Nachdem ich 13 Jahre praktisch in Quark gewohnt habe, fiel mir die Trennung ganz schön schwer. Man hat sich über die Jahre eine Unmenge an Tricks und Erfahrungen angeeignet. Man kennt Macken und Fehlerquellen. Die Zusammenspiel mit dem Workflow hat sich auch über einen langen Zeitraum entwickelt. Endlich kommt am Ende das heraus, was man mühsam zusammengebastelt hat und das sehr zuverlässig. Und dann ein neues System und ein neues Layoutprogramm. Na klasse! Da geht die Experimentiererei wieder von vorne los. So dachte ich eine ganze Zeit lang.
Dann habe ich darauf gewartet, daß die Prophezeiungen, die man überall hörte und las, wahr würden. Aber nein, erst jetzt stellen wirklich viele Leute um. Und inzwischen bin ich froh, daß es soweit ist. Obwohl man das echt differenziert sehen muss.
Indesign hat viele Möglichkeiten und Features, die Quark seit Jahren verpennt hat. Steht man am Anfang der Nahrungskette und baut sein Dokument selbst, ist Indesign sehr gut. Viele umständliche Aktionen, die bei Quark nötig waren, fallen weg. Bei der Umstellung findet man viele Dinge, die in Quark echte Geheimtipps waren, sehr schnell und ohne nachzuschlagen. Wenn man Quark gut kennt, weiß man schließlich, wonach man sucht. Das Gehexe mit Auswahl und Direktauswahl fand ich am Anfang etwas ungelenkig. Aber das ist auch nur Gewöhnungssache.
Problematisch wird es, wenn man sehr oft die Dokumente von anderen Leuten übernimmt. Wenn diese beispielsweise nicht sparsam und durchdacht mit Ebenen umgehen, könnten da einige Doks zum Ärgernis werden. So ähnlich wie bei Photoshop. Da kriegt man manchmal Montagen mit 128 Ebenen und muss erstmal nachvollziehen, was derjenige sich dabei wohl gedacht hat. Meistens sind ja dann 80% der Ebenen überflüssig. Das muss man im Indesign auch nicht unbedingt haben. (Allerdings gibt es in Quark ja auch schon eine Weile Ebenen, man merkt: bin überwiegend in Quark 4 hängengeblieben)
Insgesamt macht Indesign so langsam Spaß. Jede Menge Aha-Erlebnisse und Freude über kleine und feine Dinge, wie
z. B. die Glyphentabelle o. ä. Es ist mit Sicherheit vielfältiger als Quark. Aber wo es viele Möglichkeiten gibt, gibt es wie gesagt auch viele Fehlerquellen, die es erst mal aufzuspüren gilt, wenn man nicht selbst gebaut hat.
Für mich persönlich hat Indesign einen weiteren Vorteil: Ich lerne in einem Rutsch Illustrator besser kennen. Bis jetzt war ich wenig davon angetan und kannte mich auch wenig aus, aber durch die Einarbeitung in Indesign ist man da einen Riesenschritt weiter. Und der geht offenbar in die richtige Richtung, denn Freehands Tage sind ja angeblich gezählt.
Obwohl ich immer gern mit Quark gearbeitet habe, finde ich inzwischen, daß die mit ihrer arroganten Preis- und Servicepolitik zu Recht baden gehen werden. Sie haben sich Jahre lang auf ihrer Monopolstellung (die, wie sich zeigt, keine war) ausgeruht und gucken jetzt so langsam in die Röhre.
Gruß, Monju-Rita
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