Hallo Frau/Herr Wißmann,
ich denke hier besteht massiver Informationsbedarf ;-)
Was sind PDF/X1-a und PDF/X-3?
Beides sind Synonyme für zwei spezielle Ausprägungungen einer ISO-Norm mit der Nummer ISO 15930. PDF/X-1a:2001 ist dabei die Variante ISO 15930-1 und PDF/X-3:2002 wiedrum entspricht ISO 15930-3. Es existieren zwar auch bereits neuere Normfassungen aus dem Jahre 2003 (15930-4 und 15930-6), diese spielen aber heute noch keine Rolle, weil sie Software-seitig noch kaum Unterstützung finden und keinen nennenswerten Vorteile aus Anwendersicht bringen.
Was normieren diese ISO-Normen?
Es geht darum ein Austauschformat auf PDF-Basis zu spezifizieren, welches einen sicheren Dokumentaustausch und eindeutig reproduzierbare Inhalte in der Druckvorstufe gewährleisten soll.
Es ist schon mal sehr wichtig das zu verstehen. Es geht hier nicht darum ein narrensicheres PDF-Format zu spezifizieren, in dem keine Fehler mehr enthalten sein können, sondern es geht darum ein sicheres Transportbehältnis zu schaffen, mit dem ein inhaltlich an die geplante Produktionsbedingung angepasstes Dokument in Form einer PDF-Datei, von A nach B bewegt werden kann.
Die Normen legen dabei Augenmerk darauf, dass alle für die Reproduktion der Seiteninhalte benötigen Ressourcen vorhanden und in der PDF-Datei eingebettet sind und dass eine eindeutige Wiedergabe, unabhängig vom Rechner und System, machbar ist.
Aus diesem Grund werden sowohl gewisse Dinge gefordert als auch andere, die Eindeutigkeit gefärdende Dinge, verboten.
Die ganze Norm ist allgemein gefasst und geht auf keinerlei produktionsspezifische Aspekte ein. Und genau liegt der Knackpunkt und ist die Hauptursache für falsche Erwartungshaltungen zu suchen: Es gibt EINE Norm (samt Subnormen) es gibt aber eine VIELZAHL verschiedener Produktionsverfahren und Auftragstypen in der Druckproduktion. Somit sollte eigentlich klar sein, dass EINE solche Norm nicht automatisch sicherstellen kann, dass JEDER produktionsrelevante Aspekt geprüft und reglementiert wird. Fragen Sie mal jeweils einen Zeitungsdrucker und einen Akzidenzdrucker der Hochglanzbroschüren produziert wie aus seiner Sicht optimale Daten aussehen.
Man kann es auch so ausdrücken: Die ISO-Normen kümmern sich so gut wie gar nicht um die inhaltliche Qualität eines Dokuments, weil Qualität subjektiv ist. Die Norm kann nur objektive Kriterien reglementieren, die eine allgemeine Gültigkeit haben.
Aus diesem Grund hat z.B. eine Firma wie Enfocus den Begriff PDF/X-Plus geprägt. Dahinter steht das Konzept, die für die Normerfüllung notwendigen Prüfkriterien durch produktionsweisen- und dokumenttyp-abhängige zusätzliche inhaltliche Prüfungen zu erweitern. Jeder PitStop Professional, PitStop Server und Instand PDF Anwender kann dies ausnutzen, um den positiven Nutzen der durch den Einsatz von PDF/X ergibt für seine Produktionsweise noch weiter zu optimieren.
Auch ein Acrobat 6 Professional Anwender kann dies verwirklichen indem er im ersten Schrift eine rein inhaltliche, an seine Produktonsweise und Auftragsart angepaßte PDF-Prüfung durchführt und wenn diese bestanden wird (ansonsten macht ein weiterer Schritt keinen Sinn) im Anschluß eine PDF/X-1a oder PDF/X-3 Prüfung durchführt.
Ihr Wunschtraum von "pauschalisierten Vorgaben" für die PDF-Erzeugung ist aus den oben genannten Gründen ebenfalls schwer realisierbar. Es gibt z.B. nicht DIE Acrobat Distiller-Konfiguration, die für alle Produktionsweisen und Dokumentarten, das optimale PDF-Format erzeugt. Sobald Sie mit einer einzigen Konfiguration arbeiten aber unterscheidliche Auftragstypen haben, müssen Sie Kompromisse eingehen. Im Falle einer Acrobat Distillers und/oder eines PDF-Exports ist dieser primär im Bereich der Bildeinstellungen zu sehen. Entweder wollen Sie die optimale Qualität oder kompakte Dateigrößen. Beides gleichzeitig ist meistens nicht zu bewerkstelligen.
Der Grund warum trotzdem jeder zweite Dienstleister seine Joboptions publiziert liegt weniger darin, dass jeder anders produziert, sondern daran, dass auch in diesen Betrieben häufig "nur" ein gesundes Halbwissen in Bezug auf PDF-Erstellunge und -Verarbeitung zu finden ist, und iregndwann einmal meist im Trial & Error Verfahren funktionierende, aber oftmals keineswegs optimale, Einstellungen gefunden wurden, die dann den Kunden nahegelgt werden.
Da wir die ganze Zeit über PDF sprechen kann es ruhig eine größere Anzahl von Köchen geben, weil es sich hier um ein klar spezifiziertes Datenformat handelt. Es gibt ja auch zig Programme die TIFF-Bilddaten erzeugen und trotzdem lassen sich TIFF-Bilder in jedem Programm problemlos verarbeiten. TIFF ist ein klar spezifiziertes Datenformat. Bei PDF ist es ähnlich. Die Entwickler müssen sich sehr genau an die Adobe Spezifikation halten, da ansonsten die ganze Datei schon von Acrobat als defekt zurückgewiesen werden würde.
Das sagt natürlich nichts über die inhaltliche Qualität der erzeugten Dateien aus. Das hat aber auch nichts mit PDF zu tun. Denn auch schon vor PDF gab es Programme die in der Lage waren bessere oder eben schlechtere Ausgabequalität zu reproduzieren. Genausso wie es Layouter gibt die besser und schlechter ist.
Mit freundlichen Grüßen
Robert Zacherl
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