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Ich bekomme langsam Angst...

Rudolf-51
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31. Jan 2004, 10:14
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Hallo allerseits...

Ja, mir wird langsam Angst und ich spiele mit dem Gedanken, den Beruf zu wechseln, oder in Rente zu gehen...
Da gab es mal ne Zeit, in der konnte man drei Sachen auf Papier bringen, die zum Schluss gedruckt wurden: Texte, Grafiken und Bilder. Dazu brauchte man damals entsprechend ein Textprogramm zur Erfassung der Buchstaben. Ausserdem wurde ein Grafikprogramm gebraucht sowie natürlich auch ein Bildbearbeitungsprogramm. Sowie sämtliches Rohmaterial dieser drei Kategorien vorbereitet war, öffnete man ein Layoutprogramm und fügte alles zusammen, damit der Kunde ob der tollen Gestaltung glänzende Augen bekam...

So war es damals.... und so ist es auch heute noch...

Nun kommt meine Befürchtung, die mir eben Angst macht: Früher war die Software zur Erstellung solcher Drucksachen handlich, schnell, überschaubar und sogar zuverlässig. Heute arbeitet man mit Programmen, die vor lauter unbenötigter Features kaum mehr laufen können, die immer unzuverlässiger werden und zudem kaum noch jemand richtig durchschaut. Zu guter Letzt kommt interessanterweise genau dieselbe Drucksache raus, wie schon damals vor mehr als zehn Jahren.

Ich selber habe dieses dauerne Aufrüsten, Updaten und ergänzen auch mitgemacht... genau bis zu dem Moment, bis ich gemerkt habe, dass nun nichts neues mehr kommt, was mir meine tägliche Arbeit wirklich erleichtern würde. Von diesem Moment an habe ich aufgehört, dieses Spiel mitzumachen, habe dafür angefangen, jedes Jahr einen tollen Urlaub am Meer zu machen, anstatt dieses Geld gewissen Grosskonzernen für unnötigen Schnickschnack in den Hintern zu stecken...

Wie schon anno dazumal besteht ein Text aus Buchstaben, die letztendlich sauber aneinandergereiht einen Sinn ergeben müssen. Ein Bild besteht immer noch aus Pixeln, die auf dem Papier so aussehen sollten, dass der Kunde glücklich ist. Auch eine Grafik, ein Firmenlogo z.B. besteht immer noch aus denselben Vektoren wie seit eh und je. Sogar die Datenformate wie EPS, TIFF und solches haben sich grundsätzlich nicht verändert. Früher hab ich 8 Stunden gearbeitet, heute arbeite ich 12 Stunden und am Ende des Monats habe ich genausoviel Geld in der Tasche wie früher, nämlich keins....

Ich bin ein absoluter Verfechter folgender "Theorie": Anstatt dauernd neue Softwareversionen mit teilweise absolut überflüssiger Features, die dann noch nicht mal richtig funktionieren auf den Markt zu schmeissen wäre so manche Saftwareirma gut beraten, endlich mal eine bestehende Software so zu überarbeiten, dass sie wirklich zuverlässig und zudem schnell arbeitet. Wenn ich drandenke, welche Leistung damals mein Quadra 700 hatte und was wir damit rausgeholt haben, dann frage ich mich echt, wo denn der Speed einer Dualprozessor-Superworkstation geblieben ist. Allein schin das Aufstarten eines heutigen Computers dauert deutlich länger als damals, obwohl man eigentlich glauben sollte, dies gehe dank 2 Ghz x 2 heutzutage nur noch Millisekunden. Denkste...

Wenn ich mir dann heutige Drucksachen ansehe, stelle ich fest, dass diese keinesfalls schöner, geschweige denn komplizierter herzustellen sind als die von früher...

Die Moral der Geschicht: Wenn das in diesem Stile weitergeht, habe ich in zehn Jahren einen 5 Ghz x 8 Superhypermegiga-Gagacomputer vor mir und ich warte dannzumal Tage, bis ein banales Visitenkärtchen damit hergestellt ist, bloss weil ich Programme bemühen muss, die zwar theoretisch in der Lage wären, sich das Papier für meinen Drucker selber herzustellen, dafür aber 4 Terrabyte an Speicher und 7 verschiedene Colormanagementsysteme, verwaltet von 27 Assistenten anbieten. Dabei habe ich noch gar nicht alle Plugs, Xtensions und sonstigen Helferlein bemüht, die dannzumal bloss noch mit sich selber kompatibel sind, damit ich nur ja nie auf die Idee komme, meine Dokumente andersweitig belichten oder drucken zu lassen...

So habe ich dann eben irgendwann die Notbremse gezogen und bin bei der Softwareversion beblieben, die ich für gut befunden habe und die mir alles das anbietet, was mein Kunde von mir verlangt. Eine mutige Entscheidung, da ich als Selbstständigerwerbender darauf angewiesen bin, dass meine Dokumente mit den Geäten meines Belichtstudios soweit kompatibel sind, dass genau das rauskommt, was ich zuvor zusammengeschustert habe. Bis heute funktioniert das absolut problemlos und es ist auch noch kein Ende abzusehen, ganz im Gegenteil, je länger je mehr bekomme ich Komplimente meines Belichters (nicht von der Maschine, sondern vom Besitzer der Maschine!) der sich immer wieder freut, dass meine Dokumente mit sturer Beharrlichkeit ohne Fehlermeldungen durchlaufen...

Hier zum Schluss meine Hard-, und Softwarekonfiguration: Achtung, festhalten!!!!

Mac Titanium 400Mhz, 256MB Ram, Powermac 8500 geliftet auf G4 450 Mhz, 163 MB Ram, alles unter System 9.1. Adobe Photoshop 4.0, Illustrator 5.5, Pagemaker 4.2, Simpletext. Daneben natürlich noch so einiges, was aber mit Druckvorstufe nichts zu tun hat, aber alles störungsfrei funktioniert: Adobe Premiere 4.0, Macromedia Director 6.0, iMovie 2.0 usw.

Sodele... nun muss ich noch schnell mal ein Video schneiden, damit ich es in meine Multimediashow einbinden kann... immer bloss Drucksachen machen wird ja langweilig. Sollte irgend jemand eine Anmerkung zu meinen Zeilen haben... ich täte mich freuen...

Herzlichst, Rudolf

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Jens Naumann
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31. Jan 2004, 11:41
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Hallo Rudolf,

auf einen Punkt möchte ich hier kurz eingehen: die Gestaltungsqualität der heutigen Zeit.

Ich glaube, dass mit dem Einzug des Computers in so ziemlich jedes Wohnzimmer viele Menschen glauben, dass sie selbst gestalten können. Doch vielen fehlt zum einen das Auge für Gestaltung (von richtiger Typografie mal völlig abzusehen), zum anderen aber auch eine geeignete Software, um professionell zu verarbeitende Daten produzieren zu können.

Früher war man als Setzer in der Lage, Wünsche des Kunden (Gedanken, Skribbles) technisch umzusetzen. Heute muss man sich Datenkonvertierung auskennen, weil man die kryptischsten Sachen bekommt. Da kann man noch glücklich sein, wenn es sich nur um ein MS Office Produkt handelt.

Ich glaube, die Do-it-yourself-Geschichte zeigt einfach, dass es zu wenig Feingefühl für Gestaltung gibt. Nicht umsonst haben viele von uns eine mehrjährige Ausbildung dazu gemacht.

Apropos Ausbildung. Ich glaube, da wird heute auch sehr viel mehr heute auf den Umgang mit Technik geachtet als mit geltenden Gestaltungskriterien. Schade.

So, jetzt lass ich das Gejammer. Ich bin immer noch so optimistisch, dass meine gute Ausbildung einfach Vorteile mit sich bringt - für mich und für meine Kunden.

Grüßle,
Jens

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Thomas Richard
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31. Jan 2004, 13:33
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Hallo,

hier geht's letztendlich um Herrschaftswissen (nur das macht es wertvoller als Allgemeinbildung)

Quark war ok weil es Dank Kaufpreis und Dongle die Heimgestalter außen vor hielt.

ID ist zwar billiger und ungeschützt aber so komplex und gewaltig, das man sich als Laie (und nicht nur als der) heillos verirrt und nach mehereren Tagen froh ist eine Visitenkarte halbwegs passabel herauszubekommen, aber noch Wochen davon entfernt ist, das auch mit einem Flyer hinzubekommen.


Mir macht da vielmehr Probleme, das bei den SW Herstellern scheinbar die Leute aussterben die Ahnung von dem zu programmierenden Metier haben. Das führt dann im Falle Ps zu Printuntauglichen Versionen, wo man mit Version 4.0 sicher sein Geld verdient und die CS Version eigentlich nur braucht, um das von den Kunden mit den Webfeatures vermurkste Bildmaterial zu übernehmen und für hoffentlich gutes Geld wieder belichtbar zu machen.

MfG

Thomas

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Rudolf-51
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31. Jan 2004, 14:01
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Hallo Jens...

Dass eine solide Ausbildung vonnöten ist, um auf einem Computer sinnvolles zu machen, ist ja wohl eine Selbstverständlichkeit, über die wir nicht reden müssen. Ich dachte bei meinem obigen Bericht eigentlich an Profis, die wissen, um was es geht und die abends auch gerne Feierabend hätten, und nicht bereits frühmorgens mit Schrecken an den kommenden Stresstag denken wollen, bloss weil noch irgendwo ein nicht funktionierendes Detail den Termin oder auch den Preis versaut.
Dass sich Privatanwender schon mal eine Woche mit irgend einem total unwesentlichen Problem rumbalgen, stört mich überhaupt nicht, ist ja deren eigene Zeit, ich will ja bloss kurz und schmerzlos meinen Kunden zufriedenstellen, ohne mich deswegen in x-Fach verschachtelten Traum und Fantasiewelten zu verirren...
Glaub mir, Jens, ich zähl mich auch zu den Profis, auch wenn es so scheinen mag, als wäre ich ein ausgestorbenes Fossil mit all meiner Uraltsoftware....

Ich bekomme langsam Angst...

Rudolf-51
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31. Jan 2004, 14:16
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Nochmals:
Hier ein kurzes Beispiel, um wieviel einfacher alles geworden ist, seit es Computer gibt....
http://www.hilfdirselbst.ch/...4&topic_id=14294
Herzlichst, Rudolf

Ich bekomme langsam Angst...

Kurt Gold
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31. Jan 2004, 16:43
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Hallo Rudolf,

mal abgesehen davon, daß ich für einen Urlaub am Meer auch jederzeit einen Versionssprung zurückstellen würde, möchte ich Deinen Anspruch ("…ich will ja bloss kurz und schmerzlos meinen Kunden zufriedenstellen, ohne mich deswegen in x-Fach verschachtelten Traum und Fantasiewelten zu verirren…") an einem Beispiel (keine Theorie, Praxis!) aufgreifen.

Der Kunde will:

- 100 Pläne, Format A0, Dateiformat: Adobe Illustrator

- Bestandteil dieser durchweg komplexen Pläne sind u. a. jeweils ca. 80 unterschiedliche Symbole (Vektor- und Pixelobjekte), die über den ganzen Plan hinweg zigmal verteilt sind, auch als gedrehte oder skalierte Varianten

- Die Symbole müssen immer mal wieder teilweise oder komplett durch andere ersetzt werden können (deckungsgleich)

- Die Änderungen müssen auch kurzfristig ermöglicht werden (sprich: Auftrag heute, Lieferung bitte gestern)

Rudolf, wie wirst Du hier Deinen Kunden kurz und schmerzlos zufriedenstellen können, ohne nicht mindestens einen Illustrator 10 einzusetzen (von Freehand bitte jetzt einmal absehen)? Ich hoffe, Du verstehst mich nicht falsch. Deinen Standpunkt (vor allem die Sache mit dem Meer) finde ich äußerst sympathisch. Und wen ärgert es nicht, wenn Schwachsinn in Programme integriert wird, der dort nichts zu suchen hat (das Blendenfleckwerkzeug im AI 10 bezeichne ich als solchen)?

Wenn Dir der 5.5er Illu reicht, freu Dich. Ich möchte allerdings bei etlichen Arbeiten heute nicht mehr auf die sinnvollen Erweiterungen in den aktuellen Programmversionen verzichten. Für das Beispiel mit den Plänen wäre das die Symbolpalette, die im AI 10 eingeführt wurde.

Gruß

Kurt Gold

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Rudolf-51
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31. Jan 2004, 17:07
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Hallo Kurt...
ich geb dir völlig recht. Ich sagte bereits, dass ich Software, die mir zwingend notwendige Features bereitstellt, absolut akzeptiere, ansonsten ich ja meine Arbeit nicht machen könnte. Wenn du wegen der erwähnten Pläne auf die Version 10 angewiesen bist, ist das absolut okay, dass du dir sowas zulegst. Ich sehe aber in meinem täglichen Umfeld Aufgaben, die allenfalls sogar mit Illustrator 1 noch locker zu bewältigen wären, die Laute am Computer aber schon wie vergiftet auf Version 11 warten, obwohl sie ihre Version 10 noch längst nicht richtig im Griff haben...
*Gottseidank habe ich grad keine Kunden, die mich aus welchen Gründen auch immer zwingen, Geld für neue Versionen auszugeben, ansonsten ja mein frühsommerlicher Brasilienaufenthalt ins Wasser fallen würde... oder so... *smile
Herzlichst, Rudolf

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Kurt Gold
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31. Jan 2004, 17:34
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Aha! Brasilien! Dabei hatte ich mir jetzt einen Rudolf vorgestellt, der sich einmal im Jahr 10 Tage beim Wattwandern auf Amrum entspannt ;-)

Dann wünsche ich Dir, daß Dir niemals jemand über den Weg läuft, der solche Pläne haben möchte. Denn dann ist es erstmal aus mit Copa Cobana, Tanz und Sonnenschein... :0) :-)

Viel Glück

Kurt Gold

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Rudolf-51
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31. Jan 2004, 17:47
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Hallo Kurt...
Mach mal ne Rechnung: Verzicht auf nen neuen G5 Dual weiss nicht was, Verzicht auf Panther und solches, da läppert es sich schon zusammen.... Übrigens, war mal auf Borkum, war auch ganz nett dort... Aber eben, es hatte dort so gut wie keine netten Latinas mit grossen dunklen Augen und heissem Blut... *fiesgrins
Herzlichst, Rudolf

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Kurt Gold
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31. Jan 2004, 18:09
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Hi Rudolf,

ich sehe, aus Deiner Angst wird peu a peu gelassene Heiterkeit. Dann hat sich der Samstag nachmittag vorm Bildschirm doch schon gelohnt, oder?

Schönen Abend und schöne Latinas :-)

Kurt Gold

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Rudolf-51
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31. Jan 2004, 18:19
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Du sprichst grosse Worte gelassen aus.... *smile und schönen Sonntag wünsch...

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Baschi3
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1. Feb 2004, 09:25
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Ich habe gerade meine alte Kiste verschenkt:
200MHz MMX, von 120Mhz aufgemotzt, mehr ging nicht ;), Win 95 mit Word 95 etc.

Beim Zusammenstecken und ersten Einschalten staunte ich auch, wie schnell diese Kiste gestartet ist und auch beim Runterfahren: Wie ein Ferrari im Vergleich zu meinem jetztigen PC.
Nur musste ich abraten, zusätzlich einen CD-Brenner einzubauen. Da wäre diese Kiste wohl überfordert.

Franz

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Rudolf-51
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1. Feb 2004, 10:04
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Hallo Baschi...
Siehste...genau das meinte ich... da hat man zwar nen superschnellen Rechner, aber die Arbeiten darauf gehen trotzdem nicht zügiger voran, die neue Software frisst den Geschwindigkeitsvorsprung nicht bloss auf, sondern verlangsamt alles noch um einiges. Okay, selber arbeite ich mit Mac und sehe es jeden Tag mit dem neuen System X, bei dem ein sogenanntes Windrad den ewigen Umgang hat, bevor ich endlich was arbeiten kann. Dachte auch, dank Doppelprozessor und 2 Ghz gehe heutzutage alles ab wie ein Ferrari... Werde mir vermutlich gelegentlich also nen Ferrari als Ersatz für ein "neues" Betriebssystem kaufen, damit ich wenigstens etwas habe, was wirklich schneller ist, als das bereits vorhandene (Renault Clio!).
Apropos CD-Brenner: Warum sollte der von dir genannte PC keine CD's brennen können, versteh ich nun nicht ganz, da wir schon anno Domini mit wesentlich trägeren Kisten solches locker geschafft haben. Braucht allenfalls etwas länger, aber eben, etwas Zeit muss man sich im Leben schon noch nehmen...
Herzlichst, Rudolf

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Jens Naumann
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1. Feb 2004, 21:40
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Hallo ausgestorbenes Fossil (Zitat),

ich habe heute mit meiner Frau darüber geredet, wieviel sich die Zeiten in den letzten 50 Jahren wohl verändert haben mögen, was z.B. sichere Jobs anbelangt. Sie kämpft wie ein Bär, um Termine einhalten zu können und verwendet die an ihrer Arbeitsstelle angeschaffte Soft- und Hardware, um möglichst effizient zu arbeiten. Und sie hat einen Zeitvertrag. Nebenan im Büro sitzt ein älterer Kollege, der am ehesten dadurch auffällt, dass er mit jedem ein Schwätzchen hält, enorm raucht bis die Fluren qualmen und das Tönen des Solitärspiels oft durch die Wand zu hören ist. Er ist unbefristet schon seit Ewigkeiten dabei. Und wird dies wohl auch bleiben (öffentliches Amt).

Übrigens, ich kenne ein paar solcher lebenden Fossile am Mac. Sie kommen über die Runden. Hoffentlich noch lange ...

Grüßle,
Jens

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hds @ schriftsetzer.net

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Rudolf-51
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1. Feb 2004, 23:04
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Hallo Jens...
Das mit dem Fossil habe ich zur Kenntnis genommen, und denke schon, dass ich mit meiner Denkweise zum Ziel komme. Ich sage manchmal zu meiner Freundin, wenn sie mich wieder "alten Sack" nennt, dass es Zeiten gegeben hat, da hatten wir weder Computer, noch polyphone Klingeltöne, geschweige denn Chatten via SMS und solchen Nonsens mehr... dafür hatten wir Vollbeschäftigung, Spass am Leben und genügend Zeit, dieses auch zu geniessen...
Na, ich bin ja selber schuld an meiner Situation, hätte ja gleich zum Staat oder in die Politik gehen können... oder: wie man sich fettet, so riecht man...
Herzlichst, Rudolf

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Baschi3
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2. Feb 2004, 10:05
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Hi Rudolf

zum CD-Brenner: Habe mich auf die Angaben des Brenner-Herstellers verlassen: Mindestanforderung 400MHz oder noch mehr. Vielleicht sollte ich es doch mal versuchen.

Die könnten ja Aktien eines PC-Herstellers haben :)


Franz

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Rudolf-51
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2. Feb 2004, 10:49
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hallo Baschi...
Seit ich selber lüge, verlass ich mich nicht mehr mal auf mich selber... Aber im ernst: Es funzt so einiges, was eigentlich gar nicht dürfte... ausprobieren ist mit Garantie der sicherste Weg. Ich las damals bei Apple, dass ich meine digitale Videokamera immer als einziges Gerät an die Firewireverbindung anschliessen müsse, damit alles läuft. Was macht man nun, wenn man bloss einen Anschluss hat und hinter dem bloss noch 7Giga auf der Disk frei sind? Man schliesst ne externe, grössere HD an den Titanium und die Kamera erst dahinter... Siehe da... es läuft... trotzdem. Inzwischen ha meine Kamera sich längst daran gewöhnt, immer als letzte in der Firewirekette werkeln zu müssen, hinter DVD-Brenner, mehreren HD's usw. Funktioniert seit Jahren störungsfrei...
Also, glaub niemals anderen, probiers aus, nur so bekommst du ne ehrliche Antwort...
Herzlichst, Rudolf

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Wolfgang Reszel
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2. Feb 2004, 23:34
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Hallo,

das ist ja mal ein schönes Thema. Erstmal kann ich Rudolf größtenteils zustimmen, eigentlich wird mit den schnelleren Rechnern nicht wirklich alles schneller. Meistens hat man schneller einen Absturz oder man verzweifelt schneller. Ich fahre zu Hause noch einen alten Pentium mit 350 Mhz und 384 MB Speicher, wenn das jemand mal live mitbekommt, gibt's gelegentlich schon mal Geläster. Ich quäle die Kiste sogar mit Illustrator 10 und GoLive 6 und da bin ich dann doch schon mal froh, dass ich bei reinen Vektorarbeiten auf den flinken Illustrator 8 zurückgreifen kann. Die neuen Features von Illustrator 9 aufwärts sind natürlich eine Erleichterung, man denke nur an Schatten oder Transparenzen, doch benötigt man das alles nicht, wird man mit einer langsamern Arbeitsgeschwindigkeit bestraft. Ein gutes Beispiel sind auch die neueren Acrobat-Versionen. Mal eben eine PDF anschauen ist selbst auf den schnelleren Rechner kein "Mal eben", das dauert dann schon seine 15 Sekunden bis Acrobat seine Plugins alle beisammen hat. Da ist der alter Reader 3.0 selbst auf einem Pentium 90 schneller, als der Reader 6 auf einem 2 GHz Rechner. Die Suchenfunktion braucht auf meine Krücke im Reader 6 glatte 5 Sekunden, bis sie überhaupt eingeblendet wird, auf schnelleren Rechner vergeht immer noch spürbar die Zeit. Wenigstens kann man den Reader 6 auf das Starttempo von Reader 3 bekommen, wenn man alle Plugins deaktiviert.

Seltsam find ich auch, dass mein lahmer sich quälender PC bedeutend weniger abstürzt als mein PC bei der Arbeit oder die PCs all meiner Bekannten, dabei nutzen viele Ihren PC nur zum Texten, Surfen und Musik hören.

An unserer diesjährigen Stromrechnung sind übrigens die PCs von mir und meinem Mitbewohner erheblich beteiligt und eine Kontrollmesseung zeigte, dass mein PC etwas mehr als die Hälfte an Strom frisst - also auch ein Argument bei seinem "Running System" zu bleiben.

Übrigens, ich war auch sehr überrascht, als bei uns der neue G5 eintraf und seine zwei Herzen mehr für Panthers Tuntenball schlugen als sonst was. Ok, die Anwendungen sind bestimmt nicht unschuldig, aber stutzig macht das irgendwie schon.

Dass die neuen Funktionen die Qualität nicht verbessert haben, kann wohl jeder bestätigen. Ich bin auch einer dieser neuen Techno-Fuzzies, die zwar viel vom technischen Hintergrund verstehen und meistens wissen, was sie wie mit ihrem Programm anstellen können, doch ein guter Gestalter bin ich sicher nicht. Die neuen Funktionen verleiten auch zum Trail&Error und Fummler-Prinzip, einfach mal rumspielen, wird schon was schönes bei rauskommen. So sieht man heute überall Transparenzen, auch wenn es unangebracht erscheint. Als das noch aufwändiger war, hat man sich eben genau überlegt, ob es Sinn macht.

Rudolf, du kannst dich glücklich schätzen, dass du keine Kunden hast, die besonderes fordern und somit nicht updaten musst. Wenn du mit vielen Fremdsprachen arbeiten würdest, würdest du allerdings Illustrator CS und InDesign schätzen lernen.

Da Programme meist von Version zu Version langsamer und träger werden muss irgendwann der Rechner durch einen Schnellern ersetzt werden. Und wenn man dann schon so einen schnellen Rechner hat, kann man sich auch die tollen anderen Programme holen, für die der alte Rechner zu lahm war. Tja, die Computerindustrie will ja auch weiterleben.

Achja, ich habe Illustrator 5.5 mal in der Schule bestaunen können, damals war ich froh, dass es schon Version 8 gab.

Wolfgang

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Christoph Grüder
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3. Feb 2004, 08:19
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Hallo zusammen,

eine sehr spannende Diskussion!
Zum Thema neue Software und Arbeitsgeschwindigkeit möchte ich doch noch einiges beitragen. Die Geschwindigkeit eines Rechners und die gefühlte Performance des Programms sind offenbar immer noch enorm wichtige Punkte bei der Beurteilung eines Gesamtsystems aus Rechner und Software.
Dagegen werden die Produktivitätsvorteile durch Bündelung und Kombination von Einzelwerkzeugen, die es ermöglichen, eine Vorschau eines weiteren Arbeitsschrittes zu erhalten, außer acht gelassen. Nehmen wir einmal die Separationsvorschau in Acrobat 6. Abgesehen, dass es ein Plug-in einspart, das bisher teuer hinzugekauft werden musste, werden dadurch Produktionsfehler sichtbar. Das darf man getrost als Meilenstein bezeichnen, auch wenn es niemanden von Hocker hauen wird.
Allein die Möglichkeit, Photoshop-Dokumente (ob mit oder ohne Transparenzen) in InDesign zu platzieren, erspart mir garantiert pro Tag das Berechnen von Einzelbildern inkl. der schnellen Änderungs- und Aktualisierungsmöglichkeit.
Es ist ein zweischneidiges Schwert, alter Software hinterherzuweinen. Es gibt zahlreiches Designbüros, die nur mit einer Freehand 5 und einer Photoshop 4-Version arbeiten. Somit haben Sie auf Jahre hin Investitionen eingespart und die Software und Computer sind längst abbezahlt. Aber wo ist die Verbesserung der Dienstleistung? Das Büro und die Mitarbeiter auf so etwas wie Colormanagement vorzubereiten, ist schlichtweg Unsinn. Dazu bedarf es mehrtägiger Schulungen, neuer Geräte und neuer Software.
Wenn solche Entwicklungen einmal richtig verschlafen werden, fällt es von Jahr zu Jahr schwerer, aufzuholen.
Allein mit dem Thema Colormanagement kann heute in einer Druckerei bis zu 80% aller Reklamationen – die sich hauptsächlich auf die Farbwiedergabe beziehen — eingespart werden. Somit macht sich auch eine Investition in Geräte, Software und Schulungen - letztere gern von den Herren und Damen der Geschäftsführung ignoriert – innerhalb eines Jahres bezahlt.

Das Schulungsthema ist übrigens eine deutsche Mangelerscheinung. Soll ein neuer Rechner angeschafft werden, ist das eine Sache von Tagen. Soll eine Software angeschafft werden, damit der Rechner auch Sinn macht, dauert das Monate. Sollen dagegen einmal die Mitarbeiter auf den neuesten Wissensstand gebracht werden, vergehen Jahre.

Abschließen möchte ich mit einem Zitat von Kurt Weidemann, der einmal sagte, dass wir unseren Job sowieso alle fünf Jahre neu erlernen müssen. Als er das sagte, war er bereits weit über 70! Wäre schön, wenn sich solch eine weise Einstellung auch unter Desginern verbreiten würde!

herzliche Grüße,
Christoph Grüder
(der, der mit dem Rechner kämpft)



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Rudolf-51
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3. Feb 2004, 10:08
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Hallo alle miteinander...
Da hab ich ja was angestellt mit meinem kurzen Anfangsbericht... Selten habe ich so kontroverse Antworten gelesen, bei denen natürlich jeder auf seine Weise und seinen Umständen entsprechend auch recht hat. Das ist es, was mir an diesem Forum so gefällt... Man darf sagen, was Sache ist und es entsteht daraus tatsächlich eine richtige Diskussion... Daher mal allen einen netten Dank für ihre Meinung zu diesem Thema...
Es stimmt schon, ich bin wirklich ein ganz kleines Lichtlein in der Gilder der Profis auf dem grafischen Gewerbe, ich habe nie Angestellte gehabt und werde mich auch in Zukunft hüten, mir welche zuzulegen. Ich bin als Freelancer in die verschiedensten Firmen gekommen, ob als Supporter, Lehrer, Mitarbeiter oder auch manchmal als Seelentröster (ich kündige jetzt, ich fühl mich überfordert usw.), ich habe die Branche auf meine ganz eigene Art erleben können...
Hier mal ein kleines Müsterchen meiner Arbeit von anno dazumal: Ruft mich ein Kunde, ein Verleger in totaler Panik an, einer seiner Mitarbeiter hätte eine 640er MO, auf der sämtliche Kundeninserate drauf waren, versehentlich neu formatiert. Natürlich kam dieser Anruf wie üblich genau am Freitagnachmittag, wenn Angestellte sich langsam für das Wochenende bereitmachen. Mein Auftrag also: Die ungefähr 420 MB Illustrator-EPS Dateien von der frisch formatierten MO so schnell wie möglich retten, da diese unter allen Umständen benötigt würden...
Nun denn: Ich hab den Auftrag angenommen und auch gleich meinen Preis genannt... damals eine horrende Summe... und hab mich an die Sache rangemacht: Als Insider in Sachen Betriebsablauf dieses Verlages wusste ich, dass sämtliche alten Ausgaben des Magazines, in dem die verlorenen Inserate fertig gelayoutet in Pagemaker 3 im Archiv auf Syquest 44 Platten noch vorhanden waren. Also, sämtliche Platten geschnappt, das Laufwerk dazu (hatte selber ja keines) und ab nach Hause. Dort als erstes mal eines der Pagemaker-Layouts geöffnet und all die darin verstreuten Inserate bewundert. Danach das gesamte Layout als EPS wieder abgespeichert, mit dem Wissen, dass Pagemaker aus Prinzip alle EPS Dateien fest einbindet und nicht bloss verlinkt wie z.B. die TIFF Bilder. Das gespeicherte EPS-File danach in Microsoft Wort aufgemacht und mit Freude festgestellt, dass wirklich sämtliche EPS-Illustrator-Dateien als Gesamtes darin vorkommen. Die Textseiten schnell wieder als ASCII gespeichert und meinen damals noch betriebsbereiten Apple II aufgestartet. Dann ein kleines Basic-Routinchen nach folgendem Strickmuster erstellt: Lösche aus einem ASCII-File Zeile für Zeile, bis du zum Wort "Adobe Illustrator Postscript 3.2" triffst. Von hier aus speichere alles auf Platte unter dem Namen, den du in der zweiten Zeile innerhalb Illustrator EPS findest, solangebis du zum Wort "EOF" triffst. Dann go to Anfang des Routinchens und werkle tapfer weiter...
Irgendwann am späten Sonntagnachmittag war ich dann total fertig vom endlosen Abspeichern von Pagemakerdateien als EPS und der alte Apple II kochte immer noch gemächlich vor sich hin... bis so gegen elf Uhr abends. Danach sämtliche ASCII-Files noch mit Illustrator öffnen und neu abspeichern, damit Icon und Erstellungsprogramm wieder stimmen.
Am Montagmorgen pünktlich um neun Uhr kam dann mein grosser Auftritt im Verlag. Abliefern sämtlicher geretteten Inseratefiles, so nach dem Motto, -wo liegt denn das Problem?- Natürlich gab es Applaus und danach die Rechnung rübergereicht, der Rest des Monats war somit schon gearbeitet... Der Preis meiner Datenrettung hat es ermöglicht... Der Inhaber des Verlages hat gerne bezahlt, die Daten waren ihm so wichtig, dass er mir gerne einen ganzen Monatslohn für deren Rettung hinblätterte...
Ja, so war es damals, die Aufträge waren manchmal echt verrückt, die Bezahlung entsprechend auch. Ich hab es geliebt, solche, möglichst wilden Jobs zu erledigen, hier lag meine Stärke (und liegt heute noch, mal abgesehen davon, dass System X für mich bis heute noch ein spanisches Dorf ist...) Somit kann ich mich kaum mit Angestellten, die tagaus, tagein von acht bis fünf nur an Quark-Bildrahmen rumzerren nicht vergleichen, ich war (und bin es immer noch), der etwas verrückte Computerfreak, der auch mal auf etwas eigenwillige Art und ein wenig Nachdenken sein Geld verdient hat.
Darum bekomme ich langsam Angst... es wird alles immer komplizierter, immer aufwändiger und immer undurchschaubarer. Ich liebe meine Uraltsoftware eben auch daher, weil ich sie aus dem ff kenne und weiss, wo ich was zu suchen habe, wenn ich denn etwas suche. Beim Panther vergeht mir nun endgültig der Spass, dafür bin ich vermutlich doch schon ein paar Tage zu alt...
Herzlichst, Rudolf... das alte Fossil... unter System 9.1 *smile