Hallo zusammen,
derzeit arbeite ich in einem Team für einen (mal wieder) unbezahlten Pitch (Logoentwicklung für eine Behörde).

Nun wird bei uns die Bitstreamschrift namens Bitstream vera sans serif (ist wohl von der Adobe CS mitgeliefert?) favorisiert. Ich selbst finde die Schrift nicht soooo unpassend, bin aber unsicher.

Da ich selbst kein Typo-Experte bin, richte ich meinen Fragen bzw. Bedenken lieber an Kenner:

Angeblich sollen Bitstreams aber günstige Kopieschriften sein? Ist da was dran?

Ist es überhaupt ratsam, dass man Bitstreams in Logo-Projekte einbindet. Schließlich muss man ja erzählen, warum diese und nicht eine andere Schrift genommen hat..

Vielen Dank für Infos

Reinhart

hallo Reinhart,

zunächst mal: Welche Schrift ihr für euer Logo aussucht, ist doch an die Umstände gebunden, vereint mit den Design-Richtlinien. Daher spielt der Font Provider (oder Manufacturer) keinerlei Rolle.

Bei professioneller Gestaltung eines Logos wird an der Quellschrift ohnehin einiges verändert. Da kann man auch gleich eventuelle Digiatlierungsfehler bzw. Fehler des Schriftdesigners mitkorrigieren.

Und: Es gibt viele miserablere und gleichzeitig teurere Schriften als Bitstream-Fonts und umgekehrt. Ich glaube jedenfalls nicht, dass jemals ein Logoentwurf zurückgewiesen wurde, weil dem Kunden der Schriftenlieferant nicht in den Kram passte.

Zitat

(ist wohl von der Adobe CS mitgeliefert?)

Nein, das wäre mir neu. Allerdings wurde der Font unter einer großzügigen Gnome-Lizenz veröffentlicht und ist frei erhältlich. Details bitte der Font-Quelle entnehmen.
Bitstream Vera ist übrigens eine Modifikation der kostenpflichtigen Bitstream Prima.

Zitat

Angeblich sollen Bitstreams aber günstige Kopieschriften sein? Ist da was dran?

Naja. Bitstream wurde mitbegründet von Matthew Carter, einem sehr renommierten Schriftdesigner, der später für Microsoft Bildschirm-Klassiker wie Verdana und Georgia gestaltete. In den 80er Jahren gehörte Bitstream zu den ersten, die digitale Fonts anboten. Dabei wurden auch Klone fremder Bestseller erstellt; etwa »Swiss 721 BT« für »Helvetica«. Diese wohl legale, aber die Interessen von Schriftgestaltern (bzw. Rechteinhabern) krass missachtende Praxis hinterließ einen Beigeschmack in der kreativen Branche.

Siehe dazu auch diesen Thread: http://www.hilfdirselbst.ch/...Schrift_P223604.html

Heute ist das Geschäftsgebahren ein anderes.
Die populäre Website MyFonts ist ein Ableger der Bitstream Inc., auf dem Font-Lizenzen verschiedenster Foundries vertrieben werden.

Nick Shinn ist der Meinung, Bitstream Prima bzw. Vera Sans sei ein Abklatsch der Frutiger; die Myriad von Adobe ebenso … Naja. Darüber lässt sich streiten, es sind auf jeden Fall alle dynamische Serifenlose in humanistischer Proportion.
http://typographi.com/...4.phpBitstream Prima

Zitat

Ist es überhaupt ratsam, dass man Bitstreams in Logo-Projekte einbindet

Wenn auf ästhetischer und technischer Seite nichts dagegen spricht … Verboten ist es jedenfalls nicht! ;) Allerdings benötigt man für ein Logo ja keine umfangreichen Schriftfamilien, und einen einzelnen Original-Frutiger-Schnitt bekommst Du auch schon für rund €25 …

Zitat

warum diese und nicht eine andere Schrift genommen hat

Das musst Du schon selber wissen/rausfinden. :)
Grüße, Florian

Danke erst mal für alle Infos.

Viele Grüße,
Reinhart

Antwort auf [ Florian Hardwig ]

Nick Shinn ist der Meinung, Bitstream Prima bzw. Vera Sans sei ein Abklatsch der Frutiger; die Myriad von Adobe ebenso … Naja. Darüber lässt sich streiten

Wieso streiten, es stimmt doch ;-)
Und gleiches gilt für die "Windows Vista"-Schrift "Segoe". Und das obwohl es für Screenfonts sicher eine wesentlich bessere Basis gegeben hätte als die Frutiger.