InDesign weiß nichts von Schusterjungen und Hurenkindern.
InDesign arbeitet allgemeiner:
Bei den Umbruchoptionen kannst Du wählen,
- ob Zeilen nicht getrennt werden sollen.
a. ob alle Zeilen im Absatz nicht getrennt werden sollen oder
b. ob die zu bestimmende Zahl der Zeilen an Anfang und Ende nicht getrennt werden sollen.
Werden diese Optionen nicht aktiviert, kennt InDesign keine Umbruchverletzungen. Das schließt Schusterjungen und Hurenkinder mit ein, denn diese stellen eine besondere Umbruchverletztung dar: Verstoß gegen die Regel "Zeilen nicht trennen; am Anfang/Ende des Absatzes 2/2 Zeilen.
Es gibt keine von dieser Einstellung unabhängige Verwaltung von Schusterjungen und Hurenkindern. Eine Umbruchverletzung ist erst dann möglich, wenn die Option entsprechend aktiviert ist.
Test des Regelverstoßes:
========================
1. Aktiviere die Einstellung 2/2 Zeilen.
2. Zieh' einen Textrahmen auf, der - ein wirklich extremes Beispiel - zwei Zeilen hat.
3. Mach' 'nen weiteren Textrahmen und verknüpfe die beiden.
4. Mach' den ersten Textrahmen so klein, daß nur eine Zeile reinpaßt und die zweite Zeile in den zweiten Absatz überläuft.
Jetzt gibt es in der ersten Zeile einen Regelverstoß: Am Anfang des Absatzes 2 Zeilen - in unserer Sprache ein Schusterjunge. Dieser Regelverstoß wird durch gelbe Unterlegung in der ersten Zeile markiert. (Allerdings wird das Hurenkind, die einzelne Zeile am Anfang des nächsten Textrahmens nicht markiert.
Laß 2 Zeilen im ersten Textrahmen sein und eine im zweiten Textrahmen.
Hier liegt der Regelverstoß nicht mehr bei der ersten Bedingung (2 Zeilen am Anfang), sondern bei der zweiten (2 Zeilen am Ende). Dennoch wird nicht die einzelne Zeile am Anfang des zweiten Textrahmens hervorgehoben, sondern die letzte Zeile am Ende des ersten Textrahmens.
Es scheint - nach diesem Beispiel - so zu sein, als ob InDesign die Verletzung der zu aktivierenden (!) Umbruchregeln - unabhängig von der Verletzung des Anfangs oder des Endes stets in der letzten Zeile vor dem Umbruch anzeigt.
Das ist freilich etwas erstaunlich.
Nicht erstaunlich hingegen ist, daß InDesign ohne das Setzen einer Umbruchregel keine Schusterjungen oder Hurenkinder anzeigt. Hier ist InDesign in sich konsequent: Es markiert einen Verstoß gegen eine Regel, die vom Anwender gewählt wird (InDesign soll sich so und so verhalten und wenn es das aus irgendwelchen Gründen nicht kann, soll es mit einer Markierung um Hilfe rufen). InDesign schimpft bei einem Verstoß gegen eine allgemeine (europäische) Konvention.
Unabhängig von dieser notwendigen Umbruchsregelverletzung wäre eine optionale Markierung der Schusterjungen und Hurenkinder für uns Europäer freilich dennoch angenehm. Wir - ich - hätte(n) aber auch gern unseren Didot-Punkt - zumindest als Option.
Grüßle
Martin
als Antwort auf: [#145826]