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Worttrennung im Buchsatz

Philyra
Beiträge gesamt: 509

2. Jun 2006, 21:37
Beitrag # 1 von 30
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Hallo Buchsetzer!

Mir fällt in Büchern immer unangenehm die Worttrennung auf. Da werden lange Wortbildungen so unglücklich getrennt: Versicherungsan-gestellte usw. Besonders blöd finde ich die Trennung von Adjektiven auf -lich, die fast schon zwingend so getrennt werden: einheitli-chen. Das liegt wohl an dem unglaublich schlechten vorinstallierten Trennungen in Indesign. Leider gibt es keine Option "Ich scheiße auf den Grauwert und trenne lieber richtig". Meist ist das Ergebnis gar nicht schlechter, wenn man eine akzeptable Trennung erzwingt.

Das hat mich lange aufgeregt und tut es noch. Es widerspricht jeder Version der Rechtschreibung, die morphologisch sinnvolles Trennen als oberstes Prinzip hat. Wenn ich selbst setzte, habe ich zum Glück die Zeit, es ordentlich zu machen. Ich habe auch schon mit der Stoppuhr getestet. Für einen 400-Seiter braucht man nicht länger als eine halbe Stunde. Ich habe auch schon Setzer darauf angesprochen, die so trennen. Alle (!) wußten gar nicht, was daran falsch sein soll.


Abgesehen von Orthographie und Ästhetik bin ich nun auf die Frage des Leseflußes gekommen. Ich frage mich, ob die unglücklichen Trennungen dem Leser nicht ungewollt helfen, vorauszuahnen, wie es in der Folgezeile weitergeht.
Was meint Ihr?
X

Worttrennung im Buchsatz

Rudi Warttmann
Beiträge gesamt: 98

3. Jun 2006, 08:27
Beitrag # 2 von 30
Beitrag ID: #232786
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Hallo,

das Thema Silbentrennung und Rechtschreibprüfung durch Computer ist ein absoluter Klassiker, seit man mit Computern Texte setzt.

In der Tat wird ein Computer bzw. genauer ein Algorithmus nie genauso(gut) trennen können wie ein Mensch, einfach schon deswegen, weil der Computer in aller Regel den Kontext nicht kennt. Ein prominentes Beispiel: In einem juristischen Text mag erb-las-sen richtig sein, in einem Thriller "er-blas-sen".

Zu deinen Anmerkungen über die sinnentstellenden Trennungen in "langen" Wörtern - die ja nur dadurch lang werden, daß die deutsche Sprache Wörter zusammenzieht: Hier heißt im Moment die Lösung "Trennqualitäten".

Ein Algorithmus solte also nicht nur die Trennstellen an sich in Wörtern herausfinden, sondern auch nach bestimmten Regeln entscheiden, ob diese "sehr gute", "gute", ... , "miserable" Trennstellen sind. Beispiel: Bier-(sehr gut)de-(miserabel)ckel. Diese Informationen müßen dann an das jeweilige Umbruchmodul weitergegeben werden, welches diese beim Umbruch dann berücksichtigt.

Jetzt kommen die guten Nachrichten: Die Umbruchmodule, die in InCopy und InDesign eingebaut sind, der "Einzeilensetzer" und der "Absatzsetzer", können mit Trennqualitäten umgehen. Leider erlauben InCopy/InDesign nur den Zugriff auf drei Qualitätsstufen, nennen wir sie hier mal gut, mittel, schlecht. Diese Trennqualitäten können im Benutzerwörterbuch als eine Tilde für gut, zwei Tilden für mittel, drei Tilden für schlecht eingegeben werden: Bier~de~~~ckel.

Dummerweise liefert der in InDesign eingebaute Silbentrennalgorithmus in den seltensten Fällen in manchen Sprachen Trennqualitäten, sondern meldet alle Trennungen als gleich gut.

Es gibt jedoch einen Algorithmus, der Trennqualitäten bestimmen kann: der Dieckmann-Algorithmus, den es mittlerweile auch als Plug-In für InCopy/InDesign gibt. Info z.B. bei http://www.itip.biz.

Den Algorithmus gab es z.B. schon für QXP3 als "DiHyphXT", und viele Satzbetriebe (auch wir) haben darauf geschworen. Der Dieckmann-Algorithmus kann übrigens viel mehr, als InDesign es dem zuläßt Anwender einzustellen.


Was die manuellen Trennungen angeht: Ich selbst durfte noch ein paar Tage Handumbruch mit Bleizeilen machen, bevor ich unter Auslassung des Fotosatzes gleich ins DTP gerutscht bin; ich bin also auch schon eine Weile dabei.

Was mir jedoch im Werksatz schon immer suspekt war, sind Trennungen per Hand, und zwar aus folgenden Gründen:

1) Die Trennung "Versicherungsan-gestellter" ist zwar an dieser Stelle vermieden, aber was, wenn das Wort nochmals auftaucht? Was, wenn das Wort bisher in der Mitte der Zeile stand und nun durch Einfügen dreier Wörter weiter oben das Wort plötzlich getrennt werden muß? Deshalb war/ist es mir immer lieber, solche Wörter in ein Ausnahmelexikon zu stellen, idealerweise mit Trennqualitäten, und dann dieses Wort zu abzuhaken.

2) Der "Vortrenner" ist ein weiteres Zeichen in der Textkette, das bei Im-/Exportvorgängen entweder verloren geht oder mitgeführt wird. Im ersten Fall habe ich mir die Mühe umsonst gemacht, im zweiten Fall muß ich kontrollieren, wie das Vortrennzeichen übertragen wird, und meine Zeichenanzahl im Text hat sich erhöht.

3) Die Trennung per Hand ist auch beim Profi fehleranfällig. Erstens bin auch ich mir nicht bei allen Trennungen sicher, insbesondere nicht in der Übergangszeit alte-neue deutsche Rechtschreibung, und schon gar nicht beim Fremdsprachensatz. Zweitens können Wörter mittlerweile verschieden getrennt werden, und Verlage können entscheiden, wie getrennt wird - also: kundenspezifisches Ausnahmelexikon, erledigt. Drittens: Irgendwann vertippt man sich einfach mal - sage keiner, das passiere ihm nicht.

4) Trennung per Hand ist ein enormer Zeitaufwand, der einerseits nicht bezahlt wird und andererseits aufgrund kurzer Produktionszeiten gar nicht machbar ist.

Fazit für mich: Wer nach den berufsüblichen Qualitätskriterien Werksatz machen möchte, der braucht entsprechend leistungsstarke Software, unter anderem auch für die Silbentrennung.


Was meint ihr? Dieses Thema ist eines meiner persönlichen Steckenpferde, und ich freue mich auf die Diskussion.

Grüße
Rudi
-


als Antwort auf: [#232763]

Worttrennung im Buchsatz

Philyra
Beiträge gesamt: 509

3. Jun 2006, 22:12
Beitrag # 3 von 30
Beitrag ID: #232855
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Hallo und danke für die lange Antwort,
meine Anmerkung bezog eigentlich wenig auf das Arbeiten mit Satzprogrammen. Es ist letztlich ja egal, ob man in Blei oder ID macht. Ein Buch muß korrekt und gut getrennt sein.

Ich verstehe nicht, warum von händischer Trennung abgeraten wird. Wer hier nicht vollkommen sicher ist, darf nicht als Setzer arbeiten. Wer in Anatomie unsicher ist, darf auch nicht operieren. Zum Beruf des Setzers ist dieses Wissen unerläßlich. Und wenn man es wirklich mal nicht weiß, muß man es herausfinden. Auf keinen Fall darf man sich auf sein Satzprogramm verlassen. Es gibt in den ID-Wörterbücher so viele Fehler, daß nur gute Kenntnisse schlimme Ergebnisse verhindern können. Wobei es ja auch nur eingeschränkt Aufgabe von Adobe ist, ein ordentliches Ergebnis zu gewährleisten.

Grüße,
Daniel


als Antwort auf: [#232786]

Worttrennung im Buchsatz

xpressio
Beiträge gesamt: 1584

4. Jun 2006, 03:04
Beitrag # 4 von 30
Beitrag ID: #232868
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hallo zusammen,

also ich antworte mal gut durchgemischt an Philyra und Rudi (;–).
Als es ausschließlich Handsatz gab, wurden die Setzer nach Zeilen bezahlt. Dass hier Wortteile wie *li* nicht mehr in die Zeile gepresst wurden, versteht sich von selbst; dadurch entstanden aber nicht selten Wortabstände von über einem Geviert – und es gab noch keine verbindlichen Wörterbücher.

Als der Maschinensatz seine Hochblüte erlebte, trennten die Setzer zwar so, dass der Grauwert wieder grauer wurde, wenn sie aber nicht wussten, wo getrennt werden sollte, trennten sie gar nicht, was wiederum den Grauwert beeinträchtigte. Nächste Instanz war der Korrektor, der die Trennungen nach Duden zu beurteilen hatte. Dann kam die Autorkorrektur mit erneuten Änderungen, schließlich gab auch noch der Revisor seinen Senf dazu – aber immer streng nach Duden bis auf wenige Ausnahmen, die der Autor zu verantworten hatte.
Als die ersten Setzmaschinen mit automatischer Silbentrennung auf den Markt kamen, waren die Programme fast ausnahmlos aus den USA. Im Englischen (da die Insel über Jahrhunderte von den verschiedensten Völkern besetzt war) finden sich Wörter aus den unterschiedlichsten Sprachen. Für eine richtige Trennung muss man wissen, wo das Wort seinen Ursprung hat. Da das den Anglo-Amerikanern zu aufwändig ist, haben sie sich’s gerichtet: man kann beinahe zwischen jedem Buchstabenpaar trennen. Da die Wörter viel kürzer sind als im Deutschen, ergeben sich aber grundsätzlich viel weniger Trennungen.

Die ersten amerikanischen Silbentrennprogramme hatten nichts als einen *Appendix* für alle anderen Sprachen, d.h., es wurden nur einige unbedingt notwendige Regeln angefügt. Z.B. hat es kaum ein Programm geschafft, »ck« in »k-k« aufzulösen und dies bei einer Neuplatzierung des Worts außerhalb des Trennbereichs auch wieder in »ck« rückzuverwandeln. Viele Programmierer halfen sich damit, dass sie »ck« eben gar nicht trennen ließen.
Da die Rechner langsam und die Speicher gering bemessen waren, hatten die Programme keinen oder nur einen geringen Ausnahmespeicher, der in vielen Fällen von Anwender nicht gepflegt werden konnte. Da es auch nicht möglich war, einen Thesaurus einzubinden (der auch nur die Trennungen lt. Duden beinhaltet), waren die Trennungen dementsprechend von dürftiger Qualität. Von deutschsprachigen Programmierern entwickelte Programme arbeiteten besser, doch auch in Grenzen. Es wurde ausschließlich nach logischen Regeln (z.b. ein Konsonant zwischen zwei Vokalen kommt in die nächste Zeile), inkl. Vor- und Nachsilben sowie bekannten Ausnahmen getrennt.

Das führte dazu, dass ein Programm als gut beurteilt werden konnte, wenn es »Buschwindröschen« in »Bu-schwin-drö-schen« zerteilte, da man daran erkennen konnte, dass die logischen Regeln befolgt wurden.

Programme wurden mit dem Argument der Trenngenauigkeit verkauft, d.h. ein Programm hatte dann z.B. 99% Trenngenauigkeit. Das wurde pro Zeile gerechnet, da ja eine Nicht-Trennung auch durch das Programm erzeugt wird, sodass also auf 100 Zeilen 1 falsche Trennung kam. Bei einem Taschenbuch mit 40 Zeilen je Seite und einem Umfang von 300 Seiten ergab das immerhin 120 falsche Trennungen – falsch laut Duden, wohlgemerkt. Da ein solches Programm aber eben logisch arbeitete, konnte der Setzer beim Setzen gleich Trennfugen und -verbote einbauen, um Trennfehler zu verringern. Heute ist das nicht mehr drin, da die Dateien ja von wem auch immer beigestellt werden.
Die Diekman-Trennungen sind in XPress standardmäßig seit QXP 4.11 installiert, und schon da merkte man einen gewaltigen Unterschied zum bisherigen Trennungswahnsinn. Seit QXP 6 kann man sagen, viel besser wird’s nicht mehr werden (können).

Ein Setzer war und ist also gehalten, die Richtigkeit der Trennungen nach den im Duden angegebenen Möglichkeiten zu überprüfen. Wenn Philyra Setzer nach *morphologischen* Trennungen befragt hat, wundert's mich nicht, dass das keinen interessierte: Die gehören nicht zur Ausbildung, denn für den Setzer stehen *orthografisch* richtige Trennungen im Vordergrund. Wenn Du meinst, dass das den Lesefluss stört, muss ich dir entgegnen: Frag doch mal ein paar zufällig daherkommende Leute, was die davon halten. Ich kann Dir versichern, der Durchschnittsbürger bemerkt nicht einmal, dass überhaupt getrennt wurde! Denn schließlich ist man mit den Augen ja den Gedanken voraus und erfasst dadurch ein Wort immer als Ganzes. Nur wenn Trennungen sinnstörend sind und nicht klar ist dadurch, was gemeint ist, geht der Blick nochmal zurück und die Trennung wandert (vielleicht) ins Bewusstsein.

Fazit: Ein Setzer hat sich nach dem Duden zu richten. Alles andere kostet Zeit (auch wenn’s nur eine halbe Stunde ist), und Zeit ist heute mehr denn je Geld. Schließlich haben die Setzer ja meistens einen Boss, der darauf sehr genau achtet. Und den Kunden interessiert so etwas wohl nur in den seltensten Fällen, denn – zeichnet er solche Trennungen in der AK an, wird ihm das sicher berechnet, weil es eben dafür keine *verbindlichen* Regeln gibt!

Der Grauwert ist also nur ein Zufallsprodukt, das sich aus den Algorithmen und den Einstellungen des Silbentrennprogramms ergibt.

gruss xpressio

Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
Albert Einstein


als Antwort auf: [#232763]

Worttrennung im Buchsatz

Philyra
Beiträge gesamt: 509

7. Jun 2006, 04:02
Beitrag # 5 von 30
Beitrag ID: #233178
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Hallo, wieder danke für die langen Antworten. Was der Durchschnittsbürger bemerkt, kann nun hier kein Maßstab sein, bei anderen Punkten ist er es ja auch nicht.

Danke für die ausführlichen Beiträge zur Softwaregeschichte, aber meine Frage bezog sich doch klar auf das Wissen der Setzer, wie man Wörter richtig trennt. Wie kommt man durch die Berufsschule, ohne am Ende über seine Orthographiekenntnisse geprüft zu werden?

Ich möchte eines klarstellen: Das morphologische Trennen ist ein Grundprinzip (Und zwar das primäre! Das lautliche Trennen ist sekundär!) der offiziellen Orthographie. Der Duden trennt seit jeher nach diesen Prinzipien. Das morph. Trennen ist also nicht "etwas anderes" als "der Duden", der Duden beruht darauf. Und diese Prinzipien haben einst die Setzer selbst aufgestellt. Nur in der Reformschreibung gab es zeitweilig Verstöße dagegen, die ja vor kurzem alle rückgängig gemacht worden sind. Und zwar deshalb, weil der Durchschnittbürger das nicht mitmachen wollte! Er hat es sehr wohl bemerkt!

Ich stelle also mit Schrecken fest, daß die ausgebildeten Setzer nicht mal mehr über solide Grundkenntnisse in dem ursprünglichen Kernbereich verfügen, statt dessen aber über Software alles zu wissen scheinen und damit Dinge begründen wollen, die mit der Entwicklung der Drucktechnik nichts zu tun haben. Nun braucht man zum Setzen eines Buches mit einem Satzprogramm wirklich nicht viel Softwarewissen. Wenn ich mal einen irrsinnigen Vergleich ziehen darf: Man stelle sich vor, daß im Medizinstudium die Anatomie durch Vorlesungen über die Betreibsysteme von OP-Robotern ersetzt würde.

Zur Frage, ob Lücken klaffen, wenn man -li- in die nächste Zeile drückt. Das tut es nicht, das wäre ggf. auch nicht der Grund. Es liegt ganz ausschließlich daran, daß in ID das morphologische Prinzip keine Priorität gegenüber dem silbischen Trennen hat, wie es die Orthographie vorschreibt. Alle lautlich möglichen Trennungen sind dort gleichberechtigt. Man könnte das einfach lösen. Auch, daß sinnvolles Trennen Vorrang vor minimalen optischen Schwankungen hat, die - by the way - dem Durchschnittsbürger ja auch nicht auffallen. Es kommt eigentlich nicht darauf an, ob das Programm dies leisten kann, der Setzer muß es können. Natürlich gibt es Fälle, wo man vor einem Dilemma steht. Lücke oder ungünstige Trennung. Aber das hat es immer gegeben, das war immer schon die große Kunst beim Setzen.


als Antwort auf: [#232868]

Worttrennung im Buchsatz

farbauge
Beiträge gesamt: 844

7. Jun 2006, 10:18
Beitrag # 6 von 30
Beitrag ID: #233207
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Hallo Philyra,

ich will jetzt ja nicht pingelig sein, aber:

Zitat Ich stelle also mit Schrecken fest, daß die ausgebildeten Setzer nicht mal mehr über solide Grundkenntnisse in dem ursprünglichen Kernbereich verfügen,


Weiter oben:
Zitat wußten gar nicht, was daran falsch sein soll.


Abgesehen von Orthographie und Ästhetik bin ich nun auf die Frage des Leseflußes gekommen. Ich frage mich,


Mir ist schon klar, dass ein Beitrag in einem Forum nicht so sorgfältig "gesetzt" wird wie ein Buch, aber mich interessiert immer der Unterschied zwischen echten Flüchtigkeitsfehlern/Vertippern und systematischen Fehlern, die nur entstehen, wenn im Hinterkopf was Falsches gespeichert ist.

Bist du nicht auch Setzer? Das soll keine Negativkritik sein, aber so eine Formulierung wie oben zitiert "...stelle mit Schrecken fest..." reizt mich dann ;-)

Gruß

Peter


als Antwort auf: [#233178]

Worttrennung im Buchsatz

Lady Stardust
Beiträge gesamt: 803

7. Jun 2006, 11:28
Beitrag # 7 von 30
Beitrag ID: #233226
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Hallo Peter,

möglicherweise hat mir gerade jemand gerade ein Blockhaus vor den Kopf gezimmert, denn deinen Einwand verstehe ich nicht. "Etwas mit Schrecken feststellen" ist eine Wendung, die genauso auch im Duden steht, und die 'ß' aus dem darauf folgenden Zitat weisen doch nur darauf hin, dass der Text in alter Rechtschreibung verfasst wurde. Möglicherweise habe ich dich falsch verstanden, aber ich würde mich trotzdem freuen, wenn du mir erklären könntest, was du meintest, als du schriebst, dass da "im Hinterkopf was Falsches gespeichert ist".

Eine sich auf Aufklärung freuende
Lady S.


als Antwort auf: [#233207]

Worttrennung im Buchsatz

farbauge
Beiträge gesamt: 844

7. Jun 2006, 14:11
Beitrag # 8 von 30
Beitrag ID: #233287
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Hallo Lady S.,

es geht tatsächlich nur um die "ß". In "wußten" kann man noch die alte Rechtschreibung verantwortlich machen (die aber eben nicht mehr gültig ist), dagegen hat es "Leseflußes" auch in der alten R. nie gegeben, das musste immer schon mit "ss" geschrieben werden.

Gruß

Peter


als Antwort auf: [#233226]

Worttrennung im Buchsatz

xpressio
Beiträge gesamt: 1584

7. Jun 2006, 21:54
Beitrag # 9 von 30
Beitrag ID: #233378
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hallo philyra,

Antwort auf: Und diese Prinzipien haben einst die Setzer selbst aufgestellt


Die Setzer waren hieran nur marginal beteiligt, das waren schon immer Sprachwissenschaftler und solche, die sich dafür hielten (Linguisten, Philologen, Semantiker, Germanisten, Philosophen …). Die Setzer sind hier nur ausführendes Organ.

Antwort auf: Nur in der Reformschreibung gab es zeitweilig Verstöße dagegen, die ja vor kurzem alle rückgängig gemacht worden sind.


So gut wie gar nichts Entscheidendes wurde rückgängig gemacht. Ob man das »Du« in Briefen groß oder klein schreiben kann, ist ja wohl keine große Sache. Trennungen wie U-hu, Indust-rie oder integ-rieren bleiben weiterhin bestehen.

Antwort auf: Das morph. Trennen ist also nicht "etwas anderes" als "der Duden", der Duden beruht darauf.


So, so. Ich lese im Duden (letzte Ausgabe): »Mehrsilbige Wörter trennt man so, wie sie sich beim langsamen Sprechen in Silben zerlegen lassen« – und genau das machen sowohl Silbentrennprogramme als auch Setzer (z.B. ver-herr-li-chen). Solange das Trennprogramm orthografisch richtig und nicht sinnstörend (bein-halten statt be-inhalten) abtrennt, braucht auch der Setzer nicht manuell einzugreifen. Alles andere ist – ein zwar schönes und geistreiches – aber dennoch ein *Hobby*. Und so etwas sieht kein Chef gern in der Dienstzeit, da er ja dafür die Kosten übernehmen muss – es werden dadurch weder mehr Bücher verkauft noch können diese deshalb teurer verkauft werden.

PS.: Im »Satztechnischen Taschenlexikon« von 1925 von R. L. Niel, Prof. an der graph. Lehr- u. Versuchanstalt und Direktor der Graphischen Berufsschule in Wien, ein Buch, das für viele Jahrzehnte in Österreich für die Setzer maßgeblich war, macht die Silbentrennung eine dreiviertel Seite aus – bei mehr als 1000 Seiten Umfang. Im Buch »Satztechnik und Gestaltung« von Davidshofer/Zerbe, Schweizerisches Fach- u. Lehrbuch für Schriftsetzer, 1970, macht die gesamte Silbentrennung als Teil des Buchs mit mehr als 400 Seiten grade mal 20 Zeilen aus. Und im »Lehrbuch der Druckindustrie, Band 4, Satzherstellung und Textverarbeitung«, 1979 (gültig für Westdeutschland) kommt das Kapitel »Silbentrennung« gar nicht vor. Soviel zum Stellenwert der Silbentrennung in der Ausbildung eines Schriftsetzers.

gruss xpressio

Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
Albert Einstein


als Antwort auf: [#233178]

Worttrennung im Buchsatz

MSchmitz
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8. Jun 2006, 13:16
Beitrag # 10 von 30
Beitrag ID: #233495
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@xpressio
Antwort auf: Trennungen wie U-hu, Indust-rie oder integ-rieren bleiben weiterhin bestehen.

nur kurz zur klarstellung: die trennung "U-hu" ist nach dem letzten stand der rechtschreibreform (also ab august 2006) nicht mehr zulässig. ein einzelner vokal am wortanfang darf also nicht mehr abgetrennt werden (weitere beispiele in wortverbindungen wie z.b. "Pack-esel" oder "ge-gen-über", bislang noch möglich als "Pack-e-sel" oder "ge-gen-ü-ber").

ansonsten stimme ich dir zu: der duden spricht von sprechsilben als (erstem) grundprinzip und nur bei zusammengesetzten wörtern von wortbestandteilen als (zweitem) grundprinzip.

es gibt dann noch die klaren fälle von sinnentstellenden silbentrennungen (bein-halten, anal-phabet, druck-erzeugnis oder drucker-zeugnis und weitere oben bereits gennannte). hier muß natürlich klarheit für den leser herrschen.

nichtsdestotrotz stören mich auch häufig genug silbentrennungen, die zwar nach diesen prinzipien grammatikalisch in ordnung sind (und deshalb auch so programmiert werden), aber den lesefluß stören. diese füge ich dann generell in ein entsprechendes (kundenorientiertes)ausnahmewörterbuch ein. ich denke, hier gilt wie in vielen anderen fällen: in zweifelsfällen mehr gelassenheit (nicht beliebigkeit) - wenn denn nicht gegen oben genannte regeln verstoßen wird (für mich gilt auch hier weiter der duden als grundlage, der - das sei noch angemerkt - keine "guten" oder "schlechten" trennungen, sondern eben nur trennungen kennt).

und noch ein letztes: was den lesefluß stört, ist doch wohl auch ein subjektives kriterium, das sich schlecht in allgemeine parameter fassen läßt. somit ist für mich auch die einordnung der setzerischen kunst in "gute" und "schlechte" (zumindest was die silbentrennung betrifft) ebenfalls ein recht subjektives kriterium.

markus schmitz


als Antwort auf: [#233378]

Worttrennung im Buchsatz

Lady Stardust
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8. Jun 2006, 14:06
Beitrag # 11 von 30
Beitrag ID: #233512
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Hallo Peter,

sorry, das mit dem Lesefluss stimmt natürlich, das war auch zu Zeiten der alten Rechtschreibung ein Fehler (da haben wir wohl einen etwas übereifrigen Kandidaten für die Gründung eines Vereins zur Rettung des scharfen-S gefunden ;-) ). Was nun die alte nicht mehr gültige Rechtschreibung betrifft, so muss ich allerdings sagen, dass ich hin und wieder immer noch Kunden habe, die ihre Texte nach alter Rechtschreibung bearbeitet haben wollen, und ob sich das durch die ab August geltende Revision ändert, bleibt abzuwarten. Bußgelder sind im Falle eines Verstoßes soviel ich weiß ja noch nicht vorgesehen...

Um allerdings noch etwas zum eigentlichen Thema dieses Threads zu sagen: Ich persönlich kann den Ärger über unschöne Trennungen sehr gut verstehen und bemühe mich, wenn es um eigene Projekte geht, auch stets um sinnvolle Trennungen. Bei den heutigen Dumpingpreisen sehe ich es andererseits aber auch nicht ein, mich ausgibig um Trennungsprobleme zu kümmern, vor allem nicht, wenn man bedenkt, dass einem - häufig noch unter Androhung von Nichtbezahlung - oft genug Arbeiten aufgedrängt werden, die gar nicht zum eigentlich vereinbarten Aufgabengebiet gehören.

Viel mehr als unschöne Trennungen ärgern mich vor diesem Hintergrund Verlage, die offenbar schon seit Jahren an den Ausgaben fürs Korrekturlesen sparen. Angesichts der Tatsache, dass einem heutzutage genügend Bücher von bekannten Verlagen in die Hände fallen, bei denen einem gleich auf den ersten Seiten zwei bis drei fatale Rechtschreibfehler ins Auge springen, scheint mir das Problem der unschönen, grammatikalisch aber richtigen Worttrennungen eher zweitrangig. (Von so tollen Bindestrichkonstruktionen, wie Todes-Urteil oder Friedens-Forscher, die der allseitsbekannte Fernsehsender RTL sie täglich seinem Publikum präsentiert, will ich besser gar nicht erst reden.)

Uff, jetzt habe ich meinem Unmut endlich auch mal öffentlich Luft gemacht. Ich hoffe, dabei niemandem auf die Füße getreten zu sein (und nicht allzu viele Rechtschreibfehler produziert zu haben :-) ).

Viele Grüße und allen weiterhin noch viel Spaß bei der Diskussion,
Lady S.


als Antwort auf: [#233287]

Worttrennung im Buchsatz

xpressio
Beiträge gesamt: 1584

8. Jun 2006, 22:20
Beitrag # 12 von 30
Beitrag ID: #233611
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hallo markus,

der demnächst nicht mehr flügge U-hu flatterte noch so in meinen grauen Zellen rum. Das allein zeigt ja, dass sich ein Setzer nur mehr in den wenigsten Fällen auf Traditionen berufen kann, denn offenbar muss man heutzutage alle paar Monate umlernen, damit ein paar *Experten* ihr Brot verdienen können.

gruss xpressio

Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
Albert Einstein


als Antwort auf: [#233495]

Worttrennung im Buchsatz

farbauge
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9. Jun 2006, 09:59
Beitrag # 13 von 30
Beitrag ID: #233661
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Hallo Lady S.,

Zitat Viel mehr als unschöne Trennungen ärgern mich vor diesem Hintergrund Verlage, die offenbar schon seit Jahren an den Ausgaben fürs Korrekturlesen sparen. Angesichts der Tatsache, dass einem heutzutage genügend Bücher von bekannten Verlagen in die Hände fallen, bei denen einem gleich auf den ersten Seiten zwei bis drei fatale Rechtschreibfehler ins Auge springen,


Wie wahr, wie wahr...

Und da rege ich mich schon über Zeitungen auf, die früher mal wesentlich fehlerfreier daherkamen. Heute kann man (fast) keine mehr lesen, ohne an der Sprache zu verzweifeln. Und da sind es eben auch häufig systematische Fehler, die nicht durch Zeitdruck zu entschuldigen sind, sondern ganz offensichtlich daher stammen, dass der Autor es wirklich nicht weiß (anscheinend mein Lieblingsthema *grins*): Standart mit t, Nominativ statt Akkusativ ("ich brauche ein Bleistift"), der Dativ ist nicht nur dem Genitiv sein Tod, sondern oft hat er dort sein letztes Refugium, weil er da, wo er hingehört, nicht mehr verwendet wird ("ein Event mit bekannte Künstler") und...und...und.

Bevor ich mich jetzt noch über die Folgewirkungen der Medienkommerzialisierung (Privatfernsehen etc.) auslasse, die wir Älteren schon Ende der 70er vorhergesagt haben, lasse ich es mal lieber genug sein.

Aber es ist doch wohltuend, hier im Forum so viele Leute anzutreffen, die sich darum ebenfalls Gedanken machen und die noch so etwas wie eine Berufsehre haben und erhalten.

Gruß

Peter

P.S.: du sprichst vom scharfen-S, das outet dich als Süddeutsche, oder? Wie nett, meine Frau sagt das auch immer, während ich als Nordlicht das als "Eszett" kenne.


als Antwort auf: [#233512]
(Dieser Beitrag wurde von farbauge am 9. Jun 2006, 10:03 geändert)

Worttrennung im Buchsatz

mpeter
Beiträge gesamt: 4628

9. Jun 2006, 10:23
Beitrag # 14 von 30
Beitrag ID: #233670
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Hallo,
wenn wir schon dabei sind, die deutsche Sprache zu retten gebe ich auch noch meinen Senf dazu ;-) Die Abkürzung von Postskriptum ist PS und nicht P.S.


als Antwort auf: [#233661]

Worttrennung im Buchsatz

farbauge
Beiträge gesamt: 844

9. Jun 2006, 12:10
Beitrag # 15 von 30
Beitrag ID: #233711
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Hallo Magnus,

danke, habe ich wieder was dazugelernt.

Liegt vielleicht daran, dass ich kein Setzer oder professioneller Schreiber bin, und mit der deutschen Sprache, die zu retten ist, haben solche Abkürzungskonventionen - noch dazu für lateinische Begriffe - vielleicht doch eher weniger zu tun ;-))

Aber ich freue mich trotzdem über jeden Hinweis, aus dem ich lernen kann.

Gruß
Peter


als Antwort auf: [#233670]
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