Guten Abend Herr Sens,
Auch ich brauche heute keinen Glaubenskrieg mehr! Nur ein paar Anmerkungen zu den bereits lange diskutierten early binding Strategien:
- Ich denke es wäre für die meisten weniger geschulten Anwender einfacher einen einigermaßen geeigneten RGB-Farbraum auszuwählen (ECI-, L-Star-, Adobe-RGB...) als den genau passenden CMYK-Farbraum. (Bogen?, Rolle?, Zeitung?, Zeitschrift?, gestrichen?, matt?, Naturpapier? usw. usw.)
- Auch ein falscher RGB-Farbraum (sRGB, WideGamut RGB o.ä.) ist im weiteren Workflow wahrscheinlich leichter zu verarbeiten, als ein komplett falscher CMYK-Farbraum (ISOCoated bei Tageszeitungen, SWOP im Bogenoffset usw.), da hier dann wieder so spezielle Werkzeuge wie DeviceLink-Profile zum Einsatz kommen sollten, deren Einsatz aus Kostenfragen wahrscheinlich auch nur für größere Druckerein interessant ist.
...Theoretisch...
Aus praktischer Sicht stösst hier meiner Meinung nach die ganze ICC, PostScript, PDF Systemwelt an ihre Grenzen. Für Bilder kann das ganze noch einigermaßen sauber funktionieren, sobald aber Texte, Grafiken, Rasterflächen und andere Elemente dazukommen wird es sehr sehr schwierig, vor allem dann wenn man sich die so entstandenen Farbnummern mit den Augen des CMYK-gewohnten Repro-Mannes anschaut!
Kurz zum Thema RI: Die Personen die ich kenne, die auch wie ich mit den ECI-Profilen arbeiten haben die Erfahrung gemacht, dass der relativ Farbmetrische RI mit aktivierter Tiefenkompensationen bei (vorsichtig...) 90% der Bilder sehr gute Ergebnisse bringt. Vielleicht könnten wir uns bei dieser Profilkomination auf diesen RI einigen, auch wenn die Tiefenkomensation nicht nicht ganz standardisiert ist...
Aus heutiger Sicht schließe ich mich Ihrer Meinung an, dass verfahrensneutrale Daten (also für Bogenoffset, für Tageszeitungen, für Rollendruck...) wahrscheinlich der bessere Weg für die Repro sind. Aber nicht für die Archivierung in einer Datenbank!
Hier ist es evtl. doch geschickter einen "universellen, generischen" CMYK-Farbraum zu entwickeln, der ähnlich ECI-RGB die Farbräume der wichtigsten Druckverfahren und Charakterisierungsdaten umschließt. ISOCoated ist davor m.E. nicht geeignet, da andere Druckverfahren und Papierkombinationen in best. Farbbereichen doch stärkere Differenzierungen zulassen.
Bei der Seperation von diesem "Master-CMYK" zu den einzelnen "Medien-CMYKs" sind wir dann aber wieder bei der Device-Link-Problematik...!
Vielleicht liegt der Kern des Problemes aber auch in der Seperation selbst begraben:
Informationen zum Schwarzaufbau, Tonwerktzunahmen, Flächendeckungssummen, UCR, GCR, max. Schwarz o.ä. druckspezifische Parameter werden heute von der Profilierung-Erstellungsoftware direkt mit den gemessenen Farbinformationen verrechnet (und bilden einen Teil der BtoA Tabellen des Farbprofils...)
Meine (etwas ketzerische) Frage ist: Gehören diese Informationen wirklich in ein Farbprofil, dass doch eigentlich nur die Farbcharakteristik eines Gerätes beschrieben soll?
Wäre es nicht geschickter wenn im Profil nur Informationen über die Farbe selbst sind, und alles zu Schwarzaufbau, UCR, Tonwertzuwächse usw. in einem eigenen Seperations-Dialog zu packen, der "on the fly" bei der Farbumwandlung bearbeitet werden KANN. Die von ECI o.ä empfohlenen Seperations-Einstellungen könnten dann (z.B. als XML-Schema) zusammen mit dem Farbprofil verbreitet werden.
Z.B. die Reduzierung des Gesamtfarbauftrags könnte so auch im nachhinein noch vorgenommen werden, ohne das ein zweites Farbprofil von nöten wäre. Eigentlich auch logisch: die Farben ändern sich in dem Sinn ja nicht, sondern die Parameter in denen sie sich bewegen. Wichtig ist aus meiner Sicht, das die Seperations-Einstellungen quasi als METADATEN in die Datei eingebunden wären. Dadurch wäre auch in Bezug auf die nachvollziehbarkeit der Datenqualität einiges gewonnen.
...
Das ganze nur mal so als kleiner Lufbalon. Wahrscheinlich ist vieles von dem was ich unstrukturiert geschrieben habe nicht 100% logisch und in sich schlüßig. Aber vielleicht entsteht der ein oder andere Denkanstoss daraus...
Viele Grüße,
Georg Obermayr
...der übrigens trotzdem ICC für sehr gut hält und auch täglich damit sehr erfolgreich arbeitet.
als Antwort auf: [#210051]