Liebe Kollegen,
ein Posting zu einem Thema, das manche gar nicht gern hören, andere grundsätzlich verleugnen, aber das alle von uns einholt:
Die Alterserscheinungen.
Ich steuere dieses Jahr auf meinen 50. Geburtstag zu und bin somit von allen Teilnehmen im Forum fast überall der Älteste. Es sind nur sehr wenige Teilnehmer, die über diesem Alter liegen. Und noch ältere Teilnehmer wie Xpressio haben sich schon bewusst in den Ruhestand verabschiedet und sich aus dem aktuellen Tagesgeschehen verabschiedet. Kann ich verstehen.
Ich persönlich halte es aber eher wie der Fussballtrainer Rehagel: "Ich bin mit dem Fussball geboren worden und damit aufgewachsen. Ich bin jetzt 72 Jahre alt und werde mit dem Fussball zwischen meinen Beinen sterben."
Ich sehe es ebenso: Ich denke, dass ich nicht mit 65 Jahren in Rente gehe, meine Rente beziehe und den "Ruhezustand" geniesse. Ich werde vermutlich bis ins hohe Alter ohne Pension meine grafischen Aufträge durchziehe und weiterhin Bücher schreibe und auch publizieren, bis ich im (vielleicht) hohen Alter tot von meinem Bürostuhl umfalle und dann war es das dann auch. Anders wird es nicht sein, denke ich.
Ich frage mich zur Zeit nur, warum diese Thematik in den Medien nicht präsent ist? Warum sie nicht dargestellt wird? Warum uns im höheren Alter niemand darauf hin weist? Warum dies so ist?
Wissenschaftlich gefestigter Punkt 1: Mit 40 Jahren nimmt die Sehkraft ab und die erste Lesebrille steht an. Sie bekommen Probleme, die Zusatzstoffe auf Lebensmittelprodukten zu lesen, die auf der Verpackung ganz hinten im Kleinen genannt werden: Was ist da nochmal drin …? Stimmt nicht? Ich will es nicht glauben! Doch! Es stimmt leider! Ein Bekannter – von Beruf Augenoptiker – bestätigt mir dies.
Wissenschaftlich gefestigter Punkt 2: Mit 40 Jahren tauchen die ersten grauen Haare auf – sofern sie nicht schon aufgrund grauenvoller Erlebnisse früher in den 30er Jahren erschienen sind. Und die Nasenhaare spriesen. Und ebenso die Ohrenhaare. Alles lästige
Erscheinungen, denen man – wenn man es sich traut – mit einer Färbecreme entgegenwirkt und bei letzterem mit entsprechenden Scheren und Zupfinstrumenten Abhilfe schaffen muss.
Wissenschaftlich gefestigter Punkt 3: Mit 40 Jahren nimmt die Muskelmasse des Körpers ab. Und die Fettmasse nimmt zu. Kein Wunder, dass der Bizeps an meinen Armen kontinuierlich schwindet. Und statt dessen die Masse des Bierbauchs zunimmt. Wundert Euch ab den 40ern also nicht mehr, wenn Ihr – das gilt jetzt für die Männer – Probleme bekommen, weil sie keinen Blick mehr auf “Ihr gutes Stück” haben.
Die psychischen Vorkommnisse wie die Midlife Crisis bei Männer und die Wechseljahre bei Frauen benenne ich hier erst gar nicht, weil sie doch gegen diese augenfälligen körperlichen Symptome erst einmal in den Hintergrund treten. Die Psyche ist nicht so das Problem …
Warum bereitet uns aber niemand auf die ganzen körperlichen Um- und Verwandlungen im Alter vor? Wer verschweigt das und nennt es nicht in den Medien? Warum gibt es keine HilfDirSelbst-Rubriken zum Alter über 40 in den einschlägigen Tageszeitungen mit täglich wechselnden Hinweisen und Tipps? Das könnte dann analog zu den bundesweit verbreiteten Single-Partys “30+” lauten: “40+ – hier wird Ihnen geholfen!”
Ja, und wie geht es weiter? Es ist bekannt – wissenschaftlich gefestigter Punkt 4 –, dass bei den Männern in den 50er Jahren die Möglichkeit, dass sich ein Krebs in ihrer Prostata – die Problemzone des Mannes – ausbreitet, zunimmt. Was kommt aber sonst noch auf uns zu?
Ja, und Punkt 5 sollte Ihnen dann auch klar machen, dass Ihre Zähne abbauen. Zähne beginnen zu wackeln und fallen aus. Dies geschieht übrigens deswegen, dass nicht nur die Zahnmasse an sich schwindet – die einzelnen Zähne werden also "kleiner" und haben weniger Masse als zuvor. Sondern im Laufe der Zeit gibt auch die Masse des Kieferknochens (!) nach, weshalb die Zähne nicht mehr fest sitzen, anfangen zu wackeln und dann ausfallen. Wer informiert uns hierüber? Niemand. Oder?
Mit 80 Jahren sollte dann langsam klar sein – wissenschaftlich gefestigter Punkt 6 –, ob in diesem hohen Alter eine langsam aufziehende Demenz und eine Alzheimererkrankung sich den Weg bahnt, wenn Sie sich morgens beim Anblick Ihrer Ehefrau plötzlich fragen, wie
“denn diese Dame eigentlich heißt?”. Dann wird es kritisch. Sind Sie aber noch geistig rüstig und fit im Kopf, dann stellen Sie sich sicher schon die nächste Frage: Was kommt noch auf mich zu, wenn ich die 90 Jahre erleben sollte?
Es kann auch sein, dass Ihre geistigen Fähigkeiten durchaus erhalten bleiben und sie alles verstehen, was ihre Enkel sie fragen, aber demgegenüber ihr Körper abbaut und sie es ohne leider einen Pflegedienst nicht mehr schaffen. Das kann auch eine mögliche Entwicklung im Alter sein. Leider.
Ich hoffe, das man dann noch rüstig genug ist und nicht wie der Literaturprofessor Walter Jens den totalen Einbruch mit Demenz und Alzheimer erleben muss. Jens, ein profilierter Literaturwissenschaftler und Kenner von Theodor Fontane, stand irgend wann vor dem Bild von Fontane und sagte: "Wer ist dieser Herr? Kenne ich den?" Er hatte vorher zig Bücher über ihn veröffentlicht und wusste es nicht mehr! Und das tut eigentlich nur noch weh. Seine Frau Inge Jens sagt nun in der Presse nur noch: Sie sei der "Herr Walter Jens", weil ihr Mann dies nicht mehr gewährleisten kann! Das ist nur noch vernichtend, wenn man so ein Statement abgeben muss.
Da wünschen wir uns doch von den Medien mehr Aufklärung, damit wir diese Jahre alle besser und aufgeklärter überstehen. Schon allein ein einzelnes graues Nasenhaar treibt einen mit 40 Jahren in den Wahnsinn, wenn man nicht weiß, wie man mit ihm umgehen oder es entfernen soll. So soll es mit 85 Jahren nicht weitergehen, oder? Klärt uns über unsere Schwachstellen auf! Auch die Frauen!
Liebe Grüße
Thobie
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