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Softproof und Farbabweichung beim Druck

Ulrich Lüder
Beiträge gesamt: 2305

7. Nov 2019, 08:40
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gelesen: 17481

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Der Thread ist ja schon so gut wie gelaufen, aber hierzu ...
Antwort auf: Um bei künftigen Jobs sicher zu gehen, empfiehlt es sich einen farbverbindlichen Proof z.B. bei http://www.proof.de anfertigen zu lassen. Damit kann man bei Abweichungen eine Druckerei konfrontieren - nicht hingegen mit einem Ausdruck vom „heimischen Tintenstrahldrucker“.

... möchte ich als Druckvorstufler, der dann möglicherweise mit einer solchen Vorhersage gemessen am tatsächlichen Druckergebnis konfrontiert werden wird, dann doch folgendes zu Bedenken geben:

Die Genauigkeit einer Umsetzung von 1%-5%- (ja sogar bis 10%)-Tonwerten via Tinte auf dazu geeignetes (Proof-)Papier lässt sich konstanter überprüfen und justieren als dies im Offsetdruck möglich ist.

Im Offsetverfahren kann man bei der notwendigen Kalibrierung für eine Ausgabebedingung eigentlich nur gucken, ob
a) auf der Platte noch Punkte zu erkennen sind
und
b) ob diese dann auch noch gedruckt werden.

Für eine densitometrische Messung mit verbindlicher Aussagekraft ist der verbliebene Kontrast des jeweiligen Tonwertfeldes zum Papierweiß schon unter 10% Tonwerten (Yellow!!!), ganz sicher aber bei 1%-,2%-,3%-,4%- oder 5%-igen Tonwerten aller Farben viel zu gering, um visuell unbewertet für bare Münze genommen zu werden.

Aber auch auf eine automatische Kurvenglättung des RIP zwischen den Stützpunkten 0% und 10% sollte man sich nicht blind verlassen, jedenfalls musste ich vor kurzem erst dort wieder ein Stück nach oben schieben um nach Umstellung eines entscheidenden am Prozess beteiligten Parameter (anderes Plattenfabrikat) einen Briefbogen mit je 4% Yellow und Cyan dem Kunden gegenüber sein Grün vertretbar zu reproduzieren...

Will damit sagen, daß allein allein schon aus oben erwähnten Schwierigkeiten auch ein 12x abgestempelt verifizierter Digitalproof für diesen sensiblen Tonwert-Bereich doch nur bedingt Aussagekraft haben kann um "blind" als verbindlich eingestuft und verstanden werden kann. (Hier darf man den auch heute noch in der Praxis eher als "Ziel" verstehen, denn als verlässliche Vorhersage)

Erst recht ist die Gültigkeit eines Proofs - gerade für ungestrichenes Papier - dann aber auch noch der Übereinstimmung zwischen Papierweiß-Farbort des Auflagenpapiers und dem des für den Proof verwendeten nebst zugehöriger Messmethode (M0 oder M1) und zu guter letzt dann ganz entscheidend dem für den Proof verwendetem ICC-Profils (gemäß FOGRA47 oder 52?...) zu überdenken: Weicht das tatsächliche Auflagenpapier von dem des Proof-Profils um mehr als DeltaE 3 ab, dann ist eine so geforderte Übereinstimmung zwischen soft- und hardproof mit dem tatsächlichen Druckergebnis gar nicht mehr möglich.

Für FOGRA47 gibt es nicht einmal eine Handvoll Papiere die diese Maßgabe erfüllen und auch bei FOGRA52 sollte man bedenken, daß der in das entsprechende Profil eingeflossene Papierweißfarbort aus mehr als einer Handvoll derzeitiger handelsüblicher Papiere gemittelt(!) wurde.

Die Chancen da jetzt bei so einer genauen Papierqualitätangabe wie "Offset/weiß", die dem Druckdienstleister jeglichen Spielraum läßt, möglichst ökonomisch seine Einkaufspolitik mit verschiedenen und wechselnden Anbietern zu betreiben, weil er die Konkurrenz ja unterbieten muss, schon beim nächsten Nachdruck von denselben Daten auch dieselbe Farbe zu ernten, sind also bestenfalls genauso hoch wie die Chance ein Papierweiß in ausreichender Nähe zu dem des Proof-Profils zu erwischen.

Rein aus dem Bauch schätze ich diese Chance eher unter 50%, wenn nicht deutlich weniger ein...

Ein echter Andruck ist da schon verlässlicher in seiner Vorhersagekraft, macht natürlich nur Sinn, wenn das Produkt die Kosten und Aufwand rechtfertigen und dann auch tatsächlich an exakt eben dieser Maschine die Auflage produziert wird, in jedem Fall, wenn es gilt, Tonwerte unter 5% zu beurteilen.


Gruß

Ulrich

(Dieser Beitrag wurde von Ulrich Lüder am 7. Nov 2019, 08:43 geändert)
Änderungsverlauf:
Beitrag geändert von Ulrich Lüder (Veteran) am 7. Nov 2019, 08:42
Beitrag geändert von Ulrich Lüder (Veteran) am 7. Nov 2019, 08:43