"Wie seht ihr das? Erlebt ihr das vielleicht genauso?"
Hi, Mr. Simpson,
will mal einen alten Thread beleben, weil ich wieder auf ihn gestossen
bin.
Du hast sicherlich bei fast allem Recht. Mit Kunden, Zulieferen,
Autoren, Redakteuren, Übersetzern, Fotografen, Druckereien erlebt man
schon manche Dinge.
Ich will mal überlegen, so auf die Schnelle noch was aus dem letzten
Jahr zusammenzuklauben:
1.) Die Impressen der meisten Zeitschriften, die ich gestalte –
Periodika – ziert fast immer der Zusatz: "Bitte keine Internetbilder.
Sie entsprechen nicht den Anforderungen des Offsetdrucks!" Das war in
Übereinkunft mit den Chefredakteuren die einfachste und
komprimierteste Darstellung für die zusendenden Personen, dass Fotos
aus dem Internet nicht zu verwenden sind.
2.) Dennoch erlebe ich es immer wieder, dass Kunden kommen und sagen:
"Schauen Sie mal hier, das habe ich im Internet gefunden! Sieht doch
toll aus, oder? Können Sie das nicht für meine(n) Flyer, Folder,
Broschüre etc. verwenden?"
3.) Ebenfalls Standardthema: Logos in 4c anstelle in einer
Schmuckfarbe. Logos in ungenügender Auflösung. Oder als JPG oder TIFF,
wo doch ein EPS viel geeigneter wäre. Andauernde Rücksprache mit den
Grafikern bei den Kunden, die nicht verstehen, was man will. Das
dauert, manchmal sogar 1–2 Wochen, bis man hat, was man braucht. Und
der Kunde fragt dann: "Was haben Sie mir hier berechnet? Ich denke,
das mit dem Logo ginge relativ schnell klar?"
4.) Ebenfalls Standardthema: Kunde will GENAU DIESE FARBE. Okay, ich
kann mit Schmuckfarbenfächern dienen. Auch Scans und Proofs in einem
profilierten Workflow. Aber ich habe eben keine Belichtungsfirma, die
riesige Normlichtgeräte und Irisproof-Geräte bereitstellt. Meine
Möglichkeiten sind beschränkt.
Wählt dann der Kunde eine Schmuckfarbe für sein Logo aufgrund eines
HKS- oder Pantone-Fächers für Normalpapier oder Kunstdruckpapier,
enscheidet sich dann aber für den Druck auf Umweltschutzpapier oder
glänzendes Bilderdruckpapier mit Lack als Veredelung … mach‘ ihm dann
mal verständlicherweise klar, dass das Druckergebnis für seine
Logofarbe DOCH WIEDER EIN WENIG differieren kann … :-/
5.) Ebenfalls gern bemüht: Der Hinweis, im Internet kann man doch
alles downloaden. Liefert der Kunde Daten eines Auftrages, aber das
dazu passende Programm oder die Schriften fehlen, dann heißt es: "Ach,
das kann doch heutzutage jeder aus dem Internet downloaden. Wieso
können Sie das nicht?" Dann braucht man wieder 15 Minuten
Überzeugungsarbeit, dass man schließlich selbständig und professionell
arbeitet und es rechtliche Rahmenbedingungen gibt. Programme und
Schriften also gekauft werden müssen usw.
Wenn ich diese Punkte so überfliege, fällt mir ein, dass sich das
Thema gut zu einem Buch eignen würde. Vielleicht sollte ich hier im
Forum mal Erlebnisberichte mit den "ach so netten und erfahrenen"
Kunden sammeln. Käme bestimmt etwas zusammen, oder nicht? Was meint Ihr?
Arbeitstitel: "Was meine Kunden eigentlich wissen sollten!", "Der
Arbeitsalltag des Designers" – oder ich plane eine Fortsetzung meines
"Designers Allerlei", das im März erscheint. "Designers Allerlei II" –
diesmal mit Erfahrungen mit Kunden. Kein schlechte Idee.
Grüße
Thobie
PS: Noch besser, fällt mir gerade ein: "Der Designer-Guide", oder auch
"Der Kunden-Guide für Designer". … ;-)
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