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Qualität von "Marken"-Schriften

Markus Keller
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28. Apr 2014, 18:23
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Hallo,

gerade habe mir für ein Buchprojekt die Rotis Serif von Linotype als OpenType-Schrift neu erworben (Einzelschnitt immerhin 79 Euro + MwSt.) Bisher hatte ich nur die PostScript-Version. Und in großer Vorfreude natürlich gleich die proportionalen Ziffern verwendet.
Und dann die Enttäuschung: Alle 1er kleben an den Ziffern davor, ästhetisch völlig unbrauchbar. (siehe Bild). Ursache ist wohl, dass die 1er korrekterweise schmaler sind, zusätzlich aber noch Unterschneidungswerte mit gespeichert sind.
Muss ich wohl so akzeptieren, oder hat jemand eine Idee, was man da machen kann? (auf lange Telefonate mit Hotlines hab ich keine Lust, ich glaube, da würde ich unhöflich ...)
Markus Keller
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Rotis-Ziffern.png (25.9 KB)

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typografie.info
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28. Apr 2014, 18:42
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Ohne die Schrift selbst im Detail zu testen, kann ich jetzt nicht sagen, ob das so Absicht oder Bug ist.
Ändern im Font kann man das selbst freilich nicht. Ein Work-around für InDesign wäre dies hier:
http://www.typografie.info/...zeichen-spationieren

Es wird da am Beispiel von Satzzeichen erklärt, aber man könnte die 1 gleichsam behandeln. Man könnte wahrscheinlich auch das seltsame Kerning per GREP einfach beim Auftreten der 1 (oder aller Ziffern) abschalten.

https://www.typografie.info

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mpeter
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28. Apr 2014, 19:03
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Hi,
hast du das Kerning auf metrisch oder optisch.
Habe hier auch diverse Kandidaten von Lino die man eigentlich nur mit optischem Kerninge verwenden kann.
Gruß
Magnus

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Markus Keller
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28. Apr 2014, 19:10
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Hallo,

klar kann man das beheben, aber das ist nicht Sinn der Sache. Da kann ich mir die 79 Euro sparen und stattdessen 2 Stunden lang GREP-Lösungen für eine Noname-Schrift basteln.
Und da ich der festen Überzeugung bin, dass Indesign, Quark und Co. in ein paar Jahren veraltet sind und die Zukunft des Publishing in CMS-Lösungen besteht, sind sauber programmierte Fonts absolut unerlässlich. Ich finde es traurig, wie die Schriftkultur so immer mehr ausstirbt. Und dann jammern die Herren Typografen, wenn alle Bücher nur noch mit den Microsoft-Standardfonts produziert werden.
Gut ausgebaute OpenType-Fonts hätten das Potential für Schriftanbieter, damit noch Geld zu verdienen. Aber nein, da wird offensichtlich nichts mehr vorher getestet und verbessert wird auch nichts (Schrift von 2009, Version ist – vor 3 Tagen gekauft – immer noch 1.000).
Und sollte es tatsächlich "Absicht" sein, dass proportionale Ziffern so ausschauen, dann sollte die gesamte verantwortliche Abteilung bei Linotype sofort wegen Unfähigkeit entlassen werden.
Markus Keller
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Markus Keller
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28. Apr 2014, 19:14
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Hallo Magnus,

getestet mit metrischem Kerning. Wenn ich mit optischem Kerning arbeite, brauche ich ja keine proportionalen OpenType-Ziffern.
Außerdem produziere ich teilweise auch mit Quark, und die haben kein optisches Kerning.

Markus
Markus Keller
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mpeter
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28. Apr 2014, 19:18
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Hallo,
kann mich deiner Kritik nur anschließen.
Aber die Kuh muss ja jetzt vom Eis. Hast du es mit opt. Kerning versucht?

Zur Kritik:
Als ich die Lino Gold in OT mir angeschaut habe waren dort die alten Kerning-Fehler (z. B.: ITC Franklin Gothic, Gills Sans um nur zwei zu nennen) immer noch drin.
Die hatten an den Schriften gar nichts gemacht und haben sie einfach in die OT-Kiste gepackt – unverschämt!
Gruß
Magnus

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typografie.info
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28. Apr 2014, 20:27
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So oder so: melde das Problem bei Linotype. Nur sie können eventuelle Fehler bestätigen und gegebenenfalls abstellen – für Dich und alle folgenden Kunden.
Nur vom öffentlichem Dampf ablassen wird die Sache nicht besser. Die Mail an Linotype zu schreiben hätte genauso lange gedauert, wie das Schreiben des Forenbeitrages.

https://www.typografie.info

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JohanneS.
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28. Apr 2014, 20:49
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Moin Markus,

Du fragst, ob jemand eine Idee hat: ruf bei Linotype an, da hast Du keine Hotline am Apparat, sondern Mitarbeiter.
Und es kann Dir passieren, dass Du gefragt wirst, ob Du FontLab oder so hast, »dann schicke ich Ihnen eine Tabelle mit den richtigen Werten und Sie können das selber reparieren. Bis wir hier dazu kommen, kann es dauern …«
Tja, Markenhersteller eben! Bei mir kam dann etwa ein Jahr später eine CD mit der überarbeiteten Schrift (nicht Rotis, Graf Typo bewahre!).
Schreiben ist ausgesprochen weniger erfolgreich, sagt die Erfahrung.

Wo Du schon schreibst, schnell unhöflich zu werden: schlaf einmal mehr drüber, bevor Du anrufst. Sind nette Leute da!

Grüße
Johannes

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olaflist
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28. Apr 2014, 21:17
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Ich finde es schon gut, wenn solche Probleme hier diskutiert werden. Und in der Tat sollte man bei Hersteller vorstellig werden - und dann hier im Forum wieder berichten, wie es ausgegangen ist. Öffentlichkeit kann gelegentlich erstaunlich nützlich sein.

Das mit Fontlab ist ja witzig - wo doch das Ändern der Schrift unter Androhung verschärfter Lagerhaft verboten wird…

Olaf
--
Olaf Druemmer | Geschäftsführer
callas software gmbh | www.callassoftware.com
axaio software GmbH | www.axaio.com

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mpeter
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29. Apr 2014, 11:19
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Moin,

»Nur vom öffentlichem Dampf ablassen wird die Sache nicht besser.«

Mag sein.
Aber wenn eine Firma offenSICHTLICH über Jahre hinweg seine Arbeit nicht sachgemäß ausübt und dafür Geld verlangt muss man das auch offen sagen!
Linotype liefert teilweise großen Mist. Sind das die Auswirkungen vom Fachkräftemangel?
Kein Welpenschutz für Linotype!

Eine Mail an Linotype – ist denn schon wieder Weihnacht?
Dann lieber im Forum Dampf ablassen. Die Schrift wird nicht besser, aber dem Gemüt hilft’s ...
im Gegensatz zu einer Mail an Linotype

So, nu is gut mit Populismus ;-)

PS: ... optisches Kerning?
Gruß
Magnus

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Markus Keller
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29. Apr 2014, 14:36
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Halllo Magnus,

Danke für die moralische Unterstützung und fachliche Bestätigung.

Wenn ich mit Indesign arbeite, ist optisches Kerning hier eine Lösung.
Aber da ich kein Freund von Adobes Abo-Modell bin, suche ich längerfristig nach Alternativen, die dann vermutlich diese Option nicht bieten.
Und wie soll man jemals typografisch vernünftige eBooks oder dergleichen produzieren, wenn man nicht auf sauber programmierte Schriften zurückgreifen kann? Die entsprechenden Lizenzen sind ja nicht gerade billig ...
Markus Keller
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Schongau