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Spaltenausgleich

horstk
Beiträge gesamt: 14

7. Aug 2012, 12:27
Beitrag # 1 von 4
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Hallo!

Ich hoffe, ich bin im Forum "Typografie" richtig, falls nicht, bitte ich die Störung zu entschuldigen :-) ... Ich arbeite schon mehrere Jahre für einen Kunden und layoute/setze sein Mitarbeitermagazin. Klassisches dreispaltiges Layout (ca. 40–52 Seiten), Blocksatz mit Zwischenüberschriften linksbündig, gesetzt in Indesign (aktuelle Version 5.5, Mac OSX 10.7.4, Duden Plugin f.d. Silbentrennung). Nach jedem Absatz einen Abstand Zeilenhöhe, Grundlinienraster aktiv.

Der Kunde BESTEHT (und ich meine das so wie ich es schreibe ;-) ...) darauf, dass alle Zeilen auf einer Doppelseite unten gleich abschließen. Das führt einerseits zu manch unschönen Zuständen (Überschriften getrennt vom dazugehörenden Fließtext, Schusterjungen, Hurenkinder etc.), andererseits geht es manchmal gar nicht. Bis jetzt habe ich hier – für den durchschnittlichen Leser nicht merkbar – leicht unterschnitten bzw gesperrt und bin meist auf brauchbare Ergebnisse gekommen. (Den Spaltenausgleich im InDesign kann man für den Zweck ja vergessen, oder sehe ich das falsch?)

Jetzt hat die Leadagentur eine neue CD-Schrift eingeführt, mit der Anweisung, dass der Buchstabenabstand auf keinen Fall verändert werden darf. Somit stehe ich vor dem Problem, dass ich meine (zugegebenermaßen nicht ganz zweifelsfreie) Methode nicht mehr anwenden kann (ich helf mir jetzt tw. mit dem Ausschalten der automatischen Silbentrennung und dann die gröbsten "Löcher" bei den Wortabständen mit manueller Silbentrennung hinkorrigieren und falls vorhanden Bilder/Boxen in der Höhe variieren), aber da komm ich natürlich bei kürzeren Absätzen nicht weit. Meine Bitten nach Umschreiben der betreffenden Texte werden schulterzuckend zurückgewiesen: Da werde ich einiges zu diskutieren haben.

Jetzt meine Frage: Welche Möglichkeiten verwendet ihr in solchen Situationen? Gibt es dazu eine "Lehrmeinung", was erlaubt ist? Ist das überhaupt üblich, dass alles unten UND oben gleich abschließen muss? Wie kann ich dem Kunden gegenüber professionell argumentieren? Meine persönliche Meinung ist, dass man entweder mit unterschiedlichen Abschlüssen leben muss, oder die Texte entsprechend formuliert sein müssen, es muss ja mein Aufwand (Seitenpauschale) einigermaßen im Lot bleiben, da manche Absätze ja oft nach einer nur kleinen Textänderung neu korrigiert werden müssen ... Was denkt ihr da? Oder habt ihr Links für mich?

Danke für eure Antwort(en),

Liebe Grüße,

Horst.
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Spaltenausgleich

JohanneS.
Beiträge gesamt: 1061

7. Aug 2012, 17:18
Beitrag # 2 von 4
Beitrag ID: #499051
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Moin Horst,

das einfachste wäre eine andere, eine verständigere Auftraggeberin.
Spaß beiseite.
Früher — zu Bleisatzzeiten — gab es eine Lehrmeinung: alle Spalten gleich hoch aus technischen Gründen des Ausschließens. Basta. Erreicht wurde es durch verschiedenen Durchschuss, entweder nur vor Überschriften oder auch für alle Zeilen der Seite. Man nennt das auch vertikaler Keil.
Heute sind wir befreit von den Zwängen des Bleis, Hans Peter Willberg nannte das immer »Die Kolumnenschnur im Kopf durchschneiden«. Und so gibt es neben der alten Schule auch die Meinung, dass Abstände von und in Absätzen Teil der Auszeichnung sind, also immer gleich bleiben müssen. Die Folge davon ist der tanzende Fuß — ungleich endende Kolumnen. Ich tendiere grundsätzlich sehr stark zu dieser Lösung.
Literatur: Lesetypographie von Willberg und Forssmann; Detailtypografie von Forssmann und de Jong; andere Schriften von Willberg, in der Typolemik zum Beispiel ein Vergleich der beiden Arten bei einem von ihm gestalteten Buch. Vielleicht ist auch hier was zu finden: http://www.lesetypografie.de

Ja, da wirst Du viel zu diskutieren haben. Viel Erfolg wünscht
Johannes


als Antwort auf: [#499041]

Spaltenausgleich

Thobie
Beiträge gesamt: 4031

7. Aug 2012, 21:21
Beitrag # 3 von 4
Beitrag ID: #499060
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Moin, Horst,

da gibt es mehrere Vorgehensweisen.

1) Radikal: Ist der Kunde nicht einsichtig, was korrekte Typografie angeht, Auftrag ablehnen und neuen Kunden suchen.
2) Positiv: Du kannst den Kunden beraten und Argumente anführen wie Weißraum, Augenfreundlichkeit, Lesbarkeit, optischer Eindruck usw.
3) Du hast es schwer, wenn es ein Kunde ist, der jeden freien Raum mit Text zukleistert und Bleiwüsten schafft, aber nicht für die Argumente unter 2) zugänglich ist.
4) Du hast es zusätzlich schwer, weil auch renommierte Zeitungen wie die F.A.S. dies manchmal macht, obwohl es bei einer so renommierten Zeitung, die Newspaper Awards abräumt, eigentlich von vornherein strikt verboten sein müsste.
5) Und wenn die Autoren und Redakteure nicht mitarbeiten und gemäß der Vorgabe, "ist der Artikel zu lang, muss ich ihn kürzen, ist er zu kurz, muss ich einige Zeilen einfügen", arbeiten, dann sieht es noch schlechter für Dich aus.

Ich würde den Kunden aus gestalterischer Sicht beraten. Sag ihm, dass es eine Zeitschrift nicht auszeichnet, dass man alles, was an Text vorhanden ist, hineinhaut. Dass auch Fotos allein nichts aussagen. Und dass auch nicht alle Zeilen auf gleicher Höhe anfangen oder abschließen müssen. Weniger ist mehr. Freiraum ist Luft für das Auge, das ihm gefällt. Sondern dass es an einer durchgängigen, schlüssigen Gestaltung liegt, eine Zeitschrift in einem Guss zu machen. Nimm Beispiele von anderen (Mitarbeiter-)Zeitschriften, mit denen Du das vorstellen, belegen und nachweisen kannst. Wie es andere Firmen oder Verlage machen. Vielleicht kannst Du dann Überzeugungsarbeit leisten.

Ansonsten gilt dann nur noch, wenn es nicht gelingt: Augen zu und durch. Auftrag abwickeln. Einfach durchhauen, wie es dem Kunden gefällt. Sicherlich die Belegexemplare nicht für neue Kunden zur Neukundenakquise verwenden. Und Zähneknirschen ob der schlechten Gestaltung. Rechnung schreiben. Honorar einstecken und weg. Bis zur nächsten Ausgabe. Ist leider so. Manche Kunden sind leider uneinsichtig und beratungsresistent. Da kann man argumentieren wie man will.

Liebe Grüße


Thobie


als Antwort auf: [#499041]

Spaltenausgleich

hkoepfel
Beiträge gesamt: 27

8. Aug 2012, 08:32
Beitrag # 4 von 4
Beitrag ID: #499073
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Guten Morgen!

Danke für eure Infos. Werde nochmal versuchen mit dem Kunden zu reden. Mal sehen, vl. hilfts ja was, ansonsten "Augen zu und durcch".

Danke,

horst.


als Antwort auf: [#499060]
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