Hallo,
es gibt mehrere Punkte, in denen ich mir nicht sicher bin, ob ich richtig verstehe, wie das Farbmanagement in den Anwendungen funktioniert, und wie ein gangbarer Workflow aussieht, um Unzulänglichkeiten im ICC-Farbmanagement zu umschiffen.
Lange Zeit wurde mit PDF/X-3 und gemischtfarbigen Dokumenten ja ein Workflow propagiert, der scheinbar seine Grenzen und Schwierigkeiten mitbringt.
So weit ich das bislang sehe betreffen diese Schwierigkeiten in erster Linie den Schwarzaufbau der durch den Lab PCS verloren gehen kann, und die technischen Farbtöne, deren Schwarzaufbau ebenfalls betroffen ist, bzw. die ihre numerischen Farbwerte verlieren. Außerdem ist die Repräsentation von Sonderfarben in der Bildschirm- und Druckdarstellung
schwierig.
Eine Möglichkeit dem zu begegnen sind Device-Link Profile, die entweder innerhalb von Plugins in Anwendungen verarbeitet werden, oder mittels Colorserver.
Bei Fotos und ähnlichen Abbildungen ohne scharf begrenzte grafische Elemente wie Texte und Logos, und in denen keine CI-Farben vorkommen, die unbedingt erhalten werden sollen stellt der Lab-PCS, und der Verlust des Farbaufbaus sowie der Farbnummern keine wichtige Rolle, und alles funktioniert ganz gut. Das betrifft RGB-zu-RGB-Umwandlungen, wie auch RGB-zu-CMYK-Umwandlungen.
Ein Problem stellen CMYK-zu-CMYK-Umwandlungen dar, da diese den Schwarzaufbau der Farben verändern können, die eigentlich ihren Schwarzaufbau behalten sollen, da er schon einmal entsprechend angelegt wurde — z.B. Text 100% schwarz, damit er nicht aufgerastert werden muss, sondern in der vollen RIP-Auflösung z.B. von 2400dpi verarbeitet werden kann, mit der die Rasterpunkte auch gerendert werden, bei einer Aufrasterung wären es z.B. nur 300dpi, und die Schrift wäre nicht mehr gestochen scharf, und unzulängliche Registerhaltigkeiten könnten Farbsäume verursachen. Das gleiche gilt für Logos.
Ein weiteres Problem stellen schillernde Verläufe mit ungleichmäßigem Farbaufbau dar, und ‚bunt’ wirkende Graustufen-Abbildungen.
Wie kann ich dem im Workflow begegnen?
Wie werden Profilinformationen in Layoutanwendungen behandelt?
Wie umschiffe ich diese Probleme des ICC-Farbmanagements?
Was ich glaube verstanden zu haben ist, dass Profilzuweisungen zuerst einmal die Farbnummern unverändert lassen, aber unter Umständen die Monitordarstellung verändern können. Profilumwandlungen hingegen können die Monitordarstellung erhalten, aber ändern die Farbnummern. D.h. die Anwendung kann anhand des Profils die Art der Umrechnung der Farbwerte bestimmen, der Rendering Intend wird in den Grundeinstellungen, oder im Konvertierungsdialog angegeben.
Nun können in Layoutanwendungen (Quark XPress >7 und InDesign >3) alle möglichen Dateien mit allen mögliche Farbräumen und Profilen, bzw. auch unprofiliert vorliegen.
Hier fangen meine Probleme — auch des Verständnisses, was die Programme nun damit machen — an.
Als Workflow einer Zeitschrift z.B. stelle ich mir vor, dass man angelieferte Daten so behandelt, dass sie entweder verbessert werden (Fotomaterial) oder — ohne dabei größere Probleme im Schwarzaufbau und den Farbnummern zu verursachen — als PDF/X-1a bereitgestellt werden (Anzeigen). Alle Daten liegen nach diesem Schritt im Arbeitsfarbraum des Layoutprogrammes vor (ISOcoated_v2).
Die Bilddaten werden vor dem letzten Schritt (Konvertierung nach CMYK) samt Einstellungsebenen im PSD-Format, falls möglich in RGB mit eciRGB_v2 abgespeichert. Die konvertierten Ausgangsdaten für das Layout werden als CMYK-Tiff mit ISOcoated_v2 abgelegt.
Die PDF-Daten der Anzeigen werden in Acrobat 8 einem Preflight unterworfen, und gegebenen falls nach PDF/X-1a mit OI ISOcoated_v2 konvertiert. Dabei wird vor alle auf den Schwarzerhalt der Texte geachtet, und auch Logos etc. kontrolliert. Hier sehe ich einige Probleme.
Wen alle Daten so aufbereitet sind, wird es wohl auch keine Probleme innerhalb der Layoutsoftware geben.
Problematischer sieht es aus, wenn man die PDF-Anzeigen mit unterschiedlichen OIs vorliegen hat, und sie in XPress oder InDesign plaziert. Wie geht man hier am Besten vor?
Wenn man hier die Profile beim plazieren kategorisch verwirft und die Numern behält, oder z.B. aus Illustrator ohne Profil abspeichert, und diese unprofilierte Datei läd, so bleiben zwar die Farbwerte erhalten, aber werden sie nicht falsch dargestellt, weil sie dann nicht mehr dem Farbmanagement unterworfen sind?
Wie muss ich mir die Funktion des CMYK-Arbeitsfarbraumes vorstellen? Betrifft der nur Elemente, die in XPress oder InDesign generiert werden? Wie z.B. Text, Hintergrundfarben, Grafikelemente, die im Layoutprogramm gebaut wurden?
Sind alle Objekte im Layoutprogramm profiliert? Wann wird etwas in den Arbeitsfarbraum konvertiert? Ist eine Konvertierung sinnvoll?
Im Druckdialog generiere ich PostScript mit OI ISOcoated_v2, das vom Distiller in PDF/X-1a OI ISOcoated_v2 gewandelt wird.
Finden bei diesem Prozess nicht möglicherweise CMYK-zu-CMYK-Transformationen statt?
Wichtig für einen gangbaren Workflow ist die Produktionssicherheit auf der einen, aber auch die Transparenz auf der anderen Seite. Mit Transparenz meine ich in diesem Fall, dass nicht jeder in der Druckvorstufe gleichermaßen mit Farbmanagement-Kenntnissen überfrachtet werden muss, sondern im günstigsten Fall alles relativ unbemerkt im Hintergrund funktioniert.
Ist so ein Szenario überhaupt denkbar? Für mich ist das Farbmanagement z.T. sehr komplex, und es fällt mir schwer einen Überblick zu bekommen. Manchmal kommt es mir so vor, als würde sich der Überblick mehr und mehr verflüchtigen, je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige.
Ich bin in weiten Zügen dem cleverprinting Ratgeber 2008 gefolgt, aber insbesondere die Sache mit der Einstellung „Profile verwerfen, Nummern beibehalten” kann ich nichts anfangen. Wie liegt die Datei dann im Dokument als Objekt vor? Doch niemand weiß dann mehr, wie die Farben einmal ‚gedacht’ waren?
Auch die Praxis einiger Druckereien die Profile zu verwerfen kommt mir merkwürdig vor. Ok, einen gerasterten Text wünscht sich niemand, aber auch übersättigte Rothäute sind mir ein Gräuel, und auch grüne Gelbtöne, die dem amerikanischem Farbstandards unter europäischer CMS-Einstellung in XPress entspringen wenn man mal ein uneingestelltes 6.5er Projekt unter XPress 7.31 öffnet…
Ich hoffe das kann mal jemand entwirren. Zumindest gute Literaturtipps sind willkommen. Für eine Antwort möchte ich allerdings doch nicht auf den Praxisband Herrn Homanns warten ;-).
Es wäre schön, wenn schon vorher ein wenig Licht ins Dunkle gelangen würde.
(Dieser Beitrag wurde von floogy am 10. Aug 2008, 12:46 geändert)