Jeder, der Zugang zu irgendeinem Farbdrucker mit einer Auflösung höher als 300dpi hat oder besitzt (also jeder Farblaser oder x-beliebige Home-Office-Tintenspucker für 70 EURO auch ohne vorgeschaltetes Proof-RIP) kann noch mitten in der Nacht auch ohne Gang zum Dienstleister Unsicherheiten beseitigen mit so einem wie von Thomas (und zuvor schon einmal von mir) vorgeschlagenem "Vergewisserungstest" bezüglich der Sichtbarkeit von Pixeln aus einem der jeweiligen Situation entsprechenden Betrachtungsabstand!
So eine Bitte an einen LFP-Dienstleister weitergereicht beauskunftet dann allerdings en passant Wirkung des Trägermaterials und farbliche Umsetzung gleich mit...
Tu das ruhig und poste doch anschließend bitte die Antworten hier nach Kuriositätenpegel sortiert zur allgemeinen Erbauung. Aber gib Deinen Rössern zuvor genügend Hafer, bevor Sie Dich in Deinem Wagen in die Schlacht tragen.
Wir drucken 5-farbig Offset im von Thomas angeführten IIIB-Format (bis 72x102 cm) die klassische Palette: Plakate, Flyer, Broschüren etc.
Nur die allerwenigsten Broschüren-Dokumente, die mich in meinem Vorstufenleben erreichten, enthalten ausschließlich Abbildungen mit Auflösungen oberhalb 299ppi. Ich winke mittlerweile täglich Bildauflösungen durch, bei denen so manches (naturgemäß pauschalisierende) Lehrbuch von selbst in Flammen aufgehen würde, "Bilder" mit 278 ppi noch nicht, unter ca (!) 220 ppi dann zu allermeist einzeln betrachtet gegen das Licht einer "Alarm-holt-den-Grafiker-aus-dem-Urlaub-zurück"-Welle, die in aller Regel nur aufwendige Kommunikation verursacht aber kein neues Bild liefert...
Wie Thomas mehrfach anführte, gibt es eben solche und solche Bild-Motive: So eine raffinierte "Moire-Gefahr aus dem Wege gehen"-Strategie ist mir allerdings bisher auch noch nicht untergekommen: Die Mörtelfugen einer 50-100 Meter zur Kamera stehenden Backsteinwand einfach gar nicht erst mitknipsen, damit diese Bildinformationen dann bei der technischen Umsetzung in ein autotypisches Raster auch keine Probleme mehr bereiten können ;-)
Ganz schlimm in diesem Zusammenhang sind z.B. Logos, die ursprünglich als Vektorgrafiken vorliegend nun durch diverse Hände gereicht mehr oder weniger grob verpixelt Platz finden auf einem vielfach gesponsorten Plakat, da mutiert so mancher Buchstabe stark verkleinert auch in 300ppi zu einem unleserlichen Pixelbrei.
Ein automatisierter Preflight - egal an welcher Stelle - kann niemals eine Beurteilung beinhalten, ob es nun qualitativ noch zulässig ist, ein 180ppi-Bild durchzuwinken oder anzumeckern. Irgendwo muss da aber nun eine Grenze definiert werden, wo er anschlägt.
Ich finde die cleverprinting-Experimente auch ganz toll (erst recht zu dem Preis). Und im Grunde gebe ich Peter (Lenz) recht, daß ein Unterschied zwischen Abbildungen mit 300 ppi und 220 ppi so gut wie gar nicht zu erkennen ist.
Allerdings bilde ich mir - 50-jährig immer noch brillenunbewehrt betrachtend - ein, z.B. auf Seite 20 die weiss "ausgesparte" Schrift "App Store" auf dem Handy-Display oben ´n Tucken schärfer zu lesen als jeweils unten auf der Seite und glaube nicht, daß das am Passer liegt. Dasselbe gilt für das Barthaar oben links vorm Ohr des Leoparden auf Seite 23 und auf Seite 30 glaube ich unten auf der Seite jeweils links in der Bildmitte in den diagonalen Verbindungstangen der Stützpfeiler des Treppengeländers Pixel-"Treppenstufen" zu erkennen oben (300 ppi) aber nicht. Aber das ist wirklich marginal oder pure Einbildung oder teilweise schlicht doch Passer.
Beklagt Euch also aber nicht hinterher, wenn ihr als Grafiker nach der Lektüre/Betrachtung der Cleverprinting-Experimente nun versucht seid, der Druckindustrie die Nichtnotwendigkeit der sklavischen einzuhaltenden "mythischen" 300 ppi besser zu wissen, somit indirekt eine 220 ppi Standard-Grenze erfolgreich eintreibt und dann nicht nur mögliche Bildqualität in ihren feinsten Spitzen abgeschliffen wird, sondern auch einer zwangsläufig damit einher kommenden - nach "unten" verschobenen" Toleranzgrenze gegenübersteht! ;-)
Gruß,
Ulrich
als Antwort auf: [#521848]
(Dieser Beitrag wurde von Ulrich Lüder am 10. Jan 2014, 16:51 geändert)