Hallo Bernhard,
vorweg: nein, ich habe noch keine Erfahrung mit diesen LED-Leuchten,
aber eine Menge Erfahrung aus der Zeit, als die Schiffe noch aus Holz
und die Matrosen aus Eisen waren ;-))
Du sprichst von Produkt- und Tabletopaufnahmen. Für alle 0815-Katalogschüsse,
die man dutzendweise zwischen dem ersten und zweiten Frühstück erstellt, ist
flächiges Licht optimal. Keine individuellen Verrenkungen, ein Objekt nach dem
anderen auf den Tisch, die Flächenleuchte vielleicht mal'n Tick im Winkel geändert,
Rest sind Styropor, Aufheller etc.
Eine zweite Möglichkeit sind anspruchsvollere, materialgerechte Aufnahmen. Ich habe
z.B. in den Jahren von 85 - 94 Plakate für Keramik-Kunstaustellungen gemacht. Jede
Glasur, jede Struktur etc. erfordert individuelles Licht, dabei auch häufig gerichtetes
Licht, sei es ein Stufenlinser, ein Tiefstrahler etc.
Und schließlich die Einspiegelungen: da braucht's manchmal ziemlich kleine Boxlites oder
Striplites mit trotzdem mächtig Dampf auf dem Kessel (oder Wattsekunden).
Damit kommt m.E. das Problem mit den LED-Leuchten. Die LEDs sind einzeln so schwach, dass
sie nur in größerer Fläche einigermaßen Licht abgeben. Das heißt, andere Leuchtenformen
erfordern andere Keuchtmittel. Bei dem Hersteller hinter deinem Link gab es ja z.B.
Normalreflektoren mit Energiesparlampen (diese Leuchtstoff-Henkerknoten).
Wenn du die zusammen einsetzen willst, viel Spaß. Mal abgesehen davon, dass ich die tollen
Standard 5.500 K nicht wirklich glaube, haben die Leuchstoffvarianten ein ganz anderes
Spektrum mit Lücken und Spitzen. Damit ist man früher schon wahnsinnig geworden, und das
wird heute - zumindest in Mischlichtsituationen - nicht besser.
Tja, und dann noch die Lichtleistung insgesamt. Wenn du dann vielleicht auch mal kleinere
Sachen wie Uhren, Schmuck etc. fotografierst, also sagen wir mal alles, was auf 24x36
Vollformat bezogen in den Maßstabsbereich > 1:4 geht, dann darfst du für ausreichende
Schärfentiefe ordentlich abblenden, und hast noch den Lichtverlust der Auszugsverlängerung
(bei 1:2 schon etwas über eine Blende). So, büschen Tiefenschärfe, sagen wir mal f/22
(wenn's die Beugung noch hergibt), plus 1 für den Auszug und - nur weil ich gemein bin -
ein Motiv, das noch einen Polfilter benötigt, noch mal 1und 2/3, dann brauchst du effektiv
Licht für Blende 45 2/3. Mit Ökofunzeln.
Wie soll da die Belichtungszeit aussehen? Hoffentlich hast du keine U-Bahn-Linie unterm Haus.
(Früher in den Siebzigern haben wir noch mit Nitraphot-Lampen gearbeitet, da kam der Aufbau
immer nahe an eine tragende Wand, weil's in der Mitte zu sehr schwang).
Nun glänzen ja die tollen neuen Kameras mit hohen ISO-Zahlen. Aber auch wenn das Rauschen im
Verhältnis zu den Anfängen schon sehr viel besser ist, Qualität im Stills-Bereich und ISO-Zahlen
eines Sportreporters bei Nachtveranstaltungen gehören nicht zusammen.
Uff...so viel wollte ich gar nicht schreiben. Vielleicht ist das auch alles falsch und die Ansicht
des Experten von vorgestern, aber bevor mich einer vom Blitz wegbekommt, muss er mir schon
sehr überzeugendes zeigen. HMI wie beim Film? Für die Preise kriegt man die besten Studioblitze
locker.
Gruß
Peter
als Antwort auf: [#504529]