Mal wieder ein negatives Beispiel von Kundenwünschen:
Gestatung eines Buchumschlages in CMYK. Kunde lässt das Buch bei BoD – Books on Demand in Norderstedt bei Hamburg – produzieren. BoD verlangt RGB.
Nach dem Lesen des PDF-Handbuchs von BoD von deren Website sehe ich: RGB-Workflow. Aber: Daten werden kurz vor dem Digitaldruck in CMYK umgewandelt. Ist ja auch anders nicht zu erwarten. Und: Wenn ein Buchumschlag in CMYK angelegt ist, nehmen sie ihn auch. Und weiter: CMYK-Daten nicht wieder in RGB zurückwandeln.
Ich beruhige meinen Kunden, weise ihn auf die drei Passi im Handbuch hin, sage ihm, dass der Buchumschlag gut im Druck kommt und verweise auf meine Praxis und Erfahrung mit solchen Printmedien.
Ich hatte schon Probleme genug, den Kunden – Astrologe, technisch völlig unversiert – den Unterschied von RGB und CMYK zu erklären und dass RGB nicht gedruckt werden kann, sondern nur CMYK. Worauf ja BoD auch hinweist. Er lobte auch meine einfache, geduldige Art, ihm diese technischen Details normalverständlich zu erklären und zu vermitteln.
Jetzt hat er das PDF-Handbuch nochmals gelesen und ist anscheinend völlig verängstigt und verunsichert, dass der Buchumschlag im Druck schlecht wird und er noch hunderte von Euros Zusatzkosten hat. Meine Argumente brachten nichts mehr.
Jetzt verlangt er:
1) Den Umschlag in RGB – weil BoD das so will.
2) Die PDF als PDF/X – weil BoD das so will.
3) Ob ich den Umschlag nicht als TIFF liefern kann, BoD nimmt das auch …
Ich habe jetzt nicht mehr lange herumdiskutiert, wenn er meinen Argumenten nicht zugänglich ist. Er bekam eine RGB-Datei des Umschlags. Mit dem Hinweis, dass ich keine Gewähr für die Farben übernehme, und habe mir das per Mail schriftlich bestätigen lassen.
Eine PDF/X liefere ich ihm nicht. Damit habe ich keine großen Erfahrungen. Es gäbe nur noch mehr Probleme mit Farbräumen und den im Buchumschlag verwendeten Transparenzen. Außerdem, wenn ich aus Erfahrung meine PDFs „normal“ anlege und sie „händisch“ mit Acrobat und PitStop prüfe, weiß, worauf ich achten muss – Farbräume, Schriften, Bilder usw. – und bisher jede Druckerei mir diese PDFs abnahm – auch die, die ebenfalls sagten: Nein, nur PDF/X –, dann verstehe ich nicht, warum diese Zertifizierung als PDF/X notwendig ist. Nur, damit die Druckvorstufler sagen: Ah, in der Verpackung ist PDF/X drin, die müssen wir nicht prüfen, sondern können sie gleich auf den Plattenbelichter schicken? Mir erschließt sich der Sinn dieser Überprüfung nicht. Es sei denn, man hat es mit Anfängern und Amateuren zu tun, bei denen man dadurch eine gewisse Absicherung gewinnen will, dass die Daten im PDF mit einer gewissen Norm konform sind.
Das TIFF habe ich natürlich ebenfalls abgelehnt – die Profis hier wissen, warum. Da ist kein weiteres Statement notwendig.
Eigentlich frage ich mich, warum er einen Profi als Grafiker engagiert hat und das nicht selber macht, wenn er meinen Argumenten nicht zugänglich ist.
Aber BoD macht das sehr geschickt, dass sie ein Datenblatt verfassen, das vom Inhaltlichen und technischen Verständnis sogar Profis mit den Ohren schlackern lässt und damit seine Kunden – die „dummen Buchautoren“ – erst einmal völlig verunsichert und verängstigt.
Na ja, mal wieder eine schlechte Erfahrung mit sog. Anforderungen durch den Kunden, gerade, wenn die ersten Kontakte mit dem Kunden sehr positiv waren.
Der CMYK-Offset-Proof durch einen ISO-zertifizierten Dienstleister ist natürlich nun obsolet. Das Geld hat der Kunde zum Fenster rausgeworfen. Und für die Farbdarstellung beim gedruckten Buch übernehme ich – wie gesagt – keine Gewähr.
Thobie
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