Hallo Dirk,
Erstmal Danke dafür!
Es gibt noch eine technische Aspekte, die über HTML5 und/oder JavaScript nicht möglich sind, aber die werden in der Zukunft bestimmt weniger oder ganz verschwinden. Wir alle hoffen ja auf Standards, die sich durchsetzen, und HTML5 scheint da der erfolgversprechendste, da es ja nicht nur für Web Apps, sondern auch in anderen Formaten wie ePub3 eingesetzt wird.
Und doch sehe ich heute in vielen Fällen einen Vorteil von nativen Apps auch für kostenlose Publikationen. Hauptgrund bei kostenlosen Apps ist meiner Meinung nach die "Market Perception", also den Eindruck, den der Markt hat bzw. den Plattformanbieter kreiert haben:
Wie viele Kunden kennst du, die auf einem Tablet nach "Lösungen" googeln? Die meisten suchen zunächst im App Store ("Is there an app for that?") und erwarten eine App. Viele Kunden wissen gar nicht, dass es andere Möglichkeiten gibt.
Wir, sich viel mit Technik und Technologien beschäftigen, sind ja nicht repräsentativ für den typischen Tablet-Nutzer. Usability, Einfachheit in der kompletten "Erfahrung" ohne viele Erklärungen für den Konsumer ist ja das A und O für eine breite Marktakzeptanz, Apple zeigt das immer wieder hervorragend.
Das mag ein Henne-Ei Problem sein und in Zukunft sich ändern. Und mag für große Marken nicht zutreffen, da sie Leser eh auf ihre Webseiten ziehen, für alle anderen meiner Meinung nach aber derzeit schon.
Dieses Marktverhalten sehe ich mittlerweile sogar bei eBooks (iBook Store) auf nicht-nur-eReader-Tablets (wie dem iPad, beim klassischen Kindle natürlich nicht). Wer sucht denn nach Inhalten außer Romanen zuerst im iBook Store und wie viele (kostenlose) iBooks hat der durchschnittliche iPad Besitzer im Vergleich zu Apps?
Und wenn man neueren Berichten über Magazin-/Zeitungsverlagen glauben darf, dann hat der iOS Zeitungskiosk (ja eine Art App Store) die Sichtbarkeit und damit auch das Herunterladen von (auch kostenlosen) Publikationen erhöht.
Und die nicht automatische Aktualisierung von nativen Apps, also das Benachrichtigen über den App Store oder die App selber, ist definitiv für viele Publisher auch ein Marketinginstrument, um Kunden daran zu erinnern, mal wieder in die App "reinzusehen".
Daher haben heute (und das mag in Zukunft anders sein) aus meiner Sicht auch in vielen Anwendungsfällen von Marketingpublikationen die nativen Apps die gewichtigeren Vorteile.
Auch ist das Erstellen von Web Apps meist ja nicht viel günstiger als das von nativen Apps, egal, ob selbst entwickelt, per Framework oder als Service eingekauft, da wie im Print die Hauptkosten einer App eher die Inhaltserstellung, Format- und Zielgruppenanpassung sind und erstaunlicherweise selbst bei Web Apps derzeit noch Tablet-spezifische Anpassungen oder Erweiterungen benötigt werden (vielleicht weil der HTML5 Standard noch nicht final oder mächtig genug ist).
Und Apples Approvalprozess sehe ich nicht als großes Hindernis, da der mittlerweile sehr schnell ist und durch Kiosk- oder Bücherregal-Apps auch zeitnah und dynamisch beherrscht werden kann. Allein die mögliche Ablehnung in speziellen Fällen sehe ich als ein gutes Argument für Web Apps.
Also, kurz gesagt: Nach Analyse der technischen und geschäftlichen Anforderungen komme ich heute in den meisten Fällen doch zu der Empfehlung der
nativen App.
Und doch hoffe ich natürlich, dass sich schon bald Standards wie HTML5 und SVG durchsetzen werden, denn das macht vieles einfacher, austauschbarer, integrierbarer, automatisierbarer und und und... und wer weiß, welche Überraschung uns die Zukunft bringt? Daher empfehle ich doch dringend, die Entwicklung der Web App Technologie genau zu beobachten. Gruß
Matthias
P.S.: Sorry, jetzt hab ich den Thread aber entführt und wahrscheinlich viel zu viel geschrieben.