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Abkürzung z.B. darf man doch nicht groß schreiben, oder??

ilona
Beiträge gesamt: 474

16. Nov 2006, 10:36
Beitrag # 1 von 17
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Hallo Typo-Fachleute,

ich bin mir eigentlich sicher, dass man z.B. als Abkürzung am Satzanfang nicht groß schreiben darf; da müsste man doch umformulieren und mit "beispielsweise" oder "zum Beispiel" beginnen - oder??

ich finde aber diese Regelung nirgends ... Eine Duden-Regelung wäre mir am liebsten - weiß jemand, wo das steht?

Dankeschön,
Ilona
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Abkürzung z.B. darf man doch nicht groß schreiben, oder??

Lady Stardust
Beiträge gesamt: 803

16. Nov 2006, 11:33
Beitrag # 2 von 17
Beitrag ID: #262138
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Hallo Ilona,

ich zitiere aus "Duden - Richtiges und gutes Deutsch", 5. neu bearbeitete Auflage 2001 (CD-Rom):

Zitat 2.2 Abkürzungen am Satzanfang:
Stehen einfache Abkürzungen am Satzanfang, dann werden sie großgeschrieben, z. B.: Vgl. (für: vgl. = vergleiche), Ebd. (für: ebd. = ebenda), Ib. oder Ibd. (für: ib. oder ibd. = ibidem). Eine mehrteilige, mit kleinem Buchstaben beginnende Abkürzung sollte am Satzanfang besser ausgeschrieben werden, da die ungewohnte Großschreibung der Abkürzung verständnishemmend wirken könnte, z. B.: Mit anderen Worten ... (und nicht: M. a. W.); Meines Erachtens ... (und nicht: M. E.).
Die Abkürzungen i. A. (im Auftrag[e]) und i. V. (in Vertretung) werden in ihrem ersten Bestandteil gro§geschrieben (I. A., I. V.), wenn sie nach einem abgeschlossenen Text oder allein vor einer Unterschrift stehen. Im Text, nach Grußformeln, nach dem Namen einer Firma, Behörde o. dgl. wird der erste Bestandteil dieser Abkürzungen dagegen kleingeschrieben, z. B.: Mit vorzüglicher Hochachtung i. V. Karl Müller.


Demzufolge musst du Abkürzungen am Satzanfang immer groß schreiben (wie alle anderen Wörter am Satzanfang auch). Es empfiehlt sich allerdings, die Abkürzung aufzulösen, um den Lesefluss nicht zu hemmen. Du musst also nicht unbedingt umformulieren, sondern kannst auch statt "Z.B." "Zum Beispiel" schreiben.

Hoffe, das war der Hinweis, nach dem du gesucht hast. Viele Grüße,
Lady S.


als Antwort auf: [#262120]

Abkürzung z.B. darf man doch nicht groß schreiben, oder??

ilona
Beiträge gesamt: 474

16. Nov 2006, 11:40
Beitrag # 3 von 17
Beitrag ID: #262139
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Danke, Lady S!

Das war GENAU das, was ich suchte. Allerdings steht da aber, dass "ungewohnte Großschreibung verständnishemmend wirkt", man also zwar Z.B. schreiben DARF, aber nicht SOLLTE - oder?

((Mir widerstrebt es einfach typografisch, Z.B. groß zu schreiben...))

Dankeschön, und viele Grüße,
Ilona


als Antwort auf: [#262138]

Abkürzung z.B. darf man doch nicht groß schreiben, oder??

xpressio
Beiträge gesamt: 1584

16. Nov 2006, 11:58
Beitrag # 4 von 17
Beitrag ID: #262145
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hallo Ilona,

Abkürzungen werden am Satzanfang groß geschrieben, wenn es sich um Wörter handelt, die im ausgeschriebenen Zustand ebenfalls groß geschrieben würden (wie eben »z.B.« oder »d.h.«). Das ist durchaus üblich und daher nicht verständnishemmend.

Ausnahmen sind Abkürzungen, die keinen Punkt enthalten, wie km (km-Begrenzung); diese sollte man am Satzanfang nach einem Schlusspunkt besser ausschreiben.

Ferner sind Abkürzungen wie pH-Wert oder x-Achse klein zu schreiben, da es ansonsten zu Verwechslungen oder Unsicherheiten kommen kann (da ist es wiederum besser, zur Vermeidung eines klein geschriebenen Satzanfangs den Satz anders zu formulieren).

Definiert ist das leider weder exakt im »Duden« noch in den »Amtlichen Regeln zur deutschen Rechtschreibung«.

Aber dafür gibt’s ja Begleitliteratur oder -CDs ;–)


als Antwort auf: [#262139]

Abkürzung z.B. darf man doch nicht groß schreiben, oder??

ilona
Beiträge gesamt: 474

16. Nov 2006, 12:05
Beitrag # 5 von 17
Beitrag ID: #262147
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Aber dafür gibt’s ja Begleitliteratur oder -CDs ;–)

bzw. dieses Forum!!

ich danke dir, xpressio (auch für die anderen Beispiele!), - und wundere mich trotzdem, dass augenscheinlich alle hier z.B. am Satzanfang groß schreiben würden (du auch, gell?) - ich hielt das immer für eine typografische Sünde... naja, man lernt ja nie aus ....

Ilona


als Antwort auf: [#262145]

Abkürzung z.B. darf man doch nicht groß schreiben, oder??

Marco Morgenthaler
Beiträge gesamt: 2474

16. Nov 2006, 12:36
Beitrag # 6 von 17
Beitrag ID: #262157
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Hallo Ilona

Zitat … und wundere mich trotzdem, dass augenscheinlich alle hier z.B. am Satzanfang groß schreiben würden …


Nein, nicht alle. Typografische Sünde oder nicht: Besser ist es allemal, mehrteilige Abkürzungen am Satzanfang auszuschreiben, da musst du nicht umlernen.

Gruss Marco


als Antwort auf: [#262147]

Abkürzung z.B. darf man doch nicht groß schreiben, oder??

xpressio
Beiträge gesamt: 1584

16. Nov 2006, 13:10
Beitrag # 7 von 17
Beitrag ID: #262165
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Also wenn schon Sünde, dann »orthografische«. In der »Buchdruckerkunst« spielt die Schreibweise von Wörtern keine Rolle.

Für gehobene Satzansprüche (z.B. Belletristik) gilt es, Abkürzungen nicht nur am Satzanfang, sondern generell auszuschreiben. Das wird sich zwar im Fall von »pH-Wert« nicht immer vermeiden lassen, im Fall von »z.B.«, »usw.« oder »i.d.R.« aber schon.


als Antwort auf: [#262157]

Abkürzung z.B. darf man doch nicht groß schreiben, oder??

ilona
Beiträge gesamt: 474

16. Nov 2006, 13:22
Beitrag # 8 von 17
Beitrag ID: #262167
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Einspruch! in der Typografie spielt die Optik schon eine große Rolle, oder? Orthografisch wäre es nämlich (eigentlich, weil es der Duden ja erlaubt) richtig, z.B. am Satzanfang groß zu schreiben; typografisch (in der Buchdrucker-KUNST?) find ich es scheußlich...

Ebenso wie viele andere Abkürzungen, das sehe ich so wie du.

Grüße, ilona.


als Antwort auf: [#262165]

Abkürzung z.B. darf man doch nicht groß schreiben, oder??

xpressio
Beiträge gesamt: 1584

16. Nov 2006, 14:15
Beitrag # 9 von 17
Beitrag ID: #262181
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Die Typografie ist vorrangig eine *gestaltende* Kunst und hat sich als solche den Regeln der Rechtschreibung unterzuordnen. Ein Wort wie Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch (Ort in Wales) wird in einer Reisebroschüre durchaus vorkommen und orthografisch seine Richtigkeit haben.

Die Typografie kann aber hier höchstens dahin gehend Einfluss nehmen, dass ein solches Wort kursiv gesetzt wird, um es etwas weniger gewichtig und damit weniger auffällig erscheinen zu lassen. Sind aber alle Ortsnamen in der Grundschrift, wird auch dies nicht möglich sein.

Kommt im Text eine orthografisch richtige Abkürzung wie S.P.E.B.S.Q.S.A. (Society for the Preservation and Encouragement of Barber Shop Quartet Singing in America) vor, wird es insbesondere dann nicht möglich sein, sie auszuschreiben, wenn sie mehrmals vorkommt. Welche typografischen Tricks auch immer man hier anwendet, das ist nunmal ein »eye-catcher«.

Die Ästhetik (Teilkunst der Typografie) hängt also nicht zuletzt von ihrem oftmals unveränderlichen textlichen Inhalt ab.

Eine typografische Sünde (eine »verwerfliche« Tat) kann daher nur sein, was nicht den typografischen Regeln entspricht. Die Groß- und Kleinschreibung unterliegt aber ausschließlich orthografischen Regeln. Man kann also höchstens von einem ästhetischen *Problem* sprechen.


als Antwort auf: [#262167]

Abkürzung z.B. darf man doch nicht groß schreiben, oder??

ilona
Beiträge gesamt: 474

16. Nov 2006, 14:22
Beitrag # 10 von 17
Beitrag ID: #262184
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okay, überzeugt! ;-))


als Antwort auf: [#262181]

Abkürzung z.B. darf man doch nicht groß schreiben, oder??

Philyra
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17. Nov 2006, 11:41
Beitrag # 11 von 17
Beitrag ID: #262352
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Eine typographische Sünde ist die Großschreibung sicher nicht. In wissenschaftlicher Literatur sind solche Abkürzungen ja gang und gäbe, und zwar seit langem (cf., sc., al. ...). Allerdings gibt es hier auch die generelle Kleinschreibung, vor allem in Fußnoten. Der Grund sind jedoch nicht die Abkürzungen.
Wenn es ein nichtwissenschaftlicher Text ist, halte ich es eher für eine Sünde, "z. B." überhaupt abzukürzen. Wenn es es keine hermetischer Text von Fachleuten für Fachleute ist (wissenschaftlicher Text, Bilanz, medizinisches Attest etc.), dann würde ich Abkürzungen immer auflösen.
Grüße,
Daniel


als Antwort auf: [#262184]
(Dieser Beitrag wurde von Philyra am 17. Nov 2006, 11:42 geändert)

Abkürzung z.B. darf man doch nicht groß schreiben, oder??

Philyra
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17. Nov 2006, 11:54
Beitrag # 12 von 17
Beitrag ID: #262355
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@ xpressio: Das mit der Unterordnung der Typographie unter die Rechtschreibung befremdet mich. Immerhin haben doch die Setzer (im Alten Ägypten die Vorzeichner) die Rechtschreibung erfunden und bis vor kurzem verwaltet und weiterentwickelt. Und wie wir alle sehen können, waren die früheren Setzer deutlich qualifizierter als die Germanisten. Ich darf an dieser Stelle mal meine weltpolitische Ansicht herausposaunen, daß ich es beklagenswert finde, daß 95% des Gehirns eines Setzers heutzutage von Adobe-Workflow-Scheiße ausgefüllt ist und keine Platz und keine Zeit mehr ist für Schreibqualität. Ich finde es durchaus berechtigt, wenn ein Setzer über Orthographie selbst nachdenkt und Entscheidungen trifft. Das hat immer zu besseren Entscheidungen geführt als die Arbeit der Duden-Redaktion. Zum Glück ist der Duden pleite. Was für ein Segen für die deutsche Sprache. Fachlich ist er ja schon lange am Ende.


als Antwort auf: [#262181]

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mpeter
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17. Nov 2006, 12:16
Beitrag # 13 von 17
Beitrag ID: #262363
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Antwort auf [ Philyra ] daß ich es beklagenswert finde, daß 95% des Gehirns eines Setzers heutzutage von Adobe-Workflow-Scheiße ausgefüllt ist und keine Platz und keine Zeit mehr ist für Schreibqualität.


... fürher habe ich dafür die Berthold eine halbe Stunde lang mit Silbentrenn- Tabellen- und ... Programm gefüttert. Danach wollte die Entwicklungsmaschine wieder Streicheleinheiten, damit sie mir nicht jeden zweiten Film gefressen hat. Anschließend ist man schick zum Kontaktgerät um dann festzustellen, dass die Vakuukpumpe nicht mehr richtig ansaugt. Der Leuchttisch bettelte nach einer neuen Lampe und ....
Und zu Bleisatzzeiten hat man selbigen mal umgeschmissen und hatte den ganzen Tag Freude oder man rammte sich gleich die Setzerale mit aufgestecker Kippe durch die Hand.
Früher war halt alles besser ;-)


als Antwort auf: [#262355]

Abkürzung z.B. darf man doch nicht groß schreiben, oder??

xpressio
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17. Nov 2006, 14:15
Beitrag # 14 von 17
Beitrag ID: #262408
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hallo Daniel,

Typografie ist eine Kunst, die auf einem *Regelwerk* basiert. Dazu gehört natürlich auch die regelgerechte Anwendung der Orthografie.

Im 16. Jahrhundert musste ein Setzerlehrling Griechisch, Arabisch, Hebräisch und im deutschen Sprachraum natürlich Deutsch beherrschen, *bevor* er überhaupt aufgenommen wurde.

Da die Setzer sich an irgendetwas halten wollten (auch wegen der Rechtssicherheit im Streitfall), haben sie sich für den Duden entschieden (gibt’s etwa vernünftige Alternativen?).

Dass die Setzer immer schon Probleme mit Germanisten u.ä. hatten, zeigt dieser Auszug aus der zehnten Auflage des Duden (1929):

… Bald nachdem die auf Grund der Beschlüsse der »Orthografischen Konferenz« vom Juni 1901 veröffentlichten amtlichen Regelbücher für die neue deutsche Rechtschreibung [diese ist also auch keine Erfindung von heute] erschienen waren, hielten die Vertreter der Buchdruckervereine Deutschlands, Österreichs und der Schweiz [gibt’s da noch welche?] im Juni 1902 in Konstanz ihre regelmäßige Jahresversammlung ab. Bei dieser Gelegenheit sprach man sich einstimmig dafür aus, daß die neue Rechtschreibung für die Buchdrucker große Schwierigkeiten schaffe, indem sie in zahllosen Fällen zwei Schreibungen als gleichberechtigt zur Verfügung stelle …

und weiter

… Das lebhafte Interesse, das der zweiten Auflage des »Buchdrucker-Duden« aus den zunächst in Betracht kommenden fachmännischen Kreisen, d.h. einerseits von den Buchdruckervereinen, anderseits von den Korrektorenvereinen [wo sind die?], bekundet wurde, hatte zu zahlreichen Erweiterungen und einigen Änderungen geführt.

Man hat sich also zusammengesetzt und etwas bewirkt. Die Mitglieder der Rechtschreibreformkommission sind leider schon so abgehoben, dass sie den gesunden Menschenverstand, vor allem aber die Kommunikation mit den Betroffenen stark vernachlässigt haben.

Qualität ist aber auch eine Frage der Kontrolle. Jede Arbeit eines Setzers wurde mehrmals vom Korrektor gelesen, anschließend mindestens einmal vom Autor und vor dem endgültigen Druck vom Revisor.

Heute stellt der Autor den Text als *Wordfile* bei, der wird in vielleicht schon standardisierte Dokumente eingelesen und das Ganze wird gedruckt – ohne jegliche Kontrolle. Weil das will sich heutzutage ja weder von den Kosten noch von der Zeit her jemand leisten.

Und die Setzer verkommen immer mehr von Partnern zu Erfüllungsgehilfen der Autoren, ohne dass sie etwas dagegen tun könnten.

Dazu in Neudeutsch: That’s life!


als Antwort auf: [#262355]

Abkürzung z.B. darf man doch nicht groß schreiben, oder??

Philyra
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21. Nov 2006, 17:54
Beitrag # 15 von 17
Beitrag ID: #263073
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Hallo xpressio,
daß heute unkorrigiert gedruckt würde, stimmt nicht, auch wenn diese Ansicht sehr verbreitet ist. Ich bin selbst Romanautor bei einem sehr großen Publikumsverlag. Es gibt zwischen Autor und Lektor mehrere Lektoratsdurchgänge. Dort werden auch schon Sprach- und Schreibfehler korrigiert und die Orthografie auf Hausschreibung genormt. Da kann es schon zu Diskussionen kommen. Dann geht das Buch in den Satz, und der Lektor und der Autor prüfen alle Fahnen genau. Wenn Autor und Lektor nichts mehr zu beanstanden haben, machen sich drei verschiedene Korrektoren (!!!) separat über die Fahnen her. Danach geht das Buch in Druck. Glaub also nicht, was so erzählt wird. Ich weiß, daß es auch bei anderen Publikumsverlagen so ist.

Mich erstaunt immer wieder, wie viele Fehler der Setzer erst erschafft, obwohl die Word-Datei, die er nur in ID plazieren muß, quasi schon fehlerfrei ist. Was mir der Setzer als ersten Satz anbieten, bringe ich in Indesign in ca. 20 Minuten so hin. Ich muß dann dem Setzer hinschreiben, wo er überall falsch trennt. Durch die völlig unfähig Trennung in ID kommen da pro Seite vier absolut unakzeptable Trennung vor. Ich weiß oft nicht, wie ein Setzer das hinnehmen kann. Man braucht nicht denken, daß er da manuell eingreift. Am ärgerlichsten sind Trennungen wie "wirkli-che". Diese Trennung ist nach jeder Orthographie falsch, weiß zuvorderst morphologisch getrennt wird. Deshalb sitze ich mindestens drei Tage mit dem rotstift an einer 350seitigen Fahne. Das wäre eigentlich die Arbeit des Setzers und nicht des Autors.

Auch bei wissenschaftlichen Verlagen, wo der Autor das Buch heutzutage selbst setzt, gibt es eine Korrektur. Dort kann sie sich mangels Liquidität über zwei jahre hinziehen. Dort muß alledings der Autor mehr tun als bei Publikumsverlagen. Wie es bei großen Zeitungen ist, weiß ich nicht, aber die haben ja nur Stunden. Bei Romanen dauert das Lektorieren und korrigieren einige Wochen.


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Daß Setzer früher so viele antike Sprachen beherrschten, möchte ich mal bezweifeln. Bei den textkritischen Editionen müssen die Editoren (also Wissenschaftler) sehr intensiv am Satz teilnehmen. Eine Aristotelesausgabe mit fehlerfreien Akzenten zu setzen, kann kein Setzer allein schaffen. Das ist völlig undenkbar. In der Altphilologie sagt man ja auch, daß die Leute früher mehr draufhatten. Wenn man sich alte Schulbücher und Editionen mal genau ansieht, sieht man eigentlich gleich, daß es früher keinen Deut besser war als heute.

Grüße,
Daniel


als Antwort auf: [#262408]
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