Hallo Seppl,
da das mit threading hier nicht so besonders klappt, wird's jetzt wahrscheinlich ein wenig unübersichtlich...
auch wenn ich nur Lithograf und kein Oberfarbmanagementguru bin....
gehe ich mit dem Fotografen konform, das du dich etwas kürzer fassen könntest. (Wobei ich mich da eigentlich raushalten sollte, da ich selber auch nicht gerade der Meister im Kurzfassen bin ;-)
Aber bei dir hab ich nach dem Lesen der Fragen eigentlich schon gar keine Lust mehr zu antworten, weil ich gar nicht weiss, auf was zuerst.
Also nochmal: Vergiss die 7 Mio Farben - komplett!
Der eine Sieht mehr der andeerre weniger, die Eskimos unterscheiden mehr Weisstöne, wir sind recht gut in Hauttönen, Pygmäen haben's eher mit dem Grün. Das hängt halt davon ab was man braucht und was man trainiert.
Ich hab hier ein Buch, das geht davon aus, das man nach CIELUV Formeln berechnet etwa 1,1 Mio sRGB Farben am Monitor und nur 470000 im Offsetdruck unterscheiden kann...
Wobei ich mit meinem Schneeweiss drauf hinauswollte ist, das bei der benennung der Farben ja auch immer noch das Vorkommen eine Rolle spielt. Deswegen gibt's da jede Menge mit mehrfachen Namen, je nachdem um was es gerade geht. Von den Werten her sind u.U. Himmelblau und Babyblau völlig identisch.
Unmengen ann Farben entstehen einfach auch durch die Beleuchtung. Wenn du jetzt beim Sonnenuntergang die Farbe eines Gegenstandes so messen könntest wie er auf deine Netzhaut fällt könntest du jetzt 3 h lang jede Minute einen etwas andern Farbwert messen. Und das nur für eine Stelle, eines Gegenstandes, der Rest in deinem Blickfeld macht in etwas das selbe mit, nur eben mit andern Farben...
> Na schau nicht einer an, d.h. mit anderen Worten, dass im Lab-
> Farbraum mehrheitlich künstliche, für uns Menschen nicht existente
> Farben enthalten sind.
Jain,
Beim RGB Modell haben wir einen Würfel, dessen 3 Kanten, die von einer Spitze abgehen, die Werte für Rot , grün und Blau darstellen.
In der Spitze sind alle 3 Farben auf Volldampf(255) und es ergibt weiss, an der gegenüberliegenden Spitze sind alle drei Kanäle bei 0 und es ist Schwarz.
Dieser Würfel, der den Farbraum darstellt, ist komplett mit RGB Trippeln gefüllt. Jeder Punkt kann angesprochen werden.
Beim Lab Modell ist das anders. Jede Kombination von verschiedenen Wellenlängen ergeben aufaddiert zusammen einen Helligkeitsanteil, und je nach Gewichtung und Vorhandensein der einzelnen Wellenlängen einen Farbort der durch die a und b Koordinaten beschrieben wird.
Per Definition ist es im Lab nun so, das absolutes Weiß und Schwarz nur völlig neutral sein können, da jede Verschiebung vom Neutral weg, bedeuten würde, das eine Wellenlänge nicht wirklich hellstmöglich bzw. Strahlungslos an dieser Farbe teilnimmt, und damit, wäre, so diese Wellenlänge denn völlig erliegen oder noch heller strahlen würde, ein insgesamt noch dunklerer oder hellerer Farbton möglich wäre.
Aus diesem Grunde ist im Lab diese Fläche des L(0-256),a,b(je -127 bis +128)-Koordinatensystems, nicht wie bei RGB mit 256 x 256, also 65536 Farben belegt (bei R=255 sind für G und B = 0->255 insgesamt 65536 Wertekombinationen möglich). Sondern eben nur mit 1!.
Für L=255 müssen a und b = 0 sein, sonst wäre es nicht das absolute weiss, sondern hätte einen Farbton, der nur duch Mangel einer Wellenlänge entstanden sein kann.
Ich denke es hilft du schaust dir mal ein paar Bilder von Farbräumen an (Arbeitest du mit OS X, da ist das Colorsync-Dienstprogramm dabei, das visualisiert schon recht anschaulich. AM PC gibt's auch einiges, ansonsten noch
http://www.iccview.de per Browser.
Alle Nichtfarben, die Außerhalb des sichtbaren liegen, entstehen dadurch, das die a und b Koordinaten von X und Y Koordinaten abgeleitet werden, die auf einem X,Y Koordinatensystem die bekannte Schuhsohle umreissen. Auf der Aussenkante dieses Bogens, befinden sich die theoretischen Reinfarben, die in Bezug auf eine Lichtquelle, (die die maximale Energie vorgibt), eben diese Energie auf eine Wellenlänge bündeln. Allein schon diese Werte sind rein hypothetisch, da es nix gibt, was all seine Energie, auf einer Wellenlänge, geschweige denn im sichtbaren Wellenlängebereich abstrahlt. (Es gibt ein Paar Stoffe, die bei Gasentladungen, mehr oder weniger nur eine Wellenlänge emittieren, und dann noch Laser, aber die ja auch nicht in beliebigen Wellenlängen.)
Von daher Fallen 2/3 des Lab ins Dunkle oder Unsichtbare.
Etwa so wie Temperatren unter 274°C denkbar, aber nicht möglich sind, da sich nicht weniger als nichts bewegen kann.
Das ist einfach eine Schwäche des Modells.
> Vielleicht macht ja irgendeine Versuchsperson mit viel Steh- und
> Sehvermögen und vor allem Freizeit (beispielsweise Leute mit
> lebenslanger Haft) mal den Test und verrät uns, wieviel
> unterschiedliche MonitorFarben tatsächlich bei Modell XY erkannt
> wurden.
Hier ist die Frage einfach ' Was gilt als eine andere Farbe. Wie weit muss die Weg sein? So kann ich hier an meinem Monitor, bei so ziemlich jedem Beliebigen RGB Wert, den ich mir als Farbfläche Darstellen lasse, dann bei einer Tonwertkorrektur, jede Stufe jeder drei Kanäle deutlich erkennen, ob ich nun mit dem Rot eins hoch oder runter gehe, oder dem Blau oder dem grün ist wurscht, wenn ich genau hinsehe, sehe ich, das sich was tut. Lasse ich mir dabei gleichzeitig die Lab und RGB Werte in Ps anzeigen, sehe ich das das zwischen 0,3 und 0,5 Delta E ist, das dürfte ich also eigentlich nicht sehen dürfen...? Tu ich aber!
Die Frage ist, ob, wenn ich einen dieser Werte jetzt um 1 hochstelle, und nach 5 Minuten wieder auf den Ursprungswert zurücksetze, auch tatsächlich wieder die Farbe habe, die ich Anfangs hatte. Hier ist also mal wieder die Mess- und Wiederholgenauigkeit die Grenze, wo ich irgendwann sagen muss (und sollte): Jetzt reicht's, alles noch genauere geht nur in nicht zu eliminierenden Schwankungen unter.
Was du im folgenden mit deinen bearmten Würffeln beschreibst, ist das Problem der Quantisierung, das in der digitalen Datenverarbeitung immer auftritt, da wir nur mit der einfachen Genauigkeit unserer Farbtiefe arbeiten können. Will ich einen großen Wertebereich abdecken, so muss ich die Abstände vergrössern zwischen meinen nächstmöglichen ganzzahligen Kandidaten. Mit 8 Bit ist eben kein 120,3 möglich. Entweder 120 (01111000) oder 121(01111001), aber eben nix dazwischen.
Liegt nun aber das, was die 0 repräsentiert weiter weg von dem was die 255 repräsentiert, als in einem anderen Bezugssystem, muss ich die Schrittlänge vergrössern.
Dein Musterbild mit 16,7 Mio. Farben bekommst du dort:
http://www.brucelindbloom.com/RGB16Million.html Neben jeder Menge anderer Infos (bis du das verdaut hast, ohne sonstiges zu dir zu nehmen, bist du verhungert ;-) ).
So, jetzt zu den knappen Fragen:
zu 1.)
Jain, jeder sieht was anderes, es gibt zwar einen 'Normbeobachter', aber der ist ein statistisches Mittel, und damit eher am schwächsten Glied der Kette, als am Optimum.
Die Frage ist ja schon, ob 2 Farben die unterscheidlch sein sollen, zur Beurteilung gleichzeitig zu sehen sein dürfen oder nicht. Wenn du 2 Fabrtafeln, die randlos bedruckt sind aneinander hältst, so siehst du Differenzen, die du, bei Proben mit Rändern um die Farbflächen schon nichtmehr wahrnimmst. Ganz übel wird es wenn die andere Probe im Nachbarraum ist und du die beiden nie gleichzeitig zu Gesicht bekommst...
zu 2.:
Siehe oben.
Allerdings erklärt sich nach dieser Einsicht, warum Lab als Arbeitsfarbraum für 8Bit/Kanal völlig ungeeignet ist, von selbst ;-)
zu 3.:
Wieder dein Problem, das du die zusätzlichen Farben nur weiter aussen und nicht zwischen den Farben vermutest.
zu 4.:
Nein.
Probier es doch aus...(Aber bitte im RGB-Arbeitsfarbraum = Monitorprofil)
zu 5.:
zu sRGB: definitiv Nein, weil das ein ordentlicher Monitor komplett können sollte, zu Wide Gammut-RGB auch nein, da das ein völlig hypothetischer, rein theoretischer RGB Farbraum ist, bei dem die absoluten Lab Extremwerte auf die RGB Eckpunkte gesetzt wurden.
5b.: ??
Wenn das Monitor Profil den sRGB Wert beinhaltet, wird er dargestellt, wenn nicht eben nicht. Was soll er denn machen, im Herstellerwerk nach Tuning oder Verstärkung schreien?
zu 6.:
Ja, wobei der Effekt eher der ist, das diese 'Monitor Out of Gammut' Partien des Bildes plötzlich wieder modulieren und Zeichnung aufweisen (rel. Farbmetrisches RI), bzw. das ganze Bild bunter wirkt (perzeptives RI) Es ist ja nicht so, das die Farben die roter als das roteste Monitor rot sind, als weiß oder Schwarz am Monitor erscheinen, sie sind eben alle gleich rot, oder viel zu blass/schmuddelig.
zu 7.
Ja schon, grande Problemo, aber nicht in erster Linie wegen der von dir beschriebenen Farbraumgröße sondern wegen der nichtlinearen Wiedergabekurven (Gamma). und dem hohen Kontrast.
Die Strecke von Weiß nach 255R ist ja 256 Stufen lang. Die Strecke von weiß nach Schwarz mit ihren 255 möglichen, völlig neutralen Wertetripeln (255,255,255; 254,254,254; 253,253,253; ...) ist als Raumdiagonale mit
Wurzel(Wurzel(255^2+255^2)+255^2)
viel länger, Dementsprechend ist auch ein (128,128,128) wesentlich weiter von einem 127,127,127) entfernt als von einem (127,128,128), der ist zwar um soviel dunkler wie ein anderer Tripel der nur bei einem Wert um 1 reduziert wird, aber eben nicht mehr wirklich neutral.
So, hoffe jetzt wird's klarer ;-)
(Wahrscheinlich jetzt erst mal weniger. Deshalb sacken lassen, morgen nochmal lesen und dann nochmal sacken lassen.)
MfG
Thomas
Ist zwar nett das du die Fragen jetzt gekürzt hast, aber mit der Vorgabe der Antworten auf JA/Nein oder Richtig/Falsch, ist dir überhaupt nicht geholfen. Es geht ja um Erkenntnis, nicht um Büffelei, das kann man für Arbeiten und Klausuren machen. FÜr die Praxis hilft das nur in den seltensten Fällen, bzw. bei Grundlagen.