebnis dieser Konvertierung ist von mehreren Faktoren abhängig:
- Ausgabefarbraum. Wird entweder explizit gewählt (z.B. Composite-CMYK) oder durch die PPD-Datei vorgegeben
- PostScript Level. Ist der PostScript Level >= 2 kann z.B. komprimiert ausgegeben werden. kein mir bekanntes Layout-Programm gibt jedoch z.B. mit der verlustbehafteten JPEG-Komprimierung aus selbst wenn das TIFF-Bild noch so gespeichert sein sollte.
- Auflösung. Ist ein Downsampling auf Programmebene aktiviert? So z.B. die Option "Vollauflösende TIFF-Ausgabe" in QuarkXPress oder "Optimierte Abtastauflösung" in Adobe InDesign.
Wird nun eine notwendig Farbraumtransformation signalisiert, weil der gewählte Ausgabefarbraum vom Bildfarbraum abweicht, dann findet diese bereits während des Druckprozesses statt (außer es wird eine Art "PostScript Farbmanagement" aktiviert bei dem diese Transformation erst im Ausgabegerät stattfinden würde). Bei professionellen Layoutprogrammen macht diese Transformation das Programm selbst, bei nicht professionellen Programmen wird dies dem PostScript-Treiber überlassen (so wird z.B. aus einem CMYK-TIFF in MS Word bei der Ausgabe ein RGB-Bild).
Bei deaktiviertem Farbmanagement stützen sich die Layoutprogramme auf individuelle interne Transformationsalgorithmen die fest einprogrammiert wurden und nicht vom Anwender beeinflußbar sind (weder per Grundeinstellungen noch per ColorSync-Konfiguration o.ä.). Die meisten Produkte verwenden eine RGB-nach-CMYK-Transformation mit mittlerem Schwarzaufbau. Da die eingesetzte Algorithmen proprietär sind, ist es nicht möglich zu sagen, was für ein Farbraum resultiert.
Als Konsequenz kann man eigentlich nur dringendst anraten: Soll/muss eine Farbraumtransformation im Layoutprogramm stattfinden, dann sollte diese unbedingt unter Einsatz eines ICC-Profil gestützten Ansatzes erfolgen wie er von jedem halbwegs professionellen Layoutprogramm inzwischen unterstützt wird. Die Alternative dazu ist die eigentliche Farbraumtransformation im Workflow nach "hinten" zu verlagern. D.h. die Farben bei der Ausgabe noch unangetastet zu lassen und erst später auf mit entsprechender Software auf PostScript- oder PDF-Ebene oder im PostScript-Ausgabegerät wandeln zu lassen. Dazu sind aber spezielle Ausgabemodi vonnöten. So z.B. "PostScript Farbmanagement" in Adobe InDesign oder "Im Istzustand" im neuen QuarkXPress 6.0.
Mit freundlichen Grüßen
Robert Zacherl
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