Heute hatte ich bei Linotype die übertriebene Unterschneidung von Kombinatonen zwischen Leerzeichen und den folgenden Großbuchstaben "A, T, V, W, Y" bei der Bembo Std reklamiert. Und zwar in den Schnitten "Regular" und "Italic".
Über einen Fonteditor hatte ich im Vorfeld festgestellt, daß just für diese Kombinationen Unterschneidungen defniert sind. Die anderen Großbuchstaben der Bembo haben in Kombination mit dem vorangestellten Leerzeichen keinen Unterschneidungswert.
Nun wimmelte mich der Linotype-Sachbearbeiter zunächst ab: Der Font sei nicht von Linotype digitalisiert, sondern von Adobe. Linotype verkaufe diesen Font, aber für die Qualität sei Adobe zuständig.
Zum zweiten sei es heute mit jedem modernen Satzprogramm möglich, die Unterschneidungen manuell nachzubearbeiten. Große Firmen würden das auch tun. Ich hakte nach: manuelle Nachbearbeitung bei Mengensatz. Ja, das sei so.
Ich: ob er wüßte, was das bei jedem Umbruch für einen Aufwand bedeuten würde.
Der Sachbearbeiter: ob ich wüßte, was es Linotype kosten würde, wenn Sie jeden Font von einem Schriftsachverständigen 1-2 Tage lang überprüfen würden.
Bei einem Fontpreis von 26,50 Euro könne man heute nicht einen ordentlich zugeschnittenen Font erwarten. Die Mängel könnten durch das jeweilige Satzprogramm manuell ausgeglichen werden.
Da steh' ich jetzt irgendwie saublöd da.
Einerseits ist der Fehler so offensichtlich und im Prinzip mit einem Fonteditor wahrscheinlich schnell behoben, andererseits darf ich aus lizenzrechtlichen Gründen in den Font nicht eingreifen, um den Fehler zu korrigieren. Und zum Dritten ist der Lieferant nicht bereit, die Korrektur selbst vorzunehmen.
Wäre ich Maurer und mein Zement hätte eine schlechte Qualität, wäre es leichter, Ersatz zu bekommen.
Ich verstehe ja einerseits das Argument mit den Billigpreisen für Fonts.
Andererseits ist die Bembo ja nicht erst seit gestern auf dem Markt und man sollte meinen, daß die genannten Fehler in den letzten 20 Jahren schon öfters reklamiert worden sind und daß gesammelte Fehler - wie bei Software üblich - über Bugfixes oder ein Update behoben werden.
Das scheint bei Fonts nicht der Fall zu sein.
Unterm Strich will mir die nahegelegte Lösung der manuellen Nachbearbeitung auch nicht einleuchten. Ich verstehe unter einem Font nicht nur eine Sammlung von Zeichen, sondern auch das Verhalten der vorhandenen Zeichen zueinander.
Und wenn der Lieferant das Verhalten nicht ordentlich steuern kann, dann sollte es doch zumindest möglich sein, daß der Anwender in dieses fehlerhafte Verhalten - sprich in die Zurichtung der Zeichenpaare eingreifen darf. Und zwar an der Wurzel und nicht über eine Symptomkorrektur im Satzprogramm mit manuellen Unterschneidungen.
Mußte mal Dampf ablassen.
Etwas frustriert
Martin
(Dieser Beitrag wurde von Martin Fischer am 6. Dez 2006, 15:45 geändert)