Hallo xpressio,
daß heute unkorrigiert gedruckt würde, stimmt nicht, auch wenn diese Ansicht sehr verbreitet ist. Ich bin selbst Romanautor bei einem sehr großen Publikumsverlag. Es gibt zwischen Autor und Lektor mehrere Lektoratsdurchgänge. Dort werden auch schon Sprach- und Schreibfehler korrigiert und die Orthografie auf Hausschreibung genormt. Da kann es schon zu Diskussionen kommen. Dann geht das Buch in den Satz, und der Lektor und der Autor prüfen alle Fahnen genau. Wenn Autor und Lektor nichts mehr zu beanstanden haben, machen sich drei verschiedene Korrektoren (!!!) separat über die Fahnen her. Danach geht das Buch in Druck. Glaub also nicht, was so erzählt wird. Ich weiß, daß es auch bei anderen Publikumsverlagen so ist.
Mich erstaunt immer wieder, wie viele Fehler der Setzer erst erschafft, obwohl die Word-Datei, die er nur in ID plazieren muß, quasi schon fehlerfrei ist. Was mir der Setzer als ersten Satz anbieten, bringe ich in Indesign in ca. 20 Minuten so hin. Ich muß dann dem Setzer hinschreiben, wo er überall falsch trennt. Durch die völlig unfähig Trennung in ID kommen da pro Seite vier absolut unakzeptable Trennung vor. Ich weiß oft nicht, wie ein Setzer das hinnehmen kann. Man braucht nicht denken, daß er da manuell eingreift. Am ärgerlichsten sind Trennungen wie "wirkli-che". Diese Trennung ist nach jeder Orthographie falsch, weiß zuvorderst morphologisch getrennt wird. Deshalb sitze ich mindestens drei Tage mit dem rotstift an einer 350seitigen Fahne. Das wäre eigentlich die Arbeit des Setzers und nicht des Autors.
Auch bei wissenschaftlichen Verlagen, wo der Autor das Buch heutzutage selbst setzt, gibt es eine Korrektur. Dort kann sie sich mangels Liquidität über zwei jahre hinziehen. Dort muß alledings der Autor mehr tun als bei Publikumsverlagen. Wie es bei großen Zeitungen ist, weiß ich nicht, aber die haben ja nur Stunden. Bei Romanen dauert das Lektorieren und korrigieren einige Wochen.
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Daß Setzer früher so viele antike Sprachen beherrschten, möchte ich mal bezweifeln. Bei den textkritischen Editionen müssen die Editoren (also Wissenschaftler) sehr intensiv am Satz teilnehmen. Eine Aristotelesausgabe mit fehlerfreien Akzenten zu setzen, kann kein Setzer allein schaffen. Das ist völlig undenkbar. In der Altphilologie sagt man ja auch, daß die Leute früher mehr draufhatten. Wenn man sich alte Schulbücher und Editionen mal genau ansieht, sieht man eigentlich gleich, daß es früher keinen Deut besser war als heute.
Grüße,
Daniel
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