Hallo Bernd,
du kannst ja schlecht abstreiten, dass man sich heute nicht mehr einmal Hard- und Software kauft und dann 5 Jahre damit Geld verdienen kann, wie das früher mal war. Darauf bezieht sich, wenn man den ganzen Text liest, ja das Zitat. Auch beim Kauf ein Lizenz funktioniert die ja nur so lange, bis ich bei einer Betriebssystemversion angekommen bin, die nicht mehr unterstützt wird. Und spätestens, wenn ein mein Rechner seinen Geist aufgibt, läuft auf den neuen vermutlich mein altes System nicht mehr.
Was Adobe angeht, bin ich allerdings der Überzeugung, dass das Mietmodell genau das Gegenteil von dem bewirkt, was Georg Obermayr postuliert: Die Firma wird noch möglichst lange ohne große Entwicklungskosten mit diesen Programmen Geld verdienen wollen und eben nicht die Innovationen auf den Markt bringen, die die Branche bräuchte.
Und im Print-Bereich sind in meinen Augen viele Anwender heute bezüglich der Zukunft so blind wie ihre Vorgänger: als ich vor über 35 Jahren in der Branche angefangen habe, wollten sie nicht wahrhaben, dass der Bleisatz auch in der Zeitungs- und Buchherstellung keine Überlebenschance hat, und 10 Jahre später glaubten die Repro-Leute, Festplatten würden nie so groß werden, dass man damit größere Mengen an 4c-Bildern günstig speichern könnte. Und so glauben viele Gestalter heute, mit Layoutprogrammen egal welchen Herstellers wird man in 15 Jahren noch arbeiten. Und wenn etwas neues kommt, werden sie dran rummäkeln, weil es noch nicht perfekt sein wird, statt die Chance zu ergreifen, sich mit neuen Techniken auseinanderzusetzen, bevor andere es tun.
Ich habe in meiner Berufszeit Satzstudios, Reprostudios, Andruckstudios kommen und gehen sehen. Die meisten haben so lange weitergemacht, bis sie Pleite waren, nur wenige sind rechtzeitig auf neue Techniken umgestiegen. Und die, die geblieben sind, haben zum großen Teil eines gemeinsam: sie haben sich in ihre Kunden versetzt und sich überlegt: was braucht der Kunde. Und nicht: was will ich dem Kunden verkaufen.
Auf die aktuelle Situation übertragen: egal, wie ich zu Facebook stehe, wenn es meinem Kunden einen Mehrwert bringt, kriegt er das. Und wenn ein eBook sinnvoller ist als ein gedrucktes Werk, rate ich ihm dazu, auch wenn ich persönlich gedruckte Bücher schön finde.
Markus
P.S.: eine ganz andere grundlegende Schwäche hat Georgs Ansatz. Er verschiebt die Schnittstelle zwischen Kunden und Gestalter dahin, dass er dem Gestalter die Aufgabe zuweist, den Inhalt zu strukturieren. Damit übernimmt der Gestalter eine Verantwortung, der sich weder er noch der Kunde bisher wirklich bewusst sind und die vermutlich bisher auch nicht ausreichend (finanziell) honoriert wird. Aber es würde mich nicht wundern, wenn es so kommt: bin ich doch mittlerweile schon Setzer, Lithograph, Gestalter, Korrektor, Drucksacheneinkäufer ...
als Antwort auf: [#547406]