Hallo zusammen,
ich bin gerade dabei, die Ligaturen in einem Mengensatz von Hand nachzukorrigieren und kann bei einigen Zweifelsfällen nicht so recht entscheiden: Lass ich sie drin oder nehm ich sie raus?
Bei der Suche in diesem wunderbaren Forum hier stellte ich nun fest, dass sich darüber scheinbar mühelos eine ausschweifende Diskussion entfalten kann. Bei allem Gewinn, mit dem ich das lese, kann ich mich am Ende immer noch nicht so recht entscheiden, ob ich "kauft" mit oder ohne Ligatur setzten muss/sollte/darf/kann -- wahrscheinlich mit. Mir ist schon klar: Es ist auch eine subjektive Frage, es spielt mit rein, wie es aussieht, welche Schrift verwendet wird, es gibt keine in Stein gemeißelte Regel dafür usw. Aber scheinbar gibt es ja doch so etwas wie Regeln.
Ich erlaube mir einmal, den Stand zusammenzufassen (nicht zuletzt auch, damit wir nicht von vorne anfangen müssen): Ligaturen sind durchaus ein ästhetisch wertvolles Verschönerungsinstrument und sollten genutzt werden -- insbesondere wenn man ein schönes Buch setzen will, was auch heißt, sich die Zeit für eine sorgfältige Prüfung zu nehmen, was bei einem schönen Buch selbstverständlich sein sollte, und der Aufwand ist letzten Endes oft gar nicht so viel größer, als ich für diesen Post hier brauche. Serifenschriften sind eher besser geeignet als serifenlose, größere Schriftgrade besser als kleinere. Gesperrte Schriften haben nie Ligaturen, wobei man geringfügige Sperrungen, sagen wir bis zu 1/100 Geviert, als Ausnahme der Ausnahme wiederum durchaus auch ligieren darf. So weit, so gut.
Davon ausgehend können nun (eng an der "Detailtypographie" von Forssman/de Jong gehalten) die folgenden weiteren Vorschläge, nennen wir sie Regeln, berücksichtigt werden:
Keine Ligaturen bei ...
- Wortfugen in Zusammensetzungen (am häufigsten wohl bei der Vorsilbe auf-, aber auch Stadt-teil, Straf-lager usw.)
- Beugungsendungen wie -te oder -ten (aber gilt das auch für "keine guten Eigenscha(ft)en"? S. bitte auch unten die Liste.)
- Endsilben wie -lich, -lisch, -los, -lein; aber (Quelle: Wikipedia [ja, ja, ich weiß]) Nachsilben mit -i (wie -ig, -in, -ich, -isch) dürfen wiederum ligiert werden
Auch am Wortende dürfen Ligaturen stehen. (Daher dürfte "kauft" ligiert werden.)
Hier gehen die Meinungen schon auseinander, aber ich liebe Regeln, ich gebe es zu, und ich würde sie gerne akzeptieren.
Leider bin ich mir bei den folgenden Worten aber immer noch nicht sicher, ob ich mich "richtig" entschieden habe. Ich stelle sie daher hiermit zur Diskussion und hoffe, einen Rat zu erhalten: Würden Sie/Würdet Ihr die Ligaturen setzen oder nicht?
A) Hier tendiere ich dazu, sie überall zuzulassen.
- dür(ft)igten, Bedür(ft)igkeit
- Sti(ft)ung, Entkrä(ft)ung
- gesti(ft)et, identitätssti(ft)end
- beschä(ft)igt, beschä(ft)igen
- Häl(ft)e, Krä(ft)en
- ö(ft)er
- Gehö(ft)e, in den Lü(ft)en
B) Zählen die nachfolgenden Beispiele zur Gruppe der Beugungsendungen mit -te?
- angescha(fft)e, scha(fft)e
- lebha(ft)e, rätselha(ft)en
- Eigenscha(ft)en, Wissenscha(ft)en
- hä(tt)e, ha(tt)e, stri(tt)en
- du(ft)ete, vergi(ft)ete
Denn bei "ho(fft)en" ist ja gemäß o.g. Buch nicht der Fall, d.h., wenn es die Dreifachligatur fft gibt, würde man sie bei hofften anwenden?
Vielen Dank fürs Lesen und Ihre/Eure Meinung.
Gruß
Jan