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Meine neu entdeckte Inkompetenz

Wolfgang Reszel
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25. Mai 2004, 12:54
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Hallo,

'hatte gerade ein nettes Telefonat. Ein Dienstleister soll eine Stellwand ausdrucken und verlangt folgende Daten:

Photoshop EPS
Format auf 25% verkleinert
und dann 300 dpi

Mein Verstand sagte mir, dass im Endformat dann nur noch 75 dpi zur Verfügung stehen. Für Fotos ja noch zu vertreten, aber bei Schriften finde ich es nicht mehr vertretbar. Diese werden ja aufgerastert, wenn ich eine Datei in Photoshop öffnen, was ja auch logisch ist. Er meint nun, 300 dpi wären doch OK für Schriften - richtig, meine ich auch. Ich meine da die 300dpi-Datei für die Ausgabe auf 400% vergrößert wird kommen letztendlich nur 75 dpi raus. Er meint dazu, dass das wohl beim Offsetdruck so wäre, aber beim Digitaldruck hätte sein Drucker so tolle Fähigkeiten, dass die Daten verlustfrei vergrößert werden und die Schriften gestochen scharf rauskommen. Als ich erwähnte, dass ich in der selben Branche tätig war und schon mit mehreren Druckmaschinen zu tun hatte, konterte er direkt, dass Postershop oder wie die Software-RIPs heißen, nicht mit der tollen Hardware zu vergleichen wären. Daten in Originalgröße wollte er nicht habe, würde zu hohe RIP-Kosten (wg. Dauer) verursachen. Mit PDF gäbe es zu viele Probleme, Photoshop EPS wäre am sichersten. - Manche Menschen fahren eben ihr Leben lang mit Stützrädern Fahrrad.

Naja, bin ja echt auf das Ergebnis gespannt.

Wolfgang

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boskop
  
Beiträge gesamt: 3465

25. Mai 2004, 13:15
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Hallo Wolfgang
zu diesem Thema, speziell über die Inkompetenz früherer Konkurrenten (habe jahrelang in diesem Dienstleistungssektor gearbeitet), könnte ich mir die Finger wund schreiben.
Einige Facts:
Die Bildauflösung der Fotos in Endgrösse hängt vom Druckverfahren, von der Postergrösse, der Betrachtungsdistanz und auch dem Bedruckstoff ab. Auf älteren 300dpi-Plottern genügte in der Regel eine Auflösung von 72dpi, auf riesigen Acryl-Plottmonstern (breite bis 5m geht das runter bis 15dpi). In der Regel würde ich eine Bildauflösung von einem Viertel der Plotterauflösung empfehlen. Bei kleinerer Auflösung werden die Pixel sichtbar (ob dies stört hängt aber stark von der Betrachtungsdinstanz ab).
Schriften dagegen würde ich unbedingt mit einer Auflösung entsprechend der 1-2fachen Plotterauflösung plotten. Aber eigentlich besser als Vektoren (bis Illu 10 muss unbedingt auch die Ausgabeauflösung auf einen Wert Plotterauflösung-mal-Skalierungsfaktor gestellt werden, da gepfadete Fonts sonst deutliche Ecken aufweisen).
Die modernen Plotterrips verarbeiten in der Regel alle Formate, die auch Belichterrips verstehen, also gehen eps sicher und pdf auch.
Dann gab es aber auch schon Spezialisten, die haben perfekte EPSe in Photoshop auf 72dpi gerastert und der Kunde wunderte sich dann, woher die Pixel in den Fonts kommen.
usw. ...
Gruss
Urs
http://www.designersfactory.com

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Nik
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25. Mai 2004, 13:48
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*kopfschüttel*

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Wolfgang Reszel
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25. Mai 2004, 14:13
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Danke für's Mitgefühl. :-)

Wolfgang

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Anonym
Beiträge gesamt: 22827

26. Mai 2004, 14:29
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Hi,
der Satz "...hätte sein Drucker so tolle Fähigkeiten, dass die Daten verlustfrei vergrößert werden und die Schriften gestochen scharf rauskommen. ..." macht mich stutzig. Denn "verlustfrei vergrößern" ist ja die entscheidende Eigenschaft von VEKTORgrafiken - und in einer Photoshop-EPS KÖNNTEN ja durchaus Vektorelemente MIT EINGEBETTET werden (z.B. Schrift)! Ich könnte mir gut vorstellen, dass hier mal wieder ein komplexes Thema von einem Nichtfachmann NICHT verstanden und FALSCH weitergegeben wurde?!

"Dass PDFs Probleme bereiten" ist ein mir bekannt vorkommender Spruch. Handelt sich aber um eine völlig unzutreffende Verallgemeinerung. Denn leider liefern viele Leute druckuntaugliche PDFs ab - und verderben damit allen anderen den Spaß an diesem genialen Format.

In solch einem Falle solltest du vielleicht zusätzlich eine PDF abgeben, mit dem Hinweis, dass in der EPS alle Vektorelemente gerastert wurden?! - Eigentlich sollte JEDER Drucker sich über eine PDF freuen.

Gruß, Ralf

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Thomas Richard
Beiträge gesamt: 19339

26. Mai 2004, 16:18
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Hallo,

das alte Problem: Die eierlegende Wollmilchsau PDF kann sehr viel, bietet dadurch aber auch ein nahezu unerschöpfliches Fehlerpotetnial.

>Ich könnte mir gut vorstellen, dass hier mal wieder ein komplexes
>Thema von einem Nichtfachmann NICHT verstanden und FALSCH
>weitergegeben wurde?!

Hier mangelt es nur an der nicht wissenden oder nicht wissen wollenden Einschränkung, das das Eben nicht für Pixelbilddaten gilt.

In Zeiten laufendder Quereinsteigerei in dieses Thema, gibt es vieleicht Leute, die garkeine PS Dateien mehr kennen, in denen die Schrift gepixelt ist.

MfG

Thomas

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Anonym
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28. Mai 2004, 16:42
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Hi Thomas,

>>Ich könnte mir gut vorstellen, dass hier mal wieder ein komplexes
>>Thema von einem Nichtfachmann NICHT verstanden und FALSCH
>>weitergegeben wurde?!

>Hier mangelt es nur an der nicht wissenden oder nicht wissen >wollenden Einschränkung, das das Eben nicht für Pixelbilddaten gilt.

Mit "komplexem Thema" meinte ich nicht nur die Pixel-/Vektorproblematik sondern quasi auch ALLE ANDEREN Sprüche des "Dienstleisters" zur Druckdatenabgabe. Fängt ja schon oben an mit "Photoshop-EPS": Wo kommen wir denn hin, wenn man zum Druck nur noch DIESES Format abgeben dürfte (Adobe-Monopol; mir genügt z.B. ein günstigeres Bildbearbeitungs-Konkurrenzprodukt völlig; und wozu gibts eigentlich Grafikproggis)? - Oder: statt einfach das Originalausgabeformat zu benutzen (mit dann eben 75 dpi) wird eine völlig unnötige Umrechnung gefordert, die sogar den Dienstleister selbst ins Schleudern bringt - usw. ...

Ob der Dienstleister überhaupt die max. Druckauflösung seines Digitaldruckers kennt? Ich hatte nämlich mal einen ähnlichen Fall, wo man mir DIE nicht nennen konnte. (Und so konnte ich meine PDF auch nicht entsprechend optimieren.)

Gruß, Ralf