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Gibt es eine Regel für die Leserichtung (Textfluss) in Büchern?

kireiksw
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7. Jun 2011, 23:22
Beitrag # 1 von 11
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Eine weniger technische Frage, die mich quält ist:

Gibt es für wissenschaftliche Nachschlagewerk, deren Text zweispaltig läuft und durch Bilder oder Tabellen unterbrochen werden, die so breit sind, dass sie über beide Spalten laufen. Die Seite sind also grob so aus: vier Textblöcke (links oben, rechts oben, links unten, rechts unten) und in der Mitte über die volle Seitenbreite ein schmales Bild.

Der Leser beginnt oben links, trifft auf das Bild und liest nun wo weiter? In derselben Spalte unterhalb des Bildes (a) oder in der rechten Spalte oberhalb des Bildes (b)?

Die Frage ist für mich deshalb besonders relevant, weil der Fall (a) für mich schwieriger zu realisieren ist als der Fall (b). In vielen Büchern sehe ich deshalb auch, dass solche Querbilder nur ganz oben oder ganz unten auf der Seite angesiedelt sind, wodruch sich die Frage erübrigt.

Vielen Dank für Eure Hinweise?

Erik
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Gibt es eine Regel für die Leserichtung (Textfluss) in Büchern?

mac_heibu
Beiträge gesamt: 1441

8. Jun 2011, 00:40
Beitrag # 2 von 11
Beitrag ID: #473218
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Welch eine Frage! Selbst wenn es eine vorgeschriebene Leserichtung gäbe – wer überwacht die? Die Bücherpolizei? Die mobile Leseratte? Der Buchstabendetektiv?
Die vorgeschriebene Leserichtung wir durch Offensichtlichkeit bestimmt und nicht anderes. Oder willst du dem potentellen Leser sagen „Eigentlich hättest du woanders weiterlesen sollen, schlag mal im bibliografischen Gesetzblatt die einschlägigen Vorschriften nach, damit das nächstens nicht wieder vorkommt, du Leseamateur!”?
Kurz: Zweispaltiger Text der von einem zweispaltigen Bild unterbrochen wird – sorry, das macht nur jemand, der seine Leser nicht ernst nimmt. So, das musste raus.


als Antwort auf: [#473217]

Gibt es eine Regel für die Leserichtung (Textfluss) in Büchern?

Thomas Richard
Beiträge gesamt: 19209

8. Jun 2011, 01:09
Beitrag # 3 von 11
Beitrag ID: #473220
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Antwort auf [ mac_heibu ] wer überwacht die? Die Bücherpolizei? Die mobile Leseratte? Der Buchstabendetektiv?

Soweit ich weiß, die Jurisfiktion, die ist dem Gattungsrat unterstellt. :-)


als Antwort auf: [#473218]

Gibt es eine Regel für die Leserichtung (Textfluss) in Büchern?

Thogen
Beiträge gesamt: 81

8. Jun 2011, 08:35
Beitrag # 4 von 11
Beitrag ID: #473224
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Hallo Erik,

die Frage ist berechtigt und kann eindeutig beantwortet werden. Es gibt eine typografische Regel, nach der in solchen Fällen grundsätzlich von oben nach unten gelesen wird. Bei einem zweispaltigen Text, der duch Tabellen oder Bilder unterbrochen wird, liest man von oben über das Bild oder die Tabelle hinweg nach unten und dann in der zweiten Spalte weiter.

Eine Leserichtung erst links, dann rechts und dann wieder links unten zu rechts unten ist eine typografische Unmöglichkeit.

Gruß
Thomas


als Antwort auf: [#473217]

Gibt es eine Regel für die Leserichtung (Textfluss) in Büchern?

kireiksw
Beiträge gesamt:

8. Jun 2011, 09:49
Beitrag # 5 von 11
Beitrag ID: #473234
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Hallo Thomas (Thogen),

vielen Dank für Deine klaren Worte. Der erste Beitrag hierzu ließ mich an der bisher erlebten professionellen Qualität dieses Forums zweifeln. Solche Antworten gehören hier nicht her und zeugen davon, dass der Autor des Beitrages keine Ahnung von dem Thema hat.

Ich habe mehrere Bücher zum Thema Layout und Typografie (z.B. den Willberg). Leider wird auf meine Frage darin nicht so explizit eingegangen. Deine Antwort deckt sich mit meiner Erfahrung, dass die Korrekturleserin meines Buches spaltenweise lesen wollte und dann verwirrt war, weil der Text inhaltlich nicht zusammenpasste (ich schrieb nämlich oberhalb des Bildes rechts weiter, weil es bisher technisch nur so möglich war - ohne ID).

Noch ein Wort zum Thema Überwachung. Ja, es gibt eine Art Bücherpolizei. Würde es sich um ein Handbuch handeln, dass ich im Auftrag eines Kunden erstelle, dieser abnimmt und bezahlt, dann wäre mir unter Umständen egal, was der Leser des Handbuches über meine Typografie denkt. Ich habe aber ein Werk vor mir, dass es über 30 Jahre gibt und weiter geben - also verkauft - werden soll. Ich möchte durch jegliches Detail das Buch verbessern, nicht nur inhaltlich, sondern auch typografisch usw. Wenn ein Leser sich im Lesefluss gestört fühlt und die Fortsetzung erst suchen muss, wird er bei gleichem Inhalt den Lesestoff als schwerer verständlich betrachten als bei einem typografisch sinnvoll gesetzten Text. Er wird es schlechter bewerten und weniger empfehlen. Das gleiche gilt für Zeilenabstand (Durchschuss), Schriftgröße, Laufweite usw. Die Bücherpolizei ist also der Käufermarkt und der Strafzettel ist der geringere Verkauf. Und um in dem Bild zu bleiben, so wie ein Gängster nicht aus dem Gefängnis kommt, kommt das Buch nicht mehr aus dem Bücherladen - es wird zum Ladenhüter.

Da es aber in der Tat nicht schön ist, wenn der Lesefluss durch ein Bild oder eine Tabelle mitten auf der Seite unterbrochen wird (hier stimme ich eindeutig zu), habe ich bisher solche "Unterbrecher" oben oder unten auf die Seite positioniert. Das werde ich auch weiterhin praktizieren. Aber es ist oft notwendig, ein schmales langes Bild direkt an der Stelle, wo es im Text angesprochen wird, zu platzieren. Und für meine jetzige Umstellung von Wordperfect auf InDesign muss ich im Rahmen der Konzeptfindung diese Fragen vorab klären.

Vielen Dank für die Beiträge.
Erik


als Antwort auf: [#473224]

Gibt es eine Regel für die Leserichtung (Textfluss) in Büchern?

mac_heibu
Beiträge gesamt: 1441

8. Jun 2011, 09:52
Beitrag # 6 von 11
Beitrag ID: #473235
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Die andere Variante ist genau so "grenzwertig". Der Leser kümmert sich nicht um Regeln der Leserichtung. Er verliest sich und verliert die Lust. Meist wird ein zweispaltiges Bild – als Unterbrechung des Leseflusses – wie eine zweispaltige Überschrift interpretiert – und in diesem Falle ist die Leserichtung eben zweifelsfrei links – rechts – Überschrift – links – rechts.
Ich bleibe dabei: Spaltenübergreifende Bilder in mehrspaltigem Fließtext – das kann nur jemandem einfallen, der dem Leser sein Tun verleiden will.


als Antwort auf: [#473224]

Gibt es eine Regel für die Leserichtung (Textfluss) in Büchern?

Thogen
Beiträge gesamt: 81

8. Jun 2011, 09:56
Beitrag # 7 von 11
Beitrag ID: #473237
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Hallo Erik,

vermutlich waren die anderen Beiträge inhaltlich der späten Stunde geschuldet.

Um nochmal zum Thema zu kommen, die von Dir geschilderte Situation war früher Berufsschul-Thema bei der Ausbildung zum Schriftsetzer und sogar Prüfungsstoff (auch für mich). Daher meine klare Aussage ...

Herzlichen Gruß.
Thomas


als Antwort auf: [#473234]

Gibt es eine Regel für die Leserichtung (Textfluss) in Büchern?

JohanneS.
Beiträge gesamt: 1061

8. Jun 2011, 16:53
Beitrag # 8 von 11
Beitrag ID: #473290
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Lieber mac_heibu,

eigentlich hat Erik es schon gesagt: Wer keine Ahnung hat, sollte schweigen.
Und spaltenübergreifende Abbildungen, Tabellen, Grafiken kommen in Nachschlagewerken gar nicht selten vor, da muss man eine praktikable und sich möglichst selbst erklärende Lösung finden. Ganz oben oder ganz unten ist das nächstliegende, aber sicher geht es bei Bedarf auch mitten auf der Seite.

Grüße
Johannes


als Antwort auf: [#473235]

Gibt es eine Regel für die Leserichtung (Textfluss) in Büchern?

mac_heibu
Beiträge gesamt: 1441

9. Jun 2011, 00:31
Beitrag # 9 von 11
Beitrag ID: #473324
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Das behauptet nur jemand, dem die Interessen und Bedürfnisse des Lesers letztlich egal sind.
Ich habe 15 Jahre Zeitschriften- und Qualitätsbuchsatz gemacht und arbeitete als Ausbilder für Mediengestaler ()Print, seit es diesen Lehrberuf gibt. Erzähl mir also nicht, dass ich keine Ahnung von der Materie hätte.
Ich bleibe dabei: Derartige Satzgepflogenheiten sind eher dazu geeignet, einem das Lesen zu verleiden. Was sollte man denn sonst sagen, wenn gar eine Lektorin als Berufsleserin gewissermaßen – wie eingangs geschildert – bei der Lektüre aus der Kurve fliegt?
Aber macht es, wie ihr wollt – ich muss das Ding ja nicht lesen. :-)


als Antwort auf: [#473290]

Gibt es eine Regel für die Leserichtung (Textfluss) in Büchern?

JohanneS.
Beiträge gesamt: 1061

9. Jun 2011, 18:20
Beitrag # 10 von 11
Beitrag ID: #473399
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Lieber mac_heibu,

für ein Guten Tag sollte doch Zeit sein? Danke.
Du bist hier weiß Gott nicht der Einzige, der mehr als 15 Jahre Erfahrung mit Typographie hat.
Du quetschtst also alle Bilder, egal welchen Seitenverhältnisses und welcher Aussage, Du quetschst alle Tabellen, egal wieviele Spalten, alle Grafiken unabhängig vom Inhalt in eine Spalte?
Welche Zeitungen oder Zeitschriften liest Du — Ich kenne jedenfalls keine einzige, die Überschriften, Bilder, Grafiken und so weiter in eine einziger Spalte hält.
Sind Dir nicht vielleicht Regeln wichtiger als eine dem Inhalt möglichst gut passende Form?

Grüße
Johannes


als Antwort auf: [#473324]

Gibt es eine Regel für die Leserichtung (Textfluss) in Büchern?

mac_heibu
Beiträge gesamt: 1441

9. Jun 2011, 21:46
Beitrag # 11 von 11
Beitrag ID: #473412
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Gegenfrage: Du führst Überschriften zweizeilig, auch wenn sie sich nur auf den Inhalt der linken Spalte beziehen?
Der erste Beitrag dieses Threads legte nahe, dass dieses "Gestaltungsprinzip" durchgängig angewandt werden sollt. Von "ausnahmsweise" war erst später die Rede.
Aber lassen wirs. Du weißt es besser. :-)


als Antwort auf: [#473399]
(Dieser Beitrag wurde von mac_heibu am 9. Jun 2011, 21:48 geändert)
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