Servus Loethelm und lieben Dank für das nette Willkommen auf HDS! :)
Na klar stimme ich Dir bei der Feststellung zu, dass es so gut wie keine Papiere ganz ohne optische Aufheller gibt aber der neue M1 Standard proklamiert seine Berechtigung aus der These, dass stark Optischeaufheller (OBA) verseuchte Papiere immer wichtiger werden? Ich glaube nicht, dass ernsthaft ein Trennt mit problematischen Billigpapieren zu arbeiten in Mode kommt.
Für einigermaßen anspruchsvolle Produktionen sollte kein vernünftig denkender Mensch extrem Aufheller verseuchte Papiere verwenden, denn so ein Papier kann ggf. mit einer dollen real-D50-Normlichtkabine überzeugen, ist dann aber in der Praxis unter Kunstlicht schnöde vergilbt und unter D65-D75 artifiziell blaustichig. :/
Stabil ist der M1 Spaß dann nur in der Theorie!
Zuviel optische Aufheller sind per se störend, denn wir leben halt nicht in einer D50-Normlichtbox, d.h. wir werden genau wie eh und je überwiegend unzufrieden mit Billigpapieren in der realen Welt sein, dass sind praxisrelevant unverrückbare Tatsachen. Nur ist halt kein Messgerätehersteller erpicht darauf uns diese denknotwendige Erkenntnis auf die Nase zu binden.
M1 erfindet das Rad nicht neu, ist aber ein dickes Geschäft. ;-))
Mein Fazit:
Für spezial Materialien, die ohne krasse OBA Mengen schwer bezahlbar zu produzieren sind, kann M1 ODER eine D65-Filter Messung eine Arbeitserleichterung für die Profil-Erstellung sein.
Warum D65 nicht in einem Abwasch gleich mit vom neuen Standard definiert wurde bleibt unklar, denn D65 haben alle besseren Normlichtkabinen und alle SpectroEye Geräte von Hause aus, d.h. es ist ein schnelle und kostengünstige Lösung für die OBA Bewertung. :)
Ein bisschen kommt der Verdacht auf, dass M1 ein aus dem Hut gezaubertes Marketing-Argument ist, um neue Geräte verkaufen zu können, die keine wirklich wichtigen Innovationen haben.
2) Du schreibst …
"M3 ist sehr gut für die Prozesskontrolle (Stabilität des Druckprozesses) geeignet, in Ausnahmefällen auch für die Farbrezeptur (Bronzierende Druckfarben), für mehr allerdings nicht."
Na ja, das ist jetzt aber ein Vorurteil ohne empirische Erfahrung, ein Polfilter kann weit mehr als gemeinhin zu lesen ist. Eine mutmaßlich matte Folienkaschierung - aus den Fallbeispiel von oben - ist nur mit Polfilter professionell zu messen. Egal ob SpectroScan oder ein Spectro LFP, teste es einfach mal aus. :)
Du schreibst …
"Die Messung mit Polfilter hat nichts damit zu tun, wie wir Farben sehen"
Das könnte man glauben, tatsächlich kann ein Polarisationsfiltern dafür sorgen, dass eine 45/0-Geometrie fehlerfreier und mehr wie der Mensch sieht! Per se sehen wir anders als ein Messgerät, das wird in den Diskussionen gerne vergessen, ist aber der Schlüssel zum Verständnis. Dein Softproof auf dem Display ist nur über polarisiertes Licht möglich, das hat bisher kein Messgerät gestört. :)
Du schreibst …
"Sobald du also Farben kommunizierst, ist M3 gänzlich unbrauchbar."
Eine Flotte These aber nicht wirklich logisch und losgelöst von empirischen Erfahrungen. Die M3 Spezifikation stellt doch gerade die erstmalig die Austauschbarkeit von M3 Messdaten sicher. :)
Einzig die Messkette muss schlüssig sein:
[M3 Offsetdruck ICC >>> M3 Proof-Drucker ICC >>> M3 Medienkeil Messung >> M3 Produkt und Muster-Abtastung]
Neue Standards kommen und gehen, Gretag hat mit dem SpectroEye und den SpectorScan schon vor einer Ewigkeit gedanklich die wichtigsten Messmöglichkeiten und Problemlösungen über die wechselbare Filter ausgelotet und umgesetzt.
Die theoretisch bessere Verwendbarkeit von immer noch hoch problematischen Billigpapieren (mittels M1 Messung) ist ggf. weniger spannend als das Potential der M3 Messung ...
Viele Grüße
Marcel
als Antwort auf: [#544981]