Hallo Primaprisma... (welche Form ein solches Prisma auch immer haben mag...)
War natürlich nicht gar so tierisch ernst gemeint mit meinem Rechenbeispiel, sonst täte ich wirklich noch auf meinem uralten Apple II arbeiten und mir zwangsläufig auch meine Software noch selber in Asembler und Basic programmieren. Eine kaufmännische Ausbildung im korrekten Sinne habe ich übrigens auch nie gemacht, habe aber trotzdem immer "überlebt".
Ich erkläre meine ansicht mal anhand von Adobe Photoshop:
Angefangen habe ich auf einem Mac Plus (dem Urmac schlechthin) mit Photoshop 1.0. Damit war kaum etwas brauchbares zu realisieren, hat bloss zum Lernen sehr geholfen. Dann kam ein Mac LC-II mit Farbmonitor und natürlich auch PS 2.0. Damit konnte ich bereits die ersten Kundenwünsche soweit befriedigen, dass sich dieser Computer samt Software amortisiert liess. Dann kamen verschiedene Hardwaregeräte und auch Photoshop ging mit Version 3.0 den richtigen Weg, um flexibler, präziser und schneller die Aufträge zu erledigen. Zwischenzeitlich ist bei mir primär ein Titanium G4 mit 400 Mhz im Einsatz, zusammen mit Photoshop 4.0. Da ich als Freelancer an allen Ecken und Enden mit Photoshop neueren Datums konfrontiert werde und mit diesen auch auf Fremdcomputern arbeite, kann ich sehr wohl ersehen, dass die Leistungsfähigkeit und der Funktionsumfang nicht in gleichem Masse zunimmt, wie in früheren Zeiten. Massgebliche Funktionen, wie z.B. Ebenen, die wurden damals mit riesigem Hurragebrüll willkommen geheissen, weil sie einen echten Fortschritt bedeuteten. Inzwischen sind die Neuerungen aber zum allergrössten Teil nicht mehr wirklich wichtig, es werden lediglich noch Ecken und Kanten gerundet, dies zumeist noch in der Form, dass diese dann doch nicht so tun, wie sie sollten. Ein Beispiel: Es wird immer gesagt, dass 99 Rückschritte (undo) in neuen Photoshops toll seien. Ich habe noch zu ner Zeit gelernt, als man 1 Schritt zurück konnte. Eben, ich habe noch gelernt, so zu arbeiten, dass dieser eine mögliche Schritt nicht zur Falle wird, was sich eigentlich bis heute absolut problemlos bewährt hat. Eine absolut tolle "Verschlimmbesserung" besteht in folgendem: In PS 4 gibt es eine Palette, die nennt sich "Aktionen". Dort erstelle ich also meine Aktionen. Will ich nun eine Aktion automatisch ablaufen lassen, wähle ich logischerweise in genannter Palette den Befehl "Stapelverarbeitung". In neueren PS muss ich den Befehl zum abarbeiten einer Aktion ans andere Ende des Monitors rasen, dort unter Automatisieren den Befehl "Stapelverarbeitung" wählen, damit es funktioniert. In der Aktionenpalette, die stillschweigend immer noch vorhanden ist, ist dieser Stapelverarbeitungsbefehl interessanterweise nicht mehr verfügbar. Eine etwas gar eigenwillige Logik von Adobe, einen bewährten und sinnvollen Befehl ans andere Ende des Monitors zu verfrachten...
Sehr oft sind in neueren Versionen die Funktionen dieselben, nur hat man den Befehl woanders hin versorgt oder noch ein zusätzliches Fragefenster mit unmöglich vielen Optionen (ohne die es früher genauso ging) hinzugefügt, damit die Welt meint, nun sei alles besser...
Ich würde mal meinen, dass in neuen Versionen nicht die Effizienz wirklich gesteigert wird, sondern vielmehr bloss die Umständlichkeit und die Verwirrung.
Natürlich gilt das Gesagte auch für das Betriebssystem, das letzlich gar nichts eigenes produziert ausser vielleicht Fehlermeldungen. Mein Wunsch an meinen Computer ist im Prinzip ja ganz simpel: Mit möglichst wenigen Klicks oder Kürzeln an mein Bild zu kommen, damit ich dieses so aufbereiten kann, dass man mich hinterher für das Resultat auch anständig bezahlt. Gilt notabene auch für mein Layout, mein Video, meinen Internetzugang und was ich sonst noch so alles mit meinem Compi machen will.
Ist mir doch prinzipiell scheissegal, ob mein Betriebssystem unter UNIX oder unter weiss der Herr wo auch immer funktioniert, für mich ist einzig wichtig, dass meine Produkte so schnell und so einfach wie möglich so voeliegen, wie es mein Kunde wünscht. Soweit habe ich bis zum heutigen Tag immer noch mein Ziel erreicht, auch wenn es scheinen mag, dass dies unmöglich sei, da ich mit zum Teil extrem alten Programmen arbeite.
Nun will mich Apple dazu verknurren, all mein in langen Jahren erworbenes Fachwissen im Zusammenhang mit den sehr verwandten Systemen 7.x bis 9.x wegzuschmeissen, damit ich wieder beinahe bei Null beginne, um das neue System zu durchschauen, dass ich damit auch jederzeit ohne fremde Hilfe damit umgehen kann. Dazu natürlich noch jede Menge neuer Suiten (sowas buche ich höchstens mal im Hotel...) die mich auch wieder lernmässig toll in Atem halten, nur mit dem einen Zweck: Dieselben Arbeiten wie gestern heute auf modernere Art abzuarbeiten... Prost Mahlzeit, da geh ich dann doch lieber gelegentlich in Rente, als mich in zwei Jahren wieder als blutiger Anfänger outen zu müssen, bloss weil alles vor lauter "wichtiger" Features, die zumeist ja von softwaremässigen Assistenten und Managern verwaltet werden, alles viel einfacher und effizienter geworden ist.
Mit all dem gesparten Geld für immer mehr von allem habe ich mir schon vor Jahren einen seeehhhrr langen Aufenthalt (fast drei Jahre) in Südamerika finanziert und dort wieder mal das gemacht, was hier immer mehr in Vergessenheit gerät: Ich habe gelebt... ohne inneren Druck...
Herzlichst, Rudolf, Computerfossil
als Antwort auf: [#72078]