beim Thema Barrierefreiheit in InDesign stehe ich noch am Anfang und habe bislang wenig praktische Erfahrung damit. Nun erwartet ein Kunde künftig die Bereitstellung barrierefreier PDFs für wissenschaftliche Publikationen mit einem stark textlastigen Layout und zahlreichen und langen Fußnoten.
Mit der barrierefreien Strukturierung von Überschriften, Bildern, Metadaten und Tabellen komme ich nach einiger Einarbeitung und mit Unterstützung durch externe sowie eigene Hilfsmittel mittlerweile ganz gut zurecht. Doch bei einem Punkt sehe ich noch größere Herausforderungen: die barrierefreie Behandlung von Fußnotenverweisen.
Zwar habe ich ein Skript erstellt, das Hyperlinks zwischen den Fußnotenverweisen im Fließtext und den Fußnoten selbst in beide Richtungen setzt. Doch die eigentliche Problematik liegt in der Seitenorientierung der PDF-Datei: Im Lesefluss unterbrechen Fußnoten den Haupttext, teilweise sogar unvollständig, wenn sie auf der nächsten Seite fortgesetzt werden.
Meine zentrale Frage ist daher: Wie können Fußnoten so vorbereitet (getaggt) werden, dass sie für Screenreader und andere assistive Technologien nicht den Lesefluss im Haupttext stören, sondern am Ende des Dokuments zusammenhängend ausgegeben werden – und das, ohne die klassische Darstellung für den Druck oder für Leser:innen ohne Sehbeeinträchtigungen zu verändern?
Mir ist bekannt, dass das kostenpflichtige Plugin MadeToTag eine Lösung bieten könnte. Allerdings stellt der hohe Preis eine erhebliche Zusatzbelastung dar, quasi eine Aufdoppelung der monatlichen Betriebskosten von InDesign mit dem CC-Abo – insbesondere angesichts des verhältnismäßig kleinen, aber dennoch wichtigen Anliegens der barrierefreien Fußnoten.
Daher meine Frage an Euch: Gibt es alternative Lösungsansätze für die barrierefreie Behandlung von Fußnoten – idealerweise mit kostenneutralen oder kostengünstigen Mitteln? Ich bin für jeden Hinweis und Erfahrungsaustausch dankbar!
Viele Grüße Martin
Barrierefreiheit von PDFs in InDesign hinsichtlich Fußnoten vorbereiten
wenn ich Dich richtig verstehe, willst Du im Layout für Sehende Fußnoten haben, aber für die Screenreader sollen es keine Fußnoten, sondern quasi Endnoten sein? Das ist nicht der richtige Ansatz. Die Informationen sollten für alle gleich sein, niemand sollte irgendwie bevorteilt oder benachteiligt werden.
So wie ich es verstehe (aber da bin ich nicht ganz so kompetent und hoffe auf entsprechenden Input anderer hier im Forum), werden die Fußnoten vom Screenreader auch gar nicht mitten im normalen Textfluss vorgelesen – zumindest nicht bei NVDA: https://support.microsoft.com/...5a-8ddc-f3b8718c3446
Andere Screenreader gehen damit eventuell anders um. Auch deswegen kann man da keinen für alle richtigen Weg finden. Stattdessen empfehle ich, ganz "normal" mit der Fußnoten-Funktion von InDesign zu arbeiten. Warum gehst Du den "Umweg" über Hyperlinks, die hin und her referenzieren?
MadeToTag kann da auch nichts besser oder anders. Lohnt sich aber dennoch. Und kostet auch nicht so viel wie von Dir beschrieben, wenn Du wie bei der CC auch das Abo nimmst. Das kostet mich dann zehn Euro pro Monat.
Das wird zum einen in o.g. Quelle empfohlen. Außerdem wird dies auch in MadeToTag aufgegriffen als ein Beitrag zur Herstellung der Barrierefreiheit (bzw. Barrierenverringerung) von Fußnoten:
Irgendwo habe ich gelesen (Quelle im Moment nicht ermittelbar), dass MadeToTag zudem spezielle Tags für Fußnoten zuweist, damit diese nicht in den primären Textfluss reingrätschen.
Nach meinen Quellen liegt der Preis bei 600 € (netto). (MadeToTag InDesign). Und dazu weitere 120.– € pro Jahr für einen Wartungsvertrag (Letzteres hatte ich tatsächlich beim ersten Mal nicht genauer gelesen, sondern war fälschlicherweise von Abokosten in Höhe von 600.– / Jahr ausgegangen).
Wahrscheinlich macht es tatsächlich Sinn, sich einmal mit einer Demo zu beschäftigen. Man kommt vermutlich doch nicht drum herum.
Es herrscht eine etwas aufgewühlte Gemengelage: Seitens der Konsumenten der von meinem Kunden (Wissenschaftsverlag) hergestellten und publizierten Bücher wird kein entsprechender technischer Bedarf zur Erschließung der Inhalte signalisiert. Aber aufgrund der Gesetzeslage ist ab Mitte des Jahres mit findigen Abmahnverfahren zu rechnen, wenn die Anforderungen mit teils beträchtlichem Zusatzaufwand in abstrakter Weise nicht erfüllt werden.
Und durch die mit der Barrierefreiheit verbundenen Anforderungen fand ich jahrhundertealte bewährte Konventionen (Quellenangaben, Hinweise und Erläuterungen in reichen Fußnoten) aufgrund der erschwerten technischen Umsetzung zur Disposition gestellt.
Es interessierte mich eben, wie Kolleg:innen mit diesen Widersprüchen (Unterbrechung des primären Leseflusses durch viele Fußnoten) umgehen und welche Lösungswege beschritten werden.
Und wie die konkreten Anforderungen hinsichtlich der Barrierefreiheit von Fußnoten definiert sind und wie man diese mit vertretbarem Aufwand erfüllen kann.
Viele Grüße Martin
Barrierefreiheit von PDFs in InDesign hinsichtlich Fußnoten vorbereiten
die Kurzform zum Anliegen (die lange wäre ein Buch): InDesign macht es schon ganz ok (es fehlen nur die IDs für PDF/UA). Der PDF-Standard ist das nichts sehr präzise und Fussnote per se sind diffizil (es ist eine Inhaltsweiche). Es gibt verschiede Wege das in Tagged PDF zu regeln – alle haben vor uns Nachteile. Links können hilfreich sein, aber auch nervig, sind nirgends explizit gefordert.
Allgemein zu Wissen im Netz: Da bitte immer vorsichtig sein – das gilt auch für Ted. Es gibt da ganz vieles, was aus einem gewissen Blickwinkel geschrieben wird, aber nicht "alles abdeckt"; gern wird die Sicht von Blinden eingenommen, der Rest "vergessen". Teds Quelle ist bspw. auch von 2017, seit dem hat sich die Welt weitergedreht. Ich würde seinen Weg so nicht raten zu gehen. Definitiv würde ich NIE einem Link einen Alttext geben (max. einen Contents-Eintrag).
Von der Standardseite sei empfohlen der Tagged PDF Best Practice Guide: Syntax (https://pdfa.org/...actice-guide-syntax/) – da steht, wie es in einer idealen Welt wäre. Musst Du wissen, ob du den Zusatzaufwand investieren möchtest. Das was InDesign macht ist gemäß Standard eben vollkommen ausreichend. Bin keine Freund davon, extra viel Zeit (und Geld) in kleine Gimmicks zu stecken. Führt oft dazu, das alle über das Thema meckern, weil es so teuer und kompliziert ist.
Guten Morgen, ich muss eine PDF (keine Fußnoten, nur Texte und Bilder) barrierefrei herstellen. Gibt es dafür eine Schritt-für-Schritt-Anleitung? Ich verwende ID CS 5.5, also schon etwas älter, habe aber auch die Software von Affinity. Wäre die vielleicht besser geeignet? Vielen Dank und schöne Grüße Norbert
Barrierefreiheit von PDFs in InDesign hinsichtlich Fußnoten vorbereiten
Tipp 1: Wenn Du das nur einmal oder selten machen musst, ist es vermutlich sinnvoller, jemanden damit zu beauftragen. Die Zeit, sich da reinzufuchsen und dranzubleiben, ist nicht unerheblich.
Tipp 2: Nur mir InDesign wirst Du kein technisch barrierefreies PDF hinbekommen. Es ist auf jeden Fall Nacharbeit in Acrobat, axesPDF oder der Einsatz eines Plugins (MadeToTag) nötig.
Tipp 3: Bitte kläre noch, welche Anforderungen genau erfüllt sein müssen. "Barrierefrei" kann verschiedene Ausprägungen haben.
Tipp 4: Im Standardwerk »Barrierefreie PDF-Dokumente erstellen« steht drin, was zu tun ist, und der Autor schreibt: »Prinzipiell können alle Versionen ab CS5.5 verwendet werden«, insofern sollte es auch in Deiner Umgebung machbar sein – wenn der Aufwand sich wirklich für Dich lohnt Hier der Link zur Website zum Buch: https://barrierefrei-publizieren.de
Im Netz kursieren viele Anleitungen. Keine ist so gut und fehlerfrei wie die in dem Buch. Lohnt sich!
ich würde hier gern nochmal einsteigen. Bezüglich der Fußnoten sehe ich insbesondere für wissenschaftliche Titel momentan als größtes Problem, dass der InDesign-Export (und entsprechend der Export über MadeToTag) bei geteilten Fußnoten fehlerhaft ist und zu einer falschen Referenzierung führt (https://indesign.uservoice.com/forums/601180-adobe-indesign-bugs/suggestions/46862533-reading-order-issue-when-a-footnote-is-split-over). Der Verzicht auf "Geteilte" Fußnoten" ist beim Satz wissenschaftlicher Publikationen mit zahlreichen und häufig sehr umfangreichen Fußnoten eigentlich nicht möglich. Eine Nachbearbeitung der durcheinandergeratenen Reihenfolge lässt sich aber vom Aufwand her bei gern mal 2000 Fußnoten im Dokument auch nicht sinnvoll bewerkstelligen. Mich würde interessieren, wie andere die mit ähnlichen Dokumenten zu tun haben, damit umgehen.
Viele Grüße Daniela
(Dieser Beitrag wurde von Glagau am 5. Mai 2025, 10:29 geändert)
Barrierefreiheit von PDFs in InDesign hinsichtlich Fußnoten vorbereiten