Hallo anonymer Poster,
über die Sinnhaftigkeit des ICC-Profils im Output Intent einer PDF/X-Datei, die von einem PDF-Erzeuger generiert wurde, der noch nicht so tief in der Thematik PDF/X drinsteckt, kann man sicherlich streiten.
Ich gehöre auch zu denjenigen, die der festen Meinung sind, dass PDF/X schon eine größere Verbreitung gefunden haben könnte, wenn die "Hemmschwelle" des, in den meisten PDF/X-Erstellungswerkzeugen zwingend anzugebenden, Output Intent ICC-Profils nicht wäre. Man muss sich nur mal vor Augen führen, was es für einen Normalanwender, der nachvollziehbarer Weise meist noch gewisse Berührungsängste mit dem Thema Colormanagement hat, bedeutet gezwungen zu sein ein ICC-Profil in eine PDF-Datei einzubetten.
Solange ihm/ihr nicht von einem Fachmann glaubhaft erklärt wurde, dass diese Art der Profil-Einbettung gerade eben sicherstellt, dass niemals unabeabsichtigt eine ungewollte Farbraumtransformation stattfindet, wird er/sie dann wohl doch lieber die Finger davon lassen. Sind es doch gerade häufig wir "Spezis" die Anwendern, die (noch) kein gediegenes Farbmanagement-Knowhow haben, dazu raten besser die Finger vom Farbmanagement zu lassen und es in den Layoutprogrammen zu deaktivieren.
Dieses häufige Zurückschrecken und der daraus resultierende Verzicht auf den Einsatz von PDF/X aufgrund der Verunsicherung um die Mechanismen und Auswirkungen dieses ICC-Profils ist sehr schade, weil die Erzeugung und der Versand von PDF/X-Dateien sowohl für den Datenlieferanten als auch den/die Dienstleister nur von Vorteil sein kann und das auch ohne eingebettetes ICC-Profil. Deshalb begrüße ich den "mutigen" Schritt Adobes in einem Acrobat Distiller 6 Professional, anstelle eines ICC-Profils in der Ausgabemethode einfach "Ohne" auswählen zu können.
Gleichzeitig zweifle ich aber auch wieder an Adobe, weil das PreFlight Plug-In in Acrobat 6 Professional, genau dies wiederum nicht zuläßt und somit bei der PDF/X Erzeugung wieder die Einbettung eines Profils erzwingt. Man könnte meinen, die beiden Produkte stammen von unterschiedlichen Herstellern (was ja auf das Plug-In auch zutrifft). Dabei wäre eine PDF/X-Erzeugung in Acrobat, meiner Meinung nach um ein vielfaches sinnvoller als im Acrobat Distiller, weil die zusätzlichen Prüfmöglichkeiten des Plug-Ins eine weitere Steigerung der Produktionssicherheit zulassen.
Soviel zur Einstimmung. Mein eigentliches Anliegen war es jedoch eigentlich etwas über den korrekten Einsatz des Output Intents und im speziellen dessen ICC-Profils in einer PDF/X-Datei zu sagen, um so bei den Lesern die vielleicht existierende Hemmschwelle abzubauen oder vielleicht sogar ganz verschwinden zu lassen.
Sinn und Zweck von PDF/X ist es ja, einen möglichst sicheren Datenaustausch zwischen Datenerzeuger und Weiterverarbeitung auf PDF-Basis zu gewährleisten. Ein fokusierter Bereich dabei ist eine sichere Farbreproduktion. Um Farbe sicher und vorhersagbar reproduduzieren zu können, mussen verschiedene Kriterien erfüllt sein. So muss u.a. sichergestellt sein, dass Erzeuger und Dienstleister über die selbe Farbe bzw. die selben Farbräume sprechen. Die Angabe "4C" oder "CMYK" alleine reicht bei weitem nicht aus, weil damit nicht spezifiziert ist über welches Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz wir sprechen.
Deshalb ist eine genauere Spezifikation der Farben gefragt.
Desweiteren ist es wichtig dass beide Seiten die selbe "Referenz" verwenden, wenn es um die Beurteilung der Farben geht. Es ist heute selbstverständlich, dass man ein "Proof" erstellt, also einen Farbdruck, der die Simulation des zum Einsatz kommenden Auflagen-Druckverfahrens erlaubt. Aufgrund sinkender Anschaffungspreise ist dies durchaus auch beim "kleinen" Datenerzeuger üblich.
Bei der Erstellung eines Proofs muss ein bestimmtes Druckverfahren simuliert werden. Dies geschieht mit Hilfe eines ICC-Profils, welches dieses Druckverfahren, dessen Druckfarben und evtl. das bedruckte Material simuliert.
Ein sicheres Produktionsdatenfomat muss also sowohl eine Beschreibung der im Dokument verwendeten Farben erlauben als auch eine eindeutige Spezifikation wie diese Farben vom Datenerzeuger beurteilt also z.B. geprooft wurden.
Eine genaue Spezifikation der Dokumentfarben ist durch ein Anhängen von ICC-Profilen an die verwendeten Farbräume möglich. Das ist jedem bewußt.
Wie reicht man aber die Information weiter, wie man als Datenerezuger, die Farben des Dokuments beurteilt und für gut befunden hat? Diese Fragestellung führte Dank den Schaffern der PDF/X-Normen und der Firma Adobe zu einer Erweiterung des PDF-Standards um ein Konstrukt namens "OutputIntents Array". Dieses Konstrukt erlaubt, wie eine wörtliche Übersetzung ins Deutsche auch ergibt, die beabsichtigte Ausgabemethode zu spezifizieren.
Und zwar in der Form, dass das beabsichtige Druckverfahren entweder durch namentliche Nennung eines Druckstandards und/oder durch die Einbettung eines Ausgabeprofils, welches den Druckfarbraum und den Bedruckstoff spezifiziert, charakterisiert wird.
DIESE INFORMATIONEN WERDEN SO IN DIE PDF/X-DATEI EINGEBETTET, DASS SIE KEINERLEI UNGEWOLLTEN EINFLUSS AUF DIE FARBWIEDERGABE DES DOKUMENTS ZUR FOLGE HABEN KOENNEN.
Somit sollte jetzt klar sein, dass das ICC-Profil des Output Intents nicht die Dokumentfarben selbst beeinflußt, sondern nur eine Referenz darstellt, die es dem PDF/X-Weiterverarbeiter erlaubt zu erkennen, wie der Erzeuger die Dokumentfarben geplant und "gesehen" hat.
Somit ist auch die Frage geklärt, welches Profil in den Output Intent einzubetten ist. Es ist das Profil, welches bei der Prooferstellung als Simulationsprofil verwendet wurde. Wenn Farben verfahrensangepaßt erstellt werden, dann ist es (hoffentlich) auch das Profil, welches in den verwendeten Layout- und Bildbearbeitungsprogrammen als CMYK-Arbeitsfarbraum eingestellt war (in der Hoffnung, dass dies in allen Programmen gleich definiert wurde, den ansonsten hat man egal ob mit oder ohne PDF/X schon ein großes Problem).
Wenn nun im Dokument nur ein CMYK-Farbraum Verwendung findet und dieser ist mit dem Farbraum der im Proof simuliert wurde bereits identisch (d.h. die Dokumentfarben sind bereits in Hinblick auf die beabsichtigte Druckbedingung angelegt worden), dann kann das Profilieren der Dokumentfarben, also das Anhängen von Quellprofilen entfallen, da dann die Angabe, welcher Farbraum im Proof simuliert wurde innerhalb des Output Intents vollkommen ausreicht.
Dies stellt für den reinen CMYK-Workflow einen gigantischen Vorteil dar. Würde man nämlich seine CMYK Dokument-Farben durch das Anhängen eines ICC-Profils charakterisieren, würde dies bei Erhalt dieser Profilierung zwangsweise zu einer späteren Farbraumtransformation führen. D.h., dass selbst die Farben im Dokument die schon perfekt, also verfahrensgerecht angemischt wurden, einer nochmaligen farblichen Transformation unterworfen werden würden, was mit Sicherheit zu ungewollten Tonwert- und Schwarzaufbauänderungen führen würde. Ein nur zu gut bekannter Nebeneffekt davon ist z.B., dass ursprünglich rein schwarze Seitenelemente plötzlich auf allen vier Farbauszügen erscheinen. Das ist natürlich im höchsten Masse ungewollt.
Dank des Output Intents einer verfahrensangepaßten, CMYK-PDF/X-Datei kann man auf das Taggen/Profilieren seiner Dokumentfarben verzichten, hat aber trotzdem die Möglichkeit den angelegten und bei der Prooferstellung simulierten Druckfarbraum genau anzugeben. Aber eben ohne jede ungewollte Auswirkung auf die Farben.
Wenn man nicht verfahrensangepaßt, sondern verfahrens- bzw. medienneutral produzieren will, das heißt die Farben im Dokument sind noch nicht hinsichtlich eines bestimmten Druck-/Produktionsverfahren angelegt worden, sondern eben neutral, dann müssen die Dokument-Farben selbst genau charakterisiert werden. Dies ist notwendig weil dann ja noch eine Farb- und Tonwertanpassung an ein konkretes Produktionsverfahren notwendig ist. Diese Chrarkterisierung der medienneutralen Farbe geschieht durch das Anhängen von ICC-Profilen an die Dokumentfarbräume oder der Verwendung von Lab als Farbraum, der per se eine neutrale Farbdefinition darstellt.
Um wieder zu wissen bzw. zu signalisieren, wie der Datenerzeuger die Farben für ein bestimmtes Druckverfahren beurteilt hat, dienen wiederum die Angaben im Output Intent der PDF/X-Datei.
Wie hat nun der Dienstleister mit einer solchen PDF/X-Datei umzugehen? Als allererstes sollte er sicherstellen, dass die Datei auch wirklich PDF/X-konform ist, indem er ein entsprechendes Prüf-Werkzeug auf die Datei anwendet. Im Falle einer PDF/X-3 Datei, die sowohl den verfahrensangepaßten CMYK-Workflow als auch den medienneutralen RGB- und Lab-Workflow erlaubt, ist zusätzlich eine Prüfung erforderlich, ob nur CMYK (und Sonderfaben) enthalten sind oder auch andere, medienneutrale bzw. profilierte Farbräume. Falls letzteres zutrifft muss der Dienstleister entscheiden, ob er Knowhow-seitig und technologisch überhaupt in der Lage ist, eine solche Anpassung an das eingesetzte Produktionsverfahren durchzuführen. Wenn nicht, sollte er lieber Kontakt zum Datenlieferanten aufnehmen und mit ihm zusammen diskutieren wie vorzugehen ist.
Der nächste Blick nach erfolgreicher, fehlerfreier PDF/X-Prüfung (ansonsten ist wieder der Datenlieferant zu kontaktieren) sollte dem integrierten Output Intent gelten. Sehr wahrscheinlich, weil es die meisten Werkzeuge nicht anders zulassen, ist ein ICC-Profil eingebettet, welches den vom Erzeuger beabsichtigten Reproduktionsfarbraum spezifiziert.
Ungeachtet der Tatsache, ob dieses Profil dem eigenen Druckmaschienen-Profil entspricht oder nicht, sollte dieses Profil nun eigentlich exportiert, dem eigenen Proofsystem als Simulationsprofil zugeführt und ein Proof erstellt werden.
Denn wenn der PDF/X-Erzeuger sich an die Spielregeln gehalten hat, dann hat er ja auch genau mit diesem Profil geprooft oder es zumindest als Arbeitsfarbraum in seinen Layoutprogrammen eingestellt gehabt.
Sieht der Proof gut aus (was darauf hindeutet, dass der PDF/X-Erzeuger das PDF/X-Grundprinzip verstanden hat), dann ist entscheidend, ob der im Output Intent angegebene Druckstandard mit dem der eingesetzten Druckmaschienen übereinstimmt oder nicht. Wenn ja, dann können die Daten direkt in die Produktion übernommen werden. Wenn nicht, dann muss noch eine Anpassung erfolgen. Hier muss sich der Dienstleister wieder die Frage stellen, ob er sich dazu in der Lage sieht. Denn gerade eine CMYK-nach-CMYK-Anpassung setzt hochwertige, profesionell arbeitende Farbmanagement-Software voraus. Wenn diese Anpassung stattfindet, dann sollte auf alle Fälle nochmals ein Proof erstellt und dem Kunden als Kontrakt-Proof vorgelegt werden.
Sieht der Proof dagegen fürchterlich aus, dann ist wieder Kontakt zum Datenlieferanten angesagt. Entweder hat er das Prinzip des Output Intents nicht verstanden und ein falsche Profil eingebettet oder sein Beurteilungsverfahren, sein "Proof", ist so schlecht bzw. falsch kalibriert, dass er etwas ganz anderes sah als der Dienstleister. Im Zweifelsfall muss der Dienstleister nochmals ein Proof nach eigenem Standard erstellen und hoffen, dass die Daten dann besser oder vielleicht sogar gut aussehen (würde mir aber keine allzu großen Hoffnungen machen) und wieder dem Kunden als Kontrakt-Proof vorlegen.
Gibt er sein Ok, können die Daten guten Gewissens in die Produktion übernommen werden.
Ich hoffe, dass ich mit diesem Roman ein wenig Klarheit in Bezug auf PDF/X und vorallem dessen geforderten Output Intent bringen konnte. Es würde mich freuen, wenn es den einen oder anderen PDF-Anwender bewegen würde, sich trotz eventuell vorhandener aber wie ich denke unbegründeter Berührungsängste, mit diesem Standard zu beschäftigen und ihn aktiv auszunutzen. Falls noch Fragen offen sind sind wir (das Forum) gerne bereit weiter Auskunft zu geben.
Mit freundlichen Grüßen
Robert Zacherl
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