[GastForen Archiv Was die Branche bewegt Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

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Re: Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

jpr
Beiträge gesamt: 517

20. Sep 2008, 22:38
Beitrag # 166 von 190
Beitrag ID: #367025
Bewertung:
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Ciao Martina

Mit Deiner Frage triffst Du einen wunden Punkt, der bei vielen weh tut... Aus meinen persönlichen Erfahrungen kann ich nur folgendes beitragen:

- Prinzipiell kommt es darauf an, ob man eine kurz- oder langfristige Beziehung zu einem Kunden haben will.
- Soll sie kurzfristig sein, dann reicht das, was Dein Chef sagt.
- Zweite Regel: Es ist immer schwieriger und kostspieliger, einen neuen Kunden zu finden als einen guten zu behalten.
- Will man Kunden pflegen und so auch lange behalten, dann muss man mit ihm zusammenarbeiten ("erziehen" finde ich an dieser Stelle eine falsches Wort. Wir sind keinen Eltern und der Kunde kein kleines Kind!).
- Bei einer solche "Zusammenarbeit" (sic!) kommt es sehr auf das "Wie" an. Wie will ich mit einem Kunden arbeiten? Wie gehe ich auf seine Bedürfnisse ein? Wie sage ich ihm, was ich gerne von ihm hätte? Hier macht der Ton die Musik und man muss sich immer bewusst sein, dass nicht alle Kunden ein solches Vorgehen auch schätzen. Kann man es sich leisten, solche Kunden zu verlieren? Hier landen wir wieder bei Punkt eins.
- Wenn es um den guten Ton geht, dass sind wir als Kreative gefragt. Es gibt in diesem Forum viele gute Vorschläge, wie man einem Kunden etwas erklären kann. Das beste sind noch immer praktische, nachvollziehbare Beispiele. Ich z.B. habe dafür immer eine Reihe von Gut-Schlecht-Muster mit entsprechenden Erklärungen an der Hand. Die Beurteilung der Qualität überlasse ich dem Kunden. Das wirkt in der Regel sehr gut. Lässt sich einer davon nicht überzeugen, soll er auch nicht mein Kunde sein. Denn ich nehme nicht für jeden Preis (vor allem nicht, wenn es um die Qualität meiner Arbeit geht) jeden Kunden an. Das kann zwar kurzfristig manchmal schwierig sein, aber lohnt sich langfristig auf jeden Fall.
- Nach 25 Jahre im Business bin ich überzeugt, dass nur eine langfristig angelegte, fundierte und auf gegenseitigem Respekt basierende Zusammenarbeit mit Kunden zu einem guten Resultat auf beiden Seiten führt.
- Um auf Deine Frage zurückzukommen: Wenn Dein Chef nur auf den nächsten Monatsabschluss schaut, dann ist es wohl schwierig, ihm etwas anderes zu erklären. Hat er eine längerfristige Perspektive, dann kann man sicherlich mit ihm reden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, beide Ansprüche zu befriedigen. Aber diese Lösung gebe ich nicht gratis preis :-)

Ich hoffe, meine Gedanken bringen Dich etwas weiter...

Liebe Grüsse
jp


als Antwort auf: [#367016]
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Re: Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

christiandigital
Beiträge gesamt: 490

6. Okt 2008, 09:27
Beitrag # 167 von 190
Beitrag ID: #368900
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Antwort auf [ Freeday ] Juhuu ich habe einen der Gründe für den Niedergang gefunden...


Was bitte hat ein Grafikdesigner mit einer professionellen Druckvorstufenqualität zu schaffen? Das schliesst sich doch quasi per Definiton aus ;-)

Allerdings kann ich nicht erkennen, was falsch sein soll, Schülern den grundsätzlich richtigen Umgang mit auf fast allen PCs verfügbaren Standardprogrammen in Bezug auf Gestaltung und Typografie zu vermitteln.
Das hat in der Mitte der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts bereits Jan Tschichold mit dem Buch "Erfreuliche Drucksachen durch gute Typografie - Eine Fibel für Jedermann" getan, als er dort im speziellen auf das korrekte Briefschreiben mit der Schreibmaschine einging.

Schlimmer finde ich die Tatsache, dass es für viele Fachleute und solche, die sich so nennen offensichtlich ausreicht, die entsprechenden Progamme auf ihrem Rechner installiert zu haben.

Vielen Medienschaffenden scheint es wohl als Qualifikation auszureichen.

Stichwort Colormanagement. Wenn ich sehe, wie grottenschlecht manche Bilder selbst in Fachpublikationen sind, frage ich mich was schief läuft. Allein die richtigen ICC-Profile zu verwenden macht noch kein gutes Bild.
Aus einen RGB mit mieser Graubalance macht das Seprarieren noch lange kein gutes CMYK, aber das ist erschreckenderweise bei ganz vielen noch nicht angekommen, ich erlebe das immer wieder im Gespräch mit Kunden und Kollegen.

Nein, das Problem sind IMHO die sich immer schneller verändernden Technologien und Techniken, die mittlerweile vor dem Erlernen und verfeinern des eigentlichen Handwerks stehen.
Während der Umstellungsphase von Mac OS 9 auf OS X habe ich viel zu oft gehört, das ginge nun so nicht mehr und ausserdem mit ISO Coated siehts so aus. Das haben mir teilweise Kollegen gesagt, die seit über 20 Jahren in der Branche sind!

Aus-, Weiter- und Fortbildung ist in dieser Branche doch schon oft ein Stiefkind gewesen, weil es viele kleine Betriebe gibt, die dies nicht leisten können (und wollen?) und daraufhoffen, das die Mitarbeiter sich selbstständig bilden. Aber das ist doch wie das hoffen auf den Weihnachtsmann. Ich sehe und erlebe tagtäglich, das die Schere zwischen fähigen und anderen Druckvorstufen weiter klafft.

@ Martina
das gilts eben immer zu erkennen, obs sichs lohnt sich für den Kunden zu strecken. Ich arbeite teilweise mit einigen Kunden schon über Jahrzehnte intensiv zusammen, da geht was. Auf beiden Seiten. Aber es gibt Kunden, die wollen zum Dönerpreis ein Trüffellsoufle und wenn die das haben, dann kommen die nie wieder.
Recht hast Du aber, Erziehung taugt nur dann, wenn der Kunde weiss, was ihm da gesagt wird. Da wäre ich mal auf Meinungen aus Kundensicht gespannt, ich kann mir vorstellen, den Kunden wird auch jede Menge Mist erzählt. Dagegen würde ich mich auch sperren.


als Antwort auf: [#367016]

Re: Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

Freeday
Beiträge gesamt: 5712

6. Okt 2008, 11:09
Beitrag # 168 von 190
Beitrag ID: #368913
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Antwort auf [ Freeday ] Juhuu ich habe (edit: noch) einen der Gründe für den Niedergang gefunden...

Manchmal hilft einfach nur noch penetrantes Nerven und Fachzeugs um sich werfen:

Habe letzte Woche einen Auftrag einer Online-Druckerei erhalten und diesen fast
schon vor dem Öffnen des Pakets reklamiert. Nach dem Öffnen wars dann klar.
S/W wurde 4c gedruckt, mal wars gelblich, mal rötlich, dann wieder bisserl blau.
Mein eigentliches Problem waren Toleranzen von 5mm beim Schneiden... bei 55
Millimetern macht das schon was aus. Mal wars zuweit links, dann rechts, es hat
einfach nur geflattert :-)

Kurzerhand zum Hörer gegriffen (0900-Nummer, 2.–/min. | ne, is klar…):
– Guten Tag ich hätte gerne ganz dringend eine Direktwahl Ihrer Sachbearbeiter
– Kein Problem, 06* *** ** ** (Hä? Warum denn nicht gleich so? Seriös ist anders.)

06* *** ** ** angerufen:

– *problem beschreib*
– Ja moment ich kontrolliere die Daten
– Die sind PDF X-3, kontrolliert und so, spielt aber hier keine Rolle, oder?
s/w Jobs werden doch per Workflow flachgebügelt *schwitz :-)* Mir geht
es aber ums Schneiden – um die Ränder der Visitenkarten.
– Ah ja stimmt, das ist aber in der Toleranz
– Ich arbeite selbst im Digitaldruck und das ist – gelinde gesagt – Bullshit
Wenn ich sowas meinem Kunden vorsetze bezahlt er die Rechnung nicht,
oooder zieht die Zaaaahlung per Kreditkarte zurüüüück, wir verstehen uns?
– Äh okay *abklär…* Wir drucken kostenlos nach, dauert 5-6 Tage
– Äh nützt mir nix, ich bräuchte es morgen. *verzweifelt, fast schon beleidigt kling*
– Okay, sie haben es morgen auf dem Tisch.

Am nächsten Tag nachmittags trudelte das Paket wieder ein, diesmal perfekt ge-
druckt und geschnitten. Wenn Fachleute fachlich argumentieren können Digital-
druckereien ja DOCH Qualität liefern. Meine Güte, mach ich doch jeden Tag :-/

Geliefert wurden die Karten beide Male mit einem "Lieferschein". Nur blöd: der war
zu 30% von DPD Stickern (Paket-Klebeband) zugepappt. Lesen? Nada! :-)

Jaaaa ich weiss, zu dem Preis muss man nicht viel erwarten aber ein halbwegs ge-
rader Schnitt müsste da doch drin liegen. Zumal ich die Schnitte für Visitenkarten
auf meiner Uralt-IDEAL bisher auch immer gut hinkriege :-/

Gruss Stefan


als Antwort auf: [#368900]

Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

Thobie
Beiträge gesamt: 4040

18. Jan 2009, 21:34
Beitrag # 169 von 190
Beitrag ID: #381488
Bewertung: |||
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Mal wieder ein negatives Beispiel von Kundenwünschen:

Gestatung eines Buchumschlages in CMYK. Kunde lässt das Buch bei BoD – Books on Demand in Norderstedt bei Hamburg – produzieren. BoD verlangt RGB.

Nach dem Lesen des PDF-Handbuchs von BoD von deren Website sehe ich: RGB-Workflow. Aber: Daten werden kurz vor dem Digitaldruck in CMYK umgewandelt. Ist ja auch anders nicht zu erwarten. Und: Wenn ein Buchumschlag in CMYK angelegt ist, nehmen sie ihn auch. Und weiter: CMYK-Daten nicht wieder in RGB zurückwandeln.

Ich beruhige meinen Kunden, weise ihn auf die drei Passi im Handbuch hin, sage ihm, dass der Buchumschlag gut im Druck kommt und verweise auf meine Praxis und Erfahrung mit solchen Printmedien.

Ich hatte schon Probleme genug, den Kunden – Astrologe, technisch völlig unversiert – den Unterschied von RGB und CMYK zu erklären und dass RGB nicht gedruckt werden kann, sondern nur CMYK. Worauf ja BoD auch hinweist. Er lobte auch meine einfache, geduldige Art, ihm diese technischen Details normalverständlich zu erklären und zu vermitteln.

Jetzt hat er das PDF-Handbuch nochmals gelesen und ist anscheinend völlig verängstigt und verunsichert, dass der Buchumschlag im Druck schlecht wird und er noch hunderte von Euros Zusatzkosten hat. Meine Argumente brachten nichts mehr.

Jetzt verlangt er:
1) Den Umschlag in RGB – weil BoD das so will.
2) Die PDF als PDF/X – weil BoD das so will.
3) Ob ich den Umschlag nicht als TIFF liefern kann, BoD nimmt das auch …

Ich habe jetzt nicht mehr lange herumdiskutiert, wenn er meinen Argumenten nicht zugänglich ist. Er bekam eine RGB-Datei des Umschlags. Mit dem Hinweis, dass ich keine Gewähr für die Farben übernehme, und habe mir das per Mail schriftlich bestätigen lassen.

Eine PDF/X liefere ich ihm nicht. Damit habe ich keine großen Erfahrungen. Es gäbe nur noch mehr Probleme mit Farbräumen und den im Buchumschlag verwendeten Transparenzen. Außerdem, wenn ich aus Erfahrung meine PDFs „normal“ anlege und sie „händisch“ mit Acrobat und PitStop prüfe, weiß, worauf ich achten muss – Farbräume, Schriften, Bilder usw. – und bisher jede Druckerei mir diese PDFs abnahm – auch die, die ebenfalls sagten: Nein, nur PDF/X –, dann verstehe ich nicht, warum diese Zertifizierung als PDF/X notwendig ist. Nur, damit die Druckvorstufler sagen: Ah, in der Verpackung ist PDF/X drin, die müssen wir nicht prüfen, sondern können sie gleich auf den Plattenbelichter schicken? Mir erschließt sich der Sinn dieser Überprüfung nicht. Es sei denn, man hat es mit Anfängern und Amateuren zu tun, bei denen man dadurch eine gewisse Absicherung gewinnen will, dass die Daten im PDF mit einer gewissen Norm konform sind.

Das TIFF habe ich natürlich ebenfalls abgelehnt – die Profis hier wissen, warum. Da ist kein weiteres Statement notwendig.

Eigentlich frage ich mich, warum er einen Profi als Grafiker engagiert hat und das nicht selber macht, wenn er meinen Argumenten nicht zugänglich ist.

Aber BoD macht das sehr geschickt, dass sie ein Datenblatt verfassen, das vom Inhaltlichen und technischen Verständnis sogar Profis mit den Ohren schlackern lässt und damit seine Kunden – die „dummen Buchautoren“ – erst einmal völlig verunsichert und verängstigt.

Na ja, mal wieder eine schlechte Erfahrung mit sog. Anforderungen durch den Kunden, gerade, wenn die ersten Kontakte mit dem Kunden sehr positiv waren.

Der CMYK-Offset-Proof durch einen ISO-zertifizierten Dienstleister ist natürlich nun obsolet. Das Geld hat der Kunde zum Fenster rausgeworfen. Und für die Farbdarstellung beim gedruckten Buch übernehme ich – wie gesagt – keine Gewähr.

Thobie


als Antwort auf: [#368913]

Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

Basti
Beiträge gesamt: 81

20. Jan 2009, 01:07
Beitrag # 170 von 190
Beitrag ID: #381661
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Antwort auf [ Thobie ] Eine PDF/X liefere ich ihm nicht. Damit habe ich keine großen Erfahrungen. Es gäbe nur noch mehr Probleme mit Farbräumen und den im Buchumschlag verwendeten Transparenzen. Außerdem, wenn ich aus Erfahrung meine PDFs „normal“ anlege und sie „händisch“ mit Acrobat und PitStop prüfe, weiß, worauf ich achten muss – Farbräume, Schriften, Bilder usw. – und bisher jede Druckerei mir diese PDFs abnahm – auch die, die ebenfalls sagten: Nein, nur PDF/X –, dann verstehe ich nicht, warum diese Zertifizierung als PDF/X notwendig ist. Nur, damit die Druckvorstufler sagen: Ah, in der Verpackung ist PDF/X drin, die müssen wir nicht prüfen, sondern können sie gleich auf den Plattenbelichter schicken? Mir erschließt sich der Sinn dieser Überprüfung nicht. Es sei denn, man hat es mit Anfängern und Amateuren zu tun, bei denen man dadurch eine gewisse Absicherung gewinnen will, dass die Daten im PDF mit einer gewissen Norm konform sind.


Als einer aus der Druckvorstufe ist die Annahme, eine gelieferte Datei einfach nur so durchzuballern ohne Prüfung nur weil ein "_x3" dahintersteht, schon fast eine Beleidigung :=)

Ich hab mir eben mal ein wenig die Seite von Bod angeschaut, aber ehrlich gesagt nichts "verwerfliches" da gefunden in Bezug auf Anlieferung von Daten etc. (ich hab mir nicht alles angeschaut, also lasse ich mich gerne korrigieren). Zumindest hat mich da gar nix mit den Ohren schlackern lassen in Bezug auf die Datenanlieferung, da gibt es ganz andere Kaliber.

Ohne dich jetzt - als Vorstufenmensch, der ich bin - angreifen zu wollen, hätte ich zwei Fragen an dich:

1.) Du schreibst selber, dass du ein Profi bist (ich nehme an auf dem Gebiet der Grafik) - da aber heutzutage PDFs mit Output Intents etc. gang und gebe sind (ich glaub schon etwas länger), wundere ich mich dass du ein solches passendes PDF nicht erzeugen kannst (oder willst)?
Wie du oben schon von Anfängern und Amateuren geschrieben hast, schadet auch einem Profi (auf welchem Gebiet auch immer) die Erzeugung eines PDF/X mit Sicherheit nicht auf dem Weg zum Abliefern eines ordentlichen druckfähigen/druckfertigen PDFs!

2.) Beim Lesen deines Beitrages fiel mir eines sofort auf: bist du sauer, weil du kein PDF/X erzeugen kannst/willst oder weil der Kunde nicht so wollte wie du wolltest? Immerhin schreibst du, dass dir jede Druckerei deine bisher erzeugten PDFs ohne Murren abnahm und du weißt, worauf du achten musst, also sollte der Schritt zum PDF/X nicht allzu weit sein, richtig?

Ich will dir nicht zu nahe treten, aber noch was zum Abschluss: weil du nicht so wolltest wie der Kunde oder umgekehrt, bekommt die Druckerei jetzt irgendeine RGB-Datei, für die niemand die Verantwortung in Bezug auf die Farben haben will. Dann ist es eben auch kein Wunder, dass da alle/viele vom "Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe" reden.

Gruß,
Basti


als Antwort auf: [#381488]

Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

Thobie
Beiträge gesamt: 4040

20. Jan 2009, 20:51
Beitrag # 171 von 190
Beitrag ID: #381874
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Hallo, Basti,

danke für Deine freundliche, aber doch direkte und auf bestimmte Dinge
hinweisende Antwort.

Eines ist klar: Natürlich war ich verärgert über den Kunden. Ich
schrieb ja, dass er Astrologe ist und technisch unversiert. Es war
schwierig genug, ihm die Farbräume RGB und CMYK in eine normalen
Umgangssprache zu übersetzen, damit er es verstehen konnte. Ich habe
ja neulich mal ein Posting geschickt, in dem ich schrieb, dass ich
einem Kunden erklärte, was eine Schmuckfarbe sei – ääh, bitte, was?
Der jetzige Kunde bat mich auch ausdrücklich um ein PDF mit Beschnitt
und Druckmarken. Als ich ihm das schickte, sagte er, da ist doch gar
nichts drin. Nur der Buchumschlag. Erst als ich es ihm im PDF dick und
rot umkringelte – die Druckmarken und den Beschnitt –, sagte er, ahh,
jetzt habe er es verstanden. Das ist manchmal anstrengend und macht
Mühe, den Kunden zu informieren und ihn ein wenig zu erziehen. Und
wenn er dann noch Haken schlägt, verärgert das natürlich.

Ich habe mir viel Mühe gemacht, für wenig Geld einen Umschlag zu
gestalten und ein druckfähiges PDF zu erzeugen, und dann kommt BoD mit
so einem Datenblatt. Der Clou ist einfach, dass sie einen
automatisierten Workflow haben. Sprich: Ich kann CMYK-Daten schicken,
die nehmen sie auch. Aber laut Aussage einer Mitarbeiterin wird beim
Upload alles in RGB gewandelt. Und kurz bevor es auf die
Digitaldruckmaschine geht, wieder in CMYK rückgewandelt. Da kann ja
nichts werden, wie Du sicherlich weißt.

Meine Situation ist einfach die folgende: Ich bin ein Ein-Mann-Betrieb
und biete als Grafik-Designer vom Konzept/Scribble/Entwurf über die
Gestaltung bis zum druckfähigen PDF alles aus einer Hand. Das heißt,
ich mache also die kreative Arbeit, spinne rum, phantasiere, male vor
mich hin und entwerfe, dann setze ich es nach Kundenrücksprache am
Computer um und bereite es am Schluss so auf, dass es in den Druck
gehen kann. Ich mache keines dieser Teilarbeiten zu 100%, weil dies
sicherlich keiner kann. Thomas Richard hier im Forum ist so ein Crack
in der Bildbearbeitung und im Farbmanagement, von dem ich auch immer
wieder lerne. Außerdem haben wir mit Rohrfrei und Loethelm so ein paar
Profis aus der Druckvorstufe. Bei manchen Postings von diesen
Teilnehmern schlackere auch ich mit den Ohren, wenn ich es im Forum
lese, ehrlich – deswegen nahm ich diese Redewendung beim letzten
Posting. Ein reiner Designer, der nur pinselt, malt, entwirf und
später alles den Technikern überlässt, kann mir auch noch einiges
beibringen. Aber wenn ich alle diese Tätigkeiten zu 80% ausübe,
verstehe und etwas Produktives daraus machen kann, dann bin ich
zufrieden und meine Kunden auch. Was das wichtigste ist. Aber – wie
gesagt - eigentlich sind es mehrere Berufe, die ich unter einem Hut
ausführe.

Aus diesem Grund bin ich auch die letzten Jahr auf CMYK geeicht,
freunde mich nur langsam mit Farbprofilen an. Proofs erstelle ich zwar
seit einigen Jahren selbst in meinem Büro. Aber ich maße mir nicht an,
den vollen Inhalt der Materie zu kennen – aber ich will mich hier auch
nicht klein reden ;–). Auf alle Fälle gehen bei mir meistens CMYK-/
Graustufen-PDFs aus dem Haus – aus QXP erzeugt –, in Acrobat und mit
PitStop geprüft. Und dies an Druckereien in Hamburg, im sonstigen
deutschensprachigen Raum zu manchen Internet-Druckereien und auch an
osteuropäische Druckereien, bei denen ich Bücher drucken lasse. Daher
kommt mein Argument, dass es von diesen Druckereien bisher keine
Beanstandung gab und ich mit diesem meinem Workflow gut gefahren bin.
Es war bisher eher umgekehrt, dass die Druckereien manches verbockten
und kostenlos nachbessern mussten.

Ich gebe Dir Recht, dass ich mich mal mit einem RGB-Workflow, mit
OutputIntent, Farbprofilen und PDF-Zertifizierung anfreunden sollte.
Das lerne ich gerade durch den Kunden, der mich zwar verärgert hat,
aber mir auch einige andere Dinge zeigt, wie ich es bisher nicht
gemacht habe. Also werde ich mich da weiterhin langsam weiter
einarbeiten und fortbilden. Und vor allem: Ich bin gespannt auf das
gedruckte Exemplar des Buches und dessen Farben. Und hoffe, dass der
Niedergang der Druckvorstufe damit ein wenig gestoppt wird. ;–)

So, und jetzt harre ich der Dinge und warte auf die Amtseinführung und
-Vereidigung von Barack Obama – davon handelt nämlich das Buch des
Kunden… ;–)

Grüße



Thobie


PS: Mittlerweile habe ich ein wenig Überzeugungsarbeit geleistet –
fast schon wie ein Therapeut – und den Buchumschlag ganz nah an den
Anforderungen von BoD aufgearbeitet, so, wie der Kunde es will. Dann
kam heute die Mail des Kunden: „Was Sie schreiben, überzeugt mich!“
Was will man mehr. Hat doch was genutzt!

--
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als Antwort auf: [#381661]

Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

Thobie
Beiträge gesamt: 4040

29. Jan 2009, 21:05
Beitrag # 172 von 190
Beitrag ID: #383266
Bewertung:
(36342 mal gelesen)
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Hallo,

da wir hier meistens nur negative Meldungen hatten, was die Branche, die Grafik- und Druckindustrie und die lieben Kunden angeht, will ich mal etwas Positives vermerken.

Der – namentlich nicht genannte ;–) – hier erwähnte Kunde, der mich mit dem Verweis auf die Hilfs-PDF-Dateien von Books on Demand erst einmal verärgert hatte, äußerte sich nun nach Beendigung zweier Aufträge für ihn äußerst positiv.

Aber zuerst noch ein kurzer Hinweis an Basti: Diese PDF-Leitfäden von BoD bzgl. Datenlieferung, Farbmanagement usw. mag Dich als Druckvorstufler nicht schrecken, das ist Dein täglich Brot. Auch ich als Grafiker verstehe das meiste davon. Aber ein unbedarfter Kunde, der nicht mal weiß, dass sein Monitor und sein Drucker jeweils einen anderen Farbraum fahren, der wird dadurch so verunsichert und verängstigt, dass er nicht mehr weiß, was er machen soll. Nun gut, er gab mir die Aufträge … ;–) Aber ich bin der Meinung, das man Kunden nicht so verunsichern soll.

Any way, mich hatte ja dieser Thread mal auf die Idee gebracht, einen Kunden-Knigge für Design-Aufträge als Buch zu veröffentlichen. Da hätte ich dann auch gern die Anregungen, Erfahrungen und Hinweise der Kollegen hier in der Runde aufgenommen. Zu sehen unter: http://www.medien-schmie.de/verlagstaetigkeit.html – ganz nach unten scrollen. Ich habe das zur Zeit auf Eis gelegt, weil es mir nicht so ganz schmeckt, dass ich mit diesem Buch die Kunden belehren würde – ich hasse es selbst, wenn ich Ratschläge erhalte. Andererseits es ist in einer so hochkomplexen Materie manchmal wirklich wichtig, dass man einem Kunden Zusammenhänge und technische Details beschreibt, in der Komplexität reduziert und dann so vermittelt, dass er es versteht.

Nun, um zum Punkt zu kommen, mein Kunde schickte mir per Mail heute dies, nachdem ich ihn auf das Buchprojekt aufmerksam machte:

„Das Büchlein wäre sicher eine interessante Sache; ich würde es gern haben wollen. Es ist ja wirklich eine komplizierte Materie, von der man sich als Laie nur schwer eine Vorstellung macht … Das Gefühl, es irgendwie doch nicht so recht zu verstehen, ist dann im kurzfristigen Stressfall auch nicht unbedingt hilfreich. So ein Büchlein könnte da gut Abhilfe schaffen.“

Das hat mich nun gefreut.

„Alles wird gut!“

Grüße



Thobie

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als Antwort auf: [#381661]
(Dieser Beitrag wurde von Thobie am 29. Jan 2009, 21:15 geändert)

Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

Drienko
Beiträge gesamt: 4818

8. Feb 2009, 14:47
Beitrag # 173 von 190
Beitrag ID: #384618
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Hallo Thobie
Antwort auf [ Thobie ] .....weil es mir nicht so ganz schmeckt, dass ich mit diesem Buch die Kunden belehren würde – ich hasse es selbst, wenn ich Ratschläge erhalte.

Ja ja.
Ab und zu bist du wirklich sehr Beratungsresistent. Wink


als Antwort auf: [#383266]
(Dieser Beitrag wurde von Drienko am 8. Feb 2009, 14:48 geändert)

Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

Lino
Beiträge gesamt: 77

15. Jun 2009, 00:34
Beitrag # 174 von 190
Beitrag ID: #399087
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Witzig, dass man hier die Leitfaden von BoD erwähnt: Ich habe selber an der Übersetzung von einigen dieser Leitfaden mitgebastelt, und ich finde die eigentlich für Anfänger nicht sooo unverständlich. Ich habe auch direkten Kontakt mit mehreren gehabt, die ohne DTP-Vorkenntnisse tatsächlich was Brauchbares zusammengestellt haben.

Es geht aber eigentlich keiner davon aus, dass jemand, der nur mit Müh und Not mit einer Textverarbeitung einen Text zusammenhauen kann auch eine druckfertige Datei machen kann.


als Antwort auf: [#383266]

Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

Thobie
Beiträge gesamt: 4040

15. Jun 2009, 01:05
Beitrag # 175 von 190
Beitrag ID: #399089
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Hallo, Lino,

> Witzig, dass man hier die Leitfaden von BoD erwähnt: Ich habe selber
> an der Übersetzung von einigen dieser Leitfaden mitgebastelt, und
> ich finde die eigentlich für Anfänger nicht sooo unverständlich.

da liegst Du leider falsch. Diese Leitfäden verstehen nur Profis.
Keine Amateure oder Leute, die überhaupt keine Ahnung von Computern
haben. Oder DAUs.

> Es geht aber eigentlich keiner davon aus, dass jemand, der nur mit
> Müh und Not mit einer Textverarbeitung einen Text zusammenhauen
> kann, auch eine druckfertige Datei machen kann.

Das sind doch alles Autoren, die über BoD ihr Buch drucken lassen. Die
können per se erst einmal nur schreiben. Und dann „gestalten“ sie auch
noch ihr eigenes Buch? In Word? Und bereiten es für den Druck auf? Sie
kennen vermutlich die Grundkenntnisse einer Textverarbeitung und
können ihren Text schreiben. Das ist alles. Okay.

Aber dann Grundkenntnisse in Farben, Bildern, Farbmanagement oder PDF-
Erstellung zu verlangen? Weit hergeholt!

Ich gebe Dir nur ein Beispiel: Mein Kunde ist Astrologe. Hat zwei
Bücher geschrieben. Der Leitfaden bei BoD verunsicherte ihn bis auf’s
Mark. Er wusste überhaupt nicht mehr, wie er welche Daten liefern
sollte. Er ist einer jener Autoren, die von so was überhaupt keine
Ahnung haben. Ich habe allein eine halbe Stunde am Telefon gebraucht,
um ihm den Unterschied zwischen RGB-Farbraum (Monitor) und CMKY-
Farbraum (Offsetdruck) zu erklären.

Und Du meinst tatsächlich immer noch, die meisten der Anwender würden
die Leitfäden verstehen? >;–(

Grüße



Thobie

--
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„Es gab nie ein großes Genie ohne einen Anflug von Wahnsinn“ –
Aristoteles, Problemata 954



als Antwort auf: [#399087]

Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

Thobie
Beiträge gesamt: 4040

15. Jun 2009, 01:55
Beitrag # 176 von 190
Beitrag ID: #399088
Bewertung:
(35475 mal gelesen)
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Zitat von Drienko Ab und zu bist du wirklich sehr beratungsresistent. ;–)

„Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt, der weite Weg entschuldigt Euer Säumen!“
Schiller, Wallenstein

––––>Cheers



Thobie


als Antwort auf: [#384618]
(Dieser Beitrag wurde von Thobie am 15. Jun 2009, 01:59 geändert)

Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

speedball
Beiträge gesamt: 77

12. Jan 2010, 11:01
Beitrag # 177 von 190
Beitrag ID: #429858
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(34287 mal gelesen)
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Hallo zusammen, wenn ich mich einmischen darf?
Ich bin zwar aus einer anderen Zunft (Technischer Redakteur), habe jedoch mit ähnlichen Problemen zu kämpfen: Auch in diesem Bereich gibt es immer mehr "Profis", die unsere Welt mit kathastrophal getexteten (und das Layout basteln sie nebenbei auch noch selbst) Betriebsanleitungen beglücken. Den Begriff "basteln" finden viele auch noch nett und schick, brüsten sie sich doch ab und an mal mit dem Spruch: "Die Anleitung basteln wir uns selbst, dazu brauchen wir keinen technischen Redakteur. Ich habe da z.B. schon InDesign oder FrameMaker Dateien gesehen, da stehen Euch die Haare zu Berge...Offensichtlich haben diese selbsternannten Profis keine Ahnung, dass es sich um einen Beruf handelt, den man lernen muss...

Grüße aus dem Odenwald!


als Antwort auf: [#399088]

Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

pixelschubser
Beiträge gesamt: 114

30. Dez 2010, 23:28
Beitrag # 178 von 190
Beitrag ID: #460568
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Für ein Layout bzw. Reinzeichnung einer Imagebroschüre benötigte ich noch einiges an Bildmaterial. Also auch mit dem Projektkontakt in der beauftragenden IT-Firma(!) telefoniert und meine Wünsche hinsichtlich Datenformate für Bilder etc. verhandelt. Ich wunderte mich schon, warum ich erst zwei Tage später eine Antwort erhielt. Per Post, eine DVD mit einer riesigen PowerPäng-Präsi. Es werden wohl so um die 120 Seiten mit jeweils einem eingebauten Bild gewesen sein. Am liebsten hätte ich gleich nochmal angerufen um die Kontaktperson flott zu machen oder zu fragen, ob er mal mit etwas Zeit vorbeikommen könnte und mir die ganzen Bilder zur eigentlichen Verwendung wieder aus dieser PowerPoing-Datei heraus schaffen könnte. Offensichtlich schien ihm doch sein "Problem" bewußt geworden zu sein und Tags darauf kam noch eine CD mit nur einfach den Bilddateien.

Als "Container" für Daten kamen mir neben Worddateien eben auch PP, aber sogar auch Excel-Dateien unter, wohlgemerkt vollgestopft mit Bildern. Ganz schlaue Füchse wollten mir sogar schon irgendein prorietäres Bilddatenbankfile unterjubeln ...Natürlich habe ich mich in solchen Fällen dann immer riesig "gefreut" ;-)


als Antwort auf: [#194446]
(Dieser Beitrag wurde von pixelschubser am 30. Dez 2010, 23:31 geändert)

Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

Bernhard Werner
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5. Jan 2011, 02:20
Beitrag # 179 von 190
Beitrag ID: #460801
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I love this thread. :-)

Wenn ich dann aber sowas lese, scheint es kommunikationstechnisch in die andere Richtung auch nicht immer zu funktionieren ... :-(

Gruß
Bernhard


als Antwort auf: [#460568]

Der Niedergang der Qualität in der Druckvorstufe?

Bernhard Werner
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6. Jul 2012, 09:57
Beitrag # 180 von 190
Beitrag ID: #497680
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Mal wieder so ein Glanzstück der Helden der Arbeit ...

Wobei ich mich frage, was schlimmer ist: Der Fehler an sich oder das nicht stattgefundene Makulieren?!?

Gruß
Bernhard


als Antwort auf: [#460801]
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