Ich wollte auch nochmals darauf aufmerksam machen, daß es
verschiedene Gründe sind, die zu den "klassischen" 300
ppi Bildauflösung führen (geführt haben...), einen physiologischen und technische:
Grund 1 (technisch/mathematisch) hat Thomas Richard vorgerechnet: Um 256 unterschiedliche Tonwertstufen (unterscheidbare Pixelfarbwerte 8-bittiger Bilder) unterschiedlich in ein Raster bestimmter Auflösung (60 lp
cm = 150 lp
i bei 2400
dpi Belichterauflösung) zu überführen:
, ein
dot ist bei einer Belichter-Auflösung von 2540 dpi ein hundertstel mm groß (0,01mm), die Linie eines 60iger Rasters muss (wie jede andere Rasterweite auch) mit 16 dots "Breite" geschrieben werden können, um 256 verschiedene Tonwerte abzubilden (Rasterzelle 16x16 dots), demnach ist sie in diesem Beispiel 0,17 mm "breit" (60Linien pro cm = 6 Linien pro mm = 1/6 = 0,17mm). Oder anders herum gerechnet: Es werden 2x2 Belichterpunkte benötigt in der Breite 0,085mm um auch anders als 0 oder 90 Grad gewinkelte Rasterlinien mit Tonwert 1 von 256 möglich sein sollenden schreiben zu können.
Hier ist die Mindest-Auflösung also massgeblich sowohl für abrissfreie Verlaufswiedergabe und somit nebenher für die "Vielfalt", Unterscheidung, Ausnutzung, Anwendung des möglichen Farb-Gamuts in Varianten von bis zu 256 unterschiedlichen Tonwertstufen pro einem von in der Regel vier Kanälen (CMYK).
Bei "normalen" Bildern/Fotos wie Gruppenaufnahmen, Stadt- und Landansichten etc fällt das nicht gleich auf, wenn ein Verlauf auf einer Strecke von wenigen Millimetern oder weniger gar wie bei einem senkrecht stehendem Grashalm vom Licht von links zum Schatten rechts "Abrisse" aufweist, bei größer dimensionierten Verlaufs-Strecken, z.B. "künstlich"/künstlerischen Sujets mitunter schon.
Aber...:
Wenn ich jetzt willkürlich ausgewählt von über 4 Milllionen (256hoch4) Farbtönen davon einmal nur 15 und in einer Kopie derselben Datei dann 15.000 in iner weiteren dann 150.000 "lösche"/ersetze durch benachbarte, sagst Du mir dann sicher beim Betrachten, in welcher mehr fehlen oder gar welche?
Und: Schon seit über 15 Jahren arbeiten viele RIPs (
Raster
Image
Prozessoren) mit ausgefeilten (wiederum mathematischen) Tricks den ungewollten, die Qualität mindernden Abrissen erfolgreich entgegen zu wirken, siehe dazu auch:
https://www.google.de/...z-Ve0o6g&cad=rja Seite 26, kapitel 3.6 und Seite 70 Kapitel 8.2 und folgende (Stichwörter z.B. irrational screening, Superzellen und smoothshade...)
Grund 2 (technisch/mathematisch) ist die von Thomas Nagel genannte Faustformel
, die ist begründet im Nyquist-Shannon-Theorem, das besagt, nur mit
doppelter Abtastfrequenz aufgezeichnete Signale lassen sich dann auch wieder verlustfrei rekonstruieren, womit sich für den Vorgang des Scannens (= abtastend Aufzeichnen) eben ergibt: 60iger Raster = 150 lp
i x Qualitätsfaktor
2 bedarf 300ppi
Hier geht es also darum visuell zu reproduzierende Bildinformationen sowohl von der Deteilschärfe/Kontraste als auch hinsichtlich möglicher Farbtonvarianten zu erfassen, daß ihre Details dann auch "verlustfrei" wiedergegeben werden können in Abhängigkeit von der jeweiligen Drucktechnologie und entsprechenden Gerätespezifikationen im Einzelfall (z.B. Tintenstrahl mit 720 oder 1440 dpi als Obergrenze, statt möglicher bis zu 4000 dpi bei einem Plattenbelichter, siehe Anhang "Belichtermatrix") am Ende der Reproduktionskette. Hier geht es also noch nicht darum, ob das dann auch vom menschlichen Auge gesehen werden kann, aber mit Hilfsmitteln gemessen.
Grund 3 (physiologisch/mathematisch) auch von Thomas Richard schon eingebracht: Tangens Winkel Alpha (das ist dann der Wert 0,0002915, die Konstante in der Formel vom durchschnittliches Auflösungsvermögen des menschlichen Auges/ menschlicher Sehschärfe-Winkels 0,0167°) ist die Summe der Division aus Gegenkathete durch Ankathete, wobei die Gegenkathete (Variable 1) die gesuchte Bildauflösung ist und die Ankathete (Variable 2) der Betrachtungsabstand ist.
Grund 3 sagt eigentlich, daß "feinere" Informationen vom Menschen - ohne Hilfsmittel wie Vergrößerungsgläsern - gar nicht mehr wahrgenommen werden, was unter diesem Aspekt eine feinere Auflösung als 300ppi völlig sinnfrei macht egal in welchem technischen Zusanmmenhang hinsichtlich Reproduktionsanforderungen ;-)
Und dennoch würde ich auch in Anbetracht unterschiedlicher Sehkraft "beim Menschen" eine gewisse Detail-/Qualitätsreserve für entsprechende Feinstraster nicht komplett als Unsinn bezeichnen wollen. Also ähnlich handhaben wie Thomas Nagel empfiehlt: Wo möglich und vorhanden 350 - 400 ppi erhalten, aber bei "heiklen" Motiven mit "nur" 300ppi mir nicht gleich in die Hose machen. Und sei es lediglich als "Reserve" für eventuelle Skalierungen.
Zu viel des Guten (beispielsweise 600 statt 350 bis 400ppi) kann allerdings dann auch nach hinten losgehen: Nicht nur höhere Rechnerkapazitäten werden benötigt, sondern bestimmte Motive wie Stoffmuster oder Ziegeldächer, Backsteinmauerwerk etc, die von sich aus bereits rasterähnliche Strukturen aufweisen, können dann auch bei Feinstrastern über 80 lp
cm gerade durch "übertriebene" Detailzeichnung wieder unruhiger wirken als einem lieb ist, bzw bereits Motiv-eigene Moiree-Effekte verursachen. (auch wenn gilt: Je feiner der Raster, desto geringer die dann zusätzliche Moiree-Gefahr durch die unterschiedliche Winkelung beim AM).
@Thomas Nagel:
Hättest Du Lust das näher und detailierter auszuführen? ;-)
Gruß,
Ulrich