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FM-Raster in der Praxis

pronto
Beiträge gesamt: 1180

3. Jul 2012, 13:53
Beitrag # 1 von 30
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Hallo,

wir versuchen gerade uns aus einem Problem mit dem FM-Raster zu kämpfen und mussten erst mal eine Niederlage einstecken. Nach der Lektüre eines hier im Forum vorhandenen Thread[1] konnte ich herauslesen, dass man mit zwei Strategien zu brauchbaren Ergebnissen kommen kann. Ich fasse das mal zusammen:

1) Man arbeitet nach der veralteten Strategie und belässt die Daten in ISOcoatedV2, dann allerdings sind das Ziel bei (RIP) Korrektur der TWZ die Zuwächse, wie sie für das AM Raster definiert sind (A- und B-Kurve)

2) Man arbeitet nach der aktualisierten Richtlinie und konvertiert die Daten in ein geeignetes NP-Profil, dann sind bei der TWZ Korrektur die Zuwächse, wie sie für das FM-Raster festgelegt sind (F-Kurve).

Langfristig werden wir vermutlich beide Kurven anlegen, kurz bis mittelfristig wird es wohl die veraltete Strategie werden.

Eine Frage hätte ich diesbzgl. noch zum proofen. Wir haben fehlerhafterweise zuerst eine in ISO-CoatedV2 vorliegende Testform im FM-Raster angedruckt (linear; sah furchtbar aus) und daraus eine Druckmaschinenkurve erstellt und im RIP hinterlegt, welche als Ziel die Zuwächse der F-Kurve hatte (40+28%). Das Ergebnis eines erneuten Andrucks (mit Korrekturkurve) ist aber immer noch deutlich zu dunkel, diese Vorgehensweise ist nicht empfehlenswert ;-) Aber was schön war, dass wir nach der Korrektur eigentlich sehr gut an den Proof hingekommen sind, welcher die vorliegenden ISOCoatedV2 Daten als PSOcoatedNPScreen simuliert hat. Prima zweimal falsch muss nicht zwangsläufig richtig sein.

Wenn man jetzt aber die og Strategie 1) fährt und das FM Raster wie das AM Raster behandelt, sollten doch das Ergebnis FM-Raster prinzipbedingt auch einen Tick dunkler und satter sein (das wäre zumindest die Wunschvorstellung unserer Sachbearbeiter) aber wenn ich den Proof ebenfalls als ISOCoatedV2 behandle, dann bekomme ich auch nur einen Proof wie im AM Raster üblicherweise zu erwarten wäre. Der wäre dann aber zu hell oder habe ich da einen Denkfehler...

[1] http://www.hilfdirselbst.ch/...g=FM%20raster#475763

Thx & Bye Tom
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FM-Raster in der Praxis

Thomas Richard
Beiträge gesamt: 19334

3. Jul 2012, 16:51
Beitrag # 2 von 30
Beitrag ID: #497474
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Ich hab das jetzt mit mehreren Druckereien durchexerziert: Wenn ihr mit FM besser werden wollt als AM und wenn ihr damit Geld verdienen wollt, vergesst 1!


als Antwort auf: [#497456]

FM-Raster in der Praxis

loethelm
  
Beiträge gesamt: 6029

3. Jul 2012, 18:19
Beitrag # 3 von 30
Beitrag ID: #497485
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Hallo,

und ich bin inzwischen so weit, dass ich auch 2 für suboptimal halte. Immer noch besser als 1 aber ich würde mir eine komplett eigene Druckbedingung bauen, wozu auch eigene Solltonwerte gehören. Und zwar mit dem Ziel das deltaE zwischen einem FOGRA39 Primärfarbtonwert und dem gleichen NP Tonwert zu minimieren.
Das hat den Vorteil, dass man die Primärfarbrampen von der Datenkonvertierung auslassen kann, damit das DVL farbmetrisch genauer arbeiten kann und der Designer trotzdem weiter seine Vorstellung von einem 50%igen z.B. Cyan bekommt.


als Antwort auf: [#497474]

FM-Raster in der Praxis

pronto
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4. Jul 2012, 08:39
Beitrag # 4 von 30
Beitrag ID: #497513
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Antwort auf [ Thomas Richard ] Ich hab das jetzt mit mehreren Druckereien durchexerziert: Wenn ihr mit FM besser werden wollt als AM und wenn ihr damit Geld verdienen wollt, vergesst 1!


Machst du so etwas als Dienstleister?

Bye Tom


als Antwort auf: [#497474]

FM-Raster in der Praxis

Thomas Richard
Beiträge gesamt: 19334

4. Jul 2012, 12:05
Beitrag # 5 von 30
Beitrag ID: #497544
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Wenns sein muss, ja. Bisher waren es allerdings Jobs, die ich Lithotechnisch betreut habe und die dann (mit vorheriger Ansage an den Kunden), von den Druckereien per FM in den Sand gesetzt wurden. Da steht man dann als Vorstufler und muss sich rechtfertigen. Wenn das sachlich abläuft, kann man der Druckerei dann auf die Sprünge helfen, wenngleich das eigentlich nicht mein Job wäre.


als Antwort auf: [#497513]

FM-Raster in der Praxis

pronto
Beiträge gesamt: 1180

4. Jul 2012, 13:24
Beitrag # 6 von 30
Beitrag ID: #497556
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Antwort auf [ Thomas Richard ] Wenns sein muss, ja. Bisher waren es allerdings Jobs, die ich Lithotechnisch betreut habe und die dann (mit vorheriger Ansage an den Kunden), von den Druckereien per FM in den Sand gesetzt wurden. Da steht man dann als Vorstufler und muss sich rechtfertigen. Wenn das sachlich abläuft, kann man der Druckerei dann auf die Sprünge helfen, wenngleich das eigentlich nicht mein Job wäre.


Machst du irgendwas in dieser Branche als Dienstleister oder bist du - so wie ich - einfach wo fest angestellt? Ich frag das deshalb, weil es gut zu wissen wäre, wenn sich in der Nähe jemand aufhält, den man bei bestimmten Problemen dazu holen kann und der dann auch eine Rechnung stellen kann. Du bist in MUC wenn ich mich recht erinnere...?

BTW: Meine E-Mail Notification bei Antworten funktioniert hier scheinbar nicht mehr...

Thx & Bye Tom


als Antwort auf: [#497544]

FM-Raster in der Praxis

Thomas Richard
Beiträge gesamt: 19334

4. Jul 2012, 15:14
Beitrag # 7 von 30
Beitrag ID: #497569
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Nein, man kann mich mit solchen Sachen beauftragen und bekommt dann auch von mir eine Rechnung.
Allerdings sitze ich im von München aus gesehen so ziemlich allerhintersten Flecken Bayerns: Aschaffenburg. Aber auch das ist zu bewältigen ;-)


als Antwort auf: [#497556]

FM-Raster in der Praxis

pronto
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4. Jul 2012, 15:22
Beitrag # 8 von 30
Beitrag ID: #497571
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Antwort auf [ Thomas Richard ] Allerdings sitze ich im von München aus gesehen so ziemlich allerhintersten Flecken Bayerns: Aschaffenburg.


Das ist doch ein gutes Stück aber gut zu wissen...

Hast du eine Homepage mit Portfolio, Kernkompetenzen etc?

Bye Tom


als Antwort auf: [#497569]

FM-Raster in der Praxis

Thomas Richard
Beiträge gesamt: 19334

4. Jul 2012, 16:06
Beitrag # 9 von 30
Beitrag ID: #497579
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Alles was du hier von mir findest kannst du gern als Kompetenz heranziehen ;-) Sonst gibt’s nichts.


als Antwort auf: [#497571]

FM-Raster in der Praxis

Ulrich Lüder
Beiträge gesamt: 2305

9. Jul 2012, 17:10
Beitrag # 10 von 30
Beitrag ID: #497776
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hallo

Antwort auf [ pronto ] Wenn man jetzt aber die og Strategie 1) fährt und das FM Raster wie das AM Raster behandelt, sollten doch das Ergebnis FM-Raster prinzipbedingt auch einen Tick dunkler und satter sein (das wäre zumindest die Wunschvorstellung unserer Sachbearbeiter) aber wenn ich den Proof ebenfalls als ISOCoatedV2 behandle, dann bekomme ich auch nur einen Proof wie im AM Raster üblicherweise zu erwarten wäre. Der wäre dann aber zu hell oder habe ich da einen Denkfehler...


Warum erwartest Du (und Eure Sachbearbeiter) einen Tick "Dunkelheits-/Sättigungs-Unterschied" bei den verschiedenen Verfahren?

Vielleicht habe ich einen (Denkfehler)?:

Es sollte theoretisch (und gleichzeitig ideal umgesetzt) doch sehr, sehr nahe derselbe LAB-Wert auf dem Druckbogen entstehen, wenn aus einem RGB-Ausgangswert entweder in NP-Profil oder in AM-Profil konvertiert und anschliessend NP via F-Kurven-Ziel-Zuwachs oder eben bei AM mit A- + B-Kurven-Ziel-Zuwachs gedruckt wird.

Zumindest für reine Primärfarbtonwerte sollte das jenseits der Mitteltöne uneingeschränkt gelten, um den 50%-Tonwertbereich kommt der im Gesamtumfang(!) leicht grössere (ca 5%) Farbraumumfang des NP-Rasters im Detail dann vielleicht gerade so merklich zu tragen, aber sicher nur für sehr trainierte Augen.

Die "alte" Methode beruht schlicht auf der Annahme, das es theoretisch + praktisch darum geht, mit NP-Raster-Druck dieselbe Flächendeckung (derselben Primärfarbe/n) zu erzeugen als würde/n diese im AM-Raster gedruckt, um denselben (LAB-) Farbwert auf dem Druckbogen zu erreichen. (Schliesslich sind Farbsorte, Papier und sogar Volltonffarborte idealerweise ja identisch bei beiden Verfahren.)

Weil nun NP-Daten bereits einen höheren Tonwertzuwachs schon berücksichtigen, muss hier - um dieselbe LAB-Farbe/n auf dem Druckbogen zu erzeugen - also ein 40%iger Dateiwert dann 68% auf dem Druckbogen ergeben und ein ca 53,9%iger-Dateiwert im AM-Raster dann Plus/minus Zehntel auch wieder 68% (hier dann ca mit 14.4% Zuwachs).

Entsprechende "Mischungen" aus Tonwerten sollten dann auch bei Sekundär- und Tertiärfarben wieder zu sehr ähnlichen Ergebnissen führen, denn: Warum könnte bei dem neuen Weg mittels NP-Profilen ein anderes (zufriedenstellenderes?) Ergebnis entstehen, wenn ich gedruckte 35% Cyan mit lasierend gedruckten 35% Magenta "mische"?

Die einzige mir dazu einfallende Antwort liegt dann wohl im Separationsaufbau der entsprechenden Profile, obwohl der ja soo unterschiedlich ja gar nicht ist: Defakto entstehen dann eben möglicherweise teilweise doch unterschiedliche LAB-Werte auf dem Druckbogen, weil eben nicht jede mehrkanalige Farbe in beiden Verfahren mit denselben Flächendeckungen "gemischt" wird bei den entsprechenden Konvertierungen.

Ganz besonders deutlich sind Unterschiede zu bemerken im Lichterbereich: Mal entstehen aus demselben RGB-Wert dann CMYK 2-1-1-1 (NP) und im AM-Raster CMYK 4-2-3-0 ((RI relativ farbmetrisch). Da sich diese Bereiche beim Kalibrieren schon messtechnisch eigentlich gar nicht verifizieren lassen auf der Druckplatte, wird´s hier besonders heikel, weil so gut wie nicht wirklich kontrollierbar, ob eine "weisse" Wand jetzt im rötlichen oder bläulichen Licht im Druck erscheint...

Wozu ich immer noch keine Erklärung gefunden habe, ist die Frage, warum NP dann in aller Regel eben doch insgesamt oft "flacher/flauer/nebulöser" wirkt (im Sinne von fehlender Sättigung im Tiefenbereich) als so mancher AM-Druck, der vergleichsweise dann mehr "Schmackes" in bestimmten Bildpartien hat.

Liegt´s schlicht an der "Unmöglichkeit" in allen Farben auf´s Prozent genau identisch zu kalibrieren und zu Drucken?


@Thomas: Könntest Du die Vorteile der neuen Methode aus Deiner Erfahrung näher ausführen, begründen, belegen?


@Loethelm:
Antwort auf [ loethelm ] ...Und zwar mit dem Ziel das deltaE zwischen einem FOGRA39 Primärfarbtonwert und dem gleichen NP Tonwert zu minimieren.

das verstehe ich nicht, meinst Du damit daß die Primärfarben in beiden Fällen "rein" erhalten sein sollten (also beispielsweise 54% Cyan AM soll dann reines 40%iges Cyan in einer NP-Datei werden?


Gruß,

Ulrich


als Antwort auf: [#497456]
(Dieser Beitrag wurde von Ulrich Lüder am 9. Jul 2012, 17:12 geändert)

FM-Raster in der Praxis

loethelm
  
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9. Jul 2012, 19:21
Beitrag # 11 von 30
Beitrag ID: #497779
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Antwort auf: das verstehe ich nicht, meinst Du damit daß die Primärfarben in beiden Fällen "rein" erhalten sein sollten (also beispielsweise 54% Cyan AM soll dann reines 40%iges Cyan in einer NP-Datei werden?


Natürlich sollen die rein bleiben.
Wenn ich als Designer 50% Cyan anlege (wohlgemerkt in Indesign, nicht in einem Foto), will ich da keine anderen Rasterpunkte haben.

Wenn man nun diese 50% Cyan mal NP, mal AM druckt (warum auch immer. Passiert aber ständig), erhält man ein dE von ca. 12!
Auf die schnelle in Photoshop mit den beiden Profilen ausprobiert komme ich als beste Annäherung auf dE=4.
In dE2000 ist das in dem Fall 5,5 vs. 2.

Das kann man dann getrost auch nebeneinander legen, während stur nach "Vorschrift" gedruckt die beiden Exemplare nichts miteinander zu tun haben.


als Antwort auf: [#497776]

FM-Raster in der Praxis

macbookmatthes
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10. Jul 2012, 09:20
Beitrag # 12 von 30
Beitrag ID: #497786
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Lieber loethelm,

ein kleiner Einwurf von der Seitenlinie von mir: Wenn du 50% C anlegst und auch willst dass die so bleiben. - Auf was beziehst du dich?

Denn schon bei "klassischem" AM Raster hast du eine Tonwertzunahme plus eine (notwendige) Toleranz und wenn ich jetzt mal den Fall drehe dass ein Umschlag aus gestrichenem Material (PT 1/2) und der Inhalt aus ungestrichenem Material gemacht ist (PT 4) dann gibt es 2 Möglichkeiten, die analog auch auf FM zutreffen:

Ich drucke 50% Tonwert "as is" ohne jede änderung. Das ist aber allein wegen dem material ein sichtbarer Unterschied.

Oder ich mache eine Datenanpassung, sodass ich auf einen äquivalenten visuellen Eindruck komme, letztlich aber den Tonwert der veränderten Zunahme anpasse.

War es das was du meintest?

Beste Grüsse
m


als Antwort auf: [#497779]

FM-Raster in der Praxis

loethelm
  
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10. Jul 2012, 09:35
Beitrag # 13 von 30
Beitrag ID: #497787
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Antwort auf: Denn schon bei "klassischem" AM Raster hast du eine Tonwertzunahme plus eine (notwendige) Toleranz


Ach, echt?
SCNR ;-)

Antwort auf: War es das was du meintest?


Nö. Ich meine, dass ich mich nicht an die Kurve F halte, sondern von vornherein farbmetrisch so nah wie möglich an die AM-Kurve angleiche, so dass ich keine Tonwertanpassung reiner Primärfarben benötige.


als Antwort auf: [#497786]

FM-Raster in der Praxis

Ulrich Lüder
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10. Jul 2012, 16:20
Beitrag # 14 von 30
Beitrag ID: #497804
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hallo, noch einmal ein etwas länger geratener Einwurf von mir,

Prontos Ausgangsfrage war ja "FM-Raster in der PRAXIS"

In der Vorstufensituation, in der ich mich befinde, werden oftmals Daten angeliefert, die bestenfalls korrekt für AM mittels IsoCoatedv2-Profil angelegt sind. Also Bilder und Indesign- oder Quark-Farbflächen, z.B. 50% Cyan als Vektorobjektfüllung (Illustrator-Grafiken mit Profilen lasse ich jetzt mal aussen vor...).

Erst nach Dateneingang stelle ich fest, die Bilder enthalten nicht nur moireeverdächtige Textilmuster und/oder sonstige feine Details, sondern es sind auch Abbildungen enthalten, die aus gescannten, ehemals gedruckten - also bereits gerasterten - Vorlagen entstanden sind. Etliche Vektor-Objekte bestehen aus vielen feinen, geraden und krummen Linien verschiedener Farbzusammensetzungen und die in 9pt gesetzte Brotschrift und die 16pt Headlines sollen unbedingt in "Grau" bestehend aus 80% K gedruckt werden:

Es empfiehlt sich also dringend, und das stellt sich erst jetzt heraus (!), mit einem NP-Raster zu produzieren, um Briefmarkenzacken bei der Schrift und Moirees in den Bildern zu vermeiden und feinste Details auch möglichst "störungsfrei" zu erhalten. Das jetzt die eine oder andere größere, farbige Vektor-Fläche je nach Farbzusammensetzung etwas unruhiger erscheint im Druck, wird abwägend billigend in Kauf genommen, die Möglichkeit Sonderfarbe(n) dafür einzuzsetzen, ist dem Kunden verständlicherweise zu teuer.



In so einem Fall kann ich die Daten entweder

1.
Unverändert auf einer FM-Belichter-Queue rippen, die zuvor gemäss den Soll-Tonwertznahmen der A- +B-Kurven kalibriert wurde.
Bei Dateitonwert
50% Cyan
messe ich real auf dem letzten Testbogen dann:

63,2% Flächendeckung ("Soll" - nach FOGRA39 - 64%)
und den Farbwert Lab
76,08 _ -16,34 _ -26,83.

Als Vergleichswerte messe ich auf dem letzten 70iger AM-Testbogen an derselben Stelle:

64,5% Flächendeckung (Soll 64%)
und den Farbwert Lab
77,02 _ -16,78 _ -26,21.

DeltaE (CIE 1976) 1.21 des NP-Druckbogen ist durchaus akzeptabel im realen Vergleich mit einem AM-Druck derselben Datei und
DeltaE (CIE 1976) 0,5 gemessen am "Soll"-Farbort aus FOGRA39 (75.62 -16.48 -26.70) sogar besser als
DeltaE (CIE 1976) 1,51 gemessen am "Soll"-Farbort aus FOGRA39 (75.62 -16.48 -26.70) des AM-Druckbogens.


2.
könnte ich die korrekt für ISO_Coatedv2 angelegten Daten DeviceLink konvertieren (Primär- und Sekundärfarben erhaltend) und auf einer gemäss der F-Kurve kalibrierten RIP-Queue belichten (wenn ich eine hätte...).
Ein ursprünglicher (FOGRA39) 50%iger Dateiwert Cyan wird dann für "PSO_Coated_NPscreen_ISO12647_eci" (FOGRA43) auf 37% heruntergerechnet und "idealerweise" mit 27,6% Zuwachs gemäss der F-Kurven-Tabelle als 64,6 % gedruckt, real dann wohl irgendwo zwischen 63% und 66% oder gar noch ´n Tucken weiter entfernt, letzten Endes komme ich doch aber zum gleichen Ergebnis, wie mit Methode 1.


Beide Fälle haben den Vorteil, daß der/die mehr oder weniger ausgebildete Gafiker/in, die sich (immer noch leicht bis schwer verunsichert über die ganze "Profilerei" und dieses so lästige Farbmanagement) die ganze Zeit (nach Cleverprinting-Anleitung) in ISO_Coatedv2 arbeitend und am Monitor, eventuell gar via Digiproof betrachtend auch "unwissentlich" relativ (!) genau das vorhersieht, was dann später gedruckt werden kann.

Ein weiterer Vorteil ist dann die Möglichkeit in der Vorstufe sozusagen in letzter Minute noch zu entscheiden, ob nun in AM oder NP produziert werden soll, ohne einen erheblichen Eingriff in einen bestehenden (möglicherweise bereits geplotteten) Datenbestand vornehmen zu müssen, wobei die Variante 2. dann schon eine komplette Konvertierung des Dokuments erfordert, aber eben doch noch "sicherer" ist, als ein erneuter Export in eine andere Ausgabebedingung aus einem Layoutprogramm.

Ein Nachteil bei Methode 1 ist allerdings, daß der Separationsaufbau der FOGRA39-AM-Daten nun einmal naturgemäss im Detail auch auf AM-Druck hin abgestimmt wurde. Ich gebe gerne zu, daß ich das selbst nicht ganz überblicke, welchen Einfluss das nun tatsächlich auf so einen NP-Druck von AM-separierten Daten haben kann, da ich gleichzeitig denke: Wenn ich nun idealerweise einen x-beliebigen (z.B. 50%-) Primärfarb-Dateitonwert farbmetrisch und flächendeckend gleichermassen in AM und Np gedruckt bekomme, dann müsste das doch für jede mehrkanalige "Mischfarbe" genauso gelten.


Etwas völlig anderes aber sind Ausgangsituationen, die in der Praxis auch vorkommen und auf die (so, wie ich ihn nun verstanden habe) Loethelm und auch Thomas anspielen und die ich ähnlich auch gerade von einem mir bekanntem reinen Vorstufler erzählt bekommen habe:

Der "Das-technisch/qualitativ-bestmögliche-ist ihm-gerade-gut-genug-jetzt-wo-ich-es-mir-endlich-einmal-leisten-kann"-Kunde will - aus welchen Gründen auch immer - von vornherein eine NP-Produktion.
Die von ihm auserwählte Druckerei brüstet sich mit der Fähigkeit FOGRA-zertifiziert NP-Raster belichten und drucken zu können, wenn sie richtig gut ist, dann weiss sie sogar zu unterscheiden zwischen Jobs, bei denen NP Sinn macht und wann nicht.
Nun beauftragt der Fotograf (=Kunde) für seinen nächsten grossen Ausstellungs-Katalog einen "Lithografen", der ihm seine digitalen RGB-Fotos gemäß der NP-Druckbedingung aufarbeitet, wie von der Druckerei empfohlen. Desweiteren beauftragt er einen mit ihm seit Jahren gut befreundeten Grafiker mit diesem speziell erstellten Bildmaterial dann das Layout auszuführen.
Der Lithograf nimmt seinen Job sehr ernst, betrachtet und legt gesondert Hand an bei der Behandlung von Lichter- und Tiefen-Partien hinsichtlich des Separationscharakters des mit der Druckerei abgestimmten Profils "PSO_Coated_NPscreen_ISO12647_eci" (FOGRA43).
Es gibt zwei Abstimmungsdurchläufe via Proofs mit dem Fotografen-Kunden, es werden Korrekturen in den Mitteltönen im 1-3%igen Bereichen vorgenommen, bis der Kunde meint, sein Bestes dazu getan zu haben, wie seine Vorstellung von Fotografie in einem gedruckten Buch abgebildet werden muss.
Die Bild-Daten werden dem Grafiker zugespielt, dieser baut sie ins Layout ein und übergibt PDFs an die Vorstufe der Druckerei.
Es werden gut 100 Platten belichtet.
Beim Andrucktermin (mit Kunden) gibt es dann einen entsetzten Anruf beim Lithografen-Vorstufler: Die Bilder sind alle viel zu hell und lasch...
Irgendwo zwischen Grafiker (Layouter) und Vorstufen-Belichtung wurden die bereits einen hohen Tonwertzuwachs erwartenden Bild-Daten dann offensichtlich noch einmal von FOGRA39 hin zu PSO-NPscreen hin konvertiert: Es gab bereits im Entstehungsprozess viel Kommunikation, aber nicht alle Beteiligten waren gleichermassen daran beteiligt oder auf dem gleichen Stand und es sind nicht nur erhebliche Kosten, sondern auch nicht unbeträchtliche Ängste entstanden und Nerven verschlissen worden, aber immerhin - dann mit Abstand betrachtet - auch eine weitere "Anekdote" der schwarzhumorigen Kunst ward geboren...

Wird also an irgendeiner Stelle vor der Druckvorstufe/Belichtung bereits mit NP-Profilen oder Arbeitsfarbräumen gearbeitet, dann ist es unabdingbar, daß das auch von vorne bis hinten kommuniziert, eingehalten und berücksichtigt wird.
Bestimmt ist auch nicht jedem Layouter, der zwar Bilder bereits in Photoshop von RGB in NP konvertiert, weil er das so als "verlustärmsten" gelernt hat, klar, daß er jetzt nicht nur seine Photoshop-Proofvorschau, sondern gleich sein ganzes Indesign-Dokument am besten in einem NP-Arbeitsfarbraum für den späteren PDF/X-Export anlegt, wenn er auch der Proof-Ansicht des Layoutprogramms vertrauen will, die er zudem dann auch noch entsprechend einstellen muss.
Und ganz bestimmt wissen die wenigsten, daß 50% Cyan in so einer Arbeitsdatei auf Grund der erhöhten Tonwertzunahme nun einmal ein dunkleres Druckergebnis ergeben werden, als er es erfahrungsgemäss von AM-Produktion gewohnt ist, denn ein direkter Vergleich am screen mit einer AM-Ausgabebedingung wird ihm schwerlich gelingen.
PDF/X wird halt immer noch längst nicht von allen Druckdaten-Erzeugern beherrscht und nur dann ein wunderbar verlässlicher Standard, wenn da vorher nichts "verfälscht" wurde.

Bei inkonsequenter NP-Datei-Erstellung (und das sind die allermeisten Daten, die die Druckerei erreichen) also ist die NP-Produktion mittels entsprechender F-Kurven-Kalibrierung also im Detail sogar weniger risikofrei als eine DeviceLink-konvertierte, ursprüngliche FOGRA39-AM-Datei, das ist zumindest meine Meinung zu diesem Thema.

Um die "Vorteile" (nicht so heftige Korrekturkurven, stringente und "exakte" Proofmöglichkeiten im Vorfeld am screen und via Hardproof) einer F-Kurven-Produktion also tatsächlich auch nutzen zu können, bräuchte dann also nicht nur die Druckerei, sondern eben erst recht die vorgeschaltete Grafik das entsprechende KnowHow in Sachen Colormanagement. Als Druckdienstleister kann ich nicht entscheiden, ob gelieferte 50% Tonwerte nun tatsächlich für NP oder aus "Gewohnheit" eigentlich für AM angelegt wurden.

Abschliessend gebe ich noch zu bedenken, daß ein NP-Druck bei aller angestrebten und möglicherweise weitestgehend sogar erreichten, messtechnischen und somit farblichen "Gleichheit" gemessen an einer AM-Ausführung schlicht eben doch ein anderes Verfahren ist und somit auch immer etwas anders "wirken" wird als eine AM-Produktion.


Wer im Text nun hier angekommen ist, möge doch bitte heftig oder wenigstens lau widersprechen ;-)


Gruß,

Ulrich


als Antwort auf: [#497787]
(Dieser Beitrag wurde von Ulrich Lüder am 10. Jul 2012, 16:37 geändert)

FM-Raster in der Praxis

loethelm
  
Beiträge gesamt: 6029

10. Jul 2012, 18:04
Beitrag # 15 von 30
Beitrag ID: #497810
Bewertung:
(13429 mal gelesen)
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Beitrag als Lesezeichen
Antwort auf: DeltaE (CIE 1976) 1.21 des NP-Druckbogen ist durchaus akzeptabel im realen Vergleich mit einem AM-Druck derselben Datei und
DeltaE (CIE 1976) 0,5 gemessen am "Soll"-Farbort aus FOGRA39 (75.62 -16.48 -26.70) sogar besser als
DeltaE (CIE 1976) 1,51 gemessen am "Soll"-Farbort aus FOGRA39 (75.62 -16.48 -26.70) des AM-Druckbogens.


Diese geringen Abweichungen lassen darauf schliessen, dass eure Farb-/Papier-/Rasterkombi bei (nahezu) gleichen Tonwerten die geringste farbmetrische Abweichung zwischen AM und NP aufweist.
Damit ist dein 1. genau das was ich beschrieben habe, nur dass im Mittel (davon ausgehend, dass FOGRA43 und FOGRA39 das Mittel darstellt) Tonwert AM = Tonwert NP eben nicht = deltaE minimal sind. Hält man sich an die Sollkurven wird das dE sogar eher maximal denn minimal ;-)


als Antwort auf: [#497804]
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