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Gedanken zum Didot-System

xpressio
Beiträge gesamt: 1584

21. Aug 2007, 00:29
Beitrag # 1 von 8
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Da in diesem Beitrag http://www.hilfdirselbst.ch/...i?post=308626#308626 das Didot-System erwähnt wurde, einige kleine Bemerkungen dazu, vorerst aber ein Hinweis auf einen kürzlich von mir erstellten Thread: http://www.hilfdirselbst.ch/...i?post=307212#307212.

Ich finde das Dezimalsystem dem Duodezimalsystem bei Weitem überlegen. Wer jahrelang ständig damit kopfrechnen musste (weil es noch keine Taschenrechner und schon gar keine programmierbaren gab), wird das nachvollziehen können.

Eine Schriftgrößenbestimmung in mm ist aber auch problematisch, denn ein Sprung könnte dann nur in Millimeter-Unterteilungen stattfinden: »Setzen Sie den Titel in 5 1/3 mm Größe, den Untertitel in 3 1/3 mm und den Grundtext in 2 1/2 mm mit 1/2 mm Durchschuss sowie die Bildunterschriften in 1 2/3 mm mit 1/3 mm Durchschuss«.

Ob das jemand wirklich will?
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Gedanken zum Didot-System

Markus Keller
Beiträge gesamt: 670

22. Aug 2007, 10:16
Beitrag # 2 von 8
Beitrag ID: #309199
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Hallo Xpressio,

ich bin ein absoluter Verfechter der metrischen Maßeinheiten, Linienstärken, Zeilenabstand etc. gibt es beimir nur in mm. Nur bei der Schriftgröße funktioniert es nicht - dein Beispiel ist da auch nicht korrekt. Wenn die Schriftgröße die Versalhöhe ist (nur die kann man ja nachmessen), und du einen Durchschuss angibst, muss der arme Setzer erst mal von der Versalhöhe auf die Kegelgröße kommen (aus dem Bleisatz, so hoch ist die Bleiletter, damit auch die Unterlängen und Akzente noch draufpassen) und dann noch den Durchschuss dazurechnen.
Da auch im digitalen Zeitalter verschiedene Schriften bei 12 pt unterschiedliche Versalhöhen haben, kommt man hier nicht weiter. Früher fand ich das ärgerlich, inzwischen habe ich mich dran gewöhnt. Da auch andere Faktoren für den Zeilenabstand berücksichtigt werden müssen als die Versalhöhe, z.B. Zeilenlänge und x-Höhe (eine Antique Olive braucht mehr Zeilenabstand als eine Futura), muss ich den optimalen Zeilenabstand sowieso optisch ermitteln, wenn mir die Erfahrungswerte fehlen. Und mit den beiden groben Faustformeln
4 pt = 1 mm Versalhöhe
Mindestzeilenabstand = 1.5 x Versalhöhe
kann ich mir im Kopf leicht den ungefähr richtigen Zeilenabstand ausrechnen.
Wenn ich dagegen wie immer noch weit verbreitet mit Zeilenabständen in pt rechne, fällt es mir ausgesprochen schwer, einen vorgegebenen Satzspiegel (denn den gibt heute fast keiner mehr in pt an) korrekt zu füllen (nach Optik bei 400facher Vergrößerung bis an die Hilfslinie zu setzen, mag zwar funktionieren, ich finde es aber zu zeitaufwändig und irgendwie unprofessionell).
Besonders liebe ich natürlich Dokumente, in denen der Zeilenabstand in Punkt, die Abstände zwischen den Absätzen und der Umflusswert bei Bildern aber in Punkt eingegeben werden - oder das Grundlinienraster in mm einstellt ist.


als Antwort auf: [#309017]

Gedanken zum Didot-System

Karsten Lange
Beiträge gesamt: 203

23. Aug 2007, 10:04
Beitrag # 3 von 8
Beitrag ID: #309390
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Hallo ihr zwei,

nachdem ich in einem ausführlichen Text meine Gedanken niedergeschrieben hatte, aber leider vor dem Senden mein Computer abstürzte, kommt hier nun die Kurzfassung:
Ich stimme Xpressio zu*. Wie sich Markus eine 2,25/2,5 mm Schrift, gegenüber einer 9/10p besser merken kann, ist mir ein Rätsel. Immer diese Kommastellen.
Gerade für feine Details (Schriftgröße, Durchschuß, Linienstärken, ...) eignet sich das Didot-System. Für gröbere Sachen (Satzspiegelbreite, Stege, ...) kann ich schon verstehen, dass dort Leute auf das metrische System zurückgreifen. Für mich ist also auch im Computerzeitalter das Didot-System, DAS Maßsystem für Schriftsetzer und hat kein Stück von seiner Daseinsberechtigung verloren!

Gruß Karsten.



* Ne, wohl doch nicht? Du arbeitest auch im metrischen System? Hatte ich dann wohl beim ersten lesen, irgendwie anders verstanden.


als Antwort auf: [#309199]
(Dieser Beitrag wurde von Karsten Lange am 23. Aug 2007, 10:08 geändert)

Gedanken zum Didot-System

xpressio
Beiträge gesamt: 1584

23. Aug 2007, 13:32
Beitrag # 4 von 8
Beitrag ID: #309449
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Hallo zusammen,

Antwort auf: Besonders liebe ich natürlich Dokumente, in denen der Zeilenabstand in Punkt, die Abstände zwischen den Absätzen und der Umflusswert bei Bildern aber in Punkt eingegeben werden - oder das Grundlinienraster in mm einstellt ist.

Ich nehme an, das sollte *mm* heißen – denn das ist nun mal die gängige Praxis. Das ergibt sich daraus, dass die meisten Einheiten in das in den Voreinstellungen festgelegte Maßsystem (in diesem Fall also mm) umgerechnet werden, aber eben nicht alle.

Das hauptsächliche Problem besteht aber darin, dass wir zwar vom Didot-System reden, tatsächlich kommt aber das Pica-System zur Anwendung. Denn wenn man z.B. für einen Kegel von 14pt mit einem Durchschuss von 2pt einen gleich großen Einzug von 16pt festlegen möchte, erhält man in QXP *1c2,879*, also 1 Cicero und 2,879 Punkt (entspricht 14,879 Punkt), in ID hingegen *1c3,014* (entspricht 15,014 Punkt). Adobe vergönnt dem User also mehr als Quark, wenn man den Umrechnungsalgorithmus unverändert lässt. In beiden Fällen aber sind es nicht 16 Didot-Punkt.

Wie immer man es dreht und wendet, das Vernünftigste für den User ist das Festlegen auf das metrische System mit den Ungereimtheiten des Pica-Systems. Denn letzteres in Verbindung mit dem Didot-System wird gänzlich unüberschaubar.


als Antwort auf: [#309199]

Gedanken zum Didot-System

Karsten Lange
Beiträge gesamt: 203

23. Aug 2007, 21:29
Beitrag # 5 von 8
Beitrag ID: #309532
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Sorry xpressio,

aber man kann mit beiden Programmen ohne Kopfstände machen zu müssen im Didot-System arbeiten. Wie Du weißt alles eine Einstellungssache. Somit war das also nur eine schwache Ausrede und kein wirklicher Grund, um auf das metrische System umzusteigen bzw. es zu bevorzugen. :-)

Gruß Karsten.


als Antwort auf: [#309449]

Gedanken zum Didot-System

xpressio
Beiträge gesamt: 1584

23. Aug 2007, 22:35
Beitrag # 6 von 8
Beitrag ID: #309538
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Antwort auf: man kann mit beiden Programmen ohne Kopfstände machen zu müssen im Didot-System arbeiten. Wie Du weißt alles eine Einstellungssache.

Sorry, davon weiß ich nichts. Denn man kann in beiden Programmen nichts *einstellen* außer dem Verhältnis von Cicero zu mm, ansonsten kann man das Maßsystem nur *umstellen* – mit allen Nachteilen.

Denn wenn ich den Satzspiegel in Punkt festlege, den Schriftkegel aber in Point belassen muss, werde ich wohl nur selten auf das genaue Maß hinkommen.

Linienstärken, Schriftgrößen und -kegel, Rahmenstärken usw. werden immer in Point angegeben. Gibt man etwa bei einem Schriftkegel von 11pt einen Abstand bei Absätzen ein, so kann man entweder 2 Punkt wählen (was etwas mehr als 13 Point ergibt) oder man rechnet es exakt um und erhält 0c2,131 – was in beiden Fällen nicht nachvollziehbare Positionen ergibt.

Die einzige Möglichkeit wäre, das Maßsystem auf Pica umzustellen – dann sind alle Maßangaben einheitlich. Doch warum sollte ich für einen Satzspiegel 42p6 mal 63p9 eingeben oder 510pt mal 757pt, wenn ich auch 180 mm mal 267 mm wählen kann?

Cicero ist die Basiseinheit, dann hat man sie in Punkt unterteilt und in Konkordanz zusammengefasst. Eine DIN A4-Seite hat demnach das (gerundete) Format von *16 Konkordanz 1Cicero 10 Punkt mal 11 Konkordanz 2 Cicero 6 Punkt* oder *65c10pt mal 46c6pt* – mir sind *297 mm mal 210 mm* lieber, denn da kann sich jeder was drunter vorstellen.


als Antwort auf: [#309532]

Gedanken zum Didot-System

Karsten Lange
Beiträge gesamt: 203

24. Aug 2007, 07:49
Beitrag # 7 von 8
Beitrag ID: #309550
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Hallo xpressio,

weiß nicht, was ihr immer mit der Höhe des Satzspiegel habt, aber ich geh auch nicht weiter darauf ein. Was Quark und InDesign betrifft:
Bei QuarkXPress bis Version 6.5 (7 habe ich noch nicht) gehts ganz einfach, indem Du unter "Bearbeiten > Vorgaben > Maße" für Punkte/Zoll 67,542 und für Cicero/cm 2,216 eingibst. Danach sind 16p - 16 Didotpunkte.
Für InDesign CS2 kannst Du entweder das folgende Script nehmen
--------------------
// switchPointsPerInch.jsx
with ( app.documents[0].viewPreferences )
{
pointsPerInch = (pointsPerInch == 72)
? 67.564
: 72;
alert( pointsPerInch + " Punkte/Zoll" );
}
-----------------------

oder mit dem Kürzel "c" arbeiten.

1c = 1 Cicero = 12 Didotpunkte
c16 = 16 Didotpunkte

Besser ist allerdings das Script, auch wenn die 67.564 nicht ganz genau die exakte Umrechnung von Punkte/Zoll sind! InDesign scheint irgendwie 1 Didotpunkt mit 0,3759398 statt 0,376065 gleichzusetzen. Vielleicht sind's auch nur Rundungsdifferenzen. Spielt auch keine Rolle, sind marginale Abweichungen. Auf 40c sind es gerademal 0,0602mm.

Gruß Karsten


als Antwort auf: [#309538]

Gedanken zum Didot-System

xpressio
Beiträge gesamt: 1584

24. Aug 2007, 12:41
Beitrag # 8 von 8
Beitrag ID: #309609
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Hallo Karsten,

Antwort auf: Danach sind 16p - 16 Didotpunkte.

Das ist natürlich auch eine Möglichkeit – dadurch verändern sich Schrift- und Kegelgrößen sowie Linienstärken. Genau genommen hast Du damit das (Basis-)Pica-System dem Didot-System angeglichen.

Trotzdem: Ich bin dafür, Jobs möglichst durchschaubar zu halten. Zieht man z.B. aus einem solchen Dokument 12-pt-Text in ein Standarddokument, hat er die Größe von 12,792pt, das ist fast ein Grad größer. In einem weiterverarbeitenden Betrieb kann das nur zu Verwirrung führen.

Auch Papierformate werden im metrischen System angegeben. Daher: *Ich* bleibe bei mm ;–)


als Antwort auf: [#309550]
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