hallo Plexi
Ganz kurz der Versuch einer Erklärung von Device-Link-Konvertierung unter Berücksichtigung von Binär- und Tertiärfarben:
Wird "normalerweise" (z.B. in Photoshop oder aus einem Layoutprogram heraus beim PDF-Export) von einem CMYK-Profi A in ein CMYK-Profi B konvertiert, dann geschieht das fast immer über Profile-Connection-Space (Farbraum-Beschreibung) LAB.
Das heißt, eine vorliegende Separation einer (zweikanaligen) Binärfarbe für den europäischen Bogen-Offsetdruck bestehend aus 50% Cyan und 50% Magenta, die dann wegen der Tonwertzunahme im Idealfall auf gestrichenem Papier mit 64% Cyan und 64% Magenta gedruckt wird (densitometrisch gemessen), sollte den Lab-Wert ca. 58/14/-29 (Spektralfotometrisch gemessen) ergeben.
Abhängig vom gewählten Rendering Intent konvertiert Photoshop nun also aus CMYK-Profi A erst in den Lab-Farbraum und von dem entsprechenden Lab-Wert ausgehend dann in das CMYK-Profi B. Je nachdem welche Ausgabebedingung das Profil B jetzt beschreibt und vor allen Dingen mit welchen Separations-Einstellungen (GCR stark, schwach, mittel oder UCR, Gesamtfarbauftrag, Schwarzlänge, und Breite...) das Profil-B nun erzeugt wurde, kann es also durchaus sein, dass (rein fiktiv, nur zum Beispiel jetzt) nun der CMYK-Wert Cyan 45%, Magenta 47%, Yellow 1%, Schwarz 2% dabei entsteht.
Bei einer Device-Link-Konvertierung wird ohne den Umweg über Lab, direkt von CMYK-Wert A in CMYK-Wert B konvertiert. Dabei besteht die Möglichkeit den Farbaufbau (Separation) dahingenhend zu beeinflussen, dass eine sich aus ursprünglich zwei Farb-Kanälen zusammensetzende Farbe auch im Zielfarbraum dann wieder nur mit zwei Kanälen beschrieben wird (im fiktiven Beispiel bleibend z.B. mit 47% Cyan und 48% Magenta).
Für (dreikanalige) Tertiärfarben gilt das entsprechend, aber noch wichtiger ist das bei den Primärfarben, zum Beispiel reines Schwarz (100% K soll auch wieder 100 % K werden und nicht etwa CMYK 68-55-45-96)
Wie schon gesagt, ich bin kein Siebdrucker.
Was die meisten Offset-"Drucker" von Siebdruck als erstens zu wissen glauben, ist, das bei der Siebdruck-Technik - anders als im Offsetdruck - keine lasierenden, sondern opake Farben zum Einsatz kommen. (Weswegen ja auch unterschiedlichste Trägermaterialien/Substrate farblich kontrolliert bedruckt werden können.)
Als ich einmal eine Fremd-Filmbelichtung für einen Siebdrucker ausführen durfte, hatte ich - angesichts eines CMYK-Pixel-Bildes - einmal nachgefragt, wie das denn mit opaken Farben überhaupt funktioniert im Siebdruck, weil ja das Ergebnis dann total abhängig wäre von der Druckreihenfolge der Farben und trotzdem niemals das Ergebnis dabei herauskommen würde, wie im Offsetdruck, wo die gerasterten und separierten Bildpartien dann aufgrund ihrer lasierenden Eigenschaft sich im farblichen Ergebnis ganz anders mischen, als wenn mit opaken Farben gedruckt würde.
Da hörte ich zum ersten Mal davon, das für solche CMYK-Bilder eben auch lasierende Farben zum Einsatz kommen. Dann aber werdet ihr auf goldfarbigem Untergrund niemals dasselbe farbliche Ergebnis hinbekommen, wie auf von hinten beleuchteten Film als Trägermaterial. (Oder doch, wenn ein Weiss vorgedruckt wird, dies nun opak oder lasierend?)
Wenn es tatsächlich keine Solltonwertzu- (oder ab-) nahmen im Siebdruck gibt, dann ist eigentlich jedes existierende CMYK-Profil für Offset schon falsch als Ausgangsbasis. Da ja aber auch RGB-Bilder in CMYK umgesetzt werden müssen für eine Filmbelichtung stellt sich mir jetzt schon die Frage, welches Profil (eines, das keine Tonwert-zu- oder ab-nahme berücksichtigt) denn in aller Regel gewählt wird?
Beim Offset verhält es sich ja so: Je feiner der Raster, desto höher die Tonwertzunahme. Im Siebdruck kommen ja meist vergleichsweise grobe Raster zum Einsatz, infolgedessen dürfte eine Tonwertzunahme bei aufgerasterten Farbflächen also auch bei weitem nicht so stark ausfallen, wenn es sie denn überhaupt gibt. Den Einfluss der Siebstärke nun widerum vermag ich diesbezüglich überhaupt nicht einzuschätzen, aber ganz ohne Auswirkung wird´s wohl auch hier nicht sein: Je gröber je wahrscheinlicher eine - wenn auch minimale - Zunahme?
Ihr solltet Euch mit Eurem aktuellen Problem, möglichst gleiche farbliche Ergebnis mittels unterschiedlicher Technik (Maschinen) und eingesetzten Substraten (Trägermaterialien) bei allzu großer Verzweiflung an die FOGRA wenden. Da gibt es sicher Grenzen der Machbarkeit, ähnlich wie bei der Standardisierung des "Digitaldrucks", wo es angesichts breitgefächerter Technologie letzten Endes eben auch auf "weitgehenst mögliche" Farbanpassung ("Common Appearance") hinausläuft.
Übrigens, wenn Du den Überfüller "von Hand" erzeugst (also via überdruckender Konturen), kannst Du den auch in der Composite-Vorschau mit Überdrucken-Simulation kontrollieren.
Wenn Du wirklich an EPS mit Druck-Kennlinien festhalten willst, würde ich allerdings auch nur separierte Daten zur Fremdbelichtung weiterreichen, wer weiss, ob die dort überhaupt berücksichtigt oder gleich erstmal "gelöscht" würden ;-)
Ich gebe Dir absolut recht, dass es für den Fremddienstleister eine (in jedem Fall kostenpflichtige) Zumutung darstellt an seinem RIP - alleine für Euch - die verschiedensten Kennnlinien zu sortieren für eingehende Aufträge. Problematisch ist dabei eventuell auch die Unterscheidung zwischen CMYK-Vektor- und CMYK-Pixel-(Bild-)Objekten. Das dauert dann sicher nicht lange, bis da mal was daneben geht. Andererseits, wenn man heute als Filmbelichter überleben will...
Gruß,
Ulrich
als Antwort auf: [#484284]
(Dieser Beitrag wurde von Ulrich Lüder am 14. Nov 2011, 13:27 geändert)