Liebe Typographen,
ich möchte hier mal eine grundsätzliche Frage ansprechen und stelle sie absichtlich hierhin, weil ich keine Programmierer-Antwort will.
Mitte der neunziger habe ich mal ein Buch gelesen, in dem über die Zukunft der Gestaltung im Internet spekuliert wurde. Damals glichen Interseiten optisch spießigen Schrankwänden. Links viereckige Buttoms, rechts Text. Tatsächlich kam dann Flash und bei HTML der Drang, den Betrachter ums Verrecken nicht ahnen zu lassen, daß alles aus unsichtbaren Tabellen besteht.
Inzwischen gibt es CSS, und die Internetseiten sehen wieder aus wie vor fünfzehn Jahren, nur mit gepunkteten Linien und dreispaltigem Layout voller Rubriken, die niemand interessieren. Vor allem sehen die meisten Seiten völlig gleich aus, und haben zu allem Überfluß auch noch das gleiche Farbschema. Wie viele hellblaue Überschriften und gepunktete Linien kann ein Mensch ertragen?
Ich frage mich, warum die Entwicklung dahin gehen mußte. CSS hat noch im Vergleich zum Printdesign nichts zu bieten und fordert auch noch viel Aufwand, wenn man etwas "Besonderes" machen will. Fünfzehn Jahre, nur damit der browser weiß, wie er ohne Tabelle drei Spalten aufzieht? Warum ist die Entwicklung nicht zu etwas wie PDF gegangen, wo man mit Illustrator in völliger Freiheit gestalten kann und in zwei Minuten ein Layout mit runden Linien oder Effekten hat? Vor allem ist CSS doch mit dauernden unerwarteten Problemen verbunden, wenn man es mit den Formaten in Indesign vergleicht. Dort klicke ich, und dann ist das Format da. Bei Golive sieht es auf den ersten blick einfach aus, aber bis alles verläßlich so aussieht, dokort man ewig rum. Ständig unerwartete Ergebnisse, die man dann erforschen muß.
Ich frage mich also, warum HTML mit den besseren Übertragungsraten nicht gestorben ist. Im Prinzip hat es in den letzten fünfzehn Jahren keine Verbesserung gegeben. Immer noch gibt es nur fünf Schriften, die keiner will. Und immer noch ist das Internet auf Programmierer angewiesen. Die ganze Grafik des Internets beruht auf den geschmacklichen Kriterien dieser Leute. Aus Acrobat hätte doch ein toller Browser werden können.
Herzliche Grüße
Daniel