Hallo allerseits...
Ja, mir wird langsam Angst und ich spiele mit dem Gedanken, den Beruf zu wechseln, oder in Rente zu gehen...
Da gab es mal ne Zeit, in der konnte man drei Sachen auf Papier bringen, die zum Schluss gedruckt wurden: Texte, Grafiken und Bilder. Dazu brauchte man damals entsprechend ein Textprogramm zur Erfassung der Buchstaben. Ausserdem wurde ein Grafikprogramm gebraucht sowie natürlich auch ein Bildbearbeitungsprogramm. Sowie sämtliches Rohmaterial dieser drei Kategorien vorbereitet war, öffnete man ein Layoutprogramm und fügte alles zusammen, damit der Kunde ob der tollen Gestaltung glänzende Augen bekam...
So war es damals.... und so ist es auch heute noch...
Nun kommt meine Befürchtung, die mir eben Angst macht: Früher war die Software zur Erstellung solcher Drucksachen handlich, schnell, überschaubar und sogar zuverlässig. Heute arbeitet man mit Programmen, die vor lauter unbenötigter Features kaum mehr laufen können, die immer unzuverlässiger werden und zudem kaum noch jemand richtig durchschaut. Zu guter Letzt kommt interessanterweise genau dieselbe Drucksache raus, wie schon damals vor mehr als zehn Jahren.
Ich selber habe dieses dauerne Aufrüsten, Updaten und ergänzen auch mitgemacht... genau bis zu dem Moment, bis ich gemerkt habe, dass nun nichts neues mehr kommt, was mir meine tägliche Arbeit wirklich erleichtern würde. Von diesem Moment an habe ich aufgehört, dieses Spiel mitzumachen, habe dafür angefangen, jedes Jahr einen tollen Urlaub am Meer zu machen, anstatt dieses Geld gewissen Grosskonzernen für unnötigen Schnickschnack in den Hintern zu stecken...
Wie schon anno dazumal besteht ein Text aus Buchstaben, die letztendlich sauber aneinandergereiht einen Sinn ergeben müssen. Ein Bild besteht immer noch aus Pixeln, die auf dem Papier so aussehen sollten, dass der Kunde glücklich ist. Auch eine Grafik, ein Firmenlogo z.B. besteht immer noch aus denselben Vektoren wie seit eh und je. Sogar die Datenformate wie EPS, TIFF und solches haben sich grundsätzlich nicht verändert. Früher hab ich 8 Stunden gearbeitet, heute arbeite ich 12 Stunden und am Ende des Monats habe ich genausoviel Geld in der Tasche wie früher, nämlich keins....
Ich bin ein absoluter Verfechter folgender "Theorie": Anstatt dauernd neue Softwareversionen mit teilweise absolut überflüssiger Features, die dann noch nicht mal richtig funktionieren auf den Markt zu schmeissen wäre so manche Saftwareirma gut beraten, endlich mal eine bestehende Software so zu überarbeiten, dass sie wirklich zuverlässig und zudem schnell arbeitet. Wenn ich drandenke, welche Leistung damals mein Quadra 700 hatte und was wir damit rausgeholt haben, dann frage ich mich echt, wo denn der Speed einer Dualprozessor-Superworkstation geblieben ist. Allein schin das Aufstarten eines heutigen Computers dauert deutlich länger als damals, obwohl man eigentlich glauben sollte, dies gehe dank 2 Ghz x 2 heutzutage nur noch Millisekunden. Denkste...
Wenn ich mir dann heutige Drucksachen ansehe, stelle ich fest, dass diese keinesfalls schöner, geschweige denn komplizierter herzustellen sind als die von früher...
Die Moral der Geschicht: Wenn das in diesem Stile weitergeht, habe ich in zehn Jahren einen 5 Ghz x 8 Superhypermegiga-Gagacomputer vor mir und ich warte dannzumal Tage, bis ein banales Visitenkärtchen damit hergestellt ist, bloss weil ich Programme bemühen muss, die zwar theoretisch in der Lage wären, sich das Papier für meinen Drucker selber herzustellen, dafür aber 4 Terrabyte an Speicher und 7 verschiedene Colormanagementsysteme, verwaltet von 27 Assistenten anbieten. Dabei habe ich noch gar nicht alle Plugs, Xtensions und sonstigen Helferlein bemüht, die dannzumal bloss noch mit sich selber kompatibel sind, damit ich nur ja nie auf die Idee komme, meine Dokumente andersweitig belichten oder drucken zu lassen...
So habe ich dann eben irgendwann die Notbremse gezogen und bin bei der Softwareversion beblieben, die ich für gut befunden habe und die mir alles das anbietet, was mein Kunde von mir verlangt. Eine mutige Entscheidung, da ich als Selbstständigerwerbender darauf angewiesen bin, dass meine Dokumente mit den Geäten meines Belichtstudios soweit kompatibel sind, dass genau das rauskommt, was ich zuvor zusammengeschustert habe. Bis heute funktioniert das absolut problemlos und es ist auch noch kein Ende abzusehen, ganz im Gegenteil, je länger je mehr bekomme ich Komplimente meines Belichters (nicht von der Maschine, sondern vom Besitzer der Maschine!) der sich immer wieder freut, dass meine Dokumente mit sturer Beharrlichkeit ohne Fehlermeldungen durchlaufen...
Hier zum Schluss meine Hard-, und Softwarekonfiguration: Achtung, festhalten!!!!
Mac Titanium 400Mhz, 256MB Ram, Powermac 8500 geliftet auf G4 450 Mhz, 163 MB Ram, alles unter System 9.1. Adobe Photoshop 4.0, Illustrator 5.5, Pagemaker 4.2, Simpletext. Daneben natürlich noch so einiges, was aber mit Druckvorstufe nichts zu tun hat, aber alles störungsfrei funktioniert: Adobe Premiere 4.0, Macromedia Director 6.0, iMovie 2.0 usw.
Sodele... nun muss ich noch schnell mal ein Video schneiden, damit ich es in meine Multimediashow einbinden kann... immer bloss Drucksachen machen wird ja langweilig. Sollte irgend jemand eine Anmerkung zu meinen Zeilen haben... ich täte mich freuen...
Herzlichst, Rudolf