Hallo Coala,
Loethelm hat es ja eigentlich schon auf den Punkt gebracht: Ein Druckerprofil beschreibt den Drucker, bzw. dessen farbliches Verhalten, zum Zeitpunkt des Druckes des Testcharts, das zur Profilerstellung genutzt wurde.
Wird nun an den Druckparametern etwas verstellt, was sich auf die Farbeauswirkt, so ist das Druckerprofil nicht mehr authentisch und demzufolge werden Farbanpassungen auch falsch berechnet.
Was sich letztendlich, und vor allem wie stark, auswirkt, muss man (in der Regel während der Linearisierung, sprich vorm Profilieren, ausbaldowern.
Im Gegensatz dazu adressiert die gebräuchliche (und sinnvolle) Empfehlung, bei der Ausgabe des Testcharts für eine Profilierung, die Farbanpassung bzw. Simulation zu deaktivieren, eine andere Problematik an:
Es ist das Henne-Ei Problem. Das Testcharts wird mithilfe eines generischen oder falschen Simulationsprofils irgendwo hingebogen, ausgedruckt und vermessen. Dann erzeugt man daraus das Profil, das nun in der Regel für Simulationen die Stelle des ersten Profils einnimmt.
Jetzt fehlen aber die Farbveränderungen, die das alte Profil an den Daten vornahm, sprich was als Druck herauskommt, hat nichts mehr mit dem zu tun, was zum Zeitpunkt der Testchart Ausgabe passierte. Somit ist das ganze Profil hinfällig.
Das mag nun hart klingen, aber wie willst du die Maschine warten und pflegen und anderen bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn du dich damit nicht auskennst?
Zum jetzigen Zeitpunkt kannst du es nicht. Du wirst dir zum einen aneignen müssen, was das Teil wann macht, sprich den langen und mühsamen Weg gehen, alles mal auszuprobieren (Das kann je nach Reichtum der Einstellmöglichkeiten im Druckdialog zu mehreren hundert Testdrucken führen), als auch parallel dazu, dich theoretisch soweit in die Materie hineinschaffen, das du die oben erzielten Ergebnisse mit den Testdrucken auch interpretieren und bewerten kannst.
Das eine Profil (z.B. ISOcoated) ist das Simulationsprofil. Dieses enthält die Farben die am Ende zu sehen sein sollen, also die Sollwerte. Das andere Profil, ist das Druckerprofil, das du individuell für deinen Drucker und einen bestimmten, nicht mehr zu ändernden Parametersatz der Druckereinstellungen, aber auch des verwendeten Papiers und der Tonter/Tinten, erzeugt hast.
Beim Druck mit diesen beiden Profilen geschieht nun folgendes. Im Dokument wird ein 100%Magenta verlangt. Dieses soll, ums jetzt nicht zu kompliziert zu machen, ein 100% Magenta des ISOcoated Farbraums sein, und sieht somit so aus (Bilder in neue Tabs laden):
http://www.richard-ebv.de/...100M_ISOcoatedV2.jpg Was der Drucker bei seinem 100prozentigem Magenta ausgibt sieht aber so aus:
http://www.richard-ebv.de/...isRealist_GA-Ink.jpg Soll er also ISOcoated simulieren, ist man/er gezwungen, aus seinen Farben was passendes anzumischen:
http://www.richard-ebv.de/...rsucht_ISOcoated.jpg Was bei einem bestmöglichen Wert von 15C97M2Y endet, aber damit immer noch ein DeltaE von über 5 zur Folge hat. (Was nebenbei bemerkt die Situation beschreibt, in der man sich wiederfindet, wenn man mit einem IRIS Proofer Versucht ISOcoated zu simulieren: Geht nicht! (zu mindestens nicht normgerecht. Ob _eine_ nicht innerhalb der Toleranzen liegende Primärfarbe (und die auch nur bei 100%), nun letztendlich als höheres Ausschlusskriterium zu werten ist, als irgendein hingedengelter Tintenpisser, der zwar den Medienkeil und die ISO Spezifikationen erfüllt, aber keinen vernünftigen Verlauf hinbekommt, ist wieder ne andere Frage.)
Die beiden an der Simulation beteiligten Profile (das eine für die Soll-Farborte, das andere für die Istfarborte des Druckers), errechnen also eine Anpassung der Drucker_tonwerte_, um den gewünschten Farbeindruck zu erzielen, wobei zwangsläufig die exakten Tonwerte des Simulationsprofils auf der Strecke bleiben.
(Bitte jetzt nicht in den z.T. in mehreren Schritten nach sRGB gewandelten Beispielbildern herummessen, denn um sowas verbindlich auch im Browser darstellen zu können, dürften noch ein paar Jahre oder Softwarerevisionen ins Land gehen.)