Hallo,
Der eigentliche Arbeitsablauf einer Proofereinrichtung scheint immer noch völlig unbekannt zu sein :-(
Es ist bei EFI nicht einfacher nur simpler; in den meisten Fällen auch entsprechend schlechter. Es ist ja nicht so das EFI es nicht wüßte, denn es gibt von denen auf Nachfrage ja auch das Shoo-In Tool zur iterativen Farbanpassung.
Aber mal von vorn.
1. Schritt:
Test der Eignung und Verträglichkeit von Drucker, Papier und Farbe.
Dies ist oft mit einer optischen Beurteilung des allgemeinen Druckbildes und eines Testcharts für die Maximale Flächendeckung getan. Das hört sich simpel an, ist aber, wenn es nicht auf anhieb passt eigentlich der größte Akt und eigentlich die einzige Hürde, die aus einem 100€ Drucker auch einen Proofer werden lässt.
Es kann zig Testdrucke Nötig machen, hier eine sinnvolle und stabil Parametrierung des Gesamtsystems auszukaspern und das ist nebenbei einer der Gründe für die teureren Professionellen Proof Tools, dass da schon einiges an Vorarbeit geleistet wurde und sie Sets mitliefern, die aus bestimmten Material/Geräte/Parameter-Kombinationen schon nahezu prooftaugliche Resultate hervorbringen. So landet man in der Regel mit einem Epson X600 und dem GMG Papier schon nach der Druckerlinearsierung gut in den Toleranzen des Medienkeils. (Wie gesagt, ohne am Programm und der Software etwas gedreht zu haben - out of the Box!)
Das ist aber noch lange kein Proof. Die erste Gegenprobe mit Aussagekräftigen Bildern belehrt einen eines Besseren.
Wie gesagt, hier geht es darum auszuloten, wie und wann der Drucker ein optimales Druckbild nebst größtmöglichem Gamut, also Farbumfang liefert. Wobei diese Betrachtungen bei den Tintenstrahlern eher Richtung maximalem Farbauftrag und Trocknung gehen, bei Lasern genau ans andere Ende, in Richtung erste druckende Punkte und Wiederholgenauigkeit.
Hat man hier ein Optimum herausgetüftelt, kann es weiter gehen.
Hat man also eine Parametrierung gefunden die keine Trocknungsprobleme oder perlen der Farben verursachen, lineare Keile, die von vorne bis hinten sichtbare Stufen aufweisen, keine Streifen oder ausblutende Messfelder, ... Kann man von diesem Zustand eine Fullgamut-datei erstellen. Diese beschreibt das sinnvoll mögliche (bei GMG wird diese Datei, um Reserven zu haben, schon mal auf 95% des Maximums gedrosselt. Ansonsten stände man sonst schon bei der ersten Nachprofilierung wegen geänderter Umgebungseinflüsse oder erster Alterungserscheinungen da mit einem langen Gesicht, und könnte gerade noch mal von vorne Anfangen, da eben nichts mehr zum Nachdrehen da ist.).
Ein zweite Fassung dieser Datei dient als Druckerkalibrationsdatei. Sie beschreibt den Zustand (ähnlich einem Druckerporfil) einer Papier-Farrb-Druckerkombination in optimaler 95% Einstellung, wird aber im Vergleich nicht direkt zur Farbraumtransformation hergenommen, wie es ein Druckerprofil tut, sondern bildet an dieser Stelle eine weitere Zwischenstufe im Kalibrationsprozess. Sie erfüllt 3 Zwecke:
1. Dient sie zur Nachjustage des Druckers bei Alterungs- oder sonstwie beeinflussten Veränderungen, so dass die darauf aufsetzende Farbanpassung (Die im Unterschied zu einem Drucker ICC-Profil nicht auf Lab-Werten basiert sondern auf konkreten CMYK Werten) weiterhin brauchbar bleibt.
2. Erhält sie für die Farbanpassung den vollen Wertebereich von 0-100
und
3. Macht sie die Farbanpassungen austauschbar. bekommt man eine solche Druckerkalibration gestellt, ist man ohne weiteres in der Lage eine ebenso gelieferte Farbanpassung auf seinem Gerätepark laufen zu lassen, ohne die Tatsächliche Proofsimulation erneut ausmessen zu müssen.
Einfach dadurch das man seinen Drucker exakt so einstellt wie den des Referenzbetriebes, erhält man nahezu identische Proofs. Im Tiefdruck, der ja seit jeher wesentlich kooperativer an sowas herangeht (gut, der Kreis ist auch wesentlich überschaubarer) ist dieses Verfahren der Knackpunkt für eine fast 100% Marktbeherrschung der GMG Software.
Weiter im Procedere…
Nachdem der Drucker also in einen Tiptop 1A Zustand versetzt wurde, und man sich je ein Merkzettelchen für die erreichbaren Farben (Fullgamutdatei) und die dafür benötigten Einstellungen (Druckerkalibration) erstellt hat, geht es erst an die eigentliche Farbanpassung.
(Nur nebenbei: An dieser Stelle setzen in der Regel die einfacheren Druckeranpassungen ein. Das man da Glück oder Pech haben kann und im zweiten Fall dann kaum was dran ändern kann, sollte klar sein...).
Hier kommt jetzt im vorliegenden Fall der angelieferte Hausstandard in Form eines ICC Profils ins Spiel. Wird ein reines Profil geliefert, also auf Basis der Lab-LUTs, muss man sich darüber im klaren sein, das man da schon nicht besser werden kann, als das angelieferte Profil.
Sind dabei in der Erzeugung Fehler gemacht worden, z.B. durch die Verwendung zu hoher Flächendeckungssummen oder zu starken GCRs, so schleppt man diese Anwenderfehler natürlich mit. Besser ist es, in dem Fall auf die Charakterisierungsdaten, also die komplette Auswertung eines ECI2002 oder ähnlich umfangreichen Testcharts zurückzugreifen.
Das legt einen zwar auf die Verwendung eines bestimmten Testcharts fest, gibt einem aber die Möglichkeit, selber zu entscheiden ob zwei CMYK Kombinationen wirklich zum selben Lab Wert führen, oder man das ganze doch lieber noch differenziert.
Die gelieferten Charakterisierungsdaten, oder das Profil oder eben die Kombination aus beidem, dient nun dazu, die Druckerfarbkombinationen auf die Sollwerte zu biegen. Dies im Vergleich zu einer rein ICC Basierten Farbanpassung (AKA Transformation) eben in Form einer Art Devicelink Profils, bei dem z.B. der Schwarzaufbau und auch reine Schwarz oder Graustufen erhalten bleiben (im Rahmen des Möglichen, geben die Sollwerte ein stark bläuliches reines Schwarz vor, ist die Software natürlich gezwungen dem andersfarbigen Prooferschwarz Cyan beizumischen).
Es kommt also zu einer Lab gestützten Verrechnung von Soll- (gel. Profil)und Ist-Werten (Druckerkailbrierung bzw. dazugehörige Gammutdatei). Dies ist in der allgemeinen ICC-Farbmanagement Vorgehensweise die Berechnung der Simulation aus Outputintent oder Simulationsprofil und Druckerprofil, und ist in dem Fall damit auch abgeschlossen und nicht mehr zu verbessern).
Druckt man nun mit dieser erzeugten Farbanpassung erneut das Testchart, so stellt man in der REgel fest, das die erzielten Farbwerte noch lange nicht nah genug am Ziel sind, und, wenn man in dem Zustand kritische Motive mit Grauachse, Low und HighkeyBildern aber auch farbigen Verläufen druckt, das ganze alles andere als schön aussieht (In der Regel, brauchts dazu nicht mal des Vergleichs mit gelieferten Referenzdrucken, das sieht schon gaga aus, wenn man es beim Drucken aus dem Drucker kommen sieht.).
Wie kommt das? Eigentlich ganz einfach, es gibt eben noch keinen geschlossenen Regelkreis. ein Beispiel:
Das Simulationsprofil sagt: 50C40M40Y ist neutral, sprich a und b sind 0. Die Fullgamutdatei des Proofers sagt aber: 50/40/40 ist grün, also z.B. a=-3, b=3, Nun wird mehr oder weniger rein hypothetisch eine Korrektur Beschlossen, die dann heißt: Wenn das Simualtionsprofil ein neutrales Grau in Form eines 50/40/40 verlangt, druckst du 48/42/38. Ob das aber so passt, ist in der Regel fraglich, ausser man hätte Testcharts die so umfangreich wären, dass sie so naheliegende Patches auch aufweisen würde, dann könnte man eben wieder eine direkte Zuordnung vornehmen, wäre dann aber sicher im 5- bis 6-stelligen Größenordnungen bei der Anzahl der zu druckenden und zu messenden Patches eines Testcharts.
Da die Abweichungen der einzelnen Felder des Testcharts in der regel so gering sind, das sie eben nie auf einem farblich benachbarten Teschart landen, ist diese ganze Korrektur bei ICC-basierten Transformationen ein Fischen im Trüben, da man die Ziel/Ist-werte-anpassung stets aus interpolierten Werten zwischen dem eigentlich zu erzielenden Feld und dem entsprechenden Nachbarn zieht.
Erst das Anwenden der ersten Verrechnung und den damit erzielten Farben, schließt sich der Kreis. Die Software sieht ob ihre Annahmen für die Notwendigen Korrekturen passten und gegriffen haben.
Hier mal die Auswertungen der Iterationsschritte einer GMG Anpassung auf nicht optimalem Papier (deswegen die hohen Maximalabweichungen: Konkret gesagt: Für dieses MAterial war der Proofergamut eigentlich zu klein für eine 100%ige Abdecung des Simualtionsgamuts):
Erste Messung der reinen Verrechnung von Ist und Soll:
ØDeltaE = 3,45; max.DeltaE = 9,3
Das wäre der Status mit dem man sich bei einer ICC basierten Prooferanpassung abfinden müsste (wahrscheinlich sogar schlechter, weil a) vorher keine so präzise Optimierung des Prooferfarbraums stattgefunden hat und b) die Berechnung allein auf den Lab Wetten des Simualtionsprofils stattgefunden hat.)
1. Iterationsstufe:
ØDeltaE = 2,34; max.DeltaE = 7,9
2. Iterationsstufe:
ØDeltaE = 1,3; max.DeltaE = 6,12
3. Iterationsstufe:
ØDeltaE = 0,79; max.DeltaE = 6,02
-> Dabei befinden sich nun 1015 der 1291 vermessenen Felder unterhalb eines DeltaE von 1, der Mittelwert der darüberliegenden 276 liegt bei DeltaE = 1,93
Und damit ist dann noch nicht Schluss, den bei guten Bedingungen, bekommt man das mittlere Delta E auf unter 0,5 und geht dann hin, und hebt das Ganze über die händischen Eingriffsmöglichkeiten noch etwas Metamerieoptimiert in der Grauachse und durch Editieren des Weißpunktes auf einen Durchschnitt von 0,7 bis 0,8 zurück. Das ist dann zwar statistisch schlechter, aber optisch nahezu perfekt, aber selbst da sieht man dann noch, wenn man weiss wo man zu suchen hat den einen oder anderen unschönen Abriss. Alleine wenn man sich vorstellt, das selbst GMG nicht davor feit, das zwei farblich benachbarte Patches einmal mit einem Delta E von 4 oder 5 in die eine Richtung (z.B. Delta a und b >0) und das benachbarte Feld durchaus in die andere Richtung (Delta a und b < 0) um 4 oder 5 daneben liegen _kann_. (Kann, weil hat man ein Gerät, das ein so unlineares Verhalten an den Tag legt, hat man sicherlich noch ganz andere Probleme).
Wir hatten nämlich mal vom Händler eine zeitlich beschränkte GMG-Version zur Verfügung gestellt bekommen.
Das lässt, ob der Mächtigkeit des Werkzeugs, eher vermuten, dass er euch von der GMG Lösung abbringen wollte ;-)
Was man in der Kürze der Zeit so feststellen konnte war, daß eben genau solche individuellen Anpassungen durch die MX3 und MX4 (heißen die so?) erheblich aufwändiger sind, als auf einem Best/EFI-Proofsystem. Ist diese Betrachtung so korrekt? Das GMG wohl etwas besser im Ergebnis ist, soll nicht von der Frage ablenken. Es geht mir um's Handling.
Wie gesagt, man kann es mit GMg auch bei einer Druckerlinearisierung und einem Durchlauf bei der Farbanpassung belassen. Meines Erachtens nach ist das aber kein Proof. Es mag die Medienkeil Auswertung überstehen, aber spätestens wenn in den geprooften Seiten kritische Farbübergänge auftreten und Abrisse zu sehen sind, die im Druck nicht da sind, oder noch schlimmer im Proof nicht aber im Druck, gerät man bei der Argumentation arg ins schleudern.
Ein Proof im Sinne eines Beweises muss nicht nur die Gefragte Übereinstimmung aufzeigen, er muss auch der Hinterfragung der Randbedingungen standhalten. Das kann er aber nur, wenn ich ihn, mittels mehrerer Optimierungsdurchläufe auf sein Verhalten hin beobachtet habe. Und selbst dann liefert ein solchger Proof noch nicht das, was sich Loethelm letztlich gewünscht hat, dass in einem Dokument für Webcoated Bilder enthalten waren, die statt der erlaubten Flächendeckung von 300%, durch offensichtlich falsch zugewiesene Profile 350% aufwiesen. Das kam am Proofer alles noch sauber heraus (weil der ja keine Probleme mit 350% Farbe hat), das ganze im Fortdruck aber bös in die Hose ging.
Das bedeutet, der Digitalproofer ist solange weit davon entfernt, ein 1:1 Abbild des zu simulierenden Druckverfahrens zu liefern, solange er nur bei korrekten Daten wie die Druckmaschine reagiert, eigentlich müsste er ähnlich wie die Überdruckenvorschau des aktuellen Acrobat auch bei Verletzungen der Vorgaben mit entsprechendem Fehlverhalten aufwarten.
Tut er aber nicht.
Und deshalb muss man selbst bei einem perfekt eingestellten Proofer im Hinterkopf behalten, dass er nur das Druckbild simuliert, aber nicht das komplette Druckverfahren. Ähnlich der landläufigen Fehlinterpretation, das ein PDF/X Konformes Dokument Fehlerfrei ist (wer ist das schon ;-) ). Es hält sich eben nur an eine Reihe von Regeln, die für eine korrekte Produktion unerlässlich sind (und selbst davon sind einige noch diskutierbar). Mehr aber nicht.
Ich müsste also für dieses Profil mit dem richtigen Papier zuerst eine Linearisierung durchfürhen, danach die Farbcharts drucken und vermessen und dann das Profil schreiben.
Ist das nicht in Best/EFI alles mit der Grundlinearisierung erschlagen?
K.A. Das habe ich mit der 4.6.irgendwas aufgegeben, weil es eben nie zu den erhofften, und parallel dazu per GMG erzielbaren, Ergebnissen führte.
Vorausgesetzt es gibt bereits das ICC-Profil "Hausstandard", wäre es dann in Best/EFI mit der Neuzuweisung des Zielprofils in einer neuen Druckerwarteschlange erledigt? Das würde ja keine 5 min dauern.
Wie oben beschrieben. Bei Vorhandensein einer GMG-Druckerkalibration für eine Papier-Farb-Drucker-Kombination, die den zu erzielenden Gamut abdeckt, kann man auch mit schlichter Verrechnung der Zielwerte aus dem gelieferten Profil eine GMG-Farbanpassung in weniger als einer Minute hindengeln.
M.E. verdient das aber nicht die Bezeichnung Proof, da es eben in keinster Weise auf seine tatsächliche Beweiskraft hin verifiziert wurde.
Und das geht auch nicht mal eben mit einer Medienkeilauswertung.
Ginge es doch, wären die restlichen 1439 Felder einer ECI2002 Form ja obsolet.
als Antwort auf: [#221129]
(Dieser Beitrag wurde von Thomas Richard am 5. Apr 2006, 13:10 geändert)